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führung eines Zeitlohnes, neunstündige Arbeitszeit, Einführung von BetriebSwerkstätten, 30—36 M. Wochenlohn für Ge schäfte 1. Closse und 27—30 M. für Geschäfte 2 Closse. — Der hiesige Großindustrielle Herr Friedrich Wilhelm Hermann wurde zum Ehrenbürger der Stadt Hohenstein-Ernstthal er nannt. — Gestern Abend erschoß sich in seiner in der Anton stadt gelegenen Wohnung ein 17 Jahre alter Gewerbsgchilfe. Dem Vermuthen nach hatte er es sich zu Herzen genommen, daß er mit Rücksicht aus sein Alter nicht zur Marine gekom men war. — Dresdner Landgericht. Wegen Vergehen gegen das Forststrafgesetzbuch hatten sich der 182g in Rennersdorf ge borene, daselbst wohnhafte GutSauszügler Karl Gottfried Barth, dessen Sohn, der 1859 ebendaselbst geborene und daselbst wohnhafte Gutsbesitzer Gustav Adolf Barth und deren knechte Herman Oskar John, geboren zu Weistropp bei Wilsdruff, und der 1883 zu Stollberg geborene Karl Herman Gruner zu verantworten. Die König!. Staatsanwaltschaft war durch Herrn Staatsanwalt Dr. Böhmer vertreten. Zur Aufklärung des Sachverhaltes waren mehrere Zeugen geladen, welche auch sämmtlich rernommen wurden. Als corpus ckslikti liegt vor dem Richter tisch eine Anzahl Jagdutenstlien, die bei dem Angeklagten be schlagnahmt worden sind. Während sich die letzten drei Ange klagten auf freiem Fuß befanden, war Barth sen. in Haft. Die König!. Staatsanwaltschaft legte dem alten Mann zur Last, in den Jahren 1898 und 1899 während der Schonzeit (!) gewerbs- und gewohnheitsmäßig auf Rennersdorfer Flur die Jagd ausgeübt zu hoben, obschon er gor keine Genehmigung dazu hatte, während die Mitangeklagten sich der Beihilfe zum Jagdvergehen schuldig machten. Vom Angeklagten Barth sen. soll ein Reh, mehrere Hasen und Fasanen geschossen worden sein, B. behauptet, er habe nur einen Hasen geschossen, und das sei derselbe gewesen, den er in seinem Weinberg getroffen habe. Die Fasanen habe er nur geschossen, weil sie seinen Hühnern das Futter weggefreffen hätten. Durch die Beweisaufnahme wurde festgestellt, daß es oftmals eine lustige, verwegene Jagd gewesen sein mag, bei welcher manches Thier zur Strecke ge bracht wurde. Der Gerichtshof erkannte Barth sen. der An klage gemäß für schuldig und belegte ihn mit 5 Monaten Ge- fängniß. Der Sohn, der behauptet, er habe nur einen Hasen auf dem Feld gefunden und diesen mit nach Hause genommen, wurde mit 40 Mark Geldstrafe belegt, John mit einem Ver weis, während man Gruner kostenlos frersprach. Bei Barth sen. gilt 1 Monat als verbüßt. — Dresdner Landgericht. Unter der Anklage des Diebstahls und der Beamtenbestechung stand der 1841 in Krumhennersdorf geborene, zur Zeit in Mohorn bei Wilsdruff wohnhafte, bisher unbescholtene Gutsbesitzer Ernst Wilhelm Richter. Am Abend des 8. Dezember v. I. erschien der An geklagte im Geschäft von Büttner in Löbtau, woselbst er sich ein Paar Einlegesohlen kaufte. Bei seinem Weggang gingen aber auch ohne Wissen und Willen des Geschäftsinhabers ein Paa Handschuh im Werthe von 2 Mark 50 Pf. mit fort, deren Verlust der Geschäfsmann bald bemerkte. Büttner eilte dem Angeklagten nach, nahm ihm die Handschuh wieder ab und übergab ihn der Polizei. Während der Schutzmann Wunder lich mit Richter zur Ortszelle ging, soll R. gesagt haben: »Lassen Sie mich los, ich gebe Ihnen was,* somit einen Beamten durch Geschenke zu bestechen suchte. Der Beamte ließ sich auf das Bestechungsmanöoer gar nicht ein, sondern brachte R. zur An zeige, sodaß R. unter Anklage gestellt wurde. Mit Rücksicht, daß R. sich nicht in Noth befunden hat, erkannte das Gericht auf 8 Tage Gefängniß. Die Kosten des Verfahrens hat R. zu tragen, da er verurtheilt worden ist. — Nossen, 12. März. Vermißt wird seit einigen Tagen die Pflegerin L. von der hiesigen Landes-Pfleganstalt, welche sich aus unbekannten Gründen entfernt hat und nicht wieder zurückgekehrt ist Alle Nachforschungen bei Verwandten und in hiesiger Umgebung waren erfolglos. Die Vermißte trägt die übliche Pflegerinnentracht. — Cossebaude. Vorigen Sonnabend früh machte der hier bei Herrn Gotzsch wohnhaft gewesene Zimmermann Zilcher seinem Leben durch Erschießen ein Ende. Die behördliche Aufhebung erfolgte sofort auf Anordnung des Herrn Gemeindevorstand Zieger. Der Mann lebte noch etwa drei Viertelstunden, trotzdem die Kugel den Kopf durchbohrt hatte, lieber die Ursache des vielen völlig räthsel- haften Selbstmordes verlautet, daß Z. sich schon früher mehrfach dahin geäußert hat, aus dem Leben scheiden zu wollen und daß dies nunmehr aus Schwermuth geschehen sei. — Naußlitz. Am Sonnabend Nachmittag gegen ^3 Uhr verunglückte hier in der Nähe des Roßthaler Gasthofes der Kutscher Döring des Fuhrwerksbesitzers Geißler dadurch erheblich, daß der mit Sand beladene Wagen den Unglücklichen die steile Böschung herabdrückte, wobei er schwere Verletzungen an den Beinen davontrug. Der BedauernSwerthe, Vater von 9 Kindern, wurde nach dem Luisenhause gebracht. — Der Betrieb der elektrischen Straßenbahn Sch an da u- LichtenhainerWasserfälle soll Anfang April ausgenommen werden. — Oelsnitz, i. E., 10. März. In Neu-Oelsnitz spielte der 10jährige Oesterreich mit einem angeblich gefundenen Dyna mitzündhütchen, indem er mit einem Stück Ei« auf dasselbe schlug, wodurch dasselbe explodirte und dem Knaben beide Hände zer riß, sowie das Gesicht und das linke Bein verwundete. — Auf einem Schachte verunglückte beim Holzausbau ein Häuer, in dem er die Wirbelsäule brach. — Zwickau. Belohnung. Die Belegschaft eines kleinen Steinkohlcnwerkes des Zwickauer Reviers, welche sich am Streik nicht bethelligt hatte, ist eine freudige Ueberraschung dadurch zu Theil geworden, daß die Werksbesitzer ihren Arbeitern für die bewiesene Treue ein Geschenk von je 20 Mark gewährten. Auch auf einem andern Werke sollen diejenigen Arbeiter, welche sich von dem Streik ferngehalten haben, mit einem Geschenk im Betrage des Schichtlohnes für zwei Tage belohnt worden sein. — Zwickau, 12. März. Der Bergarbeiter Pohmann, Vater von drei Kindern, ist in einem Schachte hiesigen Reviers bei der Förderung von der Bremse so schwer verletzt worden, daß er alsbald danach verstorben ist. — Am Sonnabend Abend wurde auf der Schneeberger Straße ein Mann von einem Lastwagen überfahren, als er auf diesen springen wollte. Der Unglückliche war sofort todt. — Reichenbach, 12. März. In Erstickungsgefahr ge- riethen die drei 1^ bis 5 Jahre alten Kinder des Arbeiters Müller, die von den auf Arbeit befindlichen Eltern daheim eingeschlossen waren und von denen der 5jährige Sohn sich Streichhölzer verschafft hatte, mit denen er ein Paar Filzschuhe in Brand setzte. Glücklicherweise gelang es noch rechtzeitig, di- Kinder aus der schon völlig verqualmten Stube zu retten. — Falkenstein i. V., 12. März. Gestern ist der durch den Mordgesellen Preuß ums Leben gekommen: Handelsmann Franz Louis Thoß beerdigt worden, nachdem im Beisein der Königlichen Staatsanwaltschaft Plauen die Leiche Thoß' gericht lich untersucht worden ist. Der Stich, welchen Preuß ausge führt hat, soll 10 cm tief gedrungen sein und den Mastdarm durchschnitten haben, was den alsbaldigen Tod des rüstigen Mannes zur Folge gehabt hat. Der Beerdigung des Thoß wohnte eine ungezählte Menschenmenge bei. Der Thäter Preuß hat sich am Sonnabend Abend in hiesiger Stadt aufgehalten. Derselbe hat seinen Bart abnehmen lassen. Die Ergreifung des Messerlumpen konnte noch nicht erfolgen. — Spitzkunnersdorf, 12. März. Hier sind das Wohnhaus und die Scheune des Windmühlenbesttzers Reinhold Klinger niedergebrannt. — Volle sieben Tage in einer Strohfeime gefangen ge wesen ist der 56 Jahre alte Handarbeiter Lehmann aus Menn s- dorf bei Ronneburg. Aus einem Besorgungsgange wurde er im Freien unwohl, und da es zu regnen anfing, suchte er Schutz in einer Strohfeime. Nachdem er dieselbe erklettert hatte, sank er jedoch so tief ein, daß er sich nicht wieder emporhelfen konnte. In dieser Lage mußte L. volle sieben Tage verbringen. Seinen Durst löschte er durch den in das Strohdach hereinfallenden Schnee. Trotzdem der Gefangene immer schwächer wurde, ge lang es ihm am Montag doch noch, sich aus dem Loch heraus zuarbeiten, da sich das Stroh in Folge des Regens bedeutend zufammengesetzt hatte. Er wälzte sich sodann von der Feime herab, schleppte sich noch ca. 200 Meter weit fort und blieb alsdann im Schnee liegen. Durch Emporflrecken des Armes konnte L. schließlich noch Personen auf sich aufmerksam machen, die dann seine UeberfÜhrung ins Hospital veranlaßten. Räthsel. Stadt in Aegypten bin ich. Mein Name besteht aus fünf Zeichen. Raubst mir den Mittellaut, nennst wohl du so deinen Hund. Auflösung folgt in nächster Nummer. Auflösung des Räthsels aus voriger Nr.: Orleans, Nansen, Orau, Leo, Aller.