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Zweites Blatt I «2. Ro 148 Dienstag. Sen IS. Dezember 1W3 lautete die Kalkulation des strengen Gerichtshofes — und kau Bester für ihn so, als die furchtbare Oual in Si- hatte das gequälte Mädchenherz nach überstaw birien!" dr PPschiö^ zum mit für 5. Dez' t Klage- auch dem den n: eder- erbe- n. bestens msässig sie von in der er mußte — nach Sibirien! So war der Familie der Gatte und Vater genommen, liebenden Mädchenherzen sein Glück, fein Alles! Die beiden Frauen folgten den Unglücklichen von Mos- nach Sibirien nach; wohin die Männer kamen, wußten ger" aus-, u in- otge- fie nicht, die Männer aber wußten es, daß die beiden Frauen in Wladiwostock wohnen und leben wollten. Auf dem Transport nach dem Exil sollte, wie die Blätter meldeten, ein junger Offizier bei dem Versuch zu entfliehen von den Transporteuren erschossen worden sein, alle Anzeichen deuteten darauf hin, daß es Zerlinas Ver lobter sei. zerte in ihre Kabinen bk gaben, ließ das Nebelhorn ersten Male seine schaurigen Töne erschallen. Reinhard fand Poppel noch völlig angekleidrt und geisterbleichem Antlitze auf seiner Koje sitzend. „Um Gotteswillen, Herr Reinhard, was sind das Treiben. Es wurden Konzerte improvi fiert und Tanzabende veranstaltet. Die Reisenden traten sich auf der gemeinsamen Seefahrt rasch näher ; man interessierte sich füreinander und forschte nach dem Reiseziele. Es waren fast alle Nationalitäten und Trachten vertreten und ein buntes Sprachgewirr berührte dos Ohr. Die Deutschen waren am zahlreichsten und unter diesen bot der schöne Herr Cöpetwann mit seinem originellen Diener Poppel den größten AnzielurgSpunkk. Kein Wunder als», daß Miß Astor ihr Wohlgefallen an dem interessanten ReisegesähUcn so wenig bemäntelte,denn Rein hard war bald de, bevorzugte L ebling ans dem Schiff« geworden. Auch Mistreß Miller, die Begleiterin der Amerikanerin, be vorzugte Reinhard auffallend, so daß die Passagiere berechtigt waren, zu glauben, er habe bei der steinreichen Amerikanerin den Vogel abgeschossen. Indessen setzte die „Hansa", begünstigt vom Wetter, ihre Fahrt fort; es kamen Walfische und Eisberge in Sicht, welche auf dem Schiffe alles in die größte Aufregung, den Kapitän so gar in Sorge versetzten. Die Nähe derselben war doppelt gefährlich, da gleichzeitig mit ihrem Austauchen fast undm ärrinolicherNebel anfgestiegen war. Dennoch amüsierte man sich auf dem Schiffe und vertrieb sich Sorge und Langeweile durch Musik und Tanz. Als sich die Passagiere nach einem gut verlaufenen Kon- enefiz er. lat. arm. enst ein Fra«. Meines ja, ja! Ich have es gie.u, geam ! lv» meue Poppei „Wer wird F ich lamentieren! Ich bin vorsichtig und geh« in meinen Vorsichtsmaßregeln gegen Gefahren soweit als möglich. Sehen Sie hier!" „Was sind denn das für Dinger?" fragte der Mutlos« und blickte mit einer wahren Armensündermiene auf Reinhard. „Das sind RettungSgürtel, entgegnete dieser lächelnd. „Die habe ich mir voriorglich beiseite gelegt für uns, denn im Augenblicke der Gefahr vergißt man ost das Notwendigste." Unaufhörlich tönte das Nebelhorn durch die Stille der Nacht und dazwischen konnte man die Kommandorufe des Kapitäns deutlich vernehmen. Es war im Laufe des Tages oftmals von der gefährlichen Nähe der Eisberge gesprochen worden, um so bedrohlicher war sie in dem undurchdringlichen Nebel. Reinhard steckte, ohne daß es Poppel bemerkte, sein« wichtigsten Papiere, die in einem Säckchen von Guttapercha aufbewahrt wurden, zu sich. Dann versuchte er, trotz der eigenen Unruhe, einen heiteren Ton anzuichlagen. „Wißen Sie, Poppel," sagte er, „wir schmücken uns mit diesen SckwimmKäuzen, nehmen einen Mantel darüber und begeben uns auf Deck zum Wellentanze." „Wenn wir nämlich dürfen, Herr Reinhard, denn mit unserem Kapitän ist nicht gut Kirschen essen." „Nun, wir versuchen es." Reinhard legte Poppel und sich selbst die RettungSgürtel an. Kaum war er damit fertig, so wurde das Schiss durch einen furchtbaren Stoß erschüttert, der er in allen Fugen erzittern ließ. „Hinaus!" rief Reinhard. Plötzlich abermals ein Stoß, ein Anprall, noch heftiger, als der erste! Unmittelbar danach war laute» Schreie» und ein wilde» Durcheinander von Stimmen hörbar. Da ergriff Reinhard Poppel's Hand und zog de« vor Schreck Verstummten die Kajütentrepp« empor auf Deck. denem Schmer; gestöhnt. — „Sieh' Mutter", unterbricht Zerlina daS Schluchzen, „wie die Menschen heute schon so früh rennen und jagen, um am heiligen Abend dann zu beglücken und glücklich zu sein!" „Armes Kind", seufzte die Mutter, „auch Du hättest am heutigen Weihnachtsabend Dein volles Glück genossen, wenn jenes unbarmherzige Verhängnis nicht in unser Leben gefallen wäre! Nun ist er tot, und unser guter Vater ist weit!" „Und doch, Mutter", spricht das Mädchen mit einem Male, wie erleichtert, „ist es mir, als würde uns hier unter den Eisblumen, die am Fenster blühen, das Glück noch einmal lächeln, das uns dort, in Moskau, gerade an jenem Abend, da so vieler Bouquets und natürlicher Blumen Duft unser Zimmer füllte, so schnell da hinwelkte!" „Armes Kind", entgegnet die alte Frau, läßt sich weinend auf einen Befiel nieder und nimmt ihres hinknie- enden Kindes schönen Kopf in ihren Schoß, „die Stim- Unter den Eisblumen. Russische Weihnachtsgeschichte von Julius Berger. (Nachdruck verboten.) Dichter Nebel hüllt die „Beherrscherin des Ostens" ein, Wladiwostock, die Hauptstadt der russischen Küsten- Provinz Primorsk. Noch ist es früher Morgen; doch die Menschen füllen die fußhoch mit Schnee bedeckten Straßen in buntem Durch einander. Der Weihnachlstag ist angebrochen, dessen Glocken auch dort oben klingen vom Christkind in der Krippe. Und durch den Nebel lacht die frohe Stimmung der Menschenhcrzen, welche schenken wollen und welche in süßer Erwartung hoffen. Nur iA Hause des früheren Doktor Ratschinsky scheint das Weihnachtsglöcklein des Friedens nicht tönen zu wollen. Am Fenster steht Zerlina, die bildhübsche, erwachsene Tochter, eine Stickarbeit, die ihrer Vollendung entgegen geht, in der Hand und schaut wehmütigen Blickes hinaus in den Nebel, auf das fröhliche Straßenbtld. Die Mutter, eine alte, gebrechliche Frau, erhebt sich vom Divan und nähert sich ihrem einzigen Kinde. „Zerlina, Du bist wieder nahe daran, zu weinen!" bringt ste nur mühsam hervor, weil ihr eine schwere Last das eigene Herz zu erdrücken droht; gleichsam mit Gewalt hält auch sie ihre Tränen zurück. „Ja, geliebte Mutter," entgegnete das Mädchen, „ich will, ich muß weinen! Sieh nur, wie draußen alle Menschen glücklich find am Weihnachtsmorgen. Nur an unserer Tür hält der furchtbare Schmerz Wache!" „Tröste Dich doch endlich, mein Kind, vorläufig ist ja nichts zu ändern, und ich weiß es gewiß, Gott wird sich unser erbarmen und alles zum Besten wenden." „Das glaube auch ich, Mutter; denn er kann es am gräßliche Tövc?" rief er diesem entgegen „Es klingt ja schier, als sei der Weltuntergang ge ^mmen!" „Tas ist das Nebelh-- erklärte ihm sein junger Herr. „Auch ich halte er, ohne Ihnen Furcht einflößen zu wollen, doch für geraten, völlig angek'eidet zu Lie ben." Ende doch nicht zulassen, daß unser inntggeliebter Vater unschuldig leidet!" „Siehst Du, der nämliche Gedanke begleitet auch mich Tag und Nacht seit jenem verhängnisvollen Abend, da ste ihn aus unserer glücklichen Milte riffen mit eiskalter Hand!" Und Mutter und Tochter standen am Fenster fest umschlungen und weinten bitterlich. — Es war vor nunmehr einem Jahre gewesen. Doktor Ratschinsky gehörte damals zu den angesehensten Aerzten Moskaus. Und wie draußen in der Praxis, blühte sein Glück drinnen in seiner Familie. Zerlina, mit einem jungen Offizier verlobt, stand vor ihrer Vermählung. Da gab es in Moskau plötzlich ein wenig Aufruhr. In der Fürsten straße wollte die rührige Polizei in einem Hotel ersten Ranges einen anarchistischen Klub entdeckt haben, dem hoch angesehene Bürger angehören sollten: Professoren, Geistliche, Militärs rc.I Der Anarchismus ist gefährlich, die russische Polizei scharf: binnen Kurzem war einem Dutzend der in jenem Hotel verkehrenden „Anarchisten" der Prozeß ge macht — nach Sibirien! Doktor Ratschinsky gehörte zu den Unglücklichen. Nicht Rang und Name, nicht Reichtum und Ehrenhaftigkeit schützten vor dem grausamen Urteil des Gerichts — nach Sibirien. Zerlina hatte an jenem Abend im vollsten Genuß ihrer Liebe mit ihrem Verlobten Hand in Hand vor ihrem Elternpaare gestanden, als die Schergen in das Zimmer stürmten und den nichts ahnenden Doktor vom Platze weg verhafteten — im Namen des Zaren — nach Sibirien! O, das war ein bitterer Schlag! „Ich Will ihn retten!" hatte der junge Offizier in Verkennung der russischen Verhältnisse ausgerufen und hatte wirklich Schritte unternommen. D-i- mst den Anarchisten unter einer Decke!" Amtsblatt für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruffs sowie für das Rgl. Zorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkmrbtswalde Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, tzühndorf, Kaufbach, KefselSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, RöhrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rsthschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Holdener Moden. Roman von M. Friedrichstein. „Da werden Sie sich gewiß mit unserem berühmten Lack »eriraut machen wollen?" fragte sie im GeschästStone und lachte dann plötzlich hell aus: „Haha! Nichts von Geschäften! Morgen, oder sobald die Seekrankheit ihre Opfer freigiebt, wird getanzt. Auf Wiedersehen!" Miß Astor verschwand so schnell, daß Reinhard kaum so viel Zeit zu einer raschen, stummen Verbeugung blieb; er ging dann auch in seine Kabine, in welcher «r Poppel in tinem wahrhaft bejammernswerten Zustande antraf. Ach, Herr Reinhard," wimmerte er, „sch glaube, mein Lebensende ist da!" „Ei,wer wird gleich so mutlos sein, Poppel! Dasgeht vorüber!" „Sie können sich nicht denken, wie elend ich mich fühle! Und, Herr Reinhard, sollte es mit mir zu Ende gehen — ich trage auf der Brust ein Bild meinem ledernen Söckchen; ich Litte Die recht sehr, mir das nicht obzunehmen, wenn — ach, Du Herr meines Levens — ich werde ja von Len Fischen gefressen, .wenn —" „Poppel, seien Sie vernünftig! Bedenken Sie doch, den Damen auf dem Schiffe geht es auch nicht besser." „Ach, die sind zäh wie die Katzen, Herr Reinhard. Die können mehr auShalteu, als unsereiner!" „Versuchen Sie nur ganz still auf dem Rücken zu liegen, °ann wird er besser werden." Und wirklich erholt« sich Poppel bald, so daß er sich an Wundern und Schönheiten des Meeres erfreuen konnte. Die „Hansa" hatte bereits die H. « passiert und den Kanal und Soutbamton hinter sich gelassen. Weit dehnten sich die Wogen des Meeres vor den er- annlen Blicken der Binnenländer au?. Aui dem Schiffe selbst herrschte jetzt ein fröhliches Leben und Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1M. 30 Pf., durch dir Post bezsgrs 1M!.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene KorpuSzeile. Druck und Verlag von Marlin Berger tu WMdrun. — Verantwortlich für die Redaktion Marti» Berger dsfeM. LMM für MMuff Marandt, Wossen, Sieöenteßn und die Arngegenden.