Volltext Seite (XML)
die Herren Dodel und Gentzsch ein — mitleidiges Lächeln, schließlich aber gar leise versteckte Drohungen übrig. Hätte „man" doch seiner Zeit auf jenen Warnenden gehört, dem auch die Kasseler Sudelei genau bekannt war. Was wäre vor zwei Jahren nicht alles für die Gläubiger der Leipziger Bank und deren Aktionäre zu retten gewesen!" — Eine hübsche Scene ereignete sich kürzlich, wie man oen „Reichend. Nachr." mittheilt, anläßlich des Ein treffens der Rekruten auf dem Bayrischen Bahnhof in Leipzig. Als dort der zur Empfangnahme der jungen Vaterlandsvcrthcidiger befehligte Unteroffizier die Ankömm linge, die mit ihren Kistchen in Reih und Glied Aufstellung genommen hatten, musterte, entdeckte er, daß einer zu viel ein getroffen sein mußte. Bei näherer Untersuchung dieses auffäll igen Umstandes traf er auf einen Mann, dessen leicht ergraute Haar- und Bartfarbe unzweifelhaft ergab, daß er nicht zu den Rekruten gehörte. Der Mann war ein Czeche, der arbeitsuchend aus dem Böhmerlande über Eger nach Deutsch land gekommen war und nur einige Brocken deutsch rade brechte. In Reichenbach war er auf die nach der Garnison reisenden Rekruten gestoßen und hatte sich ihnen unbedenklich angeschlossen, da der Schlauberger annahm, daß sic auch einem Arbeitertransport angehörtcn, denn sie führten ja alle fast genau solch ein — Kistchen mit, wie er es auch hatte. Der Mann wäre stolz mit in die Kaserne marschirt, wenn ihm nicht der Unteroffizier dieses Vergnügen ver sagt hätte. — Leipzig, 30.Oktober. Der Reichstagsabgeordnete Or. Schönlank ist heute früh gestorben. — Zwickau,30.Oktober. Ueber Kohlenpreiserhöh- uugen gingen vor Kurzem vielfach unzutreffende Nachrichten durch einen Theil der Presse. Wie jetzt hierzu aus zuver lässiger Quelle verlautet, sollen im Zwickauer Bezirk vorerst noch die Sommerpreise bestehen bleiben, und zwar auch noch für den Monat November. Die Winterpreise sollen dann, etwaige Aenderungen noch Vorbehalten, erst am 1. Dezember in Kraft treten, während dieselben schon in anderen Jahren bereits im Oktober in Kraft waren. — Culmitzsch, 30. Oktober. Vor Kurzem brannte hier die Herrn Scheffel in Greiz gehörige und von Herrn Michael erpachtete Mühle nieder. Es fiel bei dem Brande auf, daß die fünf Gebäude, welche total niederbrannten, fast zu gleicher Zeit in Flammen standen. Gestern nun war eine Gerichtskommission ans Gera am hiesigen Orte, und die Feststellungen ergaben so viel belastende Momente gegen den Pächter Michael, daß dessen Verhaftung er folgte. — Crimmitschau. Am Sonnabend wurde der Bahnarbeiter Rühling aus Gosel (S.-A.) auf der Bahn strecke Crimmitschau-Güßnitz von einem Güterzug überfah ren und sofort getödtet. Rühling hinterläßt Frau und Kinder. — Meerane. Am Dienstag Vormittag ist es der Polizei gelungen, einen schon mehrfach mit Zuchthaus und Gefängniß vorbestraften, 65 Jahre alten Handarbeiter zu verhaften, welcher sich schwerer Sittlichkeitsverbrechen schuldig gemacht hat. — Falkenstein. Infolge andauernder schwerer Krankheit hat sich am Montag früh die im 50. Lebensjahre stehende Ehefrau des Eisenbahnbeamteu D. durch Erhängen entleibt. — Mit einem schweren Tragkorbe auf dem Rücken versuchte am Sonnabend in Wernitz grün i. V. eine Frau eine im Stalle angelehnte Leiter hinaufzusteigen. Durch den Bruch einer Leitersprosse stürzte Frau T. rücklings hinab; die Tragbänder des schweren Korbes drückten die unglückliche Fran derart auf Hals und Brust, daß sie sich weder befreien, noch um Hilfe zu rufen ver mochte. Als die Angehörigen der Frau sie vermißten und aufsuchten, war sie bereits erstickt. — In Voigtsgrün statteten Diebe einem Gehöfte einen nächtlichen Besuch ab und schnitten 22 Gänsen die Hälse ab. Die getödteten Thiere wurden als Beute mit sortgeschleppt. Von den Dieben hat man noch keine Spur. — Zittau, 30. Okt. Für die Chinakrieger des hiesigen 102. Regiments ist hier und in der Umgegend eine Sammlung veranstaltet worden, die den Betrag von 1286 Mark ergeben hat. Da die Entlassenen zumeist direkt in die Heimath und nicht in ihre Garnison zurück kehrten, soll ihnen an Stelle des ihnen sonst gewordenen frohen Empfanges eine Ehrengabe zu Theil werden. Die selbe empfangen etwa 60 Mann im Betrage von je 20 Mark. Für Diejenigen, welche sich noch bet den Besatz ungstruppen in China befinden (15 an der Zahl), wird dieser Betrag bei der hiesigen städtischen Sparkasse an gelegt Vermischtes. *Sehr auffällige Mittheilungen über Vorgänge im Berliner Rath Hause machte nach Berichten dortiger Blätter Stadtverordneter und Rechtsanwalt Marggraff in einer öffentlichen Versammlung: Bei den Verhandlungen in Sachen der llebernahme der Siemens und Halskeschen Bahn sei sich jeder Stadtverordnete bewußt gewesen, daß die Stadt 4 Mill. Mk. zu viel zahle; trotzdem sei die ge forderte Summe bewilligt worden, weil sonst sicherlich die „Große Berliner Straßenbahn" die Linie an sich gebracht hätte. Allgemein sei es damals aufgefallen, daß der Stadt verordnete Leopold Jacobi gleichfalls für die llebernahme seitens der Stadt stimmte, obgleich der Herr, welcher der Stadt die Offerte machte und bei Abschluß des Geschäfts eine hohe Provision erhalten hat, sein Schwager ist. Er, Marggraff, wolle zwar nicht annehmen, daß Jacobi be einflußt war, jedoch müßte man es als eine Ironie des Schicksals betrachten, wenn sich das Gerücht bewahrheitete, die Hintermänner des Geschäftsvermittlers hätten bereits die Schlußscheine für den Ankauf der Grundstücke besessen, welche bei der Ueberführung der Bahn über die Linden im Preise ungemein steigen mußten, als die Verweigerung der Genehmigung zur Ueberführung bekannt gegeben wurde. Letzte Nachrichten. Berlin, 1. Nov. Der ans Preußen ausgewiesene amerikanische Journalist Josef Herrings befindet sich, wie die „Staatsbürger-Ztg " erfährt, noch in Berlin und hat dem Polizei-Präsidium das von diesem offenbar erwartete Gesuch um Aufhebung der Ausweisungsordre eingereicht. Köln a. Rh., 1. Nov. Der „Rhein. - Wests. Ztg." zngehende Kapstadter Mittheilungen versichern, gegenwärtig befinde sich die Kapkolonie im Zustande einer regelrecht organisirten Empörung. Das Standrecht regiere überall mit maßloser Rücksichtslosigkeit. Durch zahllose Hinricht ungen sei die Aufregung auf das Höchste gestiegen. Ge genwärtig seien bereits ganze Regimenter farbiger Sol daten formirt worden, die hauptsächlich den Missions stationen entnommen sind. Sie werden von weißen Offi zieren kommandirt. Neisse, 1. Nov. Ein Festungsgefangener, Namens Brumm, der am 15. September versucht hatte, das Fest- ungsgefängniß in Brand zu stecken, ist vom Kriegsgericht zu vier Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. London, 1. Nov. Die medizinische Wochenschrift „Lancet" erklärt, sie habe allen Grund zu glauben, daß die Meldungen über den Gesundheitszustand des Königs völlig unbegründet sind. Der König sei bei guter Gesund heit und habe sich keinerlei Operation unterzogen. Glasgow, 1. November. Pestfälle in einem Hotel in Glasgow. Wie amtlich bekannt gemacht wird, wurden in der letzten Woche im hiesigen Centralhotel vier Be dienstete von der Pest befallen und aus dem Hotel ent fernt. Einer von ihnen ist am Sonnabend gestorben. Das Hotel ist geschlossen worden. Barcelona, 1. November. Der auf derFahrt von Alicante hierher befindliche Dampfer „Cervantes" ist auf hoher See verbrannt. Die Besatzung konnte sich retten. Men-Mch» der Imker Waler. Königliches Opernhans. Sonnabend, 2. Nov. Lohmgrm. Ans. Uhr. Sonntag, 3. Nov. Fm Diavow. Ans. ',28 Uhr. Königliches Schauspielhaus. Sonnabend, 2. Nov. Ein Glas Wasser. Ans. Vz8 Uhr. Sonntag, 3. Nov. Zum ersten Male: Der erste Liebhaber. Ans. ^8 Uhr. ktblie Mr-iMMe empfiehlt die Druckerei dss. Bl.