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2. Anlage zu Mr. 77 des Wochenblattes für Witsdruß. Aurze Lhrsnik. Versuchter Mord und Selbstmord. Wie aus Berlin gemeldet wird, drang am Freitag Abend der Tischler Schneeweiß in die Wohnung seiner 16jährigen Geliebten und verletzte diese, da sie sich weigerte, sich mit ihn, zu verloben, durch mehrere Revolver-Schüsse, desgleichen den Vater des Mädchens, worauf er sich selbst an Ort und Stelle entleibte. Rudolstadt, 30. Juni. Ein Verbrechen, welches von großer sittlicher Verrohung zeugt, wurde in dem Berg- und Waldorte Katzhütte von einem 13jährigen Schulknaben an einem Altersgenossen verübt. Ersterer lockte den in gleichem Alter stehenden Knaben B., der sich durch kleine Arbeiten Geld verdiente, in den Wald, um ihn daselbst zu berauben. Auf dem sogenannten Tempel suchte der Thäter den B. dadurch, daß er ihn mit einem harten, scharfen Stein bearbeitete, zur Herausgabe des Geldes zu bewegen. Da dies jedoch den gewünschten Erfolg nicht hatte, so griff er zum Taschenmesser und brachte mit der Mordwaffe dem jungen B. verschiedene schwere trefklastende Wunden im Gesicht und am Halse bei, so daß B. am Platze liegen blieb. Erst nach längerer Zeit vermochte sich der Schwerverletzte auf Händen und Füßen kriechend nach einem in der Nähe befindlichem Sause zu schleppen. Herr Or. mack. Wiesel, welcher ihm den ersten Verband anlegte, constatirte derartig schwere Verletzungen, daß sich die Neberführung des Verletzten in die Landesheilanstalt zu Rudolstadt nöthig machte. Quarantänemaß regeln in Bremerhaven. Laut Bekanntmachung des Quarantäneamts in Bremerhaven wird in Folge des erneuten Ausbruchs der Pest in Porto die gcsundhcitspolizeiliche Controlle für aus Porto und dessen Vorhafen Leixoes kommende Schiffe angeordnet. Die schwarzen Pocken inSalzwedel. AusAn- laß der bei Salzwedel ausgebrochenen, durch galizisch- polmsche Erdarbeiter eingeschleppten schwarzen Pocken hat das Mmtstermm angeordnet, daß ausländische Arbeiter binnen 3 Tagen nach per Ankunft auf ihren Gesundheits zustand ärztlich zu untersuchen und, wenn erforderlich, zu rmpfen sind. Die Kosten der ärztlichen Untersuchung und Impfung hat der Arbeitgeber, eventuell der Arbeiter zu tragen. Im Weigerungsfälle erfolgt die Ausweisung des Arbeiters aus Preußen. Graf Zeppelin hat wenig Glück. Aus Fried- richshaven kommt Folgende Meldung: Die Auffahrt des Grafen Zeppelin mit seinem lenkbaren Luftschiff, die Sonn abend Nachmittag stattfinden sollte, und die während des ganzen Tages un er Städtchen nebst fernen zahlreichen Gästen in athemloser Spannung hielt, ist nicht gelungen; es fand eine kleine Explosion statt. Wie es von Kennern der österreichischen „Los von Rom"-Bewegung von vornherein vorausgesagt war, nimmt die Sache ihren stillen und langsamen, aber un aufhaltbaren sicheren Fortgang. Aus Graslitz berichtet man: „Die hiesige evangelische Gemeinde nimmt einen solchen Aufschwung, daß es nothwendig erscheint, einen eigenen Seelsorger für sie zu bestellen. Derselbe wird schon in allernächster Zeit nach Graslitz kommen, und hier seinen dauernden Wohnsitz nehmen. Außer den gottes dienstlichen Verrichtungen wird er aüch Religionsunterricht erthcilen und die Seelsorge versehen. Die evangelische Gemeinde gedenkt schon im nächsten Frühjahr an den Ban einer eigenen Kirche zu gehen." Aus Asch wird gemeldet: „Im Laufe der letzten Tage sind in Asch weitere 15 Per sonen von der katholischen zur evangelischen Kirche über getreten. Die Zahl der hiesigen Uebertritteübersteigt damit 250." Ans Aussig schreibt man: „Im Mai wurden in die hiesige evangelisch-lutherische Gemeinde 50 Personen ausgenommen, die sämmtlich aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten sind." In der Teplitzer Kirche wurden im abgelaufenen Monat fast 50 Männer und Frauen in den Verband der Luthergemeinde ausgenommen. Konitz, 30.Juni. Die Voruntersuchung wegen Todtschlags gegen den Schlächtermeister Hoff mann ist, wie das „Könitzer Tgbl." mittheilt, eingestellt worden. Ehedrama. Pest, 29 Juni. Der Chef des Rech- nungscassen-Departements der ungarischen Staatsbahnen Jako Csikovy tödtete seine Frau, sein Kind und sich selbst. Angeblich sollte eine Disciplinarnntersuchung gegen ihn bevorstehen. Vaterländisches. Wilsdruff, 2. Juli 1900. — Alles wird theurer, und dieHausfrau wolle es bei Einkäufen nicht dem Kaufmann zur Last legen, daß er Zucker, Salz, Seife, Kaffee, Cognak u. s. f. nicht mehr zu den alten Preisen abgeben kann. Schon mehrfach brachten wir Notizen über die Bewegung auf dem Zucker markt, nnd thatsächlich hat nunmehr auch der neugeschlossene Ring der Fabrikanten die Preise bedeutend erhöht. Heule haben die Einkaufspreise die früheren Detailverkaufspreise schon erreicht und dürften in kürzester Zeit gute Raffinade, die bisher mit 30 Pf. verkauft wurden, selbst bei der ge nauesten Kalkulation unter 33—35 Pf. nicht zu verkaufen sein. — Die Seifen-Fabrikanten haben ebenfalls einen Ring geschlossen und die Preise um 3—5 Mk. für den Centner fertiges Fabrikat erhöht. Sie begründen diese Steigerung mit der Erhöhung der Rohmaterialpreise, von welchen namentlich Palmkernöl, Leinöl und Soda in Be tracht kommen. — Kochsalz ist auch theurer, und nennen die Salinen hierfür a's Gr und Erhöhung der Löhne und Steigerung der Holz» und Kohlenpreise. — Kaffee steigt namentlich in billigeren Sorten stetig im Preise, sodaß gebrannte Waare zum 80-Pfennig-Verkauf aus dem Detail handel verschwinden mußte. — Weitere Artikel, als Man deln, Konserven, Schmalz und Speck, haben ebenfalls ganz bedeutende Preiserhöhungen erfahren, sodaß sich der Detail handel, da die Verkaufspreise erfahrungsmäßig den Erhöh ungen im Engroshandel nur langsam folgen, zur Zeit in einer üblen Lage befindet. — Auch die Fleischer-Innung zu Wilsdruff sieht sich, wie aus letzter Nr. unseres Bl. ersichtlich, veranlaßt durch verschiedene Erschwerungen im Fleischerhandwerk, als der Fleischbeschau rc., einen Preis- Aufschlag auf die Fleisch- und Wurstwaaren zu legen. Die Preise sind die Folgenden: Rindfleisch: Brust, Spannrippe und Hals Hochrippe, lockrer Kamm und Buch Aus der Keule Ohne Knochen Gewiegtes Schweinefleisch: Carrs und Coteletts Schweinefleisch Gewiegtes Kalbfleisch: zum Tagespreis. Hammelfleisch: zum Tagespreis. 60 65 70 80 80 Pfg- 75 65 80 - Die Ziehung der 1. Classe 138. Königl. sächsischer Landes-Lotterie erfolgt am 9. und 10. Juli. — Limbach, d. 2. Juli. Unter den heute nach China abgehenden deutschen Soldaten befindet sich auch ein Limbacher Kind, der am 7. Oktober 1879 hier geborene Karl August Winter, Sohn des früheren Schafmeisters Winter auf hiesigem Rittergut. Er diente zuletzt im 4. Kgl. Sächs. Infanterie-Reg. in Bautzen. — Niederwartha. Angeschwemmt wurde am 29. d. M. der Leichnam eines Radfahrers vom Unionclub zu Dresden. Die Personalien waren bisher nicht festzustellen, desgleichen steht die Frage, ob Mord, Selbstmord oder ein Unglücksfall vorliegt, noch offen. — Ein recht trauriger Fall hat sich durch Ausströmen