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nach einem Vagei schießen, hierbei traf er einen neben ihm gewesen sei, und daß Peters gegen den 8 14 der Dienst anweisung verstoßen habe. Er war zur Deckung des Zuges schon des Nebels wegen doppelt verpflichtet. Er wußte, daß der Verkehr auf der Strecke ein sehr starker war, wenn der Mißbrauch vielfach bestand, war der An geklagte nicht straffrei. Er war verpflichtet, Wachen aus zustellen. Er hat seine Pflicht verletzt. Der Angeklagte Meyer hat nicht gegen seine Vorschriften verstoßen. Der Angeklagte Kleinhaus mußte wissen, daß der O-Zug noch nicht durch war. Er mußte ohne Weiteres blocken." In der durch Erdbeben zerstörten kaukasischen Stadt Sch ein acha sind bisher gegen 3000 Leichen geborgen, doch stegen noch mindestens 1000 unter den Trümmern Der Gesammtschade wird auf etwa 20 Millionen Rubel geschätzt. In Paris hat sich eine Gesellschaft zum Bau von Häusern gebildet, in welchen vorzugsweise kinderreiche Fa milien, die anderswo schwer Unterkunft finden können, ausgenommen werden sollen. Freilich sind die 200 Wohn ungen, über welche die Gesellschaft verfügt, nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Im Budapester Armenhause ist die 86jährige Wittwe des schon vor längeren Jahren im Elend verkommenen Fürsten Wornyczky gestorben. Ucber die spanische Provinz Andalusien ist ein furchtbarer Hagclsturm niedergegangeu. Viele Körner sollen ein halbes (!!) Pfund gewogen haben. Die Dächer sind vielfach eingeschlagen, ein Vianu ist getödtet, zwei Kinder sind verwundet. ung verglichen. Gleichwie nun der Wanderer seine Reise nicht stetig fortfetzen kann, sondern gezwungen ist, be stimmte Haltepunkte einzulcgen, so giebt es auch auf unserer Wanderung durchs Leben solche Haltepunkte, die uns ver anlassen, sinnend und überlegend zurückzuschauen. Wir, liebe Mitkonfirmandeu und -konfirmandinnen, sind nun heute au einem solchen Haltepunkte unserer Lebenswander ung angclangt; denn der heutige Tag dringt uns einen bedeutungsvollen Abschluß in unserm Leben. Wiewohl wir cs in unserm kindlichen Sinn noch nicht zu fassen vermögen, so dürfen wir' es doch unseren Eltern und Lehrern von Herzen glauben, wenn sie die Kinder- und Sämlzeit als die goldene Zett des menschlichen Lebens hinstellen. Sorglos sind wir, ohne welchen Standesunter- schied an uns hervorzuhcben, nach der Schule, derPflcge- stätte unseres Geistes, gewandelt, haben den Worten unserer liebenLehrer, von denen wir sammt undsonderssagenkönncn, daß sie es nur gut mit uns gemeint haben, gelauscht, und heute wollen wir nun diese zweite Heimstätte verlassen. Scheiden, meine lieben Milkonfirmanden- und-konfirmandinnen, das bringt Leiden, und Schmerz fühlen wir auch in dieser Scheidestunde in unserer Biust. Tiefbewegt bringen wir als letzten Scheidegruß unseren lieben lieben Lehrern den herzlichsten Dank für ihre aufopfernde Mühe. Möge Golt ihnen ein reicher Vergelter sein und sie auch ferner segnen in ihrem schweren Beruf und in ihrer Familie. Doch Worte sind bald gesprochen und ebenso schnell wieder vergessen; so wollen wir denn gesammt geloben, die erhaltenen Lehren in einem reinen Herzen verwahren und stets danach thun. Aber auch euch, liebe Mitschüler und -schülerinnen, die ihr noch weiter der Schule angchört, gilt unser Schcidegruß. Gedenkt ferner in Liebe eurer scheidenden Schulgeuosscn und -gcnossinuen, benutzt die euch dargeboteue Zeit fleißig und bewahrt uns auch fernerhin eure Freundschaft. Die Erfüllung unserer Wünsche stellen wir aber unserm lieben Gott im Himmel anheim, und ich schließe darum mit einem recht herzlichen „Das walte Gott!" Die Antwort darauf lautete : Lieber Freund, deine Worte, die du uns, da wir noch länger in der Schule verbleiben, zugerufeu hast, sind uns sehr zu Herzen gegangen und sollen uns dazu anhalten, alle deine Mahnungen und Wünsche recht zu beherzigen. Auch wir sind tick bewegt in dieser Schcivestnnde. Eure Lebens wege, liebe, scheidende Schulkameraden und kameradinnen, werden verschiedene sein und oft bei euch di: Freude mit bitterem Leide vermischt werden. Wenn es euch nun, wie der fromme Graf von Zinzendorf in seinem herrlichen Liede: Jcsu geh' voran! spricht, sollte hart ergehen, und ihr schwere Tage zu überstehen habt, so klagt dem eure Noth, der über die Maßen und nur für andere Schuld hat leiden müssen, und denkt, der Weg zu ihm kann nur durch Trübsal gehen. Lebt wohl, Gott der Herr behüte euch auf allen euren Lebenswegen! — Choralgesang, Gebet, Verabschieden der Konfirmanden von ihren Lehrern nebst Vertheilung der EnUassungszeugniffe schloß die ernste Feier, die jedem Belhciligten noch geraume Zeit im Herzen nachhallen wird. — Der Vollständigkeit wegen zehn Zeugen aus Deuben vorgeladen. Der am 3. Januar des Jahres 1875 zu Frankfurt a. M. geborene, zuletzt in Deuben wohnende Angeklagte, der nach Entlassung aus der Schule Barbier, Essenkehrer und dann Arbeiter war, besitzt die preußische Lebensrettungsmedaille, da er im Jabre 1897 einen Menschen ans dem Wasser gerettet hat. Marquardt ist schon mehrfach wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruchs und Diebstahls bestraft. Der Ange- Bilin, 22. März. Die Berglehne der Sauerbrunnen anlage ist infolge von Erdrutschungen in Bewegung gerathen. Bern, 22. März. In seinem Hotel zu Lausanne schoß der Marquis de Lagoy auf seinen Schwiegervater de Lassele mit einem Revolver zwei Schüsse ab. Die Kugel ging dem Schwiegervater in den Kopf und ist noch nicht gefunden. Der Zustand des Verletzten ist befriedi gend, der Marquis stellte sich selbst der Polizei. München, 22. März. Der Polizeibericht meldet: Aus einem verschlossenen Postwagen deS heute früh 5 Uhr 40 Min. nach Augsburg abgegangenen Zuges wurde ein Postbeutcl mit 5500 Mark entwendet. Straßburg, 22. März. Von den bei dem vorgest rigen Postdiebstahl abhanden gekommenen 34000 Mark wurden heute 20000 Mark in einem Briefkasten am Hause des Postamts I vorgefunden. Hamburg, 22. März. Während eines Wortwechsels gab ein in der Markusstruße wohnhafter Schlächtermeister seinem Gesellen eine Ohrfeige. Der in Wuth gerathene Geselle ergriff ein Messer und versetzte dem Schlächter meister einen Stich in die Herzgegend. Der Schlächter meister verstarb auf dem Transport nach dem Kranken hause. Der Thäter wurde verhaftet. Nordhausen, 22.März. InRettgenstedtermordete der Jagdaufseher Hölzer den Waldarbeiter Erfurth und vergiftete die Ehefrau des Letzteren. Paris, 22. März. In Privas wurden bei den Auf- räumungsarbeiten eines durch eine Feuersbrunst zerstörten Pachthofes drei Kinder erstickt aufgefunden. Berlin, 22. März. Wegen Unterschlagung von Depotgeldern, deren Höhe noch nicht genau ermittelt ist, wurde durch die Berliner Kriminalpolizei der Direktor der Deutschen Kreditanstalt, Max Dürfeldt, verhaftet und nach einem von ihm abgelegten Geständniß in die Unter suchungshaft abgeführt. Die Festnahme seines ersten Angestellten und Prokuristen Ferdinand Schneider steht bevor. Dürfeldt, der 32 Jahre alt ist, zu Mittweida in Sachsen geboren, verheirathet und Vater zweier Kinder im Alter von ein und fünf Jahren ist, war seit Jahren Vertreter der Eisenmöbel-Fabriken von Schöndorf, Stendal und Kempen und begründete vor zwei Jahren eine eigene Eisenmöbelfabrik und gleichsam die Deutsche Kreditanstalt in der Leipziger Straße 111, deren Prokurist sein Sozius Schneider wurde, der ebenfalls Familienvater ist. Das Konkursverfahren über die Kreditanstalt ist bereits eröff net worben. Es wird befürchtet, daß die Veruntreuungen im Gesammtbetrage au 150000 Mark hcranreichcn werden. Zu den Geschädigten gehören auch viele kleine Gewerbe treibende, die auf Bauten beschäftigt waren. Wegen ungenügender Schulzeugnisse versuchten sich drei polnische Obersekundauer des Marinegymnasiums in Posen zu erschießen. Der „Post" zufolge blieb einer todt, zwei sind schwer verwundet. jähren 3 strebsame Schüler der hiesigen Fortbildungsschule mit Auszeichnungen erfreut und zwar waren dies die Schüler Paul Major, Hans Mühle und Oswin Gerlach. Sichtlich erfreut nahmen die also Geehrten ihre Geschenke, werthvolle Bücher, die mit dem Motto „Für treuen Fleiß und Wohlanstand" versehen waren: entgegen. Aus den Eingängen und Mittheilungen selbst ist zu erwähnen, daß dem Verein von der Kgl. Amts- hanptmannschaft 45 Mk. zur Anschaffung von Büchern für die Bibliothek zugegangen sind; 2 Mitglieder und zwar, Herr Kaufmann Engelmann und der Herbergsvater des Vereins, Herr Hotelier Gast, sind durch den Tod aus den Reihen der Mitglieder ausgeschiedeu; dieselben ehrte man durch Erheben von den Plätzen. 3 neue Mitglieder, die Herren Drogist Klctzsch, Kürschnermeister Springsklee und SchützcnhauLbesitzer Schumann wurden ui den Verein ausgenommen. — Auf den morgen Dienstag Abend vom „Gewerbe verein" im Hotel Löwe veranstalteten Vortragsabend, wo Herr Schuldirektor Hanschmann über das Thema: „Verlöbniß und Eheschließung nach Ncchtssprichwörlcrn inr Mittelalter" sprechen wird, weisen wir an dieser Stelle noch ganz besonders hin. — In der von 46 Genossen besuchten Generalver sammlung des Vorschußvereins Wilsdruff, cingetr. Gen. m. besckr. Haftpflicht, beschloß mau, nach Justification der Jahresrechnung über das Geschäftsjahr 1901 eine Dividende von 10"/« zur Auszahlung zu bringen. Die Neu wahl des Kassirers und Ergänzungswahl des Aufsichts- rathes ergab Folgendes: Wiedergewählt wurde Herr Gustav Ihle als Kassirer, die Herren Stadtrath Gottfried Dinndorf, hier, Gutsbesitzer Paul Funke, Höhndorf und Heinrich Kunze Grumbach; neu gewählt wurde an Stelle des ab lehnenden Herrn Apotheker Tzschaschel Herr Kaufmann Louis Wehner, hier. Durch die Beifall findenden Auf klärungen des derzeitigen Direktors des Vereins, Herrn Privalus Gustav Fischer, über die Geschäftslage des Ver eins dürften die in der letzten Zeit fick breil machenden Auslegungen voll und ganz verschwinden. Hoffen und wünschen wir, daß dieses gemeinnützige Institut auch weiter hin zum Segen unserer Geschäftswelt blühen und ge deihen möge. — Falbs Wetter-Prognose für die nächste Zeil lautet: Vom 25. bis 31. März: Regen und Schneefälle sind bedeutend und ausgebreilet, (??) Die Temperatur sinkt unter die normale. Vom 1. bis 11. April: Es ist im allgemeinen ziemlich trocken, doch treten vereinzelt ergiebige Niederschläge ein. Schneefälle sind festen. Die Temperatur geht zurück. Der mit einer Sonneufinsteruiß verbundene kritische Termin des 8. April (1. Ordnung) kommt mit einer Verspätung von mehreren Tagen zur Geltung. Ob's wahr sein wird! Das Gcgentheil zu glauben ist angebracht. -- Für den Umtausch von Kartenbriefen, Post karten und Postanweisungen mit Werrhstempel, die in den Händen des Publikums unbrauchbar geworden sind, wird vom 1. April ab nach einer Bekanntmachung des Reichspostamts eine Gebühr von 1 Pfg. für jedes Stück erhoben. — Die Slaatsbahnverwaltung beabsichtigt, am 6. April einen Sonderzug zu ermäßigten Preisen von Dresden nach Leipzig abzutasseu. Dieser Tag gilt als der erste Meßsonniag, es dürfte daher eine rege Benutzung des Sonderzuges zu erwarten sein. — Vom 1. April ab sind Vormünder, welche ihre Mündel in die Lehre zu geben beabsichtigen, verpflichtet, bei längerer als 1 jähriger Dauer dzS Le h rv e rh ält- nis ses mit den Meistern schriftliche Verträge abzuschließen. Diese Verträge bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Genehmig ung des Vormundschaflsgerichts, welche nur dann eclheiU wird, wenn der Inhalt des Vertrags dem von der zu ständigen Handwerkskammer entworfenen Normal-Lchr- vertrag entspricht. — Unserer zahlreichen Leserschaft von Grum bach theilen wir mit, daß^hie Unregelmäßigkeiten in der Zustellung stnsercs Blattes" durch die Entlassung des der- zcitigefiMW^ten MMer ihr Ende erreicht haben. Müller soll' stchWUegclmqM zu Schulden haben kommen lassen. FM" M- -- Grumbach, 24. März. Am gestrigen Sonntag Nachmittag fanden Schnlknabcu einige Schießpatrvnen. Um nun dieselben auf ihre Wiilsamkeit zu prüfen, hotte der Sohn des Brunneuarbeiters Hermann Starke einen Hammer herbei und schlug auf eine derselben, wobei diese explodirte und ihm die Kuppe des rechten Zeigefingers abriß und den Daumen verletzte. Sächs. Landtag. Die 2. Kammer verwies am Freitag die Deerete Nr. 24 und 32. betr. den Bau der neuen Linien Wicsenburg-Wildenfels und Copitz-Herren- lcithe, den Umban der Leipziger Bahnhöfe, den Aufschub des Baues der Nebenbahn Reichcnau-Hirschfcldc, den Bau einer Eisenbahn Königswalde nach der oberen Stadl Anna- berg und von Eibenstock-Bahnhof nach Stadt Eibenstock, sowie mehrere Bahnhofserweilerungcn in allgemeiner Be- rathung an die Finanzdeputation B. — Das Schwurgericht Dresden verhandelte am Freitag gegen den Arbeiter Karl Friedrich August Marquardt wegen versuchter Tödtung, Bedrohung, Hausfriedensbruch und schwerer Körperverletzung. In dieser Sache waren Vaterländisches. lMiltheilungen aus dem Leserkreise sind der Redaltton stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimnis; der Redaktion. Anonvme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, 24. März 1902. — Nach heute Montag Vormittag staitgchabter Probe ist Herr Sprachlehrer Kröher-Kamenz als Oberlehrer an den hiesigen Schulen gewählt worden. Herr Kiöher ist für uns Wilsdruffer kein Fremder, war derselbe doch bereits früher als Seminarist vikariatsweise au unseren Schulen thätig. An der Probe selbst, die die Lehrfächer Deutsch und Französisch aufwies, beihciligte sich noch als Kandidat Herr Lehrer Messerschmidt-Leipzig. — Laut Bekanntmachung des hiesigen löbl. Stadt- rathcs findet der dieswöchentliche Wochenmarkt anläßlich des Charfreitagsschon nächsten Donnerstag, den 27. März, statt. — Zu einem feierlichen Akte gestaltete sich die dies jährige Entlassung der Konfirmanden in der ge räumigen, sinnig geschmückten Turnhalle. Selbige nahm mit dem Gesänge des Liedes: „Bis hieher hat mich Gott gebracht" ihren Anfang. Hierauf betrat Herr Schuldirektor U>r. Schilling das Rednerpult, um nach einem Gebet mit tiefergreifeuden Worten die Abschiedsrede zu halten, der das Thema zu Grunde lag: Lasset die Liebe nicht, nicht die Liebe zum Eltern-, Gottes- und Lehrerhaus! Wie packend die Ausführung war, ersah man aus den Thräuen, dieAlt und Jung vergossen. Nach dem ticfinnigeu 3stimmigcn Gesänge einiger Kinder: „Hebe deine Augen auf", sprach der Konfirmand Lindner unter Thränen Daukesworte au die Lehrer und Abschiedsworte an die zurückblcibenden Schöler und Schülerinnen, während der Schüler Hartig den scheiden den Konfirmanden ein Lebewohl zurief. Im Interesse der Kinder lassen wir diese beiden Ansprachen hier folgen: Hochzuverehrender Herr Direktor, werthe Herren Lehrer und liebe Mitschüler und -schülerinnen! Das menschliche Leben wird vielfach und auch mit Recht mit einer Wander- s — In der vergangenen Freitag Abend abgehalteueir außerordentlichen Generalversammlung des „Gemein nützigen Vereins" wurden wiederum wie in den Vor- ich zurückweisen! Es liegt darin eia Vorwurf für dens Gerichtshof." Vertheidiger: „Es ist bedauerlich, wenn zm den elf Leichen noch die Vcrurtheiluug von drei Unschul digen hinzutrilt. Ich beantrage die Freisprechung." Das Gericht führte in seinen Urtheilsgründcn aus: „Das Ge richt ist der Ansicht, daß eine Streckensperrung vorhanden Trübselige Geschäftslage. Der Dortmunder Rhein. Wests. Arbeiterztg. zufolge wurden bis jetzt auf 35 Zechen 1870 Bergleute entlasten. Einzelne Zechen geben bekannt, daß der Betrieb vom ersten April ab auf ein Drittel beschränkt werden würde, wobei die Schicht der Tages-Arbeiter eine Verlängerung auf zehn Stunden erfährt. Zahlreiche Zechen kündigten gleichzeitig den Ar beitern zum ersten April die Wohnungen. Das Unheil im Prozeß wegen des Altenbekener Eisenbahnunglücks lamet gegen den Angeklaglen Kleinhans auf 9 Monate, gegen Peters auf 6 Monate Gefüngniß. Meyer wurde freigesprochen. Vor dem Urtheil gab cs noch einen heftigen Zusammenstoß zwischen dem Vertheidiger Lenzmann und dem Gerichts-Vorsitzenden. Rechtsanwalt Lenzmann kritisirte die Eisenbahnverwaltung äußerst abfällig und sagte: „Die Verwaltung verschließt sich allzuhäufig den vorhandenen Mißständen, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wenn ein Unfall da ist, dann sieht man sich das Reglement an, um einen Schuldigen zu treffen, der aber nicht dort ist, wo die Verwaltung ist, sondern dort, wo ein Beamter gegen das Reglement gehandelt hat, gegen das zu handeln ihn aber die Behörde zwang. Hier sollte die Remedur einsetzen, nicht aber sollte man zu strafen suchen, wenn ein Unfall passirt. Ebenso ist die Verwendung des Block wärters für den Streckendienst, blos um StrcckcnlSufer zu sparen, zu tadeln. Der Block darf nicht ohne Aussicht bleiben, der Wärter muß an den Apparat gefesselt sein. Nicht der Angeklagte ist der Schuldige, sondern die Eiscn- bahnverwaltung, welche ihn zwing, den Block zu verlassen, so daß cr zur Zeit, als das Signal ertönte, nicht in der Bude war. Wenn der Angeklagte die Blockhütte nicht verlassen durfte, hätte cr keine Ausrede gehabt, er hätte das Signal hören müssen. Ich beschuldige die Eisenbahn- Verwaltung der direften Mitwirkung an dem Unglück und beantrage, dcn Angeklagten freizusprecheu. Das Unglück ist gewiß bedauerlich, wir haben das tiefste Mitgefühl mit den Familien der Verunglückten; noch bedauerlicher aber würde cs sein, wenn das Altenbekener Unglück noch drei ... Justizmorde erheischte, wenn zu den elf Leichen . . Vor-^wollen wir nichl unterlassen zu erwähnen, daß auch die klagte hat auch wegen fahrlässiger Tödtung eine Gefüng- sitzcnder (unterbrechend): „Herr Justizrath, ich kann den ausgelegtcn Zeichnungen während der Prüsungszcit den nißstrafe verbüßt. Mmquardt woll-e auf einem Felde Ausdruck Justizmord nicht dulden, diese Zumuthuug muß Beifall des Publikums gefunden haben. , .....