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Oesterreich-Ungarn. Das österreichische Aögeord-^ netenhaus ist am Sonnabend infolge der fortgesetzten Obstruktion der Czechen abermals vertagt worden, und zwar bis zum 6. Juni. Die Auflösung des Hauses er scheint unvermeidlich. Rom, 18. Mai. Das Dekret betreffs der Auflösung der Kammer ist nunmehr unterzeichnet worden. Die Neu wahlen sind auf den 3. Juni, die Stichwahlen aut den 10. Juni und der Beginn der neuen Tagung ist auf den 16. Juni festgesetzt. Bulgarien. Die Nachricht von der geplanten Neu bewaffnung der bulgarischen Armee mit dem in der russischen Armee eingeführten Gewehr wird von offiziöser Sofianer Seite als unbegründet bezeichnet. Rußland. Der Czar soll sich nunmehr doch zum Besuche der Pariser Weltausstellung entschlossen haben. Angeblich ist der französischen Regierung die offizielle An kündigung dieses Czarenbesuches jetzt zugegangen. Paris, 18. Mai. Die „Agence Havas" berichtet aus Tanger: Nach Berichten, die hier aus dem Innern von Marokko eingetroffen sind, wird von den Grenzstämmen des südöstlichen Marokkos der heilige Krieg gepredigt. Die Krieger dieser Stämme sollen sich sammeln, um sich in Tafileh zu vereinigen. Nach den Einen soll die Bewegung gegen die französische Kolonie gerichtet sein, die am 5. April Jgli besetzt hat, nach Anderen rührt sie von den Gegnern des Sultans her, die den bevorstehenden Tod des Groß veziers benutzen möchten, um den Sultan durch seinen Bruder Mulay Mohamed zu ersetzen. Der Kommandant des Armeekorps von Algerien hat Befehl erhalten, alle erforderlichen Maßregeln zu ergreifen, um die südwestliche Grenze Algeriens zu schützen und die Okkupationstruppen zwischen Zubia und Jgli zu verstärken. Der französische Gesandte in Tanger hat Befehl erhalten, die Regierung auf die Ansammlungen von Kriegern an der Grenze hin zuweisen und ihr mitzutheilen, daß jeder Angriff nachdrück lich zurückgewiesen werden wird. Aus China kommen außerordentlich bedenkliche Nachrichten über den Aufruhr der Sekte der Boxer. Die Bewegung hat sich beträchtlich verstärkt, weil die ränkevolle Kaiserin dieselbe insgeheim unterstützen soll. Man befürchtet Blutscenen in Peking selbst. In Schantung beschützen deutsche Truppen von Kiautschau die amerikanischen Missionare. Der Transvaalkrieg. Die Nachricht vom Entsätze von Mafeking bestätigt sich laut einer „Reuter"-Depesche aus Lourenoo Marquez. Der Entsatz sand am 16. Mai statt. Die Boeren hatten die Belagerung der Stadt noch vor dem Eintreffen der von Süden kommenden englischen Entsatzkolonne aufgegeben. Dieselbe verließ, wie eine „Reuter"-Meldung aus Capstadt besagt, Kimberley in aller Stille und legte, nur mit ge ringem Gepäck marschirend, täglich etwa 20 englische Meilen zurück. Am 11. Mai erreichte sie den Marithani-Fluß, 20 englische Meilen südlich von Mafeking. In London herrschte auch am Sonnabend die Begeisterung über den Entsatz Mafekings noch vor. Der Eisenbahntunnel bei Laring Nek ist von den Boeren durch Dynamit zerstört worden; infolgedessen ist jede Ver bindung von Natal nach Norden auf Wochen hinaus un möglich geworden. Aus St. Helena wurden am 18. Mai weitere 500 gefangene Boeren gelandet. Die außerordentliche Boerengesandtschaft ist am Abend des 18. Mai aus New-Jork in Washington eingelroffen. Es wurde ihr daselbst ein begeisterter Empfang bereitet. Am Sonntag Abend fand im Opernhause ein großes Meeting zu Ehren der Boerendelegirten statt. Avrze Thrsnik. In Berlin ist am Sonnabend der allgemeine Streik der Straßenbahnangestellten proclamirt worden, infolge dessen der Straßenbahnverkehr einstweilen eingestellt werden mußte. Gegen die eingestellten Ersatzleute fanden vielfach schwere Ausschreitungen der Streikenden und des Pöbels statt. Berlin, 19.Mai- In Folge des Streiks des Straßen bahnpersonals sind, wie die Abendblätter berichten, ins besondere an den Verkehrscentren, sowie auch in allen Theilen der Stadt mehrfach Ausschreitungen vorgekommen. Desgleichen ereigneten sich in Folge der ungenügenden Uebung der Ersatzleute mehrere kleine Unfälle. Die Po lizei übt das Recht, ungeübte Führer überhaupt nicht zu zulassen, aus. In einer heute Mittag staitgehabten Ver sammlung von etwa 3000 Streikenden wurde eine Reso lution angenommen, die den Entschluß zur Fortführung des Streiks und die Hoffnung ausspricht, daß die Aus ständigen siegen. Starke Polizeiaufgebote erhalten die Ordnung aufrecht. Die Zahl der Streikenden beträgt etwa 5000. Berlin, 19. Mai. In Folge des Ausstandes des Straßenbahnpersonals ist eine fast völlige Stockung des Straßenbahnverkehrs eingetreten. Gegen die wenigen Kutscher, Fahrer und Schaffner, die ihren Dienst thun, werden von den Ausständigen und aus dem Publikum erregte Zurufe gerichtet. Am Dönhoffsplatz, einem Ver kehrsmittelpunkte der Stadt, spannten Ausständige und Unbetheiligte zu Mittag die Pferde von zwei Straßenbahn wagen aus und warfen die Glasfenster der Wagen ein. Die Wagen wurden quer über die Gleise geschoben und sperrten diese, sodaß der Verkehr längere Zeit völlig stockte. Die Polizei stellte die Ordnung wieder her. Berlin, 19. Mai. Um 1 Uhr Mittags wurde am Alexanderplatz ein Kutscher von einem Wagen der großen Straßenbahngesellschaft gewaltsam heruntergeholt und flüchtete vor drohenden Mißhandlungen. Ein anderer Wagen wurde dadurch, daß man ein Eisenstück auf die Schienen legte, zum Entgleisen gebracht. Auch anderweitige tumultuarische Vorgänge führten zu gewaltigen Menschen- anfammlungen, die nach mehreren Tausenden zählten. Zahlreiche Schutzleute wurden aufgeboten. Auch auf anderen Plätzen fanden starke Ansammlungen johlender Massen statt. Man fürchtet, daß heute, Sonnabend, nach Schluß der Werkstätten und Fabriken noch größere Aus schreitungen erfolgen werden. Zum Könitzer Morde. Konitz, 18. Mai. Im Hause und Grundstück des Schlächters Lewy erfolgte eine nochmalige örtliche Besichtigung, weil ein Arbeiter von hier am Mordabend Licht im Lewyschen Keller gesehen und auch ein verdächtiges Geräusch vernommen haben will. Der Arbeiter wurde an Ort und Stelle verhört. Er sagte aus, daß er an jenem Abend beim Vorübergehen an dem Le wyschen Hause den Schlächtermeister Lewy in Begleitung mehrerer anderer Männer mit einem Licht in der Hand ans dem Hause habe kommen sehen. Ueber das Ergebniß des Verhörs und der Besichtigung ist noch nichts bekannt. Während der Lokalbesichtigung wurde plötzlich unter die Menge, die die Danzigerstraße dicht besetzt hatte, ein faust großer Stein geworfen. Eine Person wurde leicht verletzt. Wer den Stein geworfen, ist noch nicht ermittelt. — Die Aerzte kamen bei der wiederholten Untersuchung der Leichen theile des ermordeten Winter zu dem Resultat, daß indem Augenblick, in dem der tödtliche Schnitt durch die Gurgel des Ermordeten geführt wurde, dessen Bewußtsein und Widerstandsfähigkeit durch einen vorangegangenen Er stickungsversuch geschwächt waren. Der Kreisphysikus Or. Müller in Konitz hat übrigens schon früher auf die Wahr scheinlichkeit hingewiesen, daß die Athmung Winters durch einen Knebel oder ein um den Mund gelegtes Tuch be hindert war. Einige Organe der Leiche werden noch zu mikroskopischer Untersuchung nach Berlin gesandt. Heute wurden die Leichentheile Winters zur Beerdigung freige geben. Raubmord an einem Ausstellungsbesucher. Wie von einer französischen Tageszeitung mitgetheilt wird, entdeckten einige Artilleristen im Schloßgraben von Vincennes, einem Pariser Vorort, die Leiche eines etwa 40jährigen Mannes, in dem man einen zur Ausstellung nach der Seinestadt ge kommenen Ausländer vermuthet. Der Kopf des Todten wies eine von der linken Schläfe ausgehende tiefe Wunde auf, die unzweifelhaft von einem lieber? dem Körper aufgefundenen blutbefleckten Hammer herrührte, an dem noch Fetzen der Kopfhaut klebten. Es liegt al'er Wahrscheinlichkeit nach ein Raubmord vor. Sämmtliche Taschen des gnt gekleideten Mannes waren leer und selbst jegliche Papiere fehlten, die auf die Personalien des Erschlagenen hätten schließen lassen. Der Leichnam ist vorläufig in der Morgue aus gestellt. Die eingehendsten Nachforschungen nach dem Thäter haben noch zu keinem Resultat geführt. Auch hat die Nationalität des Unbekannten bisher nicht festgestellt werden können. Gera, 18. Mai. In Abwesenheit der Eltern erstickte das 1Vs Jahre alte Kind des Handarbeiters Daßler hier. Der 4jährige Bruder des Kleinen hatte mit Streichhölzern ge spielt und das in der Kammer liegende Papier angezündet. Großenehrich, 18. Mai. Die Ehefrau des Mühlen besitzers Dittmann hier gerieth in das Getriebe, wurde von der Mühlwelle erfaßt und vollständig zernialmt. Die Frau war allein zu Hause gewesen. Gersdorf, 18. Mai. Nach schwerer Krankheit ist der Landrath unseres Kreises, Herr von Marquardt, ver storben. Auma, 18. Mai. Der Gutsbesitzer Peterlein in Wüstenwetzdorf siel vom Scheunenboden ans die Tenne herab und verstarb an den Folgen des Sturzes. Pößneck, 18. Mai. In Bodelwitz ertränkte sich eine 86 Jahre alte Frau aus Lebensüberdruß, hervorgerufen durch langjährige Krankheit. WeUky-Gorobiz (Rußland), 17. Mai. Während der Andacht stürzte hier rin Theil des Kirchengewölbes ein, wodurch 12 Personen getödtet und 21 verletzt wurden. London, 17. Mai. Der Great-Northern-Expreßzug stürzte bei Dradsort vom Damm. Soweit bekannt, sind acht Personen schwer verletzt worden. Glatz, 17. Mai. Im hiesigen Stadttheater brach in Folge Wegwerfend eines brennenden CigarrenrefleS Feuer aus, welches den Zuschaucrraum zerstörte; die Bühne blieb erhalten. Menschen sind nicht verunglückt. Kiew, 17. Mai. Aus vielen Orten des Gouvernements Kiew treffen Nachrichten ein, daß dort in den letzten Nächten erheblicher Frostschaden entstanden ist. Besonders haben die Sommersaaten und die Zuckerrüben gelitten. Vielfach ist die Obstoaumblüthe geschädigt. Bodenbach, 18. Mai. Als am Mittwoch Abend eine Lokomotive in das Heizhaus auf dem hiesigen Bahnhofe ein fuhr, wurde der Maschinenmeister Engler derart an dieEtein- rampe gedrückt, daß er schwere innere Verletzungen erlitt, denen er nach wenigen Stunden erlog. Der Verunglückte hinterläßt Frau und Kind. Der König von Schweden wird als erstes gekröntes Haupt der Weltausstellung einen amtlichen Besuch abstatten. Seine Ankunft ist für den 31. Mai in Aussicht genommen. König Oskar wird feinen Aufenthalt in dem früheren Hotel Evand nehmen, welches die französische Regierung speziell für den Besuch fürstlicher Persönlichkeiten hat einrichten lassen. Vaterländisches. Mittheilungen aus dem Leserkreise sind der Redaktion stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, 21. Mai 1900. — Der heutigen Auflage liegt ein Prospekt des be kannten Spezialisten Theod. Konetzky in Stein (Aargau, Schweiz) bei. — Tagesordnung für die am 23. Mai 1900 Nachm. 6 Uhr stattsindcnde öffentliche Stadtgemeinderathssitzung. 1., Verlesung des Protokolles der letzten Sitznng. 2., Ein gänge und Mittheilungen. 3., Zwei Anträge des Herrn Stadtrath Bretschneider, Sparkaffenangelegenheiten be treffend. 4., Beschlußfassung über die geltend gemachten Ansprüche auf Material des alten Leitungsnetzes. 5., Elek trizitätswerk betreffend: a., die Wohnung des Maschinen meisters, b., Anlegung eines Weges oder einer Straße längs des Werks, c., Dampfkesselanlage. 6., Gesuch der freien Vereinigung hiesiger Gastwirthe um Gewährung eines Rabattes für den Strompreis. 7., Aussprache über die Bedürfnißfrage hinsichtlich des vom hiesigen Consum- verein (Zweigstelle des Löbtauer Vereins) geplanten Branntweinkleinhandels. 8., Erneuerung der Brandkataster nummern an hiesigen Grundstücken. 9., Eine Anlagensache. Die zurÄbleistung einer militärischen Uebung eingezogenen Personen, welche in einem Arbeits- oder Dienstverhältnisse stehen, thun gut, nach Beendigung der Uebung ihren Militärpaß bei der Krankenkasse vorzulegen. Bei der Invalidenversicherung werden nämlich, ohne daß Beiträge entrichtet zu werden brauchen, diejenigen vollen Wochen auf die Wartezeit in Anrechnung gebracht, während deren Versicherte behufs Erfüllung der Wehrpflicht zum Heere oder zur Marine eingezogen gewesen sind. — Der Wettergott Pluvius verdarb uns Sonnabend unsere geplante Ausfahrt zum Festort Wilsdruff! so weh klagten viele der Dresdner Herren Radfahrer mit ihren Damen, als die Absage zur Festlichkeit erfolgte. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben, so lautet die Parole der Radfahrer und so werden denn die zahlreichen Mit glieder der Cartellvereine des Hauptbezirks Dresden, Deut scher Radfahrerbund, am kommenden Mittwoch Abend festlichen Einzug in Wilsdruffs Mauern halten. Der Em pfang der Radler findet seitens der Wilsdruffer Sports kollegen im oberen Gasthof Kesfelsdorf statt, von wo aus der festliche und gewiß imposante Zug sich mit Fackel- und Lampionbeleuchtung über Grumbach nach Wilsdruff bewegen wird. Am Stadtbild wird die Stadtkapelle ihre Weisen zum festlichen Empfang erklingen lassen, und als bald darauf wird ein fröhlicher Fest-Kommers im Hotel zum Adler den Radlern die richtige Feststimmung bringen. Hoffentlich folgen dem Ruf der Vereine recht viele Bürger, umsomehr, als ja auch die Mitwirkung des Gesangvereins „Sängerkranz" und durch die Wilsdruffer Stadtkapelle, sowie durch allgemeine Gesänge und Ansprachen aller Theilnehmer recht angenehme Stunden bevorstehen. Am Himmelfahrtstag findet großes Frühschoppen-Konzert m 1 daran anschließender Ausfahrt nach der Neudeckmühle statt. Ihr Radler! Viel Glück und gut Wetter zur Ausfahrt! In Wilsdruff empfängt Euch ein kräftiges „All Heil!" — Hinaus in das Freie! In diesen Tagen sind ganz besonders Frühspaziergänge zu empfehlen. Früh morgens offen bart sich uns die Natur noch in ihrer ganzen keuschen Jung, fräulichkeit, und die frisch sprießenden und sprossenden Blätter der Bäume und Sträucher hauchen uns im Uebermaße den belebenden Sauerstoff zu. Alles ist erfüllt von der paradiesisch reinen, würzigen Frühlingslust. Im Mai hinausschweifen durch die Wälder, durch die Auen, das schafft gesunde Fröh lichkeit und frischen Arbcitsmuth. Sicherlich kommt die heil kräftige Wirkung der Brunnenkuren hauptsächlich auf Rechnung des Umstandes, daß man Morgens ganz früh zur Heilquelle wandern und dann mehrere Stunden spazieren gehen muß. Wen aber BerufSgrschäfte an einem vormittägigen Spaziergang hindern, der suche sich wenigstens dahsim morgens ordentlich auszuarbeiten durch Graben und Gießen im Garten (wenn er einen solchen besitzt!) oder durch Hanteln-und Turnübungen am offenen Fenster. Ein Gesundheitslehrer sagt: wer daheim die vollen 82 Wochen sich Morgens Newegungen macht, verbindet da« Nützliche mit dem Gesunden in so vortheilhafter Weise, daß er nicht nölyig hat, 6 Wochen lang gänzlich auszuspannen, um am fr.mden Orte unter brunnenärztlicher Polizei, seroietten- schwingenden Kellnern und geldsammelnden Musikanten, erst zu lernen, daß Frühaufstehen und Spazierengehen gesund macht. Wie singt doch der Dichter? Frisch auf d rum, frisch auf im bellen Sonnenstrahl, wohl Über Berge, wohl durch das tiefe Thal; die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all', mein Herz ist wie 'ne Lerche und stimmet ein mit Schall. — Deuben. Ein feingekleideter junger Mann betrat den Laden des in der Dresdenerstraßs gelegenen Kahounschen Bazars unter dem Vorgeben, einen Eimer kaufeu zu wollen. Von dem ihm Vorgezeizten wählte er auch einen auS und er suchte die Verkäuferin, denselben auszumeffen. um den Raum inhalt festzustellen. Diesem Wunsche wurde stattgegeben. Wäh rend jener Zeit, während welcher er sich allein im Laden befand, entnahm dec Gauner der Ladenkasse einen Thaler. Sicherlich hatte es derselbe darauf abgesehen, die Kasse ouszuplündern, wenn nicht plötzlich die Tochter des Besitzers den Laden betreten hätte und der Spitzbube dadurch an seinem Vorhaben behindert worden wäre. Der Dieb suchte schleunigst das Weite und leider ist es ihm geglückt, unerkannt zu entkommen. — Mit besserem Erfolge operirte derselbe Dieb in unserer Stadt Wilsdruff, indem derselbe in einem auf der Freiber gerstr. gelegenen Laden die Ladenkosse während Abwesenheit der Verkäuferin ihres Inhaltes beraubte. Auch in diesem Falle konnte sich der Dieb unerkannt entfernen. — Dresden, 18. Nai. Eine gefährliche Kinderwä'term. Das Landgericht verbandelte heute gegen die 18 Jahre alte Dienstperson Hedwig Pauline Seliska wegen gefährlicher Körper verletzung. Die aus Böhmen gebürtige, bisher unbescholtene Angeklagte stand seit 20. November vorigen Jahres bei dem Speisewirthe Hering in Dresden als Hausmädchen im Dienste. Da die Seliska höchst unsauber sein soll, so ryurde ihr für den 1. Januar d. I. gekündigt. Die Angeklagte wird als ver logen und sehr boshaft bezeichnet. Als sie einmal von ihrer Dienstherrin ausgezankt wurde, warf sie zwei dieser gehörige Brennscheeren in den Ofen. Am Nachmittag des 28. Dezember hatte die Seliska wieder einen Auftritt mit der verehelichten Hering. Um sich zu rächen, stieß die Angeklagte dem ein Jahr alten Kinde ihrer Dienstherrschaft eine Nähnadel bis an daS Oehr in den Unterleib. DaS Kind schrie vor Schmerzen, die verehelichte Hering untersuchte es deshalb und bemerkte hierbei die Nadel in dem Körper des Kindes stecken. Zum Glück konnte die Nabel noch rechtzeitig entfernt werden, sodaß eine Lebensgefahr für das Kind nicht eingetreten ist. Die S-lieka wurde wegen dieser gemeinen und niederträchtigen That zu einem Jahr sechs Monaten Gesängniß verurtheilt. — Dresden, 19. Mai. In Vorstadt Striesen fiel ein 1 Jahr alter Knabe in eine mit kochendem Wasser angefüllte Badewanne. Das Kind erlitt schwere Brandwunden und ver starb. — Gestern Abend gegen 9 Uhr ist ein Mann in die Elbe gesprungen und im Wasser verschwunden. — Riesa, 19. Mai. In Röderau brannte Nachts das Wohnhaus des Fleischermeisters Lamm nieder. Die im Ober geschoß wohnenden bez. schlafenden Leute wurden durch das Feuer überrascht und konnten nur mit knapper Noth das Leben