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2. Aeilage zu Ar. 26 des Wochenblattes für Witsdruß. M»WIMWWM»«»»WWWWIW«»l«W!»«>WM»I»WW»»«M«««»«M««WWMW««WWMWWMWWVWWWWM»WWVMW!«WWMIM Vaterländisches. Wilsdruff, 28. Frebruar. — Auf einer Wiese hinter dem Gasthof Wölfnitz fanden mehrere Echulknaben eine Kiste mit 25 Rollen Dynamit. Wenn die Knaben unvorsichtig damit umgeganzen wären, würde ein großes Unglück sicher geschehen sein. — Die Gebäude des WirthschaftsbesitzerS Hauptmann in Kleinkarsdorf find gestern vollständig niedergebrannt. — Plauen, 27. Febr. Infolge eines Gasröhrenbruches sind in den Häusern 8, 9 und 10 der Reichenbacher Straße acht Personen erkrankt, am bedenklichsten eine Fabrikarbeiterin, die zuletzt in ihrer Schlafkammer aufgefunden worden ist. Alle acht Personen wurden nach dem Krankenhause gebracht. — Meißen, 26. Febr. Eine nette Ueberraschung wurde dieser Tage einem hier in Stellung befindlichen Handlungsge hilfen dadurch bereitet, daß sein in Görlitz wohnender Vater bei ihm anfragte, ob sein Fahrrad gestohlen sei. Der junge Mann rilte sofort in das Haus der Leipziger Straße, in welchem er das Fahrrad während des Winters untergebracht Hai und mußte sich hier leider von der traurigen Thatsache überzeugen, baß sein Rad wirklich gestohlen war. Wie es nun kam, daß sein Vater eher von dem Diebstahl Kenntniß erhielt als er s lbst, hat folgende Bewandtniß. Auf dem Namensschild des ge stohlenen Rades stand der Name des Eigenthümers und darunter Meißen und Görlitz. Da der Dieb das Fahrrad in einem Gasthause in Cölln für weniges Geld versetzt hatte, so stellte die Polizei in Meißen und Görlitz Nachforschungen an uno hatte in Görlitz den Vater des Eigenthümers eher ermittelt, als den letzteren selbst, daher konnte der Vater seinem Sohn den Diebstahl seines Rades als Neuigkeit mittheilen. — Cölln. Eine hier wohnhafte Ehefrau versuchte sich während der Abwesenheit ihres Ehemannes am Sonntage in ihrer Wohnung mit Mandelöl zu vergiften. Den Hausinsassen war das lange Verschwinden der Lebensmüden aufgefallen und sie veranlaßten daher dos Oeffnen der von innen verschlossenen Etubenthüre. Diese war aber obendrein noch verriegelt, so daß die gehabten Mühen ohne Erfolg waren. Erst den Bemühungen eines herbeigerufenen Polizeibeamten gelang es, die bereits er schöpfte Frau zu bewegen, die Thüre zu öffnen. Das Mandelöl hatte bei der Lebensmüden deshalb nicht die gehoffte Wirkung gehabt, weil es durch längeres Stehen nicht mehr den nöthigen Giftgehalt besaß. Diesem Umstande war es zu verdanken, daß der Tod nicht eintrat. Die Frau wurde ins Krankenhaus gebracht. — Nossen, 26. Februar. In einem Steinbruche des Forstreviers Reichenbach verunglückte der Waldarbeiter Friedrich August Feldmann aus Schmalbach tödtlich. Er war mit Spreng arbeiten beschäftigt und wurde von einem niedergehenden Stein block getroffen; ein Mitarbeiter fand Abends den Leichnam unter Steinen liegend. — Falkenstein. Kaum spendet uns die warme Früh lingssonne einige schöne Tage, so wird in unseren umliegenden Waldungen auch das Ungeziefer schon rege. So wurde unweit unserer Stadt eine Kreuzotter, ein Exemplar seltener Größe gefangen. — In Niederstriegis kam der Knecht eines dortigen Gutsbesitzers m des Getriebe einer Häckselschneidemaschine und erlitt dabei an einem Fuße schwere Verletzungen. — Döbeln, 27. Febr. Eine große Rohheit ist hier durch Einwerfen von 15 in Bleifassung gehaltenen Glasscheiben eines Bogenfensters der Kirche verübt worden. Diese Flegelei hat sich Nachts zugetragen; im Innern der Kirche wurden Kiesel steine in Größe von Hühnereiern gefunden. Die rohen Burschen sind leider noch nicht ermittelt. — Hainichen, 17. Febr. Gestern Vormittag in der 11. Stunde schnitt sich der 50 Jahre alte Weber Rostenbeck in einem Anfalle von Schwermuth mit einem Rafirmesser die Halsschlagader durch. DerTod trat bald infolge Verblutung ein. — Zwickau, 27. Februar. Die Belegschaft in unserem Kohlenrevier ist heute Morgen ordnungsgemäß angefahren. Von den Entlassenen konnten etwa vierhundert vorläufig nicht wieder angelegt werden. — Der 17 Jahre alte Schleifer Häcker aus Sosa brach in Blauthal auf einem eisbedeckten Wehre ein und versank. — Ein eigenthümliches Mißgeschick hat die Wasserleitung betroffen, durch die seither die Bcauerei in Grimma versorgt wurde. Die am Schwanenteiche gelegene Quelle, durch die sie gespeist wurde, ist seit einiger Aeit verschwunden. Anscheinend hat sie sich einen Weg gesucht und tritt jetzt im Echwanenteich hervor, wie mau aus einer in ihm auftretenden trüben Stelle schließt. Die Brauerei muß jetzt die städtische Hochdruckwasser leitung benutzen, was bei dem starken Wasserverbrauch eine hohe Ausgabe bedeutet. (Die anderen Rohstoffe kommen ja beim Bier nicht mehr erheblich in Beiracht!) — Im Jahre 1899 find den Leipziger Polizeibezirkswachen 1123 Kinder als verlaufen zugeführt worden. In einem Monat allein waren es 207 und an einem Tage einmal 20 Kinder. In Folge der telephonischen Verbindung der Wachen konnten die Eltern der Kinder in der Regel bald ermittelt werden. — Die Ueberfüllung des ärztlichen Standes. Wie einem diesem Thema gewidmeten Leitartikel des »Hamb. Korr.* zu entnehmen ist, betrug (nach den Angaben in Börues Reichswedizinalkalendrr für 1900, 2. Theil) am 15. Oktober 1899 die Zahl der Aerzte in Deutschland 26689 gegen 25757 im vorhergehenden Jahre. Bei einer Bevölkerung von 52251917 Einwohnern kommen demnach aus 1957 Einwohner 1 Arzt oder auf 10000 Einwohner 5,1 Aerzte. Im Jahre 1886 betrug die Zahl der Aerzte bei einer Bevölkerungszahl von 46840587 Einwohnern 16292, also 1:2875 oder 3,4 auf 10000. Die Zahl der Aerzte hat somit um 63,8 Proz., die Einwohnerzahl um 11,5 Proz. zugenommen. Die Bevöl kerung hat sich in Berlin um 38,8 Proz., in Hamburg um 30,1 und in München um 58,7 Proz., die Zahl der Aerzte in Berlin um 93.9, in Hamburg um 70,05 und in München um 91,3 Proz. vermehrt. Dabei weisen diese drei großen Städte Deutschlands noch nicht einmal die ungünstigsten Verhältnisse auf, eine ganze Reihe anderer Städte, wie Charlottenburg, Halle, Straßburg und andere mehr, zeigen noch weit erschrecken dere Zahlen. Auch auf dem flachen Lande ist, wie jeder Sach kundige weiß, eine bedeutende Zunahme der Aerzte zu verzeich nen, wenn es auch eine auf das flache Land beschränkte Aerzte- statistik unseres Wissens nicht giebt. Der erwähnte Artikel be tont, daß Abhilfe gegen die pekuniäre Misöre, die die noth wendige Folge dieser Ueberfüllung ist, nur durch rin Mittel geschaffen werden kann. Es muß sich die Kenntniß der materi ellen Nothlage der Aerzte in immer weitere Kreise des Publikums verbreiten, damit der Andrang zum Studium der Medizin auf hört und allmählig wieder normale Verhältnisse eintreten. »Die jetzt beliebte Art, in der medizinischen Fachpresse dieses Thema zu erörtern", so fährt der Schreiber jenes Artikels, selbst ein Arzt, fort, „hat gar keinen Zweck, denn jeder Arzt spürt es täglich an seinem eigenen Leibe, daß eine Ueberfüllung seines Berufes da ist; er braucht es nicht fast allwöchentlich schwarz auf weiß gedruckt zu lesen. Erst wenn sich in der ganzen Be völkerung die Ueberzeugung Bahn gebrochen hat, daß das Stu dium der Medizin unter den heutigen Verhältnissen vollständig aussichtslos ist, da schon für die nächsten Jahrzehnte hinreichend junger Nachwuchs da ist, erst dann ist die Möglichkeit gegeben, daß ganz allmählich im Laufe von vielen Jahren wieder ge sündere Verhältnisse eintreten. DaS Bestreben, dem man in ärztlichen Kreisen nicht selten begegnet, nach außen hin die Sachlage zu verschleiern und die Verhältnisse günstiger darzu stellen, als sie in der That sind, halten wir für durchaus un angebracht; nur die rücksichtsloseste Offenheit kann hier Wandel schaffen." Vermischtes. "Zehn Stunden Sonnenschein nur im ganzen Monat Januar 1900. Die Wetterwarte in der Seestraße in Berlin hat fcstgestellt, daß die Reichehauptstadt im Monat Ja nuar nur 9,8 Stunden Sonnenschein gehabt hat, und diese entfallen noch auf die erste Monatshälfte. Vom 16. bis 31. Januar war überhaupt kein Sonnenlicht. Aerztliche Kreise