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Sonnabend, 6. August 1804. Beilage zu Nr. 92. entgegengesetzter Art bewegt, betrachtete 8e die dritte Person mit einem Ausdruck, weicher sich schnell aus Keller Ueber- raschung in Eicktäuschung und stumme Wut veränderte. Zuletzt, unfähig, cs langer zu ertragen, sprang er vor und flüsterte dein Weibe ins Ohr: „Was macht Ihr! Seid Ihr von Sinnen. Wozu sind wir denn hier, wozu hcrübergekommen? Fangt an zu arbeiten, Närrin, oder —" „Die Arbeit, mich für Euch beide auszuziehen*, rief Ned Nhan, indem er die Fran wieder von sich abschüttelte. „Beim Himmel, Ihr sollt mich von Stein finden." - * Elisabeth Nvan sah ihren Verbündeten an und winkte ihu mit einer befehlenden Bewegung von sich ab. „Nein, Jean Pound", sagte fle mit klarer und ehrlicher Stimme, „es ist Zeit, die Wahrheit zu sagen. Deshalb kam ich nicht nach England. O, Ned, Ned! Merkst Du denn nicht, das; ich den Mann als Werkzeug gebraucht habe, um zu Dir zu kommen? O, Ned, mein Gatte, hast Du kein Wort des Willkommens für mich?" . Sie umschlang ihn mit flehender Bitte in ihrem blassen Gesicht und ihrer gebeugten, kraftlosen Gestalt, und Pound sah sprachlos zu. So war er von dieser glattzüngigen, sanft auescheadcn Bettlerin zum Narren gemacht und alle seine Pläne, Entwürfe und sein hungriges Sehnen fällten durch eine solche Verrätern zu Staub werden. So war er also nur gebraucht worden, nm bei Seite geworfen zu werden. Ein glühender Wunsch ergriff ihn, sein Messer in dieses WeibeS Herz zu stoffen und alles zu enden. Aber Ned Ryan schob sein Weib zum dritten Mal sauft, aber fest von sich. < „Geh', Liz", sagte er ziemlich kalt, aber ohne Schärfe, „gieb dies auf. Das war schon lauge zwischen uns zu Ende. Du willst Geld haben, neune eine Summe; obgleich ich selbst nicht viel habe, will ich Dir geben, was ich entbehren kann. Denn ich schwöre cs Dir, ich rettete nur mein Leben und wenig sonst. Aber mit Gefühlen komme mir nicht; das ist Unsinn, und Ku weißt das sehr wohl," (Forts, folzt^ vermißt, seine Leiche ist aber erst am Sonntag an die Fundstelle gebracht worden. Von den Tätern fehlt jede 50jährige Ehefrau Schnabel dann sich selbst. Das Motiv Strafe wegen eines kleinen tobsüchtig geworden ist Berliner Familie. Sie mußte TLirrze Chronik. Ein Vatermord ist jenseits der sächsischen Grenze in dem Dörfchen Kunau bei Kupferberg i. B. verübt worden. Der dort wohnhafte Maurer Dotzauer batte sich in letzter Zeit derart dem Trunk ergeben, daß er oft wochenlang nicht recht nüchtern wurde und irr diesem Zu- stände spektakelte und auch seine Angehörigen mißhandelte. Der 20jährige Sohn erschlug den Betrunkenen auf dem Abort mit einer Hacke, worauf er sich dem Gericht stellte. Halle a. S., 3. Aug. Der Arbeitsbursche Emil Breitschuh aus Aschersleben wurde in einem Steinbruche bei Quenstedt tot aufgefunden. Durch die gerichtsärztliche Obdukion der Leiche wurde festgestellt, daß Breitschuh er- mordet worden ist. Der Bursche wurde seit 7 Tagen l i" ..... — — > Erbgerichtsbesitzer Hunger in Dittersbach gehörigen Weizenf^lde, auf welchem das Getreide bereits in Puppen stand, ein Brand, welcher die ganze Ernte dieses nach Obermühlbach zu gelegenen Ackers vernichtete. Seit acht Tagen ist aus Sebnitz der verheiratete Schlosser Schiffer verschwunden. Hohenstein-Ernstthal, 2. Aug. Noch ist die Ein. wohnerschaft von Langenberg in Aufregung über den Mordversuch, welchen der Strumpfwirker Richter an seinem Großvater unernahm, da durcheilte eine neue Schreckens botschaft das sonst so stille, friedliche Dörfchen. Der 1895 geborene Fabrikspuler Otto Voigt, ein geachteter, arbeit samer, ruhiger, in zweiter Ehe lebende Manu, warf gestern abend seiner Frau eine Schlinge um den Hals, um sie zu erwürgen. Der überfallenen Frau gelang es jedoch, die Hand zwischen die Schlinge und Hals zu bringen und so die Tat zu vereiteln. Die Frau, welche hilferufend die Flucht ergriff, warf der wütende Ehemann mit aller Wucht die Treppe hinunter, so daß sie bewußt los liegen blieb. Der Täter jedoch ergriff die Flucht durch die Hintertür des Hauses und suchte seinen Weg nach Meinsdorf, wo er im Teiche des Gutsbesitzers Voigt ertränkt aufgefunden wurde. Außerdem zeigt sich au der linken Kopfseite eine Schußwunde. Schon seit längerem hat sich Voigt in den Besitz eines Revolvers gesetzt; somit muß er seine Tat schon länger vorbereitet haben. Ueber den Grund sind verschiedene Gerüchte im Umlauf. Voigt soll mit seiner Frau oft in Unfrieden gelebt haben. Die Frau befindet sich auf dem Wege der Besserung. Treuen, 2. Aug. Beim Spielen mit einer Scheere fiel gestern nachmittag der 11 jährige Schulknabe Schneider in Schreiersgrün und durchstach sich den rechten Lungen flügel. Der Knabe war sofort tot. Ein großes Unglück hätte sich leicht bei den Spreng arbeiten an der Syrabrücke bei Plauen i. V. ereignen können. Der zweite der abgegebenen Spreugschüsse ging statt in die Tiefe in die entgegengesetzte Richtung und schleuderte eine Menge von Mörtel uud kleinen Steinen in die Höhe. Es war gerade um die Mittagszeit, wo der Verkehr ein außerordentlich reger ist. Trotzdem ein wahrer Steinhagel niederging und die Steine bis zum Tunnel-Restaurant hinübergeschleudert wurden, ist doch glücklicherweise niemand verletzt worden. Der Schreck, der sich der Augenzeugen des Vorfalles bemächtigt hatte, war nicht gering. nach der Charstee überführt werden. Tramway-Unglück. In der Nähe von Kap Martin bei Nizza entgleisten an einer abschüssigen Stelle zwei voll besetzte Tramwaywagen. Drei Passagiere sind tot, zahlreiche wurden mehr oder minder schwer verletzt. Familientragodie. In Herpen (Rheinprovinz) vergiftete die Frau eines dortigen Einwohners infolge Familienzwistes ihre beiden Kinder und sich selbst durch Lysol. Die Frau und das jüngste Kind starben unter gräßlichen Schmerzen, das älteste ringt mit dem Tode. Von der Erde verschlungen. Aus Groß-Kanzsa in Ungarn wird gemeldet: Das unmittelbar am Theiß- fluffe liegende Ackerfeld eines Landmannes sank samt der Ernte unter großem Getöse fünf Meter in die Tiefe. Den benachbarten Feldern droht dieselbe Gefahr. Die Senkung erfolgte bei Tagesgrauen und forderte daher kein Menschenopfer. Tötlicher Absturz vom Dache. In der Halber» staoier Straße zu Magdeburg machten auf dem Dache eines Hauses junge Leute ausgelassene Springübungen, wobei einer namens Berthold fehltrat und vier Stockwerke tief herabstürzte. Er war sofort tot. Todesfälle durch Blitzschlag werden aus ver schiedenen Gegenden geweidet. In Diebach bei Hanau wurde der Landwirt Roth während er auf den Sofa saß, vom Blitz getötet. — Bei einem starken Gewitter, daß sich gestern in der Ostschwciz entlud, wurde auf offenem Felde eine Frau samt ihrem elfjährigen Knaben und ihrer vierzehnjährigen Tochter vom Blitze erschlagen. — In Schö iwitz bei Oppeln in Schlesien wurde ein acht zehnjähriges Mädchen, in Puichine ein zehnjähriger Knabe vom Blitz tödlich getroffen. Im ganzen sind in Schlesien in den letzten 14 Tagen 22 Personen vom Blitz erschlagen worden, während die Zahl der im Monat Juli beim Baden Ertrunkenen gar 37 beträgt. Verheerender Hagelschlag in Südböhmen. Ueber der Moldauteiner Gegend entlud sich am Sonntag ein Gewitter, das mit heftigem Hagelfchlägen verbunden war. Stellenweise lagerten die Schloßen beinahe V4 Meter hoch, sodaß die Saaten, soweit sie nicht schon durch die Dürre gelitten hatten, vollständig vernichtet wurden. Auch die Bezirke Temelin, Frauenberg, Wodnian wurden durch Hagel schwer beschädigt. - Aus Asch berichtet ein Tele- gramm vom 2. ds.: Heute Mittag verursachte in der hiesigen Gegend ein furchtbares Hagelwetter sehr großen Schaden. Stratzenbahnunglück. In Berlin stießen in der Prenzlauer Straße zwei Züge der Straßenbahnen zusam men, wobei 17 Personen leicht verletzt wurden. Treuenbrietzen, 3. Aug. Ein gewaltiger Brand äscherte hier neun Gehöfte ein und machte 20 Familien obdachlos. Das Feuer war in einer Scheune des Acker, Spur. Greiz, 3 Aug. Die tötete ihr Pflegekind und der Tat ist Furcht vor Diebstahls. Infolge der Hitze die 20 jährige Tochter einer Aus Sachsen» Wilsdruff, 5. August 1904. Wassermangel herrscht in Tharandt. Nach einer Be kanntmachung des dortigen Bürgermeisters bleibt die städtische Wasserleitung jeden Nachmittag von 3 Uhr an bis zum anderen Morgen früh 6 Uhr geschlossen, sodaß sich die Einwohner vor dieser Zeit mit Wasser versehen müssen. Diese Maßnahme beschloß mau, um die hoher gelegenen Grundstücke vor gänzlichem Wassermangel zu schützen und der gesamten Einwohnerschaft wenigstens ein einwandfreies Genußwasser zu sichern. Für Oberdöhlen macht sichs notwendig, daß das Wasser der Wasserleitung nachmittags für den niederen Ortsieil und Neudöhlen abgestellt wird, damit genügend Druck und Wasser nach Oberdöhlen zu erreicht wird. Eine praktische Neuerung ist vor einiger Zeit in Meisten an den Obstpflanzungen der Nossener Straße eingeführl worden. Die Straße ist mit einigen Unter brechungen von der Korbitzer Schmiede bis nach Görna mit verschiedenen edlen Aepfelsoiten bepflanzt, und zwar derart, daß jede Sorte eine bestimmte Strecke einnimmt. Am Anfang und Ende jeder Abteilung sind nun Schilder mit dem Namen der betreffenden Sorte angebracht, so daß man sich leichter orientieren kann. Einen „Sängerkrieg"führenschonfeitlangemdie„Win- ter-Tymian-Truppe" und die Singspielgesellschaft „Viktoria- Sänger"in Dresden, die früher gemeinsam auftraten. Nach heftigen Zettungsfeyden auf der „Eselswiese" kam es zu gerichtlichen Klagen, die mit einem Vergleich endeten. Es schwebt nur noch ein Streit darüber, welcher von den Führern der beiden Truppen das Eigentumsrecht an einigen Liedern und Kompositionen für sich in Anspruch nehmer darf. Ein Eisenbahnkuriosum seltener Art besteht bei der Linie Dippoldiswalde-Dresden. Die Kosten einer Rückfahrkarte 2. Klasse Dippoldiswalde-Dresden betragen 2.30 Mk.; man kann den Betrag um 10 Pfg. vermindern, wenn man ein Billet Dippoldiswalde-Hainsberg und eines Hainsberg-Dresden löst, um 15 Pfg. vermindern, wenn man ein Billet Dippoldiswalde-Malter und eins Malter-Dresden löst. Diesbar a. E., 3. August. Ein großer Wald brand hat am Montag in den sogenannten Steintgtbergen unterhalb der Karpfenschänke stattgefunden. Aus noch unerklärter Ursache entstand auf einem dem Z>reisr8tsell'ös«ng. Tipps. Es gingen 4ü Lösungen ein, 4 davon waren falsch (2 Stück „Nassau", je 1 „SpreewaW" und „Sachsenland."), und zwar aus Wil-drujs 27, Blankenstein 3, Klipphausen 2, Herzogswalde, Kaufbach, Grumbach, Tanneberg, Helbigsdorf, Mohorn, Rotschönberg, Roitzsch, Gauernitz, Bnrkhardtsmalde, Lauenstein, Rauxel und Huhndorf je U Gezogen wurde die Lösung mit der Unterschrift: AlbertSpringsklee, Wilsdruff, Wielandstraße. Ge winn: Die Erde und ihre Bewohner. Populäre Schilderung aller Länder und Völker der Erde unter be sonderer Berücksichtigung der neuesten Entdeckungsreisen. Herausgegeben von Gustav A. Ritter. Mit vielen schwarzen und farbigen Original - Illustrationen. Der Australier. Nomau von E. W. Hornung. SV) (Nachdruck verboten.) So wartete ich einen Tag nach dem andern und paßte auf nnd hungerte. Denkt Ihr, daß sich das alles mit einer Kleinigkeit bezahlen läßt? Als Ihr gestern wieder anfianchtct, hätte ich nm mein Leben Euch nicht wieder aus dem Gesicht verloren." „Ich wurde Euch zu jeder Zeit erkannt haben. Warum stecktet Ihr Euch in das lächerliche Kostüm?" „Ich hatte nichts anderes. Außerdem hörte ich die Leute flüstern, daß ich ein Detektiv sei, das machte mich sicherer." „Ihr folgtet mir gestern abend hier herunter. Warum thatct Ihr denn nichts bis jetzt?" Der Angeredete zögerte und ,ah wieder schnell rings in das Dunkel. „Warmn wartet wiederholte Miles ungeduldig. Ein böse-.'Zacheln breitete sich über Jean Pounds Gesicht. Er schien mit seiner Antwort absichtlich zu zögern, als wenn er sich ungern von ocr ^uclle geheimer Befriedigung trenne. Miles bemerkte es und fühlte sich zum ersten Mal an dem Abend machtlos, die AuLdehnung der Gefahr zu ermessen. Bis jetzt hatte er sich geschmeichelt, daß Ponno keine Gewalt über ihn besitze, aber jetzt argwöhnte, nein, fühlte er fast eine andere und stärkere Maäst- „Antwortct, Mann", ries er mit kaum bemerkbarem Zittern in feiner Stimme. . „Warum wartet ^hr? "Ich aiug zurück" sagte Pound langsam, indem seine Land in feinen Rock 'schlüpfte und das Lcft seines Messers trgrffß „mu den Erfolg zu melden." „Wem?" „Eurer Frau." „Was?" „Eurer Frau." „Ihr lugt', sagte Miles mit gezwungenem Lachen, «Sie tvar nie m England? „Sie kommt nicht, wirklich nicht? Eigentlich müßtet Ihr es am besten wissen, aber wenn Ihr mich fragtet, wurde ich Euch sagen, daß sie in diesem Augenblick wahrscheinlich nicht hundert Meilen von Ench entfernt ist." „Wiederholt die Lüge noch einmal", rief Miles, indem seine tiefe Stimme jetzt deutlich vor Leidenschaft und Schreck bebte, „und ich schlage Euch nieder, wo Ihr steht. Sie ist in Australien, nnd Ihr wifft es." „Ihr Narr, sie ist hier." Miles machte einen Schritt vor. als wenn er seine Drohung ausführen wolle, aber plötzlich hörte er ein Na'chcln an seiner Seite nnd fühlte eine leichte Hand auf seinem Arm. Er fuhr zusammen und sah sich nm. Da, ganz nabe bei ihm, beinahe nur mit Lumpen bekleidet uud doch dunkel und schön wie die Sommernacht, stand das Weib, welches er vor Jahren zu dem scinigcn gemacht hätte. Eiue leise, von Thräuen erstickte Stimme flüsterte immer wieder seinen Namen: „Ned, Ned!" Er antwortete nicht, sondern starrte sie unbeweglich an. Sie drückte seinen Arm mit einer Hand nnd legte die andere liebkosend auf seine Brust, uud als sie dort stand, in sein ernstes, kaltes Gesicht sehend, war cS ihm, als ob diese Hand schwer wie Blei auf ihm ruhe, bis er plötzlich die Frau wild von sich abschüttelte. Durch einen Zufall hatte die Berührung des einen Weibes das Bild eines anderen heraufbcschworcn; er sah zwei jetzt vor sich, zwei so verschieden in ihrem Eindruck wie die Blume und das Unkraut, so getrennt wie die Engel des Nichts uud der Finsternis. Aber dieses arme Weib, sein Weib, näherte sich ihm doch wieder, ihre Abweisung vergessend, da er in der nächsten Minute ruhig war, und ihre Lippen preßten sich so demütig auf seine Hand, daß er es still ertrug. Mit ge brochener Stimme wiederholte sie: „Ich habe ihn gesunden'. Gott sei Dank, endlich!" Während Mann und Weib schweigend nebeneinander standen, die eine von Liebe, der andere von Gefühlen ganz