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— habhaft werden kann, das Privatvermögen einiger Dutzend dieser Gaunermillionäre, kehre sich durchdus nicht an das Toben und Wüthen dieser Herren und überlasse es ihnen selbst, wie sie durch Drangsalirung der chinesischen Regierung wieder zu ihrem Gelbe kommen. Sie werden schon, um die Freigabe ihres gepfändeten Vermögens zu erreichen, Mittel und Wege finden, der Staatskasse des Sohnes des Himmels wieder metallische Töne zu entlocken. lieber den Kriegsschauplatz selbst und namentlich oie Lage bei Peking wird berichtet: „Daily Telegraph" berichtet unter dem 17. November: Drei chinesische Generale mit 23000 Mann bewegen sich längs dcrGrenze der Provinz Tsasili, um dem weiteren Vor dringen der Verbündeten nach Westen entgegenzutreten. Eine französische Kolonne ist am 6. November aus Peking abgcgangen und in Truling nach einem Kampfe, wobei 300 Boxer kampfunfähig gemacht wurden, eingerückt. Die Franzosen halten keinen Verlust. Das kaiserliche Grabmal wurde besetzt. In Tongku in China ist ein deutsches Postamt er richtet worden. Nach einer Depesche des „Standard" aus Washington ist dem Gesandten Conger von der nordamerikanischen Regierung Vollmacht ertheilt morden, darüber zu befinden, welche Bestrafungen der schuldigen chinesischen Beamten den Vereinigten Staaten entsprechen würden. Der „Nowojc Wremja" wird aus Wladiwostok unter dem 15. d. M. berichtet: Auf der südlichen Strecke der mandschurischen Bahn haben die Chinesen die Bahn- und Telegraphcnlinie in einer Ausdehnung von 300 Werst zerstört, alle Stationsgebäude verbrannt und eine große Anzahl Lokomotiven und Wagen beschädigt. Der Gesammt- verlust beträgt gegen 10 Millionen Rubel. Die Aus besserung der Bahnlinie dürfte 5000 Rubel pro Werst kosten. Anrze Lhvsnik. Mißglückter Wechselschwindel. Bei der Reichsbank in Köln erschien jüngst gegen Mittag ein Herr und präsentirte Wechsel im Betrage von 30000 Mark, um diese zu discontiren. Die Wechsel trugen das Acccpt des Kölner Bankhauses Sal. Oppenheim jr. k Co. Die Be amten der Reichsbank ließen zunächst beim Bankhaus Oppenheim ansragen, ob dies seine Richtigkeit habe. Herr v. Oppenheim bat, daß der Betreffende festgenommen werde, da es sich um einen Betrug handele und die Wechsel- accepte gefälscht seien. Dann begab sich Herr v. Oppen heim selbst zur Reichsbank, wo man den Vorzeiger der Wechsel festhielt. Es war der Cassenbote des Aus fuhrgeschäfts S. Löwenyard - Cahen in der Johannis- straße, der im Auftrag fernes Prinzipals (des Geschäfts inhabers) gehandelt und keine Ahnung davon hatte, daß sein Chef die Wechselaccepte gefälscht hatte. Man begab sich sofort nach dem Ausfuhrgeschäft, doch der Inhaber war bereits verschwunden. Er hatte in der Nähe des Reichsbankgebäudes auf seinen Caffendiener gewartet, um das Geld in Empfang zu nehmen. Da er aber gewahrte, daß der Diener festgehalten wurde, blieb ihm nichts Anderes übrig, als ohne die 30000 Mark auszurücken. Familiendrama. Aus Dessau wird geschrieben: Ein entsetzliches Familiendrama hat sich in einer Parterre wohnung des Hauses Heinrichstraße 18 abgespielt. Dort wohnte der in einer hiesigen Fabrik beschäftigt gewesene Klempner Otto Losse mit seiner aus Frau und zwei Kindern bestehenden Familie. Das Verhältuiß zwischen den beiden Ehegatten war schon seit einiger Zeit nicht sehr harmonisch, weil der Mann Grund zur Eifersucht zu haben glaubte. Es kam fast allabendlich zu Zänkereien, die gestern Abend zu einer Katastrophe führen sollten. Etwa um O'/z Uhr hörten die Nachbarn in der Wohnung einen Schuß fallen. Losse hatte feine Frau durch einen aus einer Scheibenbüchse abgegebenen Schuß, der das Herz durchbohrt hatte, getödtet. Zufällig des Weges kommende Radfahrer benachrichtigten die Polizei und holten einen Arzt. Während dieser Zeit hatte sich Losse in die Schlafkammer geflüchtet, und machte dort zunächst einen Versuch, sich zu erhängen. Dies mißglückte aber, und so griff er denn zu seinem Rasirmesser und brachte sich mit demselben eine erhebliche, aber nicht lebensgefährliche Schnittwunde am Halse bei. So wurde er aufgefunden und nach dem Krankenhause transportirt. Kenner der Familie schreiben die Schuld an den unglücklichen Zu ständen dem Manne zu. , Eine Schlägerei zwischen Priestern in der Küche. Eine skandalöfe Scene fand, wie aus Athen beuchtet wird, während des Hochamts in der dortigen St. Jrene- Kirche statt, die zu den größten und besuchtesten gehört. Bei der Liturgie scheint der Gesang eines der assistirendcn Priester dem amtirenden Priester nicht gefallen zu haben: denn plötzlich unterbrach der letztere den Gottesdienst, forderte seinen Amtsbruder in brüskem, beleidigendem Tone auf, mit „dem schrecklichen Gesänge aufzuhören," und befahl ihm überdies noch, die Kirche zu verlassen. Der Sänger, der sich diese Beleidigung nicht gefallen lassen wollte, entgegnete in ähnlicher Weise, und schließlich gingen die beiden Priester aufeinander los und begannen eine Schlägerei. Nur mit großen Schwierigkeiten trennten die Kirchenbesucher die beiden Priester, die nicht unver letzt davonkamen; man mußte nach einem dritten Geist lichen schicken, der den Gottesdienst zu Ende führte. Ein kaum glaublicher Bubenstreich, durch welchen zwei Menschenleben jäh vernichtet wurden, wurde in Neustadt (Westpreußen) von einigen jungen Burschen im Uebermuth verübt. Fünf in der dortigen Cementfabrik beschäftigte Mädchen, unter denen sich auch die 16- bezw. 19jährigen Geschwister Ellwart aus der nahegelegenen Ortschaft Worle befanden, hatten nach Feierabend ihre Arbeitsstätte ver lassen und waren auf dem Nachhausewege begriffen. Da bei mußten sie, wie alltäglich, einen mit einem Geländer versehenen Holzsteg überschreiten, der über die dort sehr tiefe Bohlscha» führt. Als sie bereits den Steg betreten hatten, gesellten sich zwei junge Burschen zu ihnen, welche ebenfalls in der Cementfabrik in Arbeit stehen. In der Mitte des Steges augekommen, brachten nun die über- müthigen Burschen den Steg in heftig schwankende Bc- - wegungen, weshalb die geängstigten Mädchen am Ge länder Schutz suchten. Dieses brach unter der Schwere der Körper plötzlich zusammen und sämmtliche Mädchen stürzten in die eisige Fluth. Anstatt nun an das Rettungs- merk zu gehe», liefen die beiden Unholde eiligst davon, die durch ihre Schuld Verunglücken ihrem Schicksale über- lasftnd. Auf die Hilferufe der Aermsten eilten mehrere Passanten herbei, dciicu cs unter den größten Anstrengungen gelang, drei der Mädchen vom sichern Tode des Ertrinkens zu erretten, während die Geschwister Martha und Marie Ellwart bereits in die Tiefe versunken und ertrunken waren. Erst nach mehreren Stunden konnten die Leichen der un glücklichen Opfer eines nichtswürdigen Bubenstreiches mittels langer Haken aus dem Wasser gezogen werden. Die Sache wird natürlich noch ein Nachspiel vor Gericht haben. Der Zusammenstoß der Linienschiffe „Kaiser Friedrich III." und „Kaiser Wilhelm II." in der Kieler Bucht, über den wir bereits berichtet haben, hat glücklicherweise, wie inzwischen durch Tauchcruntersuchungen festgestellt ist, nur zu Schädigungen ohne jede ernste Bedeutung geführt. Man meldet aus Kiel, vaß es sich bei „Kaiser Friedrich" nur um eine Stelle am Bug handelt, an der tropfenweise Wasser eintritt, bei „Kaiser Wilhelm" um eine Beule der Außenhaut, welch letztere jedrch nicht gerissen ist. Beide Schiffe sind voll verwendungsbereit, ein Docken ist nicht erforderlich. Vaterländisches. Wilsdruff, 20. November 1900. — Fortsetzung des Berichts über die Versammlung des landwirthsch. Vereins am 14. Novbr. Der Vor sitzende giebt weiter bekannt, daß sich Herr Lehrer Richter für einen zu haltenden Vortrag angeboten habe. Man wird, wenn nöthig, auf das Anerbieten zurückkommcn. Die vom Geheimen Oekonomierath v. Langsdorf angeregte Umbildung des Landeskulturrathes ist zur Zeit noch ver tagt. Es wird der einstimmige Beschluß gefaßt, die in ohngefähr ^jährlichen Zeitabschnitten erscheinendenKreis- vereinsmittheilungen nicht mehr in die Hände der Mit glieder kommen zu lassen, da durch dieselben der Kasse eine große Belastung zugewiesen ist, die zum Werthe der Mittheilungcn für die einzelnen Mitglieder in keinem Ver hältnisse stehen. Neber das laut Tagesordnung gestellte Thema: „Besprechung einer Anzahl Angelegenheiten mit einem Rückblick auf die letzten Verhandlungen desLandeS- kulturraths" wird, da die Zeil schon so weit vorgeschritten ist, seitens des Vorsitzenden nicht gesprochen Als dann verschreitet man zur Wahl eines Ausschusses zur Vorbe- rathung der Hederichvcrtilgungsmascbinen-Konkurrenz. In diesen Ausschuß werde» gewählt: der Vorsitzende Ritter gutsbesitzer Kluge-Steinbach, Gemeindevorstaiid Wetzel- Birkenhain und Gutsbesitzer Max Kunze-Wilsdruff. Da nach gab Geschäftsführer Beyrich ein Referat: „Der ge nossenschaftliche Getreideverkauf in der Oberlausitz." Für seine an Ort und Stelle aus eigner Anschauung kennen gelernte Mittheilung wird ihm der Dank der Versamm lung. Eine Debatte entspinnt sich hierüber nicht, und man beschließt der Frage des genossenschaftlichen Ge- treideverkaufs nicht näher zu treten. Bei der Aus- fprache über die Wirkung des Schlachtviehversicher ungsgesetzes kamen noch verschiedene Klagen zum Ausdruck. Allgemein gingen die Klagen dahin, daß von den Versicherungen die zu beanspruchenden Gelder viel zu spät ausgezahlt würden und somit oft eine starke Schädig ung des Beanspruchenden nachzuweisen sei. Weiter ist Thatsache, daß mancheLaienfleischbefchauer in ihrer Funktion zu ängstlich sind, und manches Fleisch verworfen hätten, was der wissenschaftliche Beschauer für bankwürdig erklärt habe» würde. Nachdem noch 6 Fragen aus dem Frage kasten beantwortet worden waren, wurde die Versammlung »ach 7 Uhr geschlossen mit der Mittheilung, daß die weiteren Versammlungen erst ^5 Uhr einberufen würden, da der Vorsitzende infolge der Landtagsverhandlungen erst mit dem ^5 Uhr Zuge hier eintreffen könnte. — Sonnabend, den 17. November, Nachm. uhr hielt der „Lehrerverein für Naturkunde", Sektion Wils druff, im Hotel Adler eine Versammlung ab. Zu derselben waren außer den Mitgliedern Gäste, auch Nichtlehrer, aus Nah und Fern erschienen. In kurzen Worten legte der Vorsitzende, Herr Polster-Limbach, den Gästen Wesen und Zweck des Vereins klar. Nach diesem theilte der Vorsitzende der Dresdner Sektion, Herr Lehrer Döring, mit, daß der „Lehrerverein für Naturkunde" im Königreiche Sachsen auf 52 Zweigvereine angewachsen sei und daß er in Deutsch land über 20000 Mitglieder zähle. Dann beantwortete derselbe Herr in längerer Rede die Frage: „Welches Schicksal hat unsere Heimath im Laufe der geologischen Entwickelung der Erde gehabt?" Durch klare Darstellung, Zeichnungen und Erläuterungsstücke wußte der Redner das Interesse aller Zuhörer zu wecken und bis zum Schluffe festzuhalten, sodaß ihn reicher Beifall lohnte. Im Sitzungs saale war auch eine kleine Sammlung von Mineralien hiesiger Gegend ausgestellt. — Von der Jagd. Mitte November hat nun auch nach dem sächsischen Jagdgesetz die Abschußzeit» für Ziemer oder Krammetsvögel begonnen und jetzt giebt es in Sachsen überhaupt kein jagdbares Thier mehr, welches nicht erlegt werden dürfte. Es steht demnach gerade gegenwärtig die Jagdsaison auf ihrer Höhe, da bereits am 1. December die Rebhuhnjagd sowohl in Sachsen als in allen Provinzen der preußischen Monarchie aufhört, und am 16. December auch das weibliche Rehwild wieder in die Schonzeit tritt. — Sonntag Abend wurde in Tharandt die elektrische Lichtanlage in Betrieb genommen. Die Speisung erfolgt durch das Deubener Elektrizitätswerk. Die stille», dankten Thaler, die schattigen Bergpfade in der Umgebung der Stadt, die engen Pfade nach dem Schloßberg Hinaus, überall, soweit das Weichbild reicht, prangen tue Licht spendenven Glühkörper. Als Krönung des Werkes galt gestern Abend die Einweihung der elektrischen Lichtanlage der Kirche bei Gelegenheit eines zahlreich besuchten Abend gottesdienstes. DieLichtanlagederKirchcuntfaßteinschließlich der Außenbeleuchtung 1455 Kerzen — 137 Lampen, wo ¬ von 35 fünskerzigc Lampen auf den Kronleuchter entfallen. Die Gesammtanlage ist in jeder Hinsicht wohlgclnngen. Das Werk ist durchgeführt von der einheimischen Firma Ellinger und Geißler. — Der sächsische Kriegsminister Edler von der Planitz erläßt in Dresdner Zeitungen folgende Erklärung: Die Flugschrift des Evangelischen Bundes 184/85 enthält einen Vortrag des Doktor Friedrich Nippold, Professors in Jena, über das Thema: „Der sächsische Adel und der Protestantismus", welchen derselbe am 24. September d. I. in Annaberg beim Jahresfest des Sächsischen Landes vereins des Evangelischen Bundes gehalten hat. Seite 44 dieser Flugschrift enthält die Angabe, daß die katholische „Kirche" und deren Angehörige Andersgläubige in ihre Netze zu ziehen suchen, und daran anschließend folgenden Satz: Und ganz neuerdings gehen wieder vier Fälle durch die Presse von gemischten Ehen evangelischer Edellente, die ihre Nachkommen der Papstkirche zuzuführen versprochen haben sollen. Wie weit diese Nachrichten im Einzelnen begründet sind, muß dahingestellt bleiben. Aber umgehen lassen sie sich nicht, denn es ist ihnen von keiner Seite ein Dementi entgegengestellt worden. Wenigstens ist dies meines Wissens weder bei dem Herrn v. . . ., noch bei dem .'c err» v. d. Planitz, weder bei dem Herrn v geschehen. Es werden im Gegentheil sogar genaue De tails darüber erzählt u. f. w." Da in Sachsen kein evan gelischer Herr v. d. Planitz eine Ehe mit einer Katholikin geschlossen hat, so ist bezüglich der Angabe über die Fa milie v. d. Planitz wahrscheinlich folgende Thatsache zu einer Verdrehung benutzt wordeu: Die älteste, dem evan gelischen Glauben, wie ihre Eltern, angehöreude Tochter des König!. Sächs. Kriegsministers v. d. Planitz hat den König!. Sächs. Hauptmann Freiherrn o Byrn geheirathet, welcher römisch-katholischen Glaubens ist. Die Trauung hat am 15. April 1899 in der katholischen Hofkirche in Dresden stattgefunde». Bezüglich der etwaigen Nachkommen aus dieser Ehe gilt Paragraph 20 des König!. Sächs. Ge setzes vom 20. Juni 1870. Irgend eine Einwirkung oder Beeinflussung hat in diesem Falle nicht stattgefunde». Dresden, den 19. November 1900. v. d. Planitz, König!. Sächs. General der Jnfantrie, Staats- und Kriegsminister. — Dresden, 19. Nov. Die Untersuchung in der Sache des „schlafenden Bremsers" ist am Sonnabend end- giltig eingestellt worden, da die Aerzte nach den mikros kopische» Befund des Gehirns des Dietrich eine Simulation nach jeder Richtung hin für ausgeschlossen halten. Der Vertrauensarzt der Königl. Generaldirection der Eisen bahnen, Herr vr. Gilbert, wird nächsten Sonnabend in der hiesigen Medicinischen Gesellschaft das Ergebniß der Gehirn- und Rückemnarksuntersuchung durch Herrn Pro- sector Medicinalrath vr. Schmor! bekannt gebe». — Irr der Neustadt ist gestern früh gegen 6 Uhr ein 16 Jahre altes Mädchen aus einer im ersten Obergeschosse gelegenen Wohnung durch ein Fenster auf die Straße gesprungen. Das Mädchen trug muere Verletzungen davon. — In der Vorstadt Striesen erhängte sich am Sonntag ein 35 Jahre alter Gewerbetreibender. — Gestern Abend hat sich die Ehefrau des pensionirlen Postbeamten A. in Blase witz in ihrer Wohnung erhängt. — Sieben lehn, 19. Nov. Im Teiche der Grube „Himmelsfürst" auf Oberlangenauer Flur wurde die Ehefrau des dortigen TischleruielstersUlbricht todt aufge funden. Die Bedauernswerthe wurde seit ca. 4 Wochen vermißt. — Einen großartigen Sprung, der gewiß auch man chen Jägersmann interessiren dürfte, vollbrachte in Großen hain ein — Hase. In den noch anstehenden Rüben innerhalb der neuen Friedhofsmauer wurde derselbe von der Besitzerin in seinem Schmause gestört uud wollte das Weite suchen; doch überall starrte ihm die Mauer ent gegen. Da sich nun einige Schaulustige einstellten, wurde bald eine Hasen-Hetzjagd beschlossen und auch in Sccue gesetzt. Da — in seiner Angst — nimmt Freund Lampe nach dem westlichen Theile der Mauer zu Anlauf und springt gegen dieselbe, doch erreicht er nur den Kamm und fällt wieder herab. Das Rundrenuen begann von Neuem, der Hase unternahm wieder Anlauf und Sprung und wieder fiel er herunter. Die wilde Hatz beginnt zum dritten Male; wieder nimmt der arme Hase gegen die Westmauer Anlauf und jetzt — die Angst mußte ihm Flügel verliehen haben — sauste er ohne Anstoß über die zwei Meter hohe Mauer weg. Da nun die angrenzende Wiese drei Meter tiefer liegt, glaubten die Friedhofsjäger, daß Lampe den Hals gebrochen habe, imd bedauerten ihn lebhaft. Aber als sie an der Sprungstelle ankamen, sahen sie, daß Freund Lampe längst jenseits des Baches auf der Wiese tadellos rannte, seinen Verfolgern verächtlich den Rücken kehrend. Letzte Nachrichten. Paris, 20. Nov. „PetitTemps" veröffentlicht eine Unterredung, wonach der Minister des Aenßeren gestern Abend von dem französischen Konsul in Santiago de Chile ein Telegramm erhielt, in dem es ohne Angabe von Einzelheiten heiße, ein gewaltiger Brand habe Val paraiso zerstört. Die chilenische Gesandtschaft erklärte auj Anfrage, sie habe keine Nachricht darüber. Weitere Nachrichten besagen Folgendes: Neber die Feuersbrunst in Valparaiso wird noch gemeldet, daß die ganze Hafenstadt ein geäschert wurde. Der Schaden soll sich auf mehrere Millionen Dollars belaufen. Die Zahl der ums Leben gekommenen Personen ist noch nicht fest gestellt. Sie beläuft sich, so glaubt man, auf über 100. Infolge der Zerstörung des Telegraphennetzes sind die Verbindungen nach außen abgeschnitten, so daß Einzelheiten über den Brand noch fehlen Petersburg, 20. November. I» dem städtischen Marienhospital erkrankten plötzlich unter dem^Anscheine von Vergiftung fünfunddreißig barmherzige Schwestern nach dem Genuß von Wurst, die sic sich zum Abendessen aus einem der ersten Räucherwaarengeschäfte hole» ließen, Drei sind bereits gestorben, acht schweben in Lebensgefahr, Die Untersuchung ist im Gange.