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«MM » 8i!sW Tharandt, Wollen, Siebenlehn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. , Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Gruud bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk. 54 Pf- Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. und Vnlaq von Marlin Berqer in WilSdruft. — Verantwortlich für die Redaktion Marlin Berqer Saielbsi. No. 1«. Dienstag, den 3. Februar INbt. 6». Jayrg. Bekanntmachung. Die Anmeldung der Ostern d. I. schulpflichtig werdenden Kinder, welche durch die Eltern oder sonstige Erziehungspflichtige persönlich zu erfolgen hat, nimmt der Unterzeichnete auf seiner Expedition (Zimmer Nr. 9) entgegen, und zwar Montag, d. 11. Februar, Nach«. 1—4 Uhr. Schulpflichtig sind alle die Kinder, welche bis Ostern das 6. Lebensjahr er- füllen, fchulberechtigt nur diejenigen, welche bis mit 30. Juni d. I. das 6. Lebens jahr vollenden. Später geborene Kinder finden keine Aufnahme. Bei der Anmeldung sind beizubringen: 1. der Impfschein, 2. der Geburtsschein mit Taufbescheinigung, (nur von den nicht in hiesiger Parochie geborenen Kindern). Gleichzeitig ist die nähere Angabe der Religion bez. Konfession zu machen, auch die Erklärung abzugeben, in welche Bürgerschule das betreffende Kind ausgenommen werden soll. Der Tag der Aufnahme wird später bekannt gegeben. Wilsdruff, den 4. Februar 1901. Dev Direktor -er städtischen Schulen. Gerhardt. politische Rundschau. Der deutsche Kaiser wird von Schloß Windsor aus über Port Biktoria mit der Dacht Hohenzollern nach dem Festlande zurückkehren und zunächst seine Mutter im Schlosse Friedrichshof morgen besuchen. Der Kaiser hat deshalb auch die beabsichtigte Inspektion der am Dienstag in Wilhelmshaven eintreffenden deutschen Chinakämpfer aufgegeben. Es sind dies 6 Deckoffiziere, 2 Zahlmeister, 60 Unteroffiziere -und 175 Mann, ferner Kapitänleutnant Graf Saurma-Jeltzsch, Leutnant z. S. Kühlenthal und Marine-Ingenieur Krufe. Die beiden letzteren sind erkrankt. Die Kaiserin Friedrich war, wie es leicht er klärlich ist, am Tage der Beisetzung ihrer Mutter besonders tief erschüttert, doch hegen die Aerzte keine Besorgnisse wegen des augenblicklichen Zustandes der hohen Frau. Mit dem voraussichtlich am Dienstag erfolgenden Eintreffen des Kaisers und ihrer übrigen Kinder ans England wird der hohen Frau ja wieder lebhaftere Anregung gegeben werden. Das Gruudübel, an welchem die Kaiserin leidet, ist, wie ja allgemein bekannt, nicht heilbar. In der R eich Stags sitzung vom Freitag entspann sich in Fortsetzung der Spezialberathung des Etats des Reichsamtes des Innern beim Capitel „Reichsgesundheits amt" eine den allergrößten Theil der Sitzung ausfüllende recht bewegte Debatte, die hauptsächlich den Zuständen in manchen Krankenhäusern galt. Der Sozialdemokrat Antrick brachte dies Thema zur Sprache, wobei er sich im Spezi ellen auf Mißstände in Berliner Krankenhäusern bezog. In seiner Erwiderung behauptete Regierungskommissär Geh. Medizinalrath Pistor, daß die Mittheilungen des Abgeordneten Anlrick über die Verhältnisse in Berliner Krankenhäusern auf Grund einer inzwischen vorgenom- menen Revision der letzteren als übertrieben zu er achten seien. Der uationalliberale Abgeordnete Dr. Endemann, ebenfalls ein Mediziner, hob die großen Fortschritte hervor, welche namentlich die Kranken- Häuser in Hessen in ihrer Entwickelung aufweisen könnten. Auch Abg. Dr. Langerhans (fr. Volksp.) war der Mein ung, daß die Verhältnisse in den Krankenhäusern im Allge meinen immer bessere würden. Dagegen pflichtete Abge ordneter Singer den Ausführungen seines Fraktionsge- noffen Antrick bei, und letzterer selbst ergriff nochmals das um seine Behauptungen aufrecht zu erhalten, wobei er verewigende Ausdrücke gegenüber dem Abgeordneten Endemann gebrauchte. Auch der Sozialdemokrat Dr. med. Sudeium stimmte den Darlegungen seiner Fraktionsgcnossen über die Mißstände in den Krankenhäusern zu, zur Be kräftigung auf den sensationellen Fall jenes Zuckerkranken un ^enaer Krankenhause hinweisend, der zur Löschung seines Durstes seinen eigenen Urin trank. Hierauf ließ sich der Staatssekretär Graf Posadowsky über verschiedene in dieser Debatte vorgebrachte Punkte, wie über die Forder ung der Ablegung des Abiturientenexamens für die Studirenden der Veterlnärwissenschaft (Thierärzte), die facultative Feuerbestattung, des Biologischen Instituts, der obligatorischen Leichenschau u. s. w. vernehmen. Im ferneren Verlaufe der Discussion verbreitete sich der weimarische Geh. Legationsrath Paulßen über den Fall des Jenenser Zucker kranken, darauf hinweisend, daß diese Angelegenheit in den Zeitungen falsch und übertrieben dargestellt worden sei; 'Geheimrath Pistor verwies nochmals auf die zweckdienlichen Revisionen der öffentlichen Krankenhäuser. Abg. Prinz Schönaich-Carolath (nat.-lib.) kritistrte das Verhalten der Aerzte in dem Jenaer Fall sehr abfällig und besprach in gleicher Weise die Verpflegung in der Berliner Charitä und in der Berliner Königlichen Klinik. Schließlich wurde das Kapitel „Reichsgesundheitsamt" bewilligt, worauf in ziemlich summarischer Weise die übrigen Positionen des Ordinariums des Etats des Reichsamtes des Innern Erledigung fanden. Am Sonnabend pausirte der Reichs tag wegen des katholischen Feiertages. Die Aufnahme einer deutschen Anleihe im Vor jahre in Nord-Amerika Hat den Uebermuth der Dankees gewaltig geweckt. So schreibt die New-Dork-Times, im deutschen Reich steht ein finanzieller Krach vor der Thür, deshalb sollten in wenigen Wochen wieder 600 Millionen Mark Reichsanleihe in Amerika ausgenommen werden. Natürlich ist das Unsinn, aber daß die Dankees sich zu solcher Auffassung aufschwingen würden, war zu erwarten. In der englischen Capelle im Monbijou-Parke zu Berlin fand am Sonnabend Mittag ein feierlicher Trauergottesdienst für die Königin von England statt. Demselben wohnten neben den Herren von der englischen Botschaft die Prinzen August, Wilhelm und Oskar, die Prinzessin Heinrich, Prinz Friedrich Leopold von Preußen nebst Gemahlin, die Söhne des Prinzen Albrecht und noch sonstige Fürstlichkeiten, ferner der Reichskanzler Graf Bülow, die Mitglieder des diplomatischen Corps, des Bundesrathes und des preußischen Staatsministeriums, die Staatssekretäre, die Cabinetschefs des Kaisers, die Generalität, Offiziersabordnungen, zahlreiche Herren und Damen der Hofgesellschaft usw. bei. Am gleichen Tage wurde auch in Homburg v. d. Höhe in der dortigen eng lischen Kirche ein Trauergottesdienst abgehalten; an dem selben nahmen u. A. die Kaiserin, die Erbprinzessin von Meiningen, die Kronprinzessin von Griechenland und die Prinzessin Friedrich Carl von Hessen Theil. Ebenso fand in der protestantischen St. Markuskirche zu München ein Trauergottesdienst unter Theilnahme des Prinz-Regenten und des gesammten Hofes statt. Desgleichen wurde in der englischen Kirche zu Dresden ein Trauergottesdienst abgehalten, zu welchem u. A. Prinz und Prinzessin Friedrich August von Sachsen, sowie im Auftrag des Königs Albert der Kultusminister v. Seydewitz erschienen waren. Der neugewählte österreichische Reichsrath wird an diesem Montag vom Kaiser Franz Joseph mittelst Thronrede feierlichst eröffnet werden. Ob der Reichsrath eine ersprießlichere Thätigkeit als sein Vorgänger wird entwickeln können, das erscheint angesichts der von den radicalen Deutschen und Czechen gleich in der Eröffnungs sitzung des Abgeordnetenhauses aufgeführten Skandalszenen freilich schon jetzt etwas zweifelhaft. Erfreulich ist es, daß der Club des verfassungstreuen Großgrundbesitzes die ihm zugegangene Aufforderung der deutschen Volkspartei, mit den übrigen deutschen Parteien behufs Sicherstellung der deutschen Staatssprache zusammenzuwirken, in entgegen kommender Weise beantwortete. Die katholische Volks partei des Abgeordnetenhauses hat sich mit dem bisherigen Centrum, das freilich nur wenige Mitglieder zählte, zum „CentrumSklub" vereinigt. England. Am Sonnabend Vormittag 9 Uhr ver- ließ der Sonderzug, der den Sarg mit der sterblichen Hülle der Königin Viktoria nebst dem Königspaare, den Mit gliedern der königlichen Familie, dem deutschen Kaiser und anderen fürstlichen Leidtragenden mit sich führte, die Hafen stadt Gosport, nachdem daselbst früh der Sarg von der Dacht „Alberta" nach dem Bahnhof gebracht worden war, und traf um 11 Uhr auf der Viktoria-Station zu London ein. Auf dem Empfangspavillon waren die Könige von Griechenland, Belgien und Portugal, der Großfürst-Thron- folger von Rußland, der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich, der Herzog von Aosta, der Kronprinz von Dänemark, der schwedische Thronfolger und die übrigen fürstlichen Trauergäste versammelt. Während König Eduard die Fürstlichkeiten begrüßte, wurde der Sarg von 12 Garde soldaten vom Eisenbahnzuge nach einer vor dem Bahnhof stehenden Lafette getragen und auf dieselbe gestellt. Um 12'/r Uhr setzte sich der Leichenzug nach dem Paddington- Bahnhofe in Bewegung. Voran marschirten viele Tausende von Soldaten aller Waffengattungen, worauf die glänzende Gruppe der fremden Milüärattäches folgte. Es reihten sich der Hauptgeneralstab der Armee mit Fcldmarschall Lord Roberts an der Spitze, die Hofwürdemräger, Ver treter der berühmtesten Aoelsgeschlechter Englands, sonstige Standespersonen, zahlreiche Offiziere usw. an. Nunmehr kam die von acht Pferden gezogene Lafette mit dem Sarg, vor welchem unmittelbar der Lordkammcrherr und der Lordsteward gingen, Offiziere schritten zu beiden Seiten der Lafette. Hinter derselben trug ein langer Sergeant der Leibgarde die königliche Standarte, worauf in einem kleinen Abstand die hohen Leidtragenden folgten. Die Fürstlichkeiten waren, abgesehen natürlich von den Damen, zu Pferde; in der ersten Reihe ritten König Eduard, Kaiser Wilhelm und der Herzog von Connaught; in Gruppen zu je drei ritten die anderen Fürstlichkeiten, die fürstlichen Damen benutzten Hofwagen. Den Schluß des großartigen Zuges bildeten Unteroffiziere und Mannschaften der deutschen Regimenter der Königin Viktoria, sowie die Leibgardisten der verewigten Herrscherin. In den Straßen, welche der Zug passirte, trugen sämmtliche Häuser Tranerschmuck, alle Laternen waren mit Lorbcerkränzen oder Blumen ge schmückt. Die ungeheuere Zuschauermenge verhielt sich laut los. Um ^2 Uhr traf der Leichcuzug am Paddington- Bahnhof ein, von wo der Eisenbahnzug mit der Leiche und den Fürstlichkeiten um 1 Uhr 40 Min. nach Windsor abging, dort kam er um ^3 Uhr an. In der St. Georgs- kapelle wurde der Sarg von der Geistlichkeit empfangen, der dann auf dem gegenüber dem Altar errichteten Kata falk Aufstellung fand; hierauf fand Trauergottesdienst statt. Gegen Schluß desselben stand ein Herold auf und rief mit lauter feierlicher Stimme die Titel der verewigten Monar chin aus, Beethovens Trauermarsch, auf der Orgel vorge tragen, beschloß den Gottesdienst; sämmtliche Fürstlichkeiten verfügten sich sodann nach Schloß Windsor. Der Sarg mit der Leiche der Königin Vikioria verbleibt bis diesen Montag in der Albert-Gedächtniß-Kapelle, worauf die Bei setzung in der Gruft zu Frogmore erfolgt. Der Rrieg mit China. Graf Waldersee hatte, wie bekannt, vor einigen Tagen einen Plan über die Räumung von Peking bekannt ge geben, der in der Fassung, wie er von einem britischen Bureau übermittelt worden war, ziemliche Verwunderung erweckte. Man mußte sich unwillkürlich fragen, wie kommt