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Futtermittel entweder vom Vegetationswasser der Pflanzen befreit, (Heu- und Halmfrüchte) oder dem Einfluß hoher sowie wechselnder Temperatur entzieht (Hackfrüchte), oder endlich im sauren Zustande von der Berührung und Ein wirkung verdorbener, mit Mikroorganismen beladener Luft abschließt (Sauerfutter und Preßfutter). Mit wenig Aus nahmen find die landwirtschaftlichen Futtermittel vegeta bilischer Natur und erfordern, da sie verschiedenen Or ganen der Pflanze entstammen, auch unter sonst gleichen Bedingungen zum Zwecke der Konservierung eine ver schiedene Behandlungsweise. Eine Schrift, worin sämtliche Ernte-und Konservierungs methoden, deren sich der deutsche Landwirt zu bedienen pflegt, und die bei Anwendung dieser Methoden entstehenden Veränderungen und Verluste besprochen sind, ist jetzt im Verlage von Paul Parey in Berlin erschienen unter dem Titel: Dr. C. Boehmer, Ernten und Konservieren der landwirtsch. Futtermittel. In erster Linie soll sie den praktischen Landwirt in den Stand setzen, auch unter wechselnden Witterungs- und Wirtschaftsverhältnissen die zweckmäßigste Methode zur Bergung seiner Bodenerzeugnisse zu ergreifen; zugleich den jungen Agrikulturchemiker an der Hand der chemischen Analyse über den Stand dieser Maßnahmen unterrichten. Binsen ans wiesen zn vertilgen. Man bringe 1. wiederholt eine Kalkgabe (pro Hektar etwa 30 bis 60 Ztr. Aetzkalk oder 60 bis 120 Ztr. Mergel) auf das Land. 2. ferner eine Gabe von 20 bis 30 Ztr. Kainit zur Anwendung. Vorher sind selbst redend die Binsen kahl abzumähen; 3. kann die Ent wässerung des Landes noch irgendwie verbessert werden (sei es durch Grippen, Querfurchen u. s. w. oder durch Drains), so versäume man in dieser Beziehung nichts; 4. man laste alljährlich vor Johannis und womöglich später noch einmal die Binsen gut abmähen; 5. man halte die Weide durch Düngung mit Kompost u. s. w. in Kraft. Ist durch diese Mittel kein genügender Erfolg zu er zielen, so laste man die Binsenstöcke ausstechen oder abschneiden und bringe sie auf den Komposthaufen. Die entstandenen Flächen dünge man gut und säe sie frisch an. Noch wirksamer als das Ausstechen der Binsen und als alle sonstigen Mittel würde natürlich ein Aufbruch der Weide wirken. Das Land wäre länger als Ackerland zu benutzen unter weitgehendster Tiefkultur und bei ent sprechend starker Kalk-, Kainit- und ev. Phosphatdüngung. Auch die Anlage einer Drainage ist empfehlenswert, nicht allein der Entwässerung, sondern auch der Bodendurch lüftung wegen. So behandelt und dann neu als Weide angelegt, würde das Land voraussichtlich lange Jahre von der Binsenplage befreit bleiben. Neber -en Schaden -er Erlen in -en wiesen für -ie Haustiere schreibt uns ein Landwirt: Jedes Ding hat seine zwei Seiten, eine gute und eine schlimme und sein Nutzen und Schaden wird bestimmt, je nachdem die eine oder die andere Seite die überwiegende ist. Thatsache ist, daß die Erlen vielen Nutzen abwerfen, zum Teil wegen ihres raschen Wachstums (in 50—60 Jahren werden sie 50—70 auch 80" hoch, 2V2' dick) und ihres Stockausschlages, der sich zu dem Kopfholz- und Nieder waldbetrieb vorzüglich eignet, andernteils wegen der Nutzung des Holzes zu Wasserbauten, zu denen es sich ausgezeichnet bewährt, weil es, je länger unter dem Wasser, desto fester und derber wird. Die Rinde wird als Gerberlohe und noch vielfach zum Braun- und auch Schwarzfärben verwendet. Wird °s nun auch zu Drechslerarbeiten gern gebraucht, so ist es zu Werk- und Nutzholz, weil es zu leicht und im Freien bald fault, weniger beliebt; gleichfalls dürfte es als Brennholz nicht die erste, sondern eine mehr bescheidene Stelle unter den Brennmaterialien einnehmen. Die An sicht jedoch, der man vielfach begegnet, daß die Blätter ein gutes Viehfutter seien, beruht, mit den gelindesten Worten gesagt, auf einem sehr großen Irrtum, der unter Viehhaltern viele Nachteile bewirken kann. Eigene Erfahrung hat mir die nachteiligen Folgen von dem Genüsse dieser Blätter beim Rindvieh genügend er wiesen und macht es mir geradezu zur Pflicht, die Vieh halter zu warnen, ihre Herden durchaus nicht auf Erlen- weiden zu treiben, oder Erlenblätter als Futter vorzulegen. Diese Erlenblätter veranlassen in den meisten Fällen das sogenannte „Blutharnen", und wenn dieser gefahrvollen Krankheit nicht sofort energisch zu Leibe gerückt wird, ent scheidet nur der Tod und jede ärztliche oder andere Kunst hilfe bleibt vergebens. - Unter Bezugnahme auf die Schädlichkeit der Erlen- weiden mag mit Recht entgegnet werden, daß an solchen Plätzen, wo Erlen wachsen, es feucht und sumpfig ist und dort auch andere, der Gesundheit unserer Haustiere schädliche Stoffe vorkommen; aber jene Krankheit des Blutharnens rührt insbesondere von den Erlen her, was sich daraus ersehen läßt, daß, da wir noch mehr sumpfige Weiden haben, aufdenen keine Erlenstehen,die Tiere dortselbst gesund bleiben, auf Erlenweiden jedoch erkranken, somit also lediglich bei sumpfigen Erlenweiden die Erlen Schuld der Erkrankung unserer Haustiere tragen. Diese Erlen könnten ja zum großen Teil abgetrieben und die betreffenden Flächen ausgetrocknet werden; letztere würden sich je nach ihrer Lage zu Nadelholzwald, Gut weide, Wiese odcr Ackerland eignen. Will man aber durch aus Erlen ziehen, so pflanze man solche längs der Bäche an, wo sie ohnehin gut fortkommen, und ziehe sie in einiger Größe. Dadurch wird der Wind hinlänglich gebrochen, in trockener, heißer Jahreszeit das zu schnelle Austrocknen der Bäche verhindert und die Mühlen gegen Wassermangel geschützt, auch liefern sie immer noch so viel Holz, als wir Erlenholz brauchen. Also fort mit den Erlen, wo noch solche in den Wiesen anzutreffen sind, den Nutzen, den jene Erlen bringen, ersetzt die Fläche durch gutes Futter und gesunde Viehweide jederzeit. Begreiflicherweise ist es natürlich nicht überall durch führbar, die Erlen auszurotten, denn je nach der Gegend ist das Erlenholz mehr oder weniger Bedürfniß und auch einträglich und manche eben wirklich nicht auszutrocknende feuchte Plätze können daher nicht besser ausgenutzt werden, als durch Anbau von Erlenholz zu Ntederwaldbetrieb. An solchen Orten wird auch der Boden wenig und geringes Futter liefern; solche Weiden können also leicht umgangen werden und Jeder, der ein guter Hauswirt ist und keine Kalamitäten in seinem Stalle haben will, wird es auch so machen. Ist das Gras nicht mähbar, so ist der Verlust ohnehin nur gering, und kann es gemäht werden, so läßt es sich mit besserem vermischt so zerteilen, daß keine weiteren Nachteile daraus entstehen. Neuer Melkstuhl. (Mit Abbildung.) Wer mit der Milchwirtschaft einigermaßen vertraut ist, wird wissen, mit welchen Schwierigkeiten das Festhalten des Eimers beim Melken verbunden ist; besonders schwer ist es für die melkende Magd, den Eimer solange mit den Knieen festzuhalten, und gar bald ermatten dieselben; die Folge ist dann, daß die Kühe nicht ausgemolken werden. Noch schlimmer wird es, wenn das Vieh unruhig ist, hackt oder zur Seite springt; ein jeder Besitzer weiß, wie oft dadurch einige Eimer Milch verloren gehen. Es ist fast auffallend, daß nicht schon längst jemand auf die Idee ge kommen ist, den Melkschemel anders zu gestalten. Es existieren zwar maschinelle Melk-Vorrichtungen, doch haben dieselben keinen Anklang gefunden. Von einer einfachen Bauersfrau ist nun ein Melkstuhl erfunden worden, welcher alle Uebelstände mit einem Schlage beseitigt. Die einfache, solide Konstruktion ist aus der Abbildung zu ersehen. Wir bemerken noch, daß der Stuhl in jeder besseren Eisenwaaren Handlung zu haben ist, auch von der Firma Hellwig L Bethke in Bunzlau direkt ge liefert wird. Zahnszützen bei Pferden als Ursache schlechten Fressen». Man beobachtet mitunter bei den Pferden ein unregel mäßiges Fressen. Die Tiere kauen nachlässig und würgen die schlecht gemahlene Nahrung herunter oder geben sie nach dem Kauen als Brei wieder von sich. Oft ist diese Erscheinung auf abnorme Zahnbildungen zurückzuführen, weshalb man in derartigen Fällen eine Untersuchung der Zähne nicht unterlassen sollte. Die oberen und unteren Backenzahnreihen passen häufig nicht gehörig über einander, so daß die obere oder die untere Hälfte vorsteht. In diesem Falle wird beim Kauen der vorstehende Teil durch den Zahn der entgegengesetzten Kieferreihe nicht ganz ab gerieben und es bleibt dann eine kleine Spitze stehen. Diese kann im Laufe der Zeit so lang werden, daß sie das Zahnfleisch des gegenüberliegenden Zahnes trifft und durch Scheuern verwundet. Bei fortgesetztem Reiben ent stehen Geschwüre, die den normalen Gebrauch der Kiefer und somit denjenigen der Zähne beeinträchtigen. Um nun die Pferde wieder in den Stand zu setzen ordentlich zu kauen, bedarf es nur eines Abfeilens oder Abzwickens der Spitzen, während die Geschwüre in den meisten Fällen von selbst wieder zuheilen. Dieses Abfeilen ist natürlich nach einiger Zeit immer wieder vorzunehmen, da die Spitzen bei Pferden mit vorstehendem Ober- oder Unter kiefer wieder nachwachsen. wenn ein Pferd plötzlich lahm geht, soll man sofort im Hufe nachsehen, ob kein Stein oder Nagel eingetreten wurste. Im Anfänge stecken die Nägel nur in der Hornkapsel oder im elastischen StrahlpolAr. So lange die Nägel nicht weiter eingedrungen sind bringen sie wenig Schaden. Mit jedem Schritt kann aber «n Nagel wetder sivdringen und gefährlich werden... Wird das Strahlbein verletzt, die Beugesehne oder das Hufgelenk, dann sind in der Regel die Pferde verloren. Man soll deßhalb niemals versäumen, aus Leichtsinn oder Bequemlichkeit, sofort im Hufe nachzusehen, wenn plötzliches Lahmen ein- tritt. Jeder weitere Schritt, den das Pferd noch macht, kann diesem den Tod bringen. Nach dem Herauszieheu des Nagels mache man dem Pferd ein Fußbad, wozu man 10 Liter Wasser und 50 Gramm Lysol nehmen kann. Der Wundkanal ist etwas zu erweitern, und die Blutung soll man einige Zeit unterhalten, damit allenfallsige Ver unreinigungen durch das ausströmende Blut entfernt werden. Nach dem Bade fülle man die Wunde mit Jodoform aus und verklebe die ganze Stelle mit Pech, Harz oder Wachs. Sehr gut ist es, wenn man dem Pferde einige Tage Ruhe gönnt und es nicht einspannt. Am 3. oder 4. Tage stellt sich gern Eiterung ein. Die Pferde gehen dann stark lahm und verraten große Schmerzen an der Einstichstelle. Man muß dann die betreffende Stelle freilegen, damit der Eiter abfließen kann. Nachher macht man wieder ein Lysolbad und bestreut die Wunde mit etwas Jodoform. Sollte nach einigen Tagen etwas wildes Fleisch herauswachsen, dann betupft man dasselbe mit einem Stückchen Kupfervitriol. Sehr gut ist es, wenn man den Fuß nach dem Baden und Einstreuen mit einem alten Sack verbindet. Zur Schweinezucht. Die Schweine sollen mindestens alle 3—4 Tage, wo möglich täglich (auch zur Winterszeit) einige Stunden frei herumlaufen können. Es empfiehlt sich, hierzu einen Tummel platz einzufriedigen, wo sie sich ganz nach Belieben frei bewegen können. Junge und alte Schweine bewegen sich gern in freier Luft, und der Aufenthalt im Freien wirkt sehr förderlich auf ihre Gesundheit, auf Wachstum und Entwicklung. Am besten ist im Sommer für Schweine der Weidegang, wenn er irgend möglich zu machen ist. Selbst die Zuchtsäue, von denen im Herbst ein Wurf Ferkel erwartet wird, haben während des Sommers weiter nichts nötig, als eine gute Weide, womöglich hinreichend mit Wasser versorgt. Ist die Weide ungenügend, so ist allerdings Beifutter nötig. Ein Bad hat die Sau not wendig. Wenn es notwendig ist, einen Zuchteber durch- zusommern, so schicke man ihn auf die Weide. Wird er ein wenig mager, so wird im Herbst etwas Extrafutter ihn bald wieder in den verlangten Zustand versetzen. Schweine, die in engen Verschlügen gehalten werden, verarbeiten viel von ihrem Futter in den Dünger, es wird oft fast die Hälfte des Futters verwüstet. Aus diesem Grunde allein schon sollte man ihnen eine Weide geben. Die Kosten der Weide werden sich mit dem Verlust an Futter decken. Die bessere Gesundheit und das frischere Gedeihen der Schweine ist reiner Profit noch obendrein. Zur Ver hütung der Schweineseuchen ist der Zukauf von Schweinen mit großer Vorsicht zu bewirken. So weit die Herkunft der neu erworbenen Tiere nicht nachweislich unverdächtig ist, empfiehlt es sich, dieselben in besonderen Ställen 10—14 Tage lang zu beobachten. Wenn sich die Tiere nach Ab lauf dieser Frist vollkommen gesund zeigen, so können sie unbedenklich mit den andern gesunden Schweinen zusammen gebracht werden. Gegen den Rotlauf hat sich nach dem Ergebniß der zahlreich angestellten Versuche die Impfung nach der Lorenz'schen Methode am besten bewährt. Im Uebrigen empfiehlt es sich, um Schweine vor der Ansteckung mit Rotlauf zu schützen, von denselben alles abzuhalten, was Träger des Ansteckungsstoffes sein kann. Dazu gehört Alles, was mit rotlaufkranken Schweinen in Berührung, gekommen ist oder von denselben stammt. Heilung -es Schnupfens bei Aanknchen. 1. Das leidende Kaninchen muß von den anderen ab gesondert und in einen trockenen warmen Verschlag gebracht werden. 2. Als Lager muß ihm weiches Heu gegeben werden. Die Ausscheidungen der Nase müssen mit einem warmen Aufguß von grünem Thee gewaschen werden. Dies muß einige Tage fortgesetzt werden. Als Nahrung gebe man schwedische Steckrübe oder Möhre. Wenn der Fluß aus der Nase nicht aufhört, dann gebe man morgens und abends zwei Tropfen Eisenhut-Tinktur in das Futter, bis das Nießen aufhört. Auch dann wird die Medizin fortgesetzt, bis sich eine entschiedene Wendung zur Besserung zeigt. 3. Sollten sich auch die Augen angegriffen zeigen, oder die Nasenlöcher wund sein, dann wasche man diese mit einem Schwamm zweimal täglich mit einer Lösung von Karbolsäure und zwar: ein Teil Karbolsäure auf zehn Teile Wasser. Man muß dabei achtgeben, daß das Kaninchen nichts von der Flüssigkeit auflecke. Die Wundheit der Nasenlöcher wird dann in einigen Tagen verschwunden sein. Auch muß die Vorderpfote des Kaninchens untersucht werden, um zu sehen, ob nichts von der Ausscheidung der Nase daran haftet. Ist dies der Fall, dann muß die Pfote mit warmem Wasser gereinigt werden. Wird dies unter lassen, dann ist die Gefahr vorhanden, daß beim Reiben -ie verwundete Nase noch mehr angegriffen wird. 4. Sollte sich verringernder Appetit zeigen, dann mische man einige Theeblätter wann, jedoch ziemlich ausgepreßt, als Würze in das Futter. Uebrigens thut es anstatt des Thees jedes andere tonische Mittel.