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dauerten, desto mehr die Stellung der Regierung durch weitgehende Anträge erschwert werde. Die Regierung wünsche in dem Zolltarif nur ein Mittel zu erhalten, um gute Handelsverträge zu erzielen. Erst wenn die Handels verträge dem Reichstage vorlägcn, würde dieser ein Urtheil darüber abgeben können, ob die Regierung klug oder un klug, geschickt oder ungeschickt operirt habe. Am heutigen Mittwoch wird die Berathung fortgesetzt. Im englischen Unterhause wurde der Entwurf betreffs Einführung von Kornzöllen zur Deckung der Kriegs lasten mit 254 gegen 134 Stimmen angenommen. Exkönigin Natalie von Serbien ist in Berck (Frankreich) von der griechisch-orthodoxen Kirche zur römisch - katholischen übergetreten. Dieselbe Nachricht wurde bereits vor einigen Monaten verbreitet, eilte aber der Thatsache, die erst jetzt eiugetretcn ist, erheblich voraus. Natalie bereitet sich zu einer Wallfahrt nach Rom vor. Zu den Rebellen in Südchina sind 1000 Mann von den Truppen des Generals Ma mit Munition und Geldern übergegangen. — Nette Zustände, das nennt man Schutz der Fremden! Der Sransvaalkrieg. Pretoria, 12. April. SchalkBurger, LouisBotha, Lucas Meyer, Delarey, Steijn und Dcwet sind heute Vor mittag mittels Sonderzugs von Klerksdorp hier eingetroffcn. Dies war die wichtigste Meldung, welche in den letzten Tagen aus Südafrika hier eintras. Damit ist nun doch vielleicht ein weiterer Schritt zum Frieden gethan worden. In Pretoria hatten sich die Boeren zunächst geweigert, ihrer seits noch einmal Bedingungen zu stellen, vielmehr den Wunsch geäußert, England, das um die Aufnahme von neuen Verhandlungen nachgesucht habe, möge den Boeren seine Anerbietungen machen, dann würden diese ihre Ent scheidung treffen. Die englische Regierung ist diesem Wunsche der Boeren mit größter Eile uachgekommeu. Herr Chamberlain hat sich selbst Nachts keine Ruhe gegönnt und sogar am Sonntage gearbeitet, um nur keine Unter brechung in den Verhandlungen eintreten zu lassen. Die englischen Vorschläge liegen den Boerenführern bereits vor und diese haben nun Gelegenheit, über Krieg oder Frieden zu entscheiden. Auffallend ist es, daß sich die Boeren dazu verstanden haben, auch mit Lord Milner, dem bestgehaßten Manne der beiden südafrikanischen Republiken, in Verhand lungen einzutreten. Das macht uns bedenklich und erscheint uns als ein Zeichen unbegründeter Nachgiebigkeit. Ohne Krügers Willen wird aber auch in Pretoria keine Ent scheidung fallen und sie wird so ausfallen, wie alle Boeren- freunde sie wünschen. Lord Kitchener sendet seinen Wochenbericht, in dem er von 55 tobten und 164 gefangenen Boeren spricht. Bei einem Eisenbahnunfall verloren die Engländer 13 Soldaten, andere 13 wurden schwer verwundet. Wie unendlich sehr der englischen Regierung an einer möglichst schnellen Beilegung der Feindseligkeiten gelegen ist, beweist unter Anderem auch die respektvolle Art, mit welcher die Mitglieder des Kabinets im Untcrhause von den Boeren sprechen, die England dereinst zu seinen Freun den zu machen hoffe. Bon marodirenden Banden ist nicht mehr die Rede. Bei den englischen Bevollmächtigten in Pretoria werden diese süßen Worte ein Echo finden; aber die Boeren werden sich hoffentlich auch durch den lieblichsten Sirenengesang nicht bethören lassen. Der Transvaalge sandte Dr. Lcyds erklärte, jede Hoffnung, daß der Frieden in Pretoria abgeschlossen werde, müsse aufgegeben werden, da Lord Milner keine Befugniß habe, die Unabhängigkeit zu gewähren, die nun einmal für die Boeren die Grund bedingung sei und bleibe. Londoner Berichte suchen es dagegen so darzustellen, als ob die Frage der Unabhängig keit gar nicht in Betracht käme, sondern die der Amnestie dec Afrikander die einzige Schwierigkeit bereite. Ein an derer Londoner Bericht besagt, die Boeren hätten die Errichtung einer südafrikanischen Konföderation unter eigner, nicht rein britischer Flagge gefordert. Diese Männig- faltigkeit der englischen Angaben beweist nur, daß die Boeren überhaupt keine Bedingungen stellen, diese vielmehr von den Engländern verlangen und sich die Entscheidung mit Zustimmung des Präsidenten Krüger Vorbehalten. Berlin unter Wasser. 15. Avril. Obgleich die Reichshauptstadt noch immer nicht eine Seestadt ist, gab es doch in Berlin gestern eine Wassersnoth, wie man sic hier überhaupt noch niemals erlebt und für möglich gehalten hat. Ein sehr großer Theil der Stadt und der angrenzenden Orte war buchstäblich überschwemmt, aber mcht etwa von der Spree, fondern durch des Himmels Fluthcn, durch stundenlangen, wolken- bruchähnlichcn Regen, der wie aus Eimern und Mulden herniederströmte. Die Wirkungen des Unwetters sind fast unglaublich und wirthschastlich so tief einschneidend, daß die Ereignisse des gestrigen Tages allgemeine Beachtung verdienen. Die Wirkungen des so viele Stunden wüthenden Unwetters waren mitunter höchst ergötzlich, im Allgemeinen aber geradezu Schrecken erregend. Nehmen wir die „gröbsten" Ereignisse vorweg, so müssen wir verzeichnen, daß zwei oder drei aus Fachwerk erbaute Häuser eingestürzt sind und verschiedene Einwohner in Hospitäler gebracht werden mußten. Einige Dutzende von Wohngebäuden in und um Berlin, selbst hiesige Amtsgebäude, sind von der Polizei außerdem abgesperrt und wegen Einsturzgefahr geräumt worden. Der Verkehr vorn Stcttirrer Bahn- Hof auf der Stettiner Bahn und der Nordbahn ist für 24 Stunden eingestellt worden; das heißt: die Züge werden weit nördlich von Berlin erst abgclassen weil auf den Zwischenstrecken der Bahndamm in einer Länge von 50 Metern eiugestürzt ist. Der Nordring stand gestern gleichfalls still, der Südring und Westring feierten für viele Stunden, und selbst der Fernverkehr zum Pots damer Bahnhof und zum neuen Ringbahnhof war be droht. Ueberall waren die Böschungen der Bahnen ins Rutschen gekommen, die Geleise mit Schlamm, Sand und Erde überschüttet, jeder Verkehr war unterbrochen. Die südlichen und westlichen Vorortzüge konnten gestern bis gegen 11 Uhr Vormittags nicht fahren, und selbstver ständlich durften auch keine Fernzüge die Strecken passiren, die gerade so aussaheu, als wenn eine „Mur", eine „Schlammlawine", in den österreichischen Alpenländern sie heimgesucht hätte. Ueberall, wo es nur irgend eine Treppe oder Leiter, nach Art einer Hühnerstiege gab, ließ die Eisenbahndirektion dem Publikum die Schienen u. s. w. als Uebergangswege öffnen. Neben trüben Bildern gab es aber auch umsomehr viele heitere Austritte. Am Bahnhof Friedrichstraße wollre ein feiugekleideter Herr in Lackstiefeln zu einem Omnibus gelangen. Aber er konnte nicht, das Wasser war viel zu tief. Der Herr miethete nun einen Dienstmann, der ihn auf die Schultern nahm und glücklich, durch das Wasser wathend, zum nächsten Omnibus brachte. Aber dort schallte den beiden „Besetzt!" entgegen. Mitten in der Wasser wüste standen nun der Dienstmann und sein „Reiter". „Also wieder zurück", sagt traurig der Letztere. „Ja, kost aber fufzig Fennje mehr", war die Antwort des biederen Trägers. „Nee", meinte der Reitende. „Scheen, denn laß ick Ihn runter", sagte der Dieustmaun, worauf ihm natürlich seine Forderung bewilligt wurde. Droschken und Lastwagen fuhren bis tief über die Achsen im Wasser, Frachtwagen vermittelten stellenweise den Verkehr für 10 bis 20 Pfg. die Person, stramme Männer trugen für gleichen oder billigeren Preis weibliche Wesen, ohne Rücksicht auf Alter und Schönheit, huckepack durchs Wasser, und wenn Jemand im Wasser durch einen Fehltritt plötzlich „unterging", gab es allgemeines Gejohle. Manchen „Scherz" bat unzweifelhaft das heutige Un wetter gezeitigt, aber der Grundlon ist für den Einheimischen ein Schrei des Jammers. Zum Mindesten tausend fleißiger Leute sind ruinirt, denn sie hatten sich gegen ein solches Natur-Ereigniß nicht versichert. Hoffentlich wird ihnen die Stadt Berlin helfen. Ueber die vielfachen Verheerungen, die das abnorm starke Unwetter in Berlin und seiner Umgegend angc- richtet hat, geben wir zur Ergänzung unserer letzten Mit- theilungen noch einige Einzelyeitcn wieder. Hier und da gelang es noch, die durch das Wasser gefährdeten Keller durch Aufwerfen von Dämmen aus Saud, Sägenspähnen und anderem Material gegen die Ueberflmhung zu schützen, in vielen Straßenzügen aber blieben alle diese Versuche ohne Erfolg. Das Packetpostamt am Lehrter Bahnhof stand so tief unter Wasser, daß alle Poststücke schwammen. An der Eiscnbohnbrücke Bellevue organisirten Gelegenheits arbeiter, die sich in jener Gegend aufzuhalten pflegen, rasch einen Tragedienst, dessen sich namentlich die Frauenwelt bediente, um nach dem Bahnhofe zu gelangen. Von jungen Damen wurden für diese Dienstleistung 5 Pfg. verlangt, ältere mußten lO Pfg. bezahlen! An einer Zntungsbude, die hier steht, grüb der Regen ein tiefes Loch, sodaß die Polizei sie sperren mußte. AufderUnter- sprce stieg das Wasser in kurzer Zeit so hoch, daß Schlepp dampfer kaum noch durch die Brücken kommen konnten; die Besatzungsmannschaften mußten sich bücken um nicht anzustoßen. In der Hagelsberger- und in anderen Straßen wurden viele Keller überschwemmt; die Bewohner, die im Schlafe von der Fluth überrascht wurden, geriethen in Lebensgefahr und mußten von der Feuerwehr gerettet werden. Die Einrichtungen der Kellerwohnungen wurden vielfach gänzlich verovrben. Die Gemeindeschule in der Hagelsberger Straße erhielt einen Blitzstrahl in den Schornstein. Als man die Klassen öffnete sand mau sic so verqualmt, daß sich der Rektor — zur grüßen Genug- thuung der Kinder selbstverständlich — entschließen mußte, die Schüler und Schülerinnen nach Hause zu schicken. Zwischen Am Lahnhof Friedrichstraße und der Weiden dammer Brücke stand das Wasser zeitweilig so hoch, daß kaum das Fuhrwerk noch durchkommen konnte. Jm Sum- boldt-Gymnafium lief der Keller voll Wasser. Die Fluth stürzte mit solcher Wucht hinein, daß sie an einer Stelle das Fundament lockerte. Kinder sah man noch am Mon- tag umherirren und ihre Eltern suchen. In dem einen der drei Gebäude, die in der Gerichtsstraße einstürzten, einem zweistöckigen, sanken die betagten Schmied Jbcn- thalschen Eheleute mit den Trümmern in das Erdgeschoß hinab — ohne Schaden zu nehmen. Leute aus den Vorder- Häusern retteten sie dann mit Hilfe der Feuerwehr aus den Trümmern. Großen Schaden richtete das Wasser am Postamt in der Oranienstraße an, indem es die unterirdische Telephonbettung sprengte. Mannschaften vom Alexander-Regiment leisteten hier und auch Privat leuten jener Gegend Hilfe. Auch die Museen in der Museumsstraße erhielten militärische Hilfe. In der Königgrätzerstraße wurde das Publikum durch Rollwagen und die Feuerwehr übergesetzt; namentlich an der Christus- Kirche war das Wasser sehr tief. Die Offiziere und Mannschaften der Feuerwehr waren äußerst erschöpft, auch die Pferde ermatteten sichtlich. Das Rosenthaler Thor konnte zeitweise Niemand passiren, der Platz dort glich einem großen See. Von der Brunnen- sowie der Veteranen- straße und dem Weinbergswcg stürzten sich die Wassermaffen ohne Aufhöreu stundenlang in die tiefer gelegenen Straßen. In der Liesenstraße hatte ein unternehmungslustiger Wagen besitzer ein Ueberfuhrgeschäft etablirt. Für 10 Pfennige konnte man über den Straßendamm gefahren werden. Die Schutzmänner, die in den Morgenstunden Dienst hatten, mußten gegen 9 Uhr die Wachen aufsuchen, um die Kleidung zu wechseln. — Schlimm erging es dem Schlächter Schöfisch, Königgrätzerstraße 80. Als er um Vs? Uhr Morgens aus der Halle in sein Geschäftslokal kam, fand er dasselbe 2'/, Fuß unter Wasser. Flcischstücke und Geschäfts- Materialien schwammen im Wasser. Das Wasser war aber auch durch die Thürspalten in die anstoßende Wohnung gedrungen, in der seine Frau, die ihrer Niederkunft ent gegensteht, krank lag. Das Wasser war nahezu schon zur Betthöhe gestiegen. Ein Schutzmann und S. trugen die gefährdete Frau in eine im zweiten Stockwerke desselben Hauses gelegene Wohnung von Bekannten. Der Schaden, den S. erleidet, ist bedeutend. Gegen 8 Uhr liefen so viele Alarme bei der Feuerwehr ein, daß Befehl gegeben werden mußte, die Tclegraphenapparate mit vier Tele graphisten zu besetzen, um die Arbeit zu bewältigen! Ferner wurden alle Wachen angewiesen, die öffentlichen Feuermelder mit Posten zu besetzen. Jeder Wassersnoth Meldende wurde zurückgcwiesen; nur wenn Menschen in Gefahr waren, wurde die Meldung weitergegeben, andernfalls die Leute an die Polizei oder auf die Selbsthilfe verwiesen. Die Feuerwehr hatte trotzdem noch unausgesetzt an ungezählten Orten Wasser zu pumpen. Nach der Katzbacystraße 3 wurde die Feuerwehr gerufen, weil dort die Kellereien unter Wasser standen, und man den Einsturz des einstöckigen Hauses befürchtete. Ein Mann, der von den Fluthen im Bette überrascht worden war, mußte von Hausbewohnern herausgeholt werden. Er war ruhig liegen geblieben und schwamm mit dem Bett im Wasser, offenbar nicht ganz nüchtern und in dem Glauben, er träume nur. (!) Nicht besser ist cS in Rixdorf, Schöneberg, Charlottenburg und den übrigen Vororten zugegangen. Auch von dort wurden zahlreiche Uederschwemmungen in Folge des Wolkenbruchs gemeldet. I» Swöneberg wurden Mannschaften der Eisen bahnbrigade zur Hilfeleistung für die Kellerbewohner ab- kommandirt. Zum Glück ist nur Materialschaden zu be klagen. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Anrze Chronik. In der Jnvalidcnstraße in Berlin sprang das schwere Schwungrad einer Lokomobile ab, die Wasser aus einem Keller pumpte. Das Rad sauste auf die Granit- platten, wo es in viele Stückt zerbrach. Diese flogen gleich Granatsplittern umher und trafen 5 Personen. Einem jungen Burschen wurde der Schädel zertrümmert, einem Mädchen die linke Wange und einem Arbeiter ein Ohr weggerisseu. Eine die Donau übersetzende Fähre versank bei Orsowa; 17 Menschen ertranken. Die astronomischen Instrumente der Pekinger Sternwarte werden jetzr vor dem Neueren Orangeriege bäude in Sansouci (Potsdam) aufgestellt. Wie dieKonkursverwaltung der Kasseler Treber- gesellschaft miltheilt, wird an die Gläubiger des früheren Generaldirektors Schmidt eine Konkursdividcuve von ins- gesammt 1 Prozent zur Auszahlung gelangen. Die Freude! — Die Aktiengesellschaft Portland-Zementfabrik „Krons- berg" zu Misburg bei Hannover hat den Konkurs ange- mcldet. In Trebbin (Mark) wurde nach dem Berl. Tg. der Pastor Disselhof wegen Unterschlagung von 150000 Mk. Kirchengetdern verhaftet. Billige Fische verschaffte sich der Schutzmann Jürß in Altona, der Nachls auf Posten mehrfach in eine Fisch- Handlung eingedrungen war und Fische gestohlen hatte. Er wurde zu drei Monaten Gefängniß vcrurtyeilt. Eine schwierige Luftballonlandung hatte wieder um der Ballon „Berson" zu bestehen, der dieser Tage auf Veranlassung des Deutschen Vereins zur Förderung der Luftschifffahrt vom Gelände des Berliner Luftschiffer- vataillons ausgelassen worden war. Der mit 4 Officieren bemannte Ballon landete nach 4V»ftündiger Fahrt in der Nähe der Ortschaft Dambeck bei Grabow in Mecklenburg- Schwerin. Bei der Landung herrschte ein derartig starker Wind, daß der Korb, da der Anker vom Tau gerissen, fast einen Kilometer weit bald gehoben, bald geschleift wurde. Hierbei stürzten zwei der Insassen aus dem Korbe heraus; während der eine von ihnen ohne Verletzungen oavonkam, wurde dem Führer des Ballons, Oberleutnant v. Goetze, der Arm ausgerenkt. Ein von Grabow tele phonisch yerbeigerufener Arzt leistete die erste Hilfe. Coburg. Zwei Motorfahrer begingen die Unvor sichtigkeit, in einem Automobil Nachts den steilen Trieber berg bei Lichtenfels hinabzufahren. Die Bremse versagte und der Lenker des Wagens verlor die Gewalt über das Gefährt, das an einer Biegung des Weges gegen ein Haus rannte und zerschellte. Einer der Automobilisten erlitt bei dem Unfall einen Schäoelbruch und verstarb nach kurzer Zeit, während sein Gefährte zwar mit dem Leben davon kam, aber sehr schwere Verletzungen zu beklagen hat. Naumburg a. Saale, 15. April. Der Einwohner Dix wurde gestern auf der Landstraße nach Bethau er mordet anfgefunden. Von den Thälern fehlt jede Spur. Braunschweig, 15. April. Auf der Landstraße bei Peine wurde gestern der Arbeiter Stieb von drei Arbeitern überfallen und auf gräßliche Weise ermordet. Die Thäter wurden verhaftet. Boppard a. Rh., 15. April. Der Direktor Massen bach von den Accumulatorwerkeu System Pollack wurde heule Nacht von einem Schnellzug überfahren und todt aufgefundcn. Einzelheiten fehlen noch. Einen tragischen Tod erlitt auf der Strecke Eisenach — Lichtenfels ein Rangirer. Sein sechsjähriges Töchterchen war von einem Schnellzuge erfaßt worden, der unglückliche Vater stürzte dem Kinde nach, um es zu retten, und wurde selbst getödtet. Das Reichsgericht in Leipzig verwarf die Revision des Gerichtsreferendars Karas und von sieben Mitange klagten, sämmtlich Polen, die vom Posener Landgericht wegen Geheimbündelci zu Gefängnißstrafen bis zu 4 Monaten verurtheilt worden waren. Der frühere Oberleutnant Rüger, der in Mörchingen den Hauptmann Adams erschoß und hierauf zu 6 Jahren Zuchthaus und zur Degradation verurtheilt wurde, lernt nach der Rh.-W. Ztg. im Zuchthaus zu Ensisheim die Schlosserei. Er beabsichtigt, nach Verbüßung der Strafe nach Amerika auszuwandcrn. Auf dem englischen Schlachtschiff „Mars" zersprang ein zwölfzölliges Geschütz bei Schießübungen. 2 Offiziere und 10 Mann wurden getödtet, 6 Personen verwundet. Ein furchtbares Verbrechen wurde in Hirschberg (Schlesien) aufgedcckt. Hochwasser hatte einen Sack ans Ufer getrieben, in dem eine Leiche eingeuäht war; der Kopf war abgeschnitten, die Beine waren ausgedreht. Der Ermordete ist als ein seit Weihnachten verschwundener Arbeiter erkannt worden. Dessen Ehefrau und ihr Lieb haber wurden verhaftet, nachdem n>rn bei der Haussuchung ein Bündel blutgedrängter Männerkleider gefunden.