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gleich bleibst Du hier. Die Kammer ist zurecht und das Bett frisch gedeckt." Es geht kein Menschenkind allein — die Liebe Gottes schlickt eS ein. Franz wäre so gerne gleich geblieben, aber Er hatte so viel Liebe empfangen am heiligen Abend; er war so reich, so reich beschenkt worden. Mußte er n»n nicht auch der alten Kameraden im Handwerksburschenstall gedenken? „So geh' denn, mein Sohn, so geh' denn und morgen früh komme wieder. Geh' in Gottes Namen, Dein Herz meint's gut," sprach der Hausvater. Als die beiden alten Kameraden am Morgen des ersten Wcihnachtstages erwachten und sich aus ihrem Stroh lager herauswickelten, griff Schnack zu der Flasche, wie cs unter ihnen Brauch war. Aber er brachte sie nicht an den Mund — — er hielt sie noch wie erstarrt in der Hand als Strohmann sich neben ihm aufrichtete und wie gebannt auf die Kiste in der Ecke des Handwerksburschenstalles blickte. - Strohmann stieß Schnack mit dem Ellenbogen an — — stumm — wie erschreckt lieber die Kiste waren Zeitungen anstatt des Tisch tuches gedeckt. Auf diesem provisorischen Tisch stand in dem Wasserkrng ein Tannenzwcig mit drei brennenden Kerzen. Aus drei braunen Thoutöpfen stieg ein kräuseln der Dampf empor und der Geruch von Kaffee verbreitete sich in dem Raume — neben jeden Topf lagen Küchlein, Nüsse, Aepfel uns je drei Groschen. Der Anblick war überwältigend. — Die beiden stichelhaarigen Kunden sahen sich einander an und zupften mechanisch an Haar und Bart. „Jst's Hexerei?" meinte endlich Strohmann einsilbig und ebenso einsilbig fragte Schnack: „Wo komnn's her?" „Vom Christkindchcn kommt's!" antwortete Franz, durch Thränen lächclnd. „Ich hab's gestern Abend für uns ersungen." Und leise, aus warmen Hcrzenstiefen sang er: „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder." — Franz Bauer verabschiedete sich von seinen Kameraden und trat seinen Dienst an. Die beiden alten Kunden zogen schweigend ihre Straße weiter wohin? Merkwürdig, cs war ihnen, als hörten sie immer wieder: „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder." Auf Jnlianenhöh. Roman von Emilie Heinrichs. (33) (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Es war ein winziges Fläschchen, auf dessen Etikette das Wort Blausäure sich befand. Wohlfart öffnete es, roch daran und verschloß es dann wieder in sichtlicher Er regung. Helene Alberti sah, daß seine Hand zitterte, als er es zu sich steckte. „Bitte, Fräulein, leuchten Sie mir, damit ich dieses Papier mir einmal ousehe." Er reichte ihr die Kerze, worauf er das Papier, in welchem sich das Fläschchen befunden, sorgfältig glättete. Als er es dann in Augenschein nahm, hob er es plötzlich mit der Rechten cmpor und sprach leise, doch mit feier lichem Ernst: „Wen unser Herrgott verderben will, den straft er mit Blindheit! Jetzt ist der Verbrecher gerichtet!" „Sollten wir Gottes Hand nicht schon in dem Un fall, der ihr, niederwars, erkennen?" bemerkte Helene ebenso leise. „Hätlen wir denn sonst diese Entdeckungen machen können?" „Ja, js, Sie haben recht, es ist der logische Ring, der mit diesem Beweisstück durch Gottes gerechte Fügung geschlossen ist, ein Ring, der sich crst durch den Unfall zu: bilden begann. Ohne das starke Wundsieber hätte der: Mörder sein Geheimniß nicht preisgegebeu, und wäre cs! selbst mir unmöglich gewesen, ihn anzuklagen, da das! (Mtändniß eines unreifen Burschen wenig Gewicht, besitzt." Wohlsart theilte ihr jetzt in kurzen leisen Worten! Jakob's Geständniß, sowie seinen Fund in Gestalt jenes' halben Schnurrbarts mit, dessen zweite Hälfte er jetzt in' dem grauen Jackct gefunden. „Dr. Jonas ist völlig bartlos, es war somit leicht, sich einen Schnurrbart, wie Harald Dähn ihn trägt, an- zuklcbcn. Daß er die Hälfte davon verloren, war seine eigene Schuld, er hätte einen stärkeren Klebestoff nehmen müssen. Weshalb er aber diese schweren Beweisstücke nicht gleich beseitigt und vernichtet hat, ist mir bei seiner Klugheit unerfindlich." „Gottes Hand," flüsterte Helene tief erregt; „es ist die Blindheit des ruhelosen Verbrechers. Und dieses Papier —" Wohlfart reichte es ihr mit den Worten: „Schreibversuche eines Namenfälschers, und hier das Fläschchen Gift mit dem Namen des Eigenthümers, der noch nicht vollständig gelungen ist. Ein zweites Exemplar fand die Polizei in einem Geheimfach jenes Schreibtisches, den der junge Dähn als ein Erbstück seiner verstorbenen -Mutter stets benutzt, dessen Einrichtung aber Dr. Ionas -jedenfalls genau gekannt hat." Helene Alberti war tief erblaßt. „Du bist gerächt, meine Schwester!" tönte es wie ein schmerzliches Gebet durch ihre Seele, währeno Wohl fart die großen Flaschen wieder in den Schrank setzte und die Thür so geschickt eiuzufügen verstand, daß eine ge waltsame Oeffnung derselben gar nicht zu bemerken war. Da dieser weiße Wandschrank sich im Laboratorium be fand, das weder von dem jungen Ionas, der einen wahren Abscheu vor den chemikalischen Gerüchen hatte, noch von den übrigen Hausgenossen betreten wurde, so war eine Gefahr der Entdeckung auch nicht zu befürchten, zumal Helene Alberti den Schlüssel dazu besaß, den Karl Jonas ihr behufs einer Lüftung eingehändigt halte. Als Wohlfart alles Nölhige besorgt, wickelte er den Anzug sorgfältig wieder ein, überzeugte sich, ob alle Be weisstücke in seinen Taschen sich befanden, nahm den Schlapp hut, und wollte sich mit einer Verbeugung von der jungen Dame verabschieden. „Gute Nacht, Herr Wohlfart!" sprach sie leise, ihm die Hand entgegenstreckend, „wenn Sie den armen Ge fangenen sehen, dann grüßen Sie ihn von seiner unbe kannten Freundin." „Das werde ich bestimmt nicht vergessen, Fräulein Alberti!" erwiderte Wohlsart, ihre Hand ergreifend. „Sie sind sein Schutzgeist geworden und haben Wunder voll bracht —" „Die ich ohne Sie nicht hätte vollbringen können, Herr Wohlfart," fiel sie rasch ein. „Als treue Verbündete wollen wir uns freuen, einen Unschuldigen gerettet zu haben. Wird er noch vor's Schwurgericht kommen?" „Ich glaube nicht, er wird wohl freigelassen werden. Na, sein Verthcidiger, — er hat den berühmten Dr. Herbert, — wird sich freuen." „Dr. Herbert aus Berlin ist sein Verthcidiger?" fragte Helene hastig. „Freilich, kennen Sie ihn?" „Nur oberflächlich. — Sagen Sie doch, Herr Wohl- fart, könnte ich bei dieser Sache nicht neutral, also unge nannt bleiben?" Der Detektiv sah sie erstaunt an und schüttelte dann energisch den Kopf. Er sah auch ihr Errötheu und zog sich sofort seine Schlüsse. „Unmöglich, meine Gnädigste, ganz unmöglich," sagte er leise, doch im bestimmtesten Tone, „denn erstens sind Sie sozusagen die Hauptperson in diesem Drama geworden, und zweitens meine Hauptzeugin. Wollen Sie nun auf halbem Wege stehen bleiben und das sonnenklarste Resul tat in Frage stellen? Ich denke doch, daß Sie für Ihre Ehre nichts dabei zu fürchten haben." „Tie haben recht, was hätte ich dabei zu fürchten," erwiderte sie mit fester Stimme. „Auf Wiedersehen also." 18. In seinem Hotelzimmer saß der Rechtsanwalt Dr. Herbert, ihm gegenüber der Detektiv Wohlfart, zwischen ihnen befand sich ein Tisch ohne Decke, auf welchem die Beweisstücke für Harald Dähn's Unschuld ausgebreitct lagen. Wohlfart schilderte in anschaulichster Weise Iakob Bergs Bünduiß mit Dr. Jonas und die Versprechungen deS Letzteren, was den Rechtsanwalt zur Heiterkeit stimmte. „Zwei famose Verbündete," bemerkte er, also ein solches Amt glaubte der Bursche aus Julianenhöh zu erhalten und dazu den halben Bart des Doktors als Zwangsmittel gebrauchen zu können. Nicht übel, ich denke mir, daß sich mit diesem Jakob die Kriminal-Polizei später noch häufig beschäftigen muß. — Na, fahren Sie fort, mem lieber Herr Wohlfart!" Dieser erzählte jetzt von seinem freiwilligen Wachter- Amt bei dem verunglückten Dr. Jonis. Dann fiel der Name „Helene Alberti". Dr. Herbert, der, ruhig vor sich hinblickend, zugehört hatte, hob rasch den Kopf. „Welche» Namen nannten Sie da? - " fragte er hastig. „Von welcher Dame reden Sie eigentlich?' „Fräulein Helene Alberti, die sich hier auf der Durch reise befand und sich einer Migräne halber von einem ge- wiffen Dr. Eilers behandeln ließ, nahm auf die dringende Birte dieses Arztes den Posten als Hausdame beim Dr. JonaS zeitweilig an, bis sich ein Ersatz für sie gefunden, da die vorherige Hausdame ihre plötzliche Entlassung genommen hatte." „Sie wissen wohl nicht, woher dieses Fräulein Alberti stammt?" fragte der Rechtsanwalt mit undurchdringlichem Gesicht. „Aus Ostpreußen. Herrgott, Herr Dokter, sollte sie am Ende mit Dr. Jonas, der ebenfalls ein Ostpreuße ist, verwandt sein? Das wäre ein ungeheurer Querstrich, da sie tu diesem Falle keine ganz einwandfreie Zeugin abgeben könnte." „Wenn die Dame diejenige ist, die ich vor einigen Jahren in Berlin kennen gelernt," versetzte der Rechts anwalt, „bann existirt keine nähere Verwandtswaft zwischen ihr und diesem Dr. Jonas. Mir fällt erst jetzt dieser Name auf, da Fräulein Alberti mich seiner Zeit um Rath und Beistand gegen ihn ersuchte. Soviel ich mich davon erinnere, war eine Schwester von ihr mit ihm verlobt ge wesen. Er hat sie, glaube ich, verlassen, woran die Thörin gestorben ist." „Ja, so sind die Frauenzimmer," bemerkte Wohlfart verächtlich, „anstatt sich zu freuen, den Schuft losgeworden zu sein, stirbt sic daran. Na, besser wär's allerdings ge wesen, wenn diese Geschickte nicht passirt wäre, weil der Staatsanwalt nun einmal auf den jungen Herrn Dähn schwört, die neue Anklage als einen von ihr in Szene gesetzten Racheakt erklären kann. „Nun, wir sind ja auch noch da," sagte Dr. Herbert, etwas geringschätzig lächelnd, „was halten denn Sie von. der Dame, Herr Wohlfart?" „Ich taxire sie für ehrenhaft vom Scheitel bis zur Sohle, Herr Doktor, — von recht vornehmer Gesinnung." „Dafür habe ich sie auch gehalten. Wie nannten Sie den Arzt doch, den sie in Scklestädt konsultirt?" „Dr. Eilers, ein junger Arzt, der sich ich glaube erst seit Jahresfrist dort niedergelassen und noch wenig oder gar keine Praxis hat. — Ich denke mir, daß er anfeine reiche Schlcstädterin hofft." Dr. Herbert lächelte zerstreut. „Und auf dessen Antrieb ist diese junge, ehrenhafte Dame in ein solches — Dienstverhältniß getreten?" fuhr er plötzlich erregt auf. Wohlfart lächelte unmerklich. „Vielleicht erfüllte sie erst des Arztes Bitte, als sie den Namen seines Kranken erfuhr. Und leitete wirklich auch ein wenig Rachegefühl sie dabei, würden Sie diese menschliche Empfindung nicht sehr natürlich finden, Herr Doctor?" „O gewiß, gewiß, die Gefühle der Dame dürften uns ja auch sehr gleichgültig sein. Bitte, fahren Sie fort, Herr Wohlfart!" Dieser war augenblicklich wieder bei der Sache, merkte aber bald, daß der Rechtsanwalt ziemlich zerstreut zuge hört und erst am Schluffe des Vortrags im gewohnten Fahrwasser sich befand. Es war dem Detektiv offenbar daran gelegen, Fräu lein Albcrti's Verdienste und ihren Charakter dem Anwalt gegenüber in's hellste Licht zu setzen, weshalb er auch seine völlige Unkenntniß ihrer Beziehungen zu Dr. Jonas betonte, obwohl sie ihn über diese nicht im Unklaren gelassen hatte. „Als mein Verbündeter," hatte sie zu ihm gesagt, „müssen Sie über die Motive, die mich zur Annahme einer solchen Stellung veranlassen konnten, klar sein. Obwohl das Schicksal des jungen Dähn mein ganzes Mitgefühl, erregte, so hätte cs mich doch niemals zu einem solchen Ovfcr veranlassen können, weil ich ja kein Kriminalbeamter bin. Dr. Ionas, der Verderber meiner einzigen Schwester, konnte mich allein dazu veranlassen." Und der Detektiv hatte dieses Gefühl verstanden und gewürdigt. (Fortsetzung folgt.) SS In Wsiimgchk - kinksufsn und Damen-Konfektions-Geschäft auf das Reichhaltigste sortirt und empfehle ich besonders prciswerth: M s vZ8 SL s° M N L RS I i «Ss AI «188«» ist mein Seiden-, Manufaktur-, Modewaaren- Damen-Aonfektion als Abendmäntel, Capes, Paletots, Jacketts, Kinder-Jacketts und -Mäntel in allen Größen, 8eiiuUkrki-sgen, Untkl-röekk für Damen, Tt-ppicke, Borlugen, Felle, Reisedecken, Tischdecken, Schlafdecken re. seidene und halbseidene Herren- nnd Damentücher. Eamas, Meter von 90 Pfg. an, Halblamas, Riet, von 40 Pfg- au, Rockflanelle von 90 Pfg. an, Hemdenbarchent von 28 Pfg- an, Velour, Flanell von 40 Ptg- an, Bettzeuge, weiß u. bunt, Julets in allen Breiten, Leinen, Halbleinen zu Beiltückern in ganzer Breite, Barchent-Betttücher, Tischtücher, Handtücher, Servietten, Wischtücher, Taschentücher re. in allen Preislagen. 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