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Sehr vorsichtig muß zu Werle gegangen werden, wenn bei kleinen Ferkeln die Notwendigkeit des Ersatzes der Muttermilch vorliegt, da keine andre Milchart eine ähnliche Zusammensetzung wie die Schweinemilch hat. Die Kuh milch, welche noch am häufigsten zum Ersatz herangezogen wird, hat etwa einen doppelt so hohen Zuckergehalt als die Schweinemilch, während sie im Gehalt an Eiweiß, an Fett und Mineralsubstanzen weit hinter der Schwei nemilch zurücksteht. Wird Kuhmilch zum Ersatz der Schwei nemilch herangezogen, so entstehen sehr leicht Verdauungs störungen Vielfach wurde als Ersatz der Muttermilch bei Ferkeln das von Professor Backhaus hergestellte Fer kelmehl empfohlen. Im Tairberrfchlag zur Sommerzeit. Hat der Taudenzüchter seine L-eblinge am Brutge- fchäst, haben fast sämmtliche Paare Eier oder Junge, so ist es ihm, wie Herr Reallehrer A. Klövekorn zu Straß burg i. E. in der Schweizer „Tierwelt" schildert, ein Ge nuß, die freien Stunden, welche sein Beruf ihm läßt, bei seinen Schützlinge zu verweilen, ihrem Tun und Treiben zuzusehen und an ihrem Liebes- und Familienleben sich zu erfreuen. Da der Schlag gereinigt und neu herge richtet wurden ist, die Tauben so verpaart sind, wie der Züchter es gewollt und jedes Pärchen seine Wohnung an gewiesen erhalten hat, so glaubt mancher Züchter, jetzt brauche er bi« zum Herbst sich um nichts mehr zu kümmern, als höchstens zu füttern, wenn die Tauben keinen freien Ausflug haben. Wer dieser Ansicht huldigt und darnach handelt, der wird an seinen Tieren wenig Freude erleben und mit der Nachzucht weder an Zahl noch an Qualität zufrieden sein. Dann geht gewöhnlich das Räsonieren los über die schlechten Tauben, über den Züchter, von dem die neueingestellten Paare bezogen sind, über das Wetter, was an dem Mißerfolg Schuld sein soll usw. Daß aber in den meisten Fällen der Züchter selbst die Ursache seines geringen Erfolges ist, das kommt den guten Leuten selten in den Sinn. Dem wahren und wirklichen Züchter passieren solche Sachen sehr selten und warum nicht? Ihm ist kein Gang in den Taubenschlag zu viel; im Gegenteil, er verbringt seine meiste freie Zeit oben bei seinen Lieblingen. Er kennt sie alle und sie kennen ihn; er weiß, wo jedes Paar sein Plätzchen hat, er sieht und beobachtet alles, was im Taubenschlage vorgeht; er besitzt Ueberlegung, Nachdenken und Erfahrung genug, um die Bedürfnisse seiner Tauben zu verstehen und in seinen Tieren dasjenige Maaß von Wohlbefinden zu ver schaffen, welches zur erfolgreichen Zucht unerläßlich ist. Wer es möglich machen kann, der sorge deshalb zu allererst dafür, daß neben Licht und Luft seinen Tieren die nötige Ruhe gewährt werde. Flugtauben, wie Tümmler, Brieftauben, lieben einen hohen Schlag mit weiter Fern sicht, schwere und schwerfällige Tauben dagegen sind dem Erdboden näher gut untergebracht. Daß Tauben bei freiem Flug besser gedeihen und eher gesund bleiben als solche, welche das ganze Jahr über eingesperrt sind, ver steht sich gleichfalls von selbst. Uebervölkerung des Schlages ist zu vermeiden, denn jedes Paar will für sich eine un gestörte Ecke. Mit der Friedensliebe der Taube sieht'» nämlich meist nicht besser aus, als mit der der Menschen. Ueberzählige Täuber oder Täubinnen sind nicht zu dulden, die Gründe dafür liegen auf der Hand. Ferner ist dafür Sorge zu tragen, daß weder Katzen noch Iltisse, Marder, Ratten, Eulen u. dgl. in den Schlag eindringen können, daher schließe man jeden Abend sorgfältig den Ausflug. Oft genügt eine Beunruhigung durch Mäuse usw., um die Tauben zu veranlassen, daß sie nicht weiter brüten oder die Jungen vernachlässigens. Der wahre Züchter überläßt die Pflege seiner Tauben niemals oder doch nur in den allerdringendsten Fällen andern. Jeden Morgen, ehe er an sein Geschäft geht, steigt er zu seinen Pfleglingen empor, bringt ihnen Futter, übÄeht scharfen Auges seinen Bestand, ob sich nicht- Verdächtiges, Unruhe, Maudrigkeit, kränkliches, schläfriges Wesen usw. zeigt, und revidirt dann sämmtliche Nester. Wie oft kommt es nicht vor, daß Eier aus dem Nest ge worfen werden oder beschmutzt sind, daß Junge herabfallen und «starren, weil sie von den Alten nicht mehr gewärmt werden können u. dgl. An derartige unerläßliche Revisionen gewöhnen sich die Tiere rasch, vorausgesetzt, daß man ruhig und sachlich zu Werke geht. Krank erscheinende Tauben müssen mit kurzem, raschem Griffe gefangen werden und einer genauen Untersuchung unterzogen werden. Sobald sich daß das Tier mit einer ansteckenden Krankheit, z. B. Diphteritis, behaftet ist, wird es aus dem Schlage entfernt und sachgemäß behandelt. Recept: Osnaxsisr 2,0 ßr., Dino. Estin. 20.0 gr., Dst^mol 0,2 er-, ässtM. 100,0 xr., täglich zwei Mal einzu- pmseln. Wenn möglich, desinficirt man den ganzen Schlag, m °bor den Brutraum der betreffenden Taube. Auf Reinlichkeit im Schlage hat der Züchter sein ganz besonderes Augenmerk zu richten, denn in unsauberen Schlägen gedeihen nicht nur die Krankheiten, sondern auch das Ungeziefer. Der Boden de» Schlage» soll daher ost gereinigt und dick mit Sand, dem man etwa» Holzasche beimischt, bestreut sein. Der Taubenmist läßt sich am besten mit einem engen eisernen Rechen zusammenzirhen und man sammelt ihn dann in Säcken oder Fässern zwecks Verkauf, denn Taubenmist ist ein von den Weißgerbern sehr begehrt und gut bezahlter Artikel. Die Mauern und das Holzwerk des Schlages sollen mit Kalkmilch ausge strichen sein. In den Ritzen des Holzwerkes sammeln sich gern die roten Vogelmilben, ein sehr lästiges Ungeziefer, auf dessen Vertilgung man unausgesetzt Bedacht haben muß. Es empfiehlt sich, alles Holzwelk beweglich anzu bringen, damit man es ab und zu herausnehmen und mit kochendem Wasser abbrühen kann. Ebenso sind alle ge brauchten Nester abzubrühen. Daß jedes Paar einen be sonderen Brüteraum mit zwei Nester für sich haben muß, sei nur nebenbei erwähnt. Derselbe sei aber so einge richtet, daß die Jungen nicht heraurfallen können. Um Zank und Streit auch auf den Sitzstangen zu vermeiden, bringe man in Abständen von 20 bis 25 Ctm. aufstehende ca. 15 Ctm. hohe Zapfen an. An jedes Nest schreibt man das Datum des Geleges, damit man weiß, wann die Jungen auskommen müssen. Nichtbefruchtete Eier lassen sich ja nach 8tägiger Bebrütung leicht als solche erkennen. Auf diesen braucht man die Tauben nicht noch weitere 8 Tage fitzen zu lassen. Einem Paare, welches öfter unbefruchtete Eier legt, gebe man ein gutes Gelege eines anderen Paares, damit es eine Brut regelrecht auf zieht, oft wird es dadurch zu einer erfolgreichen Brut ge bracht. Bei ganz kurzschnäbeligen Tauben, wie Mövchen und einigen Tümmlern finden wir oft, daß sie ihre ei genen Jungen schwer oder gar nicht aufziehen, weil die Schnäbel beim Füttern nicht ineinandergreifen können. Diesen giebt man Eier, die von langschnäbeligen und um gekehrt giebt man die Eier der kurzschnäbeligen den Lang schnäbeln, wie Brieftauben, Gimpeln usw.; die Aufzucht wird dann meistens tadellos von Statten gehen. Das Rupfen der Gänse wird gewöhnlich zwei- auch dreimal im Jahre vorgenommen. Die jungen Gänse werden, sobald sich die Flügel schließen, und die Feder beim Herausziehen trocken ist, d. h. wenn dieselbe keine Blutstropfen mehr zeigt, zum ersten Male gerupft, wobei man aber schonend verfahren muß. Man nehme das erste Mal nur seitwärts unter der Brust und unten am Bauche die Federn. Die Seiten- oder Schwung federn über den Schenkeln, auf welchen die Flügel ruhen, müssen stehen bleiben, sonst schleppen die Gänse die Flügel. Vor dem Rupfen sind die Tiere in reinem, lauwarmem Wasser zü baden und nach dem Rupfen eine Zeitlang warm zu halten, sowie recht kräftig zu füttern. Die ersten Federn sind sehr klein, bedeutend besser sind sie das zweite Mal, wobei die Gans 125 Gramm Federn giebt, und man ihr auch etwas Flaum nehmen kann. Im September geschieht das zweite Rupfen. Alte Gänse werden sogar meist drei mal gerupft. Vor Eintritt der Kälte müssen sie aber vollständig befiedert sein, sonst gefährdet man die nächste Nachzucht. Nach Anfang Oktober und vor Ausgang April darf daher unter keinen Umständen gerupft werden. Die Uöget im Karrer verlangen im Sommer eine größere Berücksichtigung, erstens schon öfteren Wechsel des Wassers im Trinknäpfchen, zweitens durch Gewährung eines größeren Badenäpfchens, da auch bei ihnen das Baden Bedürfnis ist. Viele Vögel wählen im Freien ihren Aufenthalt nur in der Nähe von Wasser und baden sich reichlich, wodurch diese Tierchen, allein vom Instinkt getrieben, den Menschen ein gar nachahmens wertes Beispiel geben. In der Freiheit sucht der Vogel im Schatten Schutz gegen die brennenden Sonnenstrahlen, wo immerhin noch ein Luftzug erfrischt; wieviel mehr braucht diesen Schutz der Gefangene in der dumpfen Stubenluft, und dennoch sieht man oft das Bauer des Kanarienvogels an dem gewöhnlichen Plätzchen am Fenster, und der Gewöhnung wegen achtet man nicht darauf, wenn ihn die Sonnenstrahlen treffen. Kein Wunder, daß dann dieser sonst so fleißige Sänger den Kopf hängt! Er ist ja gefangen und muß sich ganz auf die Berücksichtigung seiner Herren verlassen. Der Kampf gegen de« Apfelwickler. Von Karl Hinzr. Gegen die als „Wurm" oder „Obstmade" bekannte Raupe des Apfelwicklers (Oarxooaxou povoova) wird vom größten Teile der Obstbautreibenden leider nur wenig oder gar nichts getan. Diese Tatsache ist um so bedauerlicher, al» sich dieser kleine Nachtschmetterling infolgedessen unge stört vermehren und weiter ausbreiten und so oft die Obst ernten mancher Gegenden unter Umständen auf die Hälfte, zuweilen auch noch mehr reduzieren kann. Es liegt dieses daran, vaß der Schädling gewöhnlich erst dann wahrge nommen und beachtet wird, wenn die Früchte zu fallen beginnen und bei näherer Besichtigung der letzteren sich die unliebsame Einquartierung verrät. In diesem Falle ist e» notwendig, die fallenden Früchte immer sobald al- möglich aufzulesen und zu verbrauchen, wobei die aus kriechenden Raupen getötet «erden müssen. Der Apfelwickler (Obstmotte) gehört zur Familie der Wickler. Mit ausgespannten Flügeln mißt er etwa SS mur. Die Borderflügel find braun oder grau, mit mehreren verschwommenen Querstreifeu versehen und zeigen am äußeren Rande einen rostroten Augenpunkt, der von einem dunkelen Fleck umgeben ist. Die im Juni fertig entwickelte Motte legt ihre Eier in der Nähe der Früchte auf Blätter, sowie auf die Früchte selbst. Nach ungefähr acht Tagen schlüpfen die Räupchen aus und bohren sich in das Fleisch der Früchte ein, um davon zu leben Die Farbe der Räupchen ist weißlich oder fle.schrosa. Ost genügt der Raupe eine Frucht zur völligen Entwickelung, zuweilen verläßt sie aber auch die erste, um sich zum zweiten Male in eine andre Frucht einzubohren. Die Ausgangsstelle ist durch ein kleines Kothäufchen zu erkennen. Nach 14 bis 20 Tagen ist die Raupe ausgewachsen und verläßt nun die Frucht an einem Faden, um sich am Stamme oder in dessen Nähe an einem geschützten Orte einzuspinnen. In diesem Gespinst verpuppt sich die Raupe und überwintert in solchem Zustande, oder die Verpuppung geht erst im nächsten Jahre vor sich. Da die Räupchen nicht nur vom Fleische der Frucht leben, sondern auch die Kerne ver zehren, so fallen die Früchte infolgedessen in notreifem Zustande und halb ausgewachsen bald zu Boden, was bei starkem Befall der Bäume eine erhebliche Minderung der Ernte verursacht. Die Mittel zu seiner Bekämpfung bestehen im Fangen der Motten, im Zerstören der Eier und jungen Räupchen an und in den kleinen Früchten, sowie im Sammeln und Vertilgen der abgefallenen Früchte und endlich im Fangen der Raupen mittels Fanggürteln und im Töten der unter diesen verborgenen Raupen und Puppen. Ferner sei noch auf das Abkratzen und Kalken der mit alter Borke be wachsenen Obstbäume im Herbste hingewiefen. Zum Fangen der zur Eierablage umherfliegenden Weibchen des Apfelwicklers bedient man sich weithalsiger Gefäße oder extra hierfür hergestellter billiger Fanggläser, die, mit einer süßen Flüssikeit gefüllt, in die Zweige der zu schützenden Bäume gehängt werden. Die Gläser werden von Anfang Juni an bis Ende Juli aufgehängt. Die Zahl der Fanggläser muß sich nach der Anzahl und Größe der zu schützenden Bäume richten. Bei Hochstämmen darf später nicht versäumt werden, alle abgesallenen Früchte tunlichst bald aufzulesen und auf eine Weise zu verwenden, welche die in denselben sitzenden Räupchen sicher vernichtet. Sobald aber die Früchte längere Zeit über liegen bleiben, werden sie von den Raupen ver lassen, die sich dann entweder hinter der Rinde oder an sonstigen geschützten Orten einspinnen oder, falls sie noch nicht ausgewachsen sind, aufs neue eine zweite Frucht an bohren, um in dieser das alte Schlemmerleben fortzusetzen. Den Umstand, daß die Räupchen zum Zwecke der Ver puppung geschützte Stellen hinter der Rinde des Stammes aufsuchen, machen wir uns zu nutze und legen um die Stämme sog. Fanggürtel. Diese sind fertig käuflich, können aber ebenso gut selbst hergestellt werden. Zu dem Zwecke faltet man altes Papier oder Zeitungen drei- oder vier mal zusammen, umlegt die betreffende Stelle des Stammes ganz dünn mit Holzwolle, legt die etwa 15 bi» 20 oua breit gefaltete Zeitung darum und bindet sie oben mit einem kräftigen Bindfaden fest um den Stamm. Auf diese Weise erhält man einen bequemen Unterschlupf für die Raupen, welche das so geschaffene Versteck gern auf suchen und sich darin einspinnen. Das Umlegen der Fang gürtel soll möglichst zeitig geschehen. Wo die Bäume noch mit Pfählen verbunden sind, sollten auch diese mit Gürteln versehen werden, da die jungen Bäume mit glatter Rinde nicht so gern von den Raupen zur Ueberwinterung benutzt werden. An niedrigen Kordons oder an Spalieren empfiehlt sich noch das Ueberhängen von dicken Lappen, die ebenfalls gern aufgesucht werden und eine leichte Vertilgung gestatten. Im Spätherbst und Winter können die Gürtel abge nommen und die eingesponnenen Raupen und Puppen vertilgt werden, sofern solches nicht schon von den überaus eifrigen Meisen geschehen ist. Neben den Apfelwicklern stellt sich jedoch auch eine ganze Menge anderer Insekten ein, teils nützliche und teils schädliche. Um den „Maden" die Unterschlupfgelegenheit nach Möglichkeit zu vermindern, ist es notwendig, daß die Bänme im Herbste mit scharfer Stahldrahtbürste und Baumscharre von anhaftenden Moosen, Flechten und loser Borke gereinigt und danach mit Kalk milch gestrichen werden. Vorstehende Ausführungen, die wir der Zeitschrift: „Der Lehrmeister im Garten und Kleintierhof" auszugs weise entnehmen, bieten für alle Obstbaumzüchter ein be sonderes Interesse, umsomehr, da auch wir die häufige Beobachtung machen konnten, daß die Bekämpfung des Apfelwicklers fast überall zu spät, meistens auch gar nicht vorgenommen wird. Wer sich für die Abhandlung be sonders interessiert, der lasse sich die Nr. 40 des Lehr meisters direkt vom Verlag, Hachmeister L Thal in Leipzig, gratis und franko kommen. Das Dültgen der Gdstda«me geschieht von Mitte Juli an bis Ende August. In dieser Zeit werden nämlich die Tragknospen für das nächste Jahr gebildet. Je nachdem der Baum reich an Nahrung ist oder diese ihm spärlich zufließt, werden die Tragknospen der Zahl und der inneren Vollkommenheit nach verschieden sich bilden. Ist ein Baum noch dazu in der Zeit, in welcher sich die Tragknospen bilden, reichlich mit wachsenden Früchten beladen, so kann er ohne Nahrungszufuhr und bei Trockenheit ohne Wasserzufuhr nicht zugleich sein»