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Tharandt, Flossen, Siebenteln und die Amgegenden. Amtsblatt für die Rgl. AmtshaupLmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Horstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Klemschonberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf- Pohrsdorf, Rohrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bei Mohorn. Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespalteae EorpuSzeüe. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaitkn Martin Berger tzajelbst. Ro. 72. Sonnabend, den 2«. Jnni 1903. 62. Jahrg. Feuerwehr - Aebung. Die Reserveabtheilung der Pflichtfeuerwehr wird hierdurch für nächsten Konnaben-, den 20. Auni, Abends ^8 Ahr, zur Uebung bestellt. Fehlende Mannschaften verfallen der in 8 42 des Feuerlösch- regulativs angesetzten Strafe. Die Herren Abtheilungsführer der Pflicht- sowie freiw. Feuerwehr werden freundlichst hierzu eingeladen. Der Branddirektor. Politische Rundschau. Das Ergebniß der Reichstagshauptwahl liegt nunmehr vollständig vor. Allerdings ist es noch nicht die amtliche Feststellung, an die wir uns halten können; diese ist vielmehr erst in einigen Tagen zu erwarten. Die vor- liegende Aufstellung der Resultate beruht indessen auf so gründlichen Informationen, daß die möglichen Korrekturen des amtlichen Berichts nur verschwindende Einzelheiten betreffen können. Nach der vorliegenden Zusammenstellung sind im ersten Wahlgange endgültig gewählt worden: 31 Konservative, 85 Centrum, 14 Polen, 6 Rcichspartci, 53 Sozialdemokraten, 4 Wilde, 6 Elsasser, 5 Nationalliberalc, 1 Däne, 1 Antisemit, 3 Bauernbündler, das sind zusammen 209 Abgeordnete. In die Stichwahlen kommen also in 188 Wahlkreisen 376 Kandidaten. Unter diesen befinden sich 36 Konservative, 124 Sozialdemokraten, 24 freisinnige Volkspartei, 66 Nationalliberale, 10 freisinnige Vereinigung, 4 Elsasser, 8 Polen, 17 Rcichspartci, 2 Bund der Land- wirthe, 13 Antisemiten, 38 Centrum, 10 Wilde, 8 Bauern bund, 8 deutsche Volkspartei, 8 Welfen. — Was nun? so lautet in zahlreichen Blättern angesichts des horrenden Stimmenzuwachses der Sozialdemokratie die Zweifelsfrage. Wir meinen, zu so großer Besorgniß liege kein Anlaß vor. Genau betrachtet, wird trotz des gegenwärtigen Wahler gebnisses im Reichstage Alles beim Alten bleiben. Der Reichstag würde nur dann ein verändertes Aussehen er halten haben, wenn der sozialdemokratische Zuwachs auf Kosten derjenigen Parteien erfolgt wäre, auf welche sich die Regierung bisher bei ihren gesetzgeberischen Maßnahmen gestützt hat. Das ist doch aber nicht der Fall gewesen. Und daun bleibt doch auch zu bedenken, daß die Sozial demokratie in der Hauptwahl nur 53 Mandate errungen hat, daß ihr also noch 5 an ihrem bisherigen Besitzstände fehlen. Gewiß steht die Sozialdemokratie noch in 124 Wahlkreisen in der Stichwahl. Aber in allen diesen Stich wahlen müßten und würden die Sozialdemokraten unter- stegen, wenn die bürgerlichen Parteien in vollem Maße ihre Schuldigkeit thäten und unter Hintansetzung jedweder kleinlichen Fraktwnsinteresscn nur das eine Ziel im Auge behielten, einem weiteren Anschwcllen sozialdemokratischer Mandate einen Damm entgegenzusetzen. Wir haben diesen Satz von vornherein in die Form des Bedingungssatzes gekleidet, denn wir ichen voraus, daß nicht überall diese nothwendiqe Einigkeit unter den bürgerlichen Parteien ge- Wonnen werden wird. In der überwiegenden Mehrzahl der Mlle werden die Stichwahlen aber voraussichtlich so ausfallen WK es im vaterländischen Interesse zu Mün chen ist. Von einer besonderen Veränderung, ia von einer Wcnde^r ZZen u sprechen, liegt trotz des Wahlresul-ats doch noch kein Anlaß vor. Die Reichstagsbeschluste der kommenden Legislaturperiode werden jenen der verflossenen ähnlich seh^, wie ein Ei dem andern. Trotz des sozial demokratischen Stimmenzuwachses haben die bürgerlichen Parteien ebensowenig Ursache, ins Mauseloch zu kriechen, dm verbündeten Regierungen, einen den ganz radikalen Partelen genehmen Kurs einzuschlagen. Andererseits haben wir aber auch Nicht die Empfindung, als müßte gegen die lozialdemokratlsche Hochfluth mit Ausnahmegesetzen einge- schritten werden. Elne starke zielbewußte Regierung wiro M deutschen Reiche nicht den Boden unter den Füßen ver lieren, auch wenn 70 Sozialdemokraten in den neuen Reichstag einziehcn sollten. Auch werden die Vertreter der bürgerlichen Parteien in Zukunft mehr als bisher darauf zu achten haben, daß die Bänke der regierungs freundlichen Parteien während der Reichstagsvcrhandlnngen voll besetzt sind und stets ein beschlußfähiges Haus zur Verfügung steht. Je gewissenhafter die verbündeten Ne gierungen und die staalsertzalwudm Parteien ihre Pflicht und Schuldigkeit thun, um so geringer wird der Einfluß sein, den die sozialdemokratischen Abgeordneten auf den Gang der Politik auszuüben vermögen. Und darauf kommt doch Alles an, daher kehre Jeder vor seiner Thür, alles Andere wird sich dann von selber finden! Der Kaiser, der Abends vorher Berlin verließ, traf Donnerstag Vormittag auf dem Kruppschen Schießplatz Meppen in Hannover ein, wo mit neuen Geschützen aus Schiffspanzerplatten geschossen wurde. Den Versuchen wohnten auch der Staatssekretär des Reichsmarincanits, der Inspekteur der Marineartillerie und der Vorsitzende des Artillerie Prüfungsausschusses bei. Nachmittags er folgte die Ankunft des Kaisers in der Stadt Hannover zum Besuch der landwirthschaftlichen Ausstellung. Für den Abend hatte der Monarch sich bei dem Feldmarschall Grafen Waldersee angesagt. Am heutigen Freitag be sichtigt er die Königs-Ulanen und speist bei dem komman- direnden General v. Stülpnagel. Am Sonnabend Morgen reist der Kaiser zur Theilnahme an der Enthüllung eines Denkmals für Kaiser Wilhelm l. nach Hamburg weiter. Einen schmerzlichen Gedenktag zeitigte die ab gelaufene Woche mit dem 19. Juni, an welchem Tage vor einem Jahre der edle König Albert zu Schloß Shbillenort verschied, so daß jetzt erneut die Erinnerung an den groben König und Heerführer lebendig ward. Angesichts der Wahlen, welche in Deutschland das öffentliche Tagesintereffe fast ausschließlich in Anspruch nehmen, treten die übrigen Tagesbegebenheiten dies mal entschieden in den Hintergrund, zumal fie nicht Vie des Bemerkenswertheren darbieten. Von Berliner offiziöser Seite wird jetzt mit einem Male die allseitig geglaubte Nachricht,der Landwirthschaftsminister v. Podbielski beabsichtigte nächstens zurückzutreten, als unwahrscheinlich bezeichnet; sollte demnach die angebliche Aeußerung des Heern v. Podbielski „Nach der Heuernte verduft ick!" thatsächlich nicht gefallen sein? Inzwischen verlautet ziemlich bestimmt, auch der preußische Justizminister Schönstedt wolle von seinem Posten scheiden, da ihm seine Siellung mehr und mehr durch gewisse Strömungen erschwert werden soll. Ueber die Finanzen der deutschen Bundesstaaten giebt eine Veröffentlichung des Statistischen Amts in Ber lin Auskunft. Die Ausgaben betragen für die Bundes staaten 4375 Mill. Mk., für Reich und Bundesstaaten 6815 Mill, die Einnahmen 4356 respektive 6796 Mill. Mk. Die Staatseiscnbahuen sind allein mit 1330 Mill. Mk. oder 31,6 vom Hundert an den ordentlichen Ausgaben und mit 1898 Mill, oder 45 v. H. an den Einnahmen bclheiligt. Den nächst wichtigen Theil der Einnahmen bilden die Steuern. Als Landessteuern ergeben sie 599 Mill. Mk. und zwar in Form von direkten Steuern 434 Mill. Mk., von Auswandstenern 83 Mill. Mk. und von Verkehrssteuern 82 Mill. Mk- Die Schulden belaufen sich für die Bundesstaaten auf 11293 Mill., für Reich und Bundesstaaten 14106 Mill. Mk. Die italienische Kabinettskrisis scheint mit einer Umbildung des bisherigen Ministeriums Zanardelli ihren Abschluß finden zu sollen. Wenigstens meinen die römi schen Blätter fast einstimmig, daß dies noch der beste Ausweg aus der Krisis sein würde. Den Engländern ergeht es in ihrem neuen Feld zuge im Somalilande immer trauriger. Das Expe- ditionskoips sieht sich an allen Ecken und Enden von den Scharen des Mullah bedroht, das englische Hauptquartier Bohotle ist sogar von allen Verbindungen abgeschnitten, so daß eine schwere militärische Katastrophe der Briten gar nicht so unwahrscheinlich wäre. In Spanien giebt es wieder einmal innere Un ruhen. In der Provinz Andalusien ist ein Streik der Landarbeiter ausgebrochen, der mehrfach bereits zu Aus schreitungen geführt hat; eine ganze Reihe städtischer Ar- bcitcrkategorien haben sich der Streikbewegung der Land arbeiter angeschloffen. Peter l. hat die Anerkennung als König von Serbien seitens Rußlands öffentlich bescheinigt erhalten. Der amtliche Petersburger Regierungsbote veröffentlicht ein Kommunique, worin Peter in aller Form anerkannt wird. Gleichzeitig wird dem neuen Könige jedoch die Be strafung oes Mörders des verstorbenen Königspaares zur Pflicht gemacht. Dieser Pflicht kann Peter Karagcgeorgiwitsch nun und nimmermehr nachkommen; schon der schüchternste Versuch in dieser Richtung würbe ihm nicht nur die Krone, sondern auch das Leben kosten. Hält Rußland an der Bestrafung der Mörder als Vorbedingung seiner Anerkenn ung fest, dann bleibt Peter nichts weiter übrig, als ohne die russische Anerkennung in Belgrad König zu spielen oder abzudanken, ehe er sich noch die Krone aufs Haupt gesetzt hat. Wahrscheinlich verspricht er aber Rußland, das Mögliche zu thnn, sobald er sich erst einigermaßen ein gerichtet haben wird. Die russische Forderung kommt ihm gleichwohl äußerst ungelegen. Wie freundlich Peter den Mördern feines Vorgängers gesonnen ist, das konnte man daraus entnehmen, daß in die Einholungsdeputation aus- orücklich einer der Königsmörder deligirt wurde. Die Aenderung der Verfassung ist von der Skupschtina nunmehr erledigt und mit 113 gegen 3 Stimmen angenommen worden. Am gestrigen Mittwoch hat sich darauf die Einholungs- kommission nach Genf begeben, um Peter i. feierlich nach Belgrad zu geleiten. Dort wird die Ankunft jedoch am Mittwoch kommender Woche erwartet. Unmittelbar nach seiner Ankunft muß der König den Eid auf die Verfassung leisten. Wie mit dem Zaren, dem König von Italien und dem Fürsten von Montenegro, so hat König Peter I. anläßlich seiner Berufung auf den serbischen Thron auch mit dem Kaiser von Oesterreich Telegramme gewechselt. Der greise österreichische Herrscher giebt in seiner tele- graphischen Antwort auf die Depesche, in welcher ihm König Peter I. seine Wahl zum König von Serbien mit- theilt, dem Wunsche Ausdruck, daß es dem neuen Serben könig vergönnt sein möge, sein unglückliches Land wieder zum inneren Frieden und Gedeihen zu führen, wobei Franz Josef zugleich seinen Abscheu über den Belgrader Königs mord ausspricht. Laut den neuesten Dispositionen sollte die Abreise König Peter I. von Genf nach Belgrad an diesem Sonntag erfolgen. — Die Skupschtina genehmigte am Mittwoch die an der Verfassung von 1888 vorge nommene Aenderung mit 113 gegen 3 Stimmen, alsdann fanden sie die einstimmige Billigung seitens des Senats. Die Deputation der serbischen Nationalversammlung an König Peter ist am Donnerstag früh von Belgrad nach Genf abgereist; sie überbringt ihm u. A. einen Abdruck der abgeänderten Verfassung. Ueber die marokkanischen Wirren liegt augenblick lich gar nichts von Belang vor; lediglich die Nachricht wäre zuverzeichnen, daß der „Times"-Korrespondent in Tanger bei einem Ausfluge von Gebirgsbewohnern gefangen genommen worden ist. Aurze Lhrsnik Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge. Aus London, 18. Juni, wird gemeldet: Auf der Untergrund iahn kollidierten gestern zwei Eisenbahnzüge. Mehrere Personenwagen wurden zertrümmert, andere Wagen be- chävigt. Es entstand eine furchtbare Panik. Aus den Trümmern ertönte das Geschrei der eingeklemmten Passa giere. Es wurden im Ganzen 27 Personen schwer verletzt. Großer Verlust an Brieftauben. Wie wir mel-