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j)reisr8tsel. Das Erste schlägt Und das Zweite schlägt. Das Erste wird ost erregt und bewegt Und wer van dem Ganzen wird ereilt, Nicht länger aus dieser Erde weilt. Für die richtige Lösung des Preisrätsels setzen wir eine Bücher-Prämie uns, und zwar wird unter den jenigen richtigen Lösungen gelost, die bis Mittwoch mittag in der „Redaktion des Wilsdruffer Amts- und Wochen blattes" mit der Aufschrift: „Preisrätiellösung" einge gangen sind. Um Unzuträglichkeiten bei der Auswahl der Gewinne zu vermeiden, muß die Lösung außer dem Namen und Wohnort auch die Altersangabe des Ein senders enthalten. Ium 7. Sonntag n. Srinittttis. Jvh. 6, 48. Ich bin das Brat des Lebens. „Ich bin das Brot des Lebens" sagt der Heiland Jesus Christus. Denn er allein ist der einzige und rechte Helfer in aller Not, die uns Menschen treffen kann. Das Evangelium des heutigen 7. Sonntages nach Trinitatis fft dafür ein Beweis. Viertausend Menschen, die ihm nachgefolgt waren in die Wüste, hat er in wunderbarer Weise genährt und gesättigt mit sieben Broten und wenigen Fischlein. Voll Erbarmen hatte er sich der Hungernden angenommen und ihnen das Brot gegeben, das sie zum Leben brauchten. So aber wie dort, heilt auch heute noch der Heiland die irdischen Nöte, ist er auch heute noch die allein wirksame Hilfe. Unsere Zeit freilich sucht dieselbe gern anderwärts und pocht auf eigene Kraft und Stärke. Denn wie einst die Kinder Israel geht sie ihre eigenen Wege und reißt sich mutwillig los von ihrem festen Grunde, Jesum Christum, den eingeborenen Sohn des himmlischen Vaters. Das aber wird ihr nicht zum Segen, sondern zum Verderben. Es heißt auch hier „Wo der Herr nicht das Haus bauet, da arbeiten umsonst die daran bauen." Wer auf die Zeichen der Zeil zu achten versteht, mehr als ein Er eignis der jüngeren und jüngsten Vergangenheit reden dafür eine laute Sprache. Es gibt eben keinen besseren, keinen anderen Helfer in irdischen Nöten, keine andere Kraft und keine andere Stärkung unseres leiblichen Lebens außer dem Einen, der von sich sagen kann: „Ich bin das Brot des Lebens." Doch es ließe unser Schriftwort nur unvollkommen verstehen, wenn wir es so auffaffen wollten, als sei der Heiland nur das Brot unseres menschlichen, leiblichen Lebens. Nein, der Heiland sagt es in noch viel höherem Sinne. Er ist uns das Brot des geistigen, des ewigen Lebens. Dieses soll in uns Gestalt gewinnen durch ihn und durch ihn sollen wir es erlangen. Darum aber gibt er sich uns selbst dar als das rechte Brot, welches wir zur Kräftigung und Erhaltung dieses Lebens brauchen. Er reicht es uns in seinem heiligen Worte. Denn sein Wort stärkt unsere Seelen als das rechte Himmels- brot, wenn uns Not und Hunger quälen und ein ewig Darben droht. Wie tief bedauerlich ist es deshalb, wenn heutzutage das Wort Gottes immer heimatloser wird unter der Christenheit. Nein, wem es noch ernst ist um das Heil seiner Seele, der halte sich fest an das Wort Gottes, an den bekannten Liedervers: „Dein Wort sei meine Speise bis ich gen Himmel reise." Noch ganz anders aber wird Christus für uns das rechte Brot des Lebens durch sein großes, gewaltiges Erlösungswerk, durch seine ganze heilige Person, „wo Gott und die Menschheit in Einem vereinet, wo alle vollkommene Fülle erscheinet." Zu erfahren und zu erkennen aber gibt er das uns am Tisch des heiligen Abendmahles. Denn an dessen Gnadenwirkungen fühlen wir es, daß er ist dos Brot des Lebens, das Brot, das vom Himmel kommt, auf daß, wer davon esse, nicht sterbe. Nicht sterben soll, wer von diesem Brot des Lebens isset. Das ist das letzte herrliche Ziel, zu dem wir durch den Heiland kommen sollen. Freilich, es wird auch jedem von uns die Stunde schlagen, in der die irdische Hülle unseres Leibes zerbersten wird, mag auch das Ver wesliche unseres Leibes, der mit dem Brot des Himmels genährt ward, ins Grab gelegt werden, verloren wird er nicht sein, denn Christus wird ihn auferwecken am jüngsten Tage. Darum sollen und wollen wir ihn immer das Brot unseres Lebens sein lassen, in treuem Glauben fest zu ihm stehen, daß er Gestalt in uns gewinne und mir in ihm. Mag die Welt und die Sünde unser Christentum erschüttern wollen mit ihren modernen Schlagwörtern auf allen Gebieten, besonders auf dem des Glaubens, wir stellen ihnen das Schlagwort entgegen: Jesus Christus gestern und heute, derselbe auch in Ewigkeit. Denn er allein ist der Helfer für alle unsere leiblichen und seelischen Nöte. Er allein ist das rechte Brot des leiblichen, des geistigen und des ewigen Lebens. Amen! Aus Saehfen. Wilsdruff, den 15. Juli 1904. Die vom Dresdner Landgericht wegen Betruges zu 3 resp. 7 Jahren Gefängnis verurteilten Frau Mila Höfferl und Ludwig Paul Höffert haben sich dem gegen sie ergangenen-Urteil nicht unterworfen. Beide haben vielmehr gegen dasselbe Revision eingelegt. Mila Höffert ist auf freiem Fuße ohne Kaution belassen worben. In nächster Zeit findet noch ein Höffert-Prozeß zweiter Auflage statt. Ludwig Höffert hat sich noch ein mal wegen Betruges zu verantworten, denn es mußten in der jetzigen Hauptverhandlung mehrere unter Anklage gestellte Betrugsfälle wegen Nichterscheinens der Zeugen abgelrennt werden. Auf eigentümliche Weise entstand in Dippol-is- walde ein Stubenbraud. In einem Fremdenzimmer oes Gastho-es „zur Sonne" gerieten durch die Sonnen strahlen Streichhölzer in Braud, die sich auf einem Tisch- chen am Fenster befanden. Das Feuer ergriff die Gardinen und dann auch Betten und Möbel. Erst nachdem die Fensterscheiben von der Hitze zersprangen und den Qualm sreilicßen, wurde man auf den Brand aufmerksam, der glücklicherweise auf das Zimmer beschränkt blieb. Ein gerichtliches Nachspiel wegen Meineids dürfte das Buchhölzer Eisenbahn-Unglück noch für den in Anna berg wohnenden Posamentier Otto Groschupp haben. Der Stadtv. Lithograph Ernst Roch hatte seinerzeit den Transport der Loten und Verunglückten als wenig pietät voll kritisiert; er sollte dabei den die Rettungsarbeiten mit leitenden Feuerwehr-Kommandanten Brauer durch die Woric: „Pfui, schämen Sie sich!" beleidigt haben. Es wurde deshalb gegen Roch Strafantrag gestellt. Der Be- klagte erklärte sowohl dem Bürgermeister Schmiedel als auch dem die Untersuchung führenden Richter und auch in der Verhandlung vor dem Landgericht Chemnitz, nicht er, sondern der damals neben ihm stehende Posamentier Otto Groschupp habe jene Worte gerufen. Groschupp, als Zeuge vernommen, erklärte, Roch habe diese Worte nicht gebraucht; auf die weitere Frage, ob er der Rufer ge wesen sei, antwortete er mit „nein!" Das Gericht ge langte, wie seinerzeit berichtet wurde, zu einer Verurteilung des Roch zu 150 Mk. Geldstrafe. Die beim Reichsgericht eingelegte Revision wurde verwofen. Gryschupp hatte sich durch Reden des Meineids verdächtig gemacht. Nachdem durch den Staatsanwalts-Vertreter erneute Zeugen-Ver nehmungen und Lokaltermine abgehalten worden waren, erfolgte wegen Verdachts des Meineides die Verhaftung Groschupps. Das vom Feuer völlig vernichtete schöne Gotteshaus in Adorf war nur mit 111310 Mark in der Landesbrandkasse versichert, und es erwächst deshalb der gegen 12000 Seelen und 15 Ortschaften zählenden Kirch gemeinde ein erheblicher Schaden. Mit vernichtet worden sind auch die in dem herabgestürzten Turmknopf befindlich gewesenen Urkunden und Münzen. Dem Türmer, der sich nur mit größter Mühe retten konnte, verbrannte seine ge samte Habe; auch 200 Mark bares Geld gingen verloren. In der 5. Nachmittagsstunde waren die zehn Feuerwehren des Feuers Herr geworden. Die Schule und die um stehenden Gebäude wurden gerettet. Unglücksfälle nennens werter Art sind glücklicherweise nicht vorgekommen. Ein Feuerwehrmann wurde durch herabstürzende Balken leicht verletzt und einem anderen wurde ein Glied der linken Hand abgequetscht. Der erste Geistliche der Kirchgemeinde, Pfarrer Luther, weilt im Bade, wohin ihm die traurige Nachricht von der Feuersbrunst übermittelt wurde. Um die durch Ermordung des Kassierers Oskar Dietze erledigte Gemeindekassiererstelle in Crottendorf sind bis jetzt zirka 30 Bewerbungen eingegangen. — Der Einwohnerschaft Crottendorfs ist es eine Gewißheit, daß sich der Mörder in den dortigen Wäldern aufhält. Ein jetzt umlaufendes Gerücht bekräftigt diese Gewißheit. Zwei wirklich glaubhafte Männer sahen, nach dem „Annab. Wochbl.", als sie auf dem Felde beschäftigt waren, den Mörder an dem sog. Schießbcrge in einem kleinen Stein bruche stehen, der wohl ungefähr 200 Meter von den Häusern Crottendorfs entfernt ist. Nach der Angabe dieser Leute soll der Mörder noch seine Dienstmütze getragen haben. Dieses Gerücht bestätigt zwei andere vorherlau fende Gerüchte. Das eine besagt, daß der Mörder sich eine Nacht in dem Anwesen einer am Schießberge ge legenen Fabrik aufgehalteu habe. Das andere erzählt, daß em anderer vom Dache seines Hauses aus den Mörder auf einer Bank auf dem Schießbcrge und zwar am Waldrande gesehen haben will. Tagtäglich durchstreifen viele Gendarmen den Ort. Die Bewohnerschaft meint nunmehr, daß eine Abteilung Soldaten dem jetzigen Zu- stände ein Ende machen könnte. Vermischtes. * Die Gröfienverhättnisse eines modernen Ozeandampfers. Richt alle Binnenländer haben Der Australier. Noman von E W. Hornung. (Nachdruck verboten.) Neuntes Kapirel. Ein Cncketfeld zur Winterszeit und einen Ballsaal um Mittag zu betreicu, sind ziemlich ähnliche, für Embusiasten in jeder Arena gleich ärgerliche Experimente. Aber während crsicrcS immer niederdrückeud wirk:, kann ein Ballsaal am Tage vor dem Tanz.schon etwas Belebendes haben. ouch Aliee zn empfinden, als sie früh am Nachmittag unbemerkt in das kühle und leere ckininZ-room !- Jbre Augen leuchteten, ihre Wangen glühten und die harten fielen schienen unter ihren leichten Fügen uach- zugeben. -eile Motz sie die Thür mit einem Ellbogen denn in den Händen hielt sie zwei lange Wachslichter, zwei blitzende Messer und eine Schere. Dies alles legte sie vorläufig auf einen Stnbl,. während sie mit einem kritischen Blick den Fug- Hoden betrachtete. Sie runzelte die Stirn, er sah durchaus nicht mnstcr- ailtig aus; ihr kleiner Fuß glitt hin und her, als Menn unsicheres Eis geprüft werden sollte — wirklich sehr un- vollkommen! Der andere Fuß folgte es wurde unmöglich sein, hier zu tanzen Fm nächsten Augenblick strafte der Urteilsspruch sich selbst Lügen, denn Miß Bristo schwebte wie ein Vogel durch das Zimmer. Ein anmutiges Mädchen sieht am schönsten aus, wenn es tanzt, und am lieblichsten, wenn es sich unbeobachtet glaubt, also am bezauberndsten, wenn es, was allerdings ein seltener Fall ist, allein tanzt,- denn ach, der Ballsaal Hai feine Maske und der Tanz zu zweien seine Netze. In diesem Augenblick wollte Alice nur den Fußboden versuchen und sicher sein, daß ihre Füße nichts von ihrer Geschicklichkeit verloren hätten — nur eiumal herum. Nein, »weimal,- schließlich war der Boden nicht so schlecht, die Uebuna recht gut für sie, und die Empfindung dabei entzückend. Nun noch zum dritten und letzten Mal, mit schnellerem Atem und glühenderen Wangen in biegsamen Bogen mit flüchtigen Füßen, während das leichte Sommerkleid die zarte Gestalt wie eine silberne Wolke umschwebte und eiuhüllte. Und niemand sah sie. Niemand? Als Alice plötzlich, vor ihren Lichtern und Schneide- Utensilien anhielt, sagte eine tiefe weiche Stimme: „Bravo." Sie sah schnell auf, dm Rahmen des niedrigen, geöffneten Fensters füllten ein Paar breite Schultern aus, und iu vollendetstem Ansatz ein schönes, dunkles Gesicht mit einem Paar kühner, lächelnder Augen. „Bravo, Miß Bristo!" „Nun, wirklich — Mr. Miles." „Seien Sie nicht böse — Sie können nicht so un vernünftig sein. Ich war hier draußen, sah ziveimal etwas Weißes beim Fenster vorbeischw^ beim dritten Mal wollte ich Nachsehen, was es fei und glaubte, ich sehe einen der Erde entschwebten Engel vor Freude tanzen, wieder zurückgekchrt zu sein. Es war kein Unrecht dabei, nicht wahr?" „Es ist ein großes Unrecht, Schmeicheleien zu sagen", sagte Alice streng, „besonders so schlimme und deutliche." Mr. Miles lächelte gänzlich ohne Beschämung durch das Fenster aus sie herab. „Ich vergaß. Natürlich war es schlimm, Sie mit Gottheiten, die ich nie sah und nie zu sehen hoffe, zu ver gleichen. Verzeihen Sie mir!" Aber Alice hielt es für nötig, ihren merkwürdigen Einfall näher zu erklären. „Ich wollte nur den Fußboden untersuchen", sagte sie, „und dachte nicht im entferntesten daran, daß jemand so hinterlistig sein tonnte, mich zu beobachten." „Unglücklicherweise kann man aber vom bloßen Zusehen nichts lernen", sagte Mr. Miles, indem er sich ruhig aus die Fensterbank schwang. Sicher haben Sie vergeßen, daß. Sie mir Unterricht geben wollten", fuhr er fort, seine Beine ins Zimmer schwingend, „ich bitte jetzt datum." Er stand hoch Wit ein Turm vor ihr, leine Arme leicht über der Brust gekreuzt. „Ich bat Sie nicht, hineinzukommeu", sagte Alice etwas unwillig, da Mr. Miles diesmal wirklich nicht erwünscht kam. „Leider nicht, Sie zwangen mich, es selbst zu thun. Aber, wie steht es Mit der Tanzstunde? Sie wissen, daß ich nicht tanzen kann, soll ich meinem Lande beute abend Schande machen?" „Sie hätten heute früh kommen sollen." - „Sie waren beim Kochen, glaube ich.", „Daun gestern." „Wir waren doch alle in der Stadt. Nun bitte. Miß Bristo, zeigen Sie sich als der Engel, der Sie vor einer Minute zu sein schienen, und bringen mir die Kniffe bei. Es wird nicht zehn Minnien währen, ich versichere Ihnen, ich lerne schnell. Wir haben schon gut zehn Minuten durch Ihr Schelten vergeudet." Die Unverschämtheit konnte eigentlich kaum ärger sein, aber Mr. Miles war eben anders als die anderen Herren, wenigstens in diesem Hanse. Es ließ sich also wohl nichts lhnu, als nachzugebcn, ihm die AnfangSgrüudc zu zeigen und sich seiner so schnell wie möglich zu eniledigen. denn Dick konnte jeden Augenblick kommen- - ' „Zehn Minnien werde ich Ihnen also opfern. Aufgepaßt! Ein?, zwei, drei! Eins, zwei, drei! Werden Sie es können?" Natürlich konnte er es nicht, nachdem er in negerartiger Weise ein halbes Dutzend Schritte gemacht hatte. Er ver suchte cs auch uicht mehr, sondern bestand darauf, einmal langsam in: Zimmer neben ihr umherzuwalzcn. i „Das ist aber der letzte Versuch", rief Alice aus. „Nun paßen Sie auf, Sie fangen so an: erst ein langer Schritt — behalten Sie es — daun zwei, drei kleine, schnellere. Nun versuchen Sie. Nein, die Füße aufzuheben brauchen Sie nicht und auch nicht wie im Theater beim Hervorrufen zu stampfen, Air. MileS. Sie brauchen nur zu gleiten, so wie ich. Nun versuchen Sie noch einmal." (Fortsetzung folgt.) !