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MEM!i, «ilsk« Tharandt, Hassen, Sieöentehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Anüshauptinannschaft Aleißen, für das Rgl. 2lmtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanncberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdori, Herzosgwalde mit Landberg, Hühndorf, Kaulbach, Kesselsdors, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, N'U- tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Mhrsdors bei Wilsdruil, Noitzsch, Nothschönbeca mit Perne, Sachsdor' Schmiedewalde, Zora. Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pog bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. - Jnserlionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. 7nict und Berlaq imn Marlin Berger in Wilsdruff. — BeranlwvrNich für die Resatnon Marlin Berger daietbsl. No. 1. Dienstag, den r. Januar INvH 69. Jahrg. Ium neuen Jahve. Matth. 28, 20: Ziehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Weit Ende. Als Luther einst zum Reichstage geladen wurde, da versprach ihm Kaiser Karl V. sicheres Geleite. Er solle unbeschädigt kommen und wieder heinikehren dürfen. Es wurden wohl Stimmen laut, daß man einem Ketzer das gegebene Wort nicht zu halten brauche. Aber der Kaiser hielt sein Versprechen. Ein sicheres Geleite, das ist es, was uns unser König Jesus zu Beginn des neuen Jahres in Aussicht stellt. Sollte er sich durch Kaiser Karl be schämen lassen? Nimmermehr! Jesus hält, was Er ver spricht, das ist meine Zuversicht. Biele Fragen werden laut an der Schwelle des neuen Jahres. Was wird es mir bringen? Freud oder Leid? Leben oder Tod? Wird dieser Wunsch befriedigt und jene Hoffnung erfüllt? Oder nicht? Es ist Alles neben sächlich, mein Freund, wenn die Hauptsache in Erfüllung geht. Und die Hauptsache fürs neue Jahr ist: Das sichere Geleite des Herrn! Ach, wie viele, denen ist daran nichts gelegen. Ja, sie wollen nicht einmal vom Herrn geleitet sein. Sie wollen sich selber leiten. Das heißt: sic meinen, sie leiteten sich selber; in Wirklichkeit ist es der Fürst dieser Welt, von dem sie sich führen und versöhnen lassen. Sie suchen den unangenehmen Ernst eines Jahreswechsels zu vergessen beim dampfenden Punsch und in ausgelassener Lustigkeit. So ganz wohl ist ihnen nicht in ihrer Haut. Aber wer sich von Jesu sicher geleiten läßt, dem ist ganz wohl. Du kennst die Klippen und Riffe nicht, die auf dem Lebensmeere deiner warten. Es thnt nichts, wenn du nurJesum an Bord hast, der kennt sie. Und er versteht es, dich sicher durch alle Gefahren hindurch in den Friedenshafen zu bringen D u weißt nicht, was das neue Jahr dir bringt. Es kann dein letztes sein. Für viele ist es das letzte. Aber cs thut nichts, wenn Jesus nur dein Heiland ist, wenn du nur sein Jünger bist; denn zu seinen Jüngern spricht er: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Alle Tage! Gute und böse. Und in den bösen Tagen erst recht. In den dunklen Stunden fühlst du ganz besonders seine Nähe und Gegenwart. Das ist selig. Und wenns mit uns, liebe Leser, in diesem neuen Jahre über den Todesstrom hinübcrgeht ins Land der Ewigkeit; ich fürchte kein Unglück, denn der Herr ist bei mir, sein Stecken und Stab tröstet mich. Dich auch? Für alle Jünger Jesus giebts im neuen Jahre in Freud und Leid, zum Leben und beim Sterben, in der Zelt und in die Ewigkeit heinein sicheres, seliges Geleite! Ium Jahreswechsel. Abermals ist der hochbedeutsame Moment des bür gerlichen Lebens gekommen, welchen der Scheidepunkt zweier Jahre darstellt. So fröhlich auch gemeiniglich das Neu jahrsfest eingeleitet wird, so ernst ist doch der Grundcha rakter der Jahreswende. Nur ganz oberflächliche Naturen können ohne ein gewisses Bangen in die unbekannten Ge schicke eines neuen Jahres Hineintreten, können ohne Ernst an das, was das verflossene Jahr gebracht, zurückoenken. Jedes nur einigermaßen beschaulich angelegte Gemnth betrachtet und benutzt gewiß den Jahreswechsel als eine sehr geeignete Gelegenheit zur inneren Einkehr und, wenn nöthig, Umkehr, um das Facit für sich aus dem soeben zurückgelegten Zeitabschnitte zu ziehen und zugleich dem onhebenden neuen Jahre das Horoskop zu stellen. Und wenn hierbei das Interesse an dem, was uns die nächste Zukunft an heiteren wie an dunkeln Loosen in ihrem Schooße wohl bergen mag, schließlich das Gedenken der Vergangenheit, die Erinnerungen des alten Jahres über wiegt, so entspricht dies lediglich der menschlichen Natur, bei welcher sich doch immer wieder das Erwarten und Vermuthen, das Wünschen undHoffen gegenüber dem noch Unbekannten hervordräugt. Auch vom Völkerleben gilt am Ende dieser Erfah rungssatz, auch die Völker schauen, wie die Individuen, einem neuen Jahre mit mancherlei Wünschen, Hoffnungen und Erwartungen entgegen. Und zuletzt concentriren sich diese Empfindungen wohl immer wieder in dem gewiß allen Culturnationen gemeinsamen Wunsche, daß die Völkerharmonie gewahrt bleiben möge, da nur dann die eigentliche, wahre Bürgschaft für das Gedeihen der Wohl fahrt der einzelnen Luaaten, für die gesunde Erhaltung von Handel und Wandel, für weitere Fortschritte in allen großen Fragen der Menschheit gegeben ist. Dieser Wunsch besitzt auch jetzt wieder seine volle Berechtigung, denn in mitten bewegter politischer Zeitläufte vollzieht sich der diesjährige Jahreswechsel. Noch unbeendigt dehnt sich das heiße Ringen, welche bereits im vorvorigen Herbst zwischen dem freiheitsliebenden Boerenvölkchen Südafrikas und der britischen Weltmacht anhob, in das Jahr 1901 hinein, inzwischen ist aber das chinesische Problem aufge rollt worden, seine Lösung will der diplomatischen Kunst noch immer nicht gelingen, und währenddessen geht der aufreibende, entbehrungsreiche Feldzug der europäischen Truppen in China weiter. Wohl erscheint die Gefahr, daß die südafrikanischen Wirren auf den europäischen Frieden bedenklich zurückwirken könnten, nunmehr als be seitigt, dagegen kann dasselbe noch nicht so ganz bestimmt von der chinesischen Angelegenheit gelten, in welcher die einander vielfach widerstreitenden Interessen der fremden Mächte nur schwer auszngleichcn sind. Immerhin darf die Culturwelt erwarten, daß auch die Beilegung der chinesischen Erisis gelingen wird, ohne daß vorher der allgemeine Friede erschüttert werden würde; zu allererst aber sind hierbei die Hoffnungen aller Friedensfreunde auf Deutschland gerichtet, bas nach wie vor als der eigent liche Hort des Weltfriedens erscheint, und welches durch seine Macht und seinen Einfluß dieser ebenso schönen wie veranlwortungsreichen Mission immer gerecht geworden sein. Möge es darum dem geliebten deutschen Vaterlande beschieden sein, auch im neuen Jahre seine hohe Aufgabe im Rathe der Völker erfolgreich zu lösen, und möge es auch fernerhin nach innen wie nach außen blühen, wachsen und gedeihen. ZMW MmmWu. Wenn wir das zu Ende gehende Jahr 1900 überblicken, so war es für die ganze Welt nnd für unser Vaterland ein Jahr der Ueberraschung und der Ent- täuschung. Das größte und volkreichste Land der Erde, bas das halbe Asien umfassende chinesische Reich, wandte sich im plötzlichen von der chinesischen Regierung begün stigten Ausstande gegen alle Fremden uno ihre Civilisation, und es galt, einen Völkerbraud zu löschen, ohne dabei den Frieden zwischen den Großmächten zu gefährden, und es galt ferner, riesig große wirthschaftliche Interessen der Zukunft für den einheimischen und internationalen Handel zu sichern. Bei dieser Arbeit sind die Großmächte noch unter hervorragender militärischer Betheiliguug Deutsch lands, und es wird hoffentlich den vereinten Bemühungen der Großmächte und dem militärischen Oberbefehlshaber Generalseldmarschall Grafen Waldersee im neuen Jahre gelingen, die Chinesen zur Annahme der Fricdensbedin- gungen zu bestimmen. Eine schwere Enttäuschung für alle Freunde nationaler Freiheit und Selbstständigkeit brachte imZahre 1900 die Entwickelung der Dinge auf dem südafrikanischen Kriegsschauplätze. Die sechsfache Ucberlegenheit der Engländer und die unglück selige Warte - „Taktik" der Boeren vor Ladysmith und Kimberley brachten das wackere Helbenvölklein um seine großen früheren Erfolge, und ein Kampf um Tod und Leben der unbeugsamen letzte.! Boerenhelden wüthet in zwischen in Südafrika weiter. Eine gewisseEuttäuschung brachteinDeutsch land auch das wirthschaftliche Leben, denn wenn dasselbe auch an kleinen Krisen leidet, so zeigte es doch auch keinen rechten Fortschritt, und zwar allem Anscheine nach deshalb, weil die Börsen- und Bankenwelt in den früheren Jahren erst in einseitiger Gewinnsucht die vielen industriellen Neugründungen zu bereitwillig unterstützte, und dann bei dem Auftauchen jeder dunkeln Wolke ner vös und mißtrauisch wurde. Hoffentlich bringt in diesem Zustande das neue Jahr Besserung. Wenn wir so in großen Strichen die Ereig nisse und Entwickelung des zu Ende gehenden Jahres behandelt haben, so muß auch noch erwähnt werden, daß sich der Friede und die vorhandenen Friedens bündnisse auch in den letzten 12 Monaten bestens bewährten, und daß die Meinungsdifferenzen, die ja oft unvermeid- lich sind, doch niemals zu einem wirklichen Konflikte zwischen den Großmächten führten. Die übrigen politischen Begebenheiten des scheidenden Jahres lassen sich in einfacher Reihenfolge registriren. Am 6. Mai wurde der 18jährige Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen unter Anwesenheit hoher fürstlicher Gäste in Berlin großjährig erklärt. Durch denTod abgerufen wurde der Großherzog Peter von Oldenburg und der Herzog Alfred von Koburg- Gotha, ersterem folgte der Großherzog Friedrich August, letzterem der Herzog Carl Eduard von Albany und zwar wegen Minderjährigkeit unter der Regentschaft des Erb prinzen Hohenlohe-Langenburg- Als das bedeutsamste Ereigniß für unsere innere Politik muß der Kanzlerwechsel angesehen werden, indem der Staatsminister von Bülow dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe folgte. Von den letzten Arbeiten des Reichstags ist als hochbedeutsam die Schaffung des neuen Flottengesetzes, das dem Deutschen Reiche eine seiner Weltstellung entsprechende Kriegsflotte sichert, zu erwähnen. Ein schmerzliches Ereigniß, der Untergang des Schulschiffes „Gneisenau" vor Malaga, brachte unserer Flotte vor Kurzem einen schweren Veilust. Der letzte große Heerführer aus dem Jahre l870 starb in Generalfeldmarschall Graf Blumenthal am 22. Dezember. Im Königreiche Württemberg trat der lang jährige hochverdiente Ministerpräsident von Mittnacht zu rück und sein Amt übernahm der Kriegsminister von Schottenstein. Auf dem chinesischen Kriegsschauplätze be- währten deutsche See- und Landsoldaten ihren alten Kriegsruhm und halten noch in erster Linie Peking und die Provinz Petschili besetzt. In Oesterreich wurden die unglücklichen Regierungs- cxperimente in Folge des Nationalitätenstreikes ohne Er- folg fortgesetzt. Erfreulich war in diesem andauernden Konflikte, daß die Wähler Oesterreichs und Ungarns mit einmüthiger Begeisterung den 70. Geburtstag des verehrten Kaisers Franz Joseph feierten. Von der fürchterlichsten Katastrophe wurde in diesem Jahre die italienische Dynastie heimgesucht, indem der König Humbert von einem Anarchisten am 29. Juli ermordet wurde. Dem Könige Humbert folgte auf dem italienischen Thron dessen Sohn Viktor Emanuel IN. Frankreich hatte im letzten Jahre einen schönen Erfolg mit feiner Pariser Weltausstellung. Die Partei kämpfe der Franzosen traten dabei ganz in den Hinter grund und fand nicht einmal ein Ministerwechfiel statt. In Rußland ist der Zar Nicolaus ll. von einer schweren Krankheit glücklich wieder genesen.