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MM«!« NlÄW Warandt, Aossen, Siebenteln und die Amgegendm j «z. Jahr« R» z» Sonnabend, den 12. März 1W4 Kahlenberger Die Aufhebung -es Paragraph 2 -es Jesuitengesetzes. Der Bundesrat hat, nachdem er früher wiederholt den entsprechenden Antrag des Reichstages abgelehnt halte, nun doch der Aufhebung des § 2 des sogenannten Jesuiten, gesetzes, der den Mitgliedern des Jesuitenordens oie dauernde Niederlassung im Deutschen Reiche verbot, zugestimmt und die verbündeten deutschen Regierungen haben eine unter Umständen recht folgenschwere Entscheidung getroffen. Zwar halten wir den Pessimismus, der in vielen Zeitungen und vielen aufgeregten Gemütern schon einen Jesuitenkurs in der Regierung Deutschlands erblickt, für eine totale Uebertreibung, denn es ist nicht anzunehmen, daß die Regierungen der einzelnen deutschen Bundesstaaten mit ihrer Zustimmung zur Aufhebung des Jesuitengesetzes nun auch ihre Billigung etwaiger jesuitischer Umtriebe ausgesprochen haben, zudem finden wir in den Verfassungen und Gesetzen aller deutschen Bundesstaaten Bestimmungen gegenüber etwaigen Uebergriffen kirchlicher Orden. Bekannt- lich haben sogar Staaten mit überwiegender katholischer Bevölkeruug zuweilen ihre Jesuitenparagraphen gehabt, und besitzen sie zum Teil noch. Es kann also nicht ohne weiteres zugegeben werden, daß die Aufhebung des 8 2 des sogenannten Jesuitengesetzes große Gefahren für die kirchliche, politische und geistige Entwickelung in sich schließe. Das deutsche Volk mag auch die Tatsache recht würdigen, daß die Aufhebung des §2 des Jesuitengesetzes in durchaus verfassungsmäßiger und parlamentarischer Weise stattge funden hat, indem bekanntlich schon lange Zeit vorher der deutsche Reichstag mit großer Mehrheit dem Anträge der Zentrumspartei auf Aufhebung dieses Gesetzesparagraphen zugesttmmt hat. Von einem großen Fehler könnte man bei dieser Aufhebung eines vorbeugenden Gesetzes doch wohl erst dann reden, wenn die Befürchtungen hinsichtlich der den kirchlichen Frieden gefährdenden Tätigkeit der Mitglieder des Ordens Jesu wirklich eintreten würden. Aber in dieser Hinsicht haben sich wohl die Anschau ungen sehr geändert, und im übrigen gilt in Deutsch- -Ä o'e Glaubens- und Gewissensfreiheit und zwar Ungläubigen, sondern auch für die Gläu- Seiten hin gerecht zu sein, muß ^k-nticken daß sich die parlamentarische Lage schon seit fast zwei Jahrzehnten gewaltig geändert hat und daß aus der starken oppo- sitionellen mm ^tei wenn auch keine dominierende Regierungspartei so doch eine jetzt unentbehrliche und ein- flußreiche Mitregiemngspartel geworden ist. Die Mehrzahl der Regierungsvorlagen konnten ia nur mit Zustimmung der Zentrumspartei zum Gesetz werden. Auch gilt es die anmaßende Sozialdemokratie m Schach zu halten, dies ist bei der Stärke der sozialdemokratischen Partei aber nur dann möglich, wenn die Zentrumspartei mit den Konser vativen und einem Teile der Liberalen zusammenhalten. Der Schlüssel zur Aufhebung des Jesuitengesetzes ist also die regierungsfreundliche Haltung der Zentrumspartei, ohne deren Mitwirkung gegenüber der radikalen Opposition im deutschen Reichstage nichts auszurlchten ist. Zudem sind die alten Kampfesstellungen im deutschen Reichstage Mffchen den alten Parteien durch die längst erfolgte Re vision der Kirchengesetze und infolge des mächtigen An- tchwellens der Sozialdemokratie doch schon lange ein über wundener Standpunkt, deshalb sollte man auch das Bange wachen vor den Jesuiten nicht gelten lassen, auch wenn das Jesuitengesetz gefallen ist. Politische Run-schau. Kaiser Wilhelm hat zur Stunde seine schon so lange angekündigte Mittelmeerreise angetreten, sofern nicht noch in letzter Stunde ganz unerwartet veränderte Dispo sitionen in dieser Beziehung getroffen worden sein sollten. Die Reise vom Bremerhafen bis Neapel legt der erlauchte Monarch bekanntlich an Bord des Lloyddampfers „König Albert" zurück, in letztgenanntem Hafen begibt er sich auf seine ihn dort erwartende Jacht „Hohenzollern" und be ginnt mit ihr dann die eigentliche Mittelmeerfahrt. Die selbe trägt einen durchaus privaten Charakter: es könnte daher auch etwaigen Begegnungen des Kaisers mit fremden Staatsoberhäuptern keine politische Bedeutung beigelegt werden. Im Mai gedenkt der Kaiser wieder in Deutsch land einzutreffen — wünschen wir ihm eine glückliche Reise und frohe Heimkehr! Die allgemeine Debatte des Reichstages zum Militäretat ist am Mittwoch nach mehrtägiger Dauer mit der Genehmigung des Ausgabentitels 1 zum Abschluß gelangt. Die Mittwochsdiskussion brachte teilweise nur Wiederholungen aus den vorangegangenen jüngsten Sit zungen. So verbreitete sich Abg. Bebel (soz.) in langer Rede nochmals über die bekannte Bautzener Affaire, über den Fall Arenberg u. s. w., ein Teil seiner Ausführung bestand in einer Polemik gegen den Abg. Stöcker, als Antwort auf dessen antisozialistische Rede in der Sitzung vom Dienstag. Abg. Stöcker und nach ihm Kriegsminister v. Einem traten Herrn Bebel lebhaft entgegen, wobei der Minister auf den Fall des Prinzen Arenberg näher ein ging. Die weitere Debatte war belanglos. Nach Er ledigung des Titels fanden noch eine Reihe weitere Aus gabeposten definitive Genehmigung. Am Donnerstag veranlaßte die Vorlage über die Rechtsstellung des herzoglich holsteinischen Fürsten hauses wieder eine längere Erörterung. Abg. Stadt hagen (Soz.) bekämpfte die Vorlage unter Anspielung auf den Prozeß der ehemaligen Hofdame der Herzogin Amalie gegen den Herzog Ernst Günther, den Bruder der Kaiserin. Staatssekretär Nieberding konnte mitteilen, daß der Herzog auf jeden Anspruch an dem Nachlaß verzichtet habe, und daß die Vorlage den gegen den Herzog angestrengten Prozeß auf Ersatzanspruch in keinem Falle aufhalte. Der Entwurf wurde schließlich gegen die Stimmen der Sozial demokraten und des Dänen Jessen unverändert und end- giltig angenommen. Dann setzte das Haus die Beratung des Militäretats fort. Bayerischer Generalmajor v. Endres nahm Stellung zu der neulichen Behauptung des Abg. Müller-Meiningen, die bayerischen Offiziere besäßen höhere Bildung, als die preußischen. Wie habe ein freisinniger Abgeordneter den Partikularismus so wieder heraufbe schwören können? Er stehe nicht an, furchtlos zu erklären, daß es das preußische Heer gewesen sei, das dem bayerischen alle Quellen des geistigen Lebens erschlossen habe. Abg. Gröber (Zentr.) erörterte das Thema Soldatenmißhand- ^"llenund die zur Abhilfe oorgeschlageuen Maßnahmen. Abg. Meist (Soz) schilderte, wie es in den Kasernen zu gehe. Abg. Lehmaun (ntlib.) sprach gleichfalls über Miß- Handlungen und in Verbindung damit gegen die Sozial- demokratie. Der Reichskanzler sei immer noch zu sorglos. Ferner äußerten sich Minister v. Einem sowie die Abg. v. Staudy (kons.) und Payer (Südd. Vp.), der den Abg. Müller in Schutz nahm, und General v. Endres, dann erfolgte um 6^ Uhr Vertagung. In Prag hat es den Tschechen beliebt, wieder ein mal eine Deutschenhetze zu inszenieren, deren Opfer diesmal die Kouleurstudenten der deutschen Universität waren; auch Aurze Lhrsnik. Es vergeht jetzt fastkeinTag, ohne das Zwischen fälle innerhalb des Bankgewerbes zu verzeichnen wären. In Frankfurt a. M. erschoß sich am Donnerstag der Ban kier Albert Jaffs, Mitinhaber der Bankfirma Jaffe und Trier. Der Beweggrund soll Schwermut gewesen sein über durch persönliche Spekulationen erlittene Verluste. Verpflichtungen sind nicht vorhanden, die Firma selbst wird unverändert fortbestehen. Ihr Vermögen wurde vor einigen Jahren auf mehrere Millionen Mark geschätzt. Nicht genug damit, daß die Tschechen in Prag, wo sie in der Mehrheit sind, über die Deutschen herfallen, ver suchten sie am Donnerstag auch in der Wiener Universität Uebergriffe. Der Rektor, der ganz auf der Seite der Deutschen fleht, hat es für besser gehalten, die Universität bis auf weiteres zu schließen. Kampf zwischen österreichischen Zollbeamten und Falschmünzern. In der Nähe von Szabolzs in Ungarn trasen einige Zollbeamte auf der Straße nach Rad mit vier in einem Wagen sitzenden Männern zusammen, die sie anhielten, da sie in ihnen Schmuggler vermuteten. Die vier begannen zu schießen und trafen den Grenzwächter Ladislaus Richter tödlich. Einer der Beamten schoß darauf das Pferd nieder, worauf sich ein Flintenfruer von beiden Seiten entwickelte. Von den Männern wurde einer ge tötet — er heißt Ambros Sipos — ein zweiter schwer verletzt. Als dann ihr Wagen untersucht wurde, stellte sich heraus, daß sie nicht Schmuggler waren, sondern eine in der Gegend seit langem gesuchte Falschmünzerbaude, die die Nachbarschaft mit falschem Geld überschwemmt hatte. Im Wagen sanden sich Modelle von Zehnkronenstücken und Formen für falsche Silbermünzen. Die Falschmünzer wurden nach Rad eingeliefert. Versteigerung. Montag, -en 14. -ss. Mts., nachmittags 3 Ahr sollen am hiesigen Armenhausei Nähmaschine, 1 Kommode, 2 Bettstellen, verschiedene Hansgeräte, Wäschestücke u. a.m. gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Wilsdruff, am 11. März 1904. am Mittwoch abend erneuerten sich die tschechischen Aus schreitungen gegen die deutschen Studenten. Die Prager Behörden standen bei Unterdrückung dieser Unruhen offen bar nicht auf der Höhe der Situation. Im österreichischen Abgeordnetenhause führten die Prager Vorfälle zu stür mischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Tschechen, worauf schließlich Ministerpräsident v. Körber am Mittwoch eine Rede über die Prager Straßenexzesse hielt, in der er bemüht war, die Haltung der Regierung bei den Unruhen möglichst herauszustreichen. Auch die Erklärungen, welche Ministerpräsident v. Körber einer von ihm empfangenen Deputation deutsch-böhmischer Abgeord neter, die sich wegen der tschechischen Ausschreitungen gegen die deutschen Studenten in Prag beschwerte, gegenüber abgab, waren ziemlich matt gehalten. In Frankreich haben die parlamentarischen Gegner des radikalen Kabinetts Combes einen neuen Ansturm gegen dasselbe gelegentlich der zur Zeit in der Deputiertenkammer zur Beratung stehenden Vorlage, welche das Verbot des Unterrichtes für die Kongregationen ausspricht, unter nommen. Vorerst ist aber dieser Angriff von der Regierung abgeschlagen worden, denn die Kammer beschloß mit erheb licher Mehrheit, in die Spezialberatung der genannten Vorlage einzutreten. — Die Revisionsverhandlung in der Dreyfussache vor dem Pariser Kaffationshofe hat bislang noch keine besonders interessanten Momente gezeitigt. In Marokko herrschen neuen Wirren. Zwischen Angehörigen des Melayastammes, welcher seinen Sitz in der Gegend von Melilla hat, kam es zu einem heftigen Kampf. Wie es heißt, will der Sultan von Marokko diese Zwistigkeiten dazu benutzen, das Gebiet der Melaya seiner Herrschaft zu unterwerfen und zu diesem Zweck Truppen dorthin entsenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burk lardtswaloe, Groitzsch, Grumbach, Gmnd bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kausbach, KefselSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Mmztg, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf« Pohrsdorf, RöhrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rochschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KefselSdorf, Steinbach bei Mohorn. Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezöge« 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 15 Pfg. pro viergespaltene KorpuSzeile. Druck und Verlag von Martin Berger tu MSdruft. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daietbst.