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Wirkung von Hüttenrauch aus der Freiberger Gegend, eine Deutung, die jedes thatsächlichen Grundes voll ständig entbehrt. Auf den Blättern von Aepfelbäumen wurden übrigens an mehreren Orten des Bezirks, z. V. auf Braunsdorfer Flur am sogenannten „Hinteren langen Streifen" und bei Herrn Ortsrichter Ohmann in Grumbach, sowie auf Ritter gut Steinbach neben den durch bUcluämm hervorgebrachten Beschädigungen auch noch solche beobachtet, die von einer anderen Pilzspezies (lRülosricm pramcom Sacc.) her rührten. Auf den durch den Pilz abgetödteten, in der Regel scharf begrenzten, braunen Flecken der Blätter sind mittels der Lupe kleine schwarze Pünktchen, pustelförmige Erhebungen, zu erkennen, die Pykniden des Pilzes, die unter dem Mikroskop kleine einzellige, farblose, eiförmige Conidien austreten lassen. Die durch diesen Pilz verur sachten Krankheitserscheinungen treten allerdings hinter den durch bUclaäium hervorgerufenen an Ausdehnung und Wirkung ganz bedeutend zurück. Ebenso trat an verschiedenen Orten des besichtigten Bezirks auf Birnblättern noch eine zweite Krankheits- erscheinuug auf, die ebenfalls die Blätter fleckig macht und schließlich zum Absterben bringt; doch ist hier nicht ein Schmarotzerpilz, sondern ein thierischer Parasit die Ursache der Erkrankung, eine mikroskopisch kleine Milbe (kk^toptus piri), die auf den Blättern die bekannte soge nannte Milbensucht Hervorrust. Diese Parasiten erzeugen durch ihre Stiche pustelförmige, blatterartige, meist zu beiden Seiten der Mittelrippe unregelmäßig vertheilte Er hebungen auf den Blättern, die zwar anfänglich noch eine grüne oder schwach röthlichbraune Färbung besitzen, später aber durch Absterben des lockeren Gewebes dieser Wucher ungen und deS benachbarten Blattgewebes sich dunkelbraun und endlich schwarz verfärben, schließlich aber gänzlich durchbrechen und ausfallen. Da eine große Zahl derartig verletzter Blätter analog den von Pilzen beschädigten frühzeitig abstirbt und abfälll, erfahren die davon be troffenen Birnbäume gleichfalls je nach dem Umfang der Krankheit eine mehr oder weniger starke Beeinträchtigung ihrer Assimilationsthätigkeit, wodurch eine Schädigung und Schwächung des Gesammtindividuums eintritt. Die Erreger der Schorfkrankheit befallen nicht nur die Blätter und Früchte, sondern'sowohl bei Aepfel- wie bei Birnbäumen auch die jungen, heurigen, noch grünen Triebe und erzeugen auf diesen zunächst ähnliche, olivgrünlichbraune bis rauchbraune Flecken, wie auf den Blättern und Blattstielen und auf den Früchten. Später aber zerreißt an diesen von dem Pilze befallenen Stellen die Oberhaut der Rinde, so daß auf den 1 Jahr oder 2 Jahr alten und älteren Zweigen eigenthümliche Krusten und offene Schorfe, krebsartige Bild ungen, an derOberfläche der Triebe entstehen, diese selbst trocknen nach und nach ein und sterben infolge Wasser- verlustes ab, desgleichen die daran sitzenden Blätter. Ein derartiger, alle drei Entwickelungsstadien des Pilzes: 1., auf dem diesjährigen, grünen Triebe, 2., aus 1 Jahr altem und 3., auf 3 Jahr altem Trieb zur Anschauung bringender Zweig von einem Birnbaum ist von den Unterzeichneten seinerzeit zu Händen des Herrn Oekonomierath Andrä zu Demonstrationszwecken zurückge lassen worden. Eine andere, vielfach an den Obstzweigen (Apfel wie Birne) bei Befall derselben mit den Fusicladiumvilzen zu beobachtende Erscheinung äußert sich in einer ganz auf fallenden Verminderung des Län genwachst Hums der jungen Triebe, so daß diese ganz kurz, stark verdickt und krüppelhaft sich bilden und wieder derartige Seiten triebe erzeugen, bis sie schließlich den Parasiten gänzlich zum Opfer fallen. Derartig veränderte Zweigspitzen sind an Obstbäumen, die von den Fusicladiumpilzen einiger maßen stark befallen sind, eine sehr reichlich wiederkehrende Erscheinung. Derartige Zweige sind von den Unterzeich neten seinerzeit gleichfalls Herrn Oekonomierath Andrä zu Demoustrationszweckcn überlassen worden. Die Blätter solcher von den Schmarotzern in der einen oder andern Weise beschädigten Zweige verfärben sich infolge allmähligen Absterbens, ohne daß immer ein Befall derselben selbst durch die Schmarotzerpilze statt gefunden hat, häufig in auffälliger Weise, theils vom Rande herein, theils inmitten der Blattfläche. Bei Apfelblättern besitzen die solchergestalt entstandenen Flecken eine braune bis braunrothe, bei Birnen stets eine schwarzbraune bis schwarze Farbe. Die abnormen Erscheinungen an Pflaumenbäumen (Einrollung, Kräuselung und Verschrumpfung der Blätter, namentlich derjenigen der Spitzen junger Zweige, schwarzer, rußartiger, abkratzbarer Ueberzug aus der Oberfläche mancher Blätter, Braunfärbung und Absterben einzelner jungen Zweigspitzen) rührten auf Grund der Untersuchung des eingeschickten Materials wie der Besichtigung an Ort und Stelle selbst zu einem bedeutenden Theile von den Stichen von Blattläusen her, vereinzelt waren Beschädigungen durch Käferfraß mit Gummiausfluß an den Fraßstellen als Ursache der Erkrankung oer Zweigspitzen und jungen Triebe zu koustatiren. Ferner war der die Blätter in Form eines rußartigen, schwarzen, abkratzbaren Ueberzugs bedeckende Rußtau, ein parasitärer Pilz (Oapnockium LLlicmum M^e), wiederholt zu beobachten. Dagegen wurde die sogenannte Lohe (kolMiAma ruprum, Tut.) nur einmal und eine andere bekannte Pilz krankheit der Pflaumenblätter (Lsrcospora circumscissa, Succ.), die braune Flecke mit concentrischen Linien zu er- zeuDM pflegt, in nur geringer Menge und Ausdehnung vorgefunden. Vereinzelte Beschädigungen von Blätter- und Zweig spitzen an Kirschbäumen waren nur auf den Fraß von Insekten zurückzuführen. Pilzkrankheiten, namentlich die mit Recht für Kirschenanlagen gefürchtete Mouiliakrankheit, wurden nicht beobachtet. Das Fleckigwerden, die Bleichung, Gelb- und Braun färbung und spätere Zusammenrollung und Einschrumpfung, sowie der damit im Zusammenhang stehende, frühzeitige Abfall der Blätter an einer großen Zahl von Johannis beersträuchern und einem einzelnen L-tachelbeer- strauch im Garten des Herrn Ortsrichters Ohmann in Grumbach — Erscheinungen, die diesen neben dem Fleckig werden und dem Abfallen des Laubes feiner Obstbäume auch mit in der Annahme einer Schädigung seines Gartens durch Hüttenrauchgase bestärkten — waren gleichfalls le diglich die Folgen einer Pilzkrankheit, von der sämmtliche Sträucher mit derartig krankhaft verfärbten und theilweise abgestorbenen Blätter stark befallen sich erwiesen. Die Fruktifikationsorgane, Pykniden, dieses auf Johannis- und Stachelbeersträuchern allgemein verbreiteten und recht häufig auftretenden Pilzes (Äososporium Müs, Nontg. u. vssm.) sind auf der Oberseite der Blätter mittels der Lupe unschwer zu erkennen. Der Besitzer, Herr Ohmann, wurde von den Unter zeichneten gelegentlich der Besichtigung des Gartens per sönlich in diesem Sinne über die Ursache der Erkrankung seiner Obstbäume und Beerensträucher hinreichend belehrt und aufgeklärt und ihm auch ein Exemplar der Abhandlung der „Biologischen Abtheilung des Kaiser!. Gesundheitsamts", das die Schorfkrankheit des Kernobstes, ihre gegenwärtige, starke Ausdehnung und Verbreitung, sowie ihre Bekämpfung ausführlich behandelt, zu seiner weiteren Jnsormirnng eingehändigt. Betreffs des übrigen, nicht Obstbäumen entstammen den, theils eingesandten, theils von den Unterzeichneten vergleichsweise an Ort und Stelle gesammelten, beschädigten Pflanzenmaterials war ebenfalls mit Sicherheit zu konstatiren, daß fämmtliche an demselben beobachtbaren Beschädigungen und Verletzungen auf na türlich e Weise entstanden, nicht aber durch Einwirkung von Hüttenrauch verursacht waren. DieZweigspitzen von Weiden, die mehrfach den eingesandten Obstzweigen beigefügt waren, erwiesen sich sämmtlich als durch In sektenfraß stark beschädigt; die Blätter waren ihrer Epidermis meist vollständig beraumt und dadurch ausge trocknet, abgestorben und zusammengerollt, die obersten Spitzen der Zweige waren vertrocknet und geschwärzt. Die Begehung des Reviers lehrte die Unterzeichneten, daß dieser Insektenfraß stellenweise auf weite Strecken hin z. B. in Helbigsdorf und zwischen Helbigsdorf und Steinbach, ganz eminent stark auftrat. Die Verfärbungen an Pappelblättern waren theils die Folge einer auf kopulus tremula gerade fehr häutig auftretenden Pilzkrankheit (lcksIamptorapopullnÄ), theils (bei Absterben und Schwarzfärbung der Zweigspitzen) die Folge des Anboürens der Zweigenden durch Insekten (Rüssel käfer), mehrfach möglicherweise auch die Folge der Einwirk ung niedriger Temperatur im Mai und Juni. Die auf einer eingefasststen Probe Gerste ausHelbigs- dorf (Herr Gutsbesitzer Wtein) aus den Blättern (Fahnen) sichtbaren, langgezogenen, braunen Flecken erwiesen sich an der Hand der mikroskopischen Untersuchung als Folgeer- scheinung der in neuerer Zeit, wie allgemein bekannt, auch in Deutschland und speziell in Sachsen an vielen Orten auf der Gerste auftretenden Pilzkrankheit lckslmmtllos- porium ßramineum. Die Wirkung des Pilzes zeigt sich auf den von ihm befallenen Blättern schon ziemlich früh zeitig, häufig bereits auf der Saat. Die Blätter der Gerste, und zwar die unteren zuerst, bekommen lange und schmale, dunkelbraune Flecken, die von einem gelben Saume einge faßt sind und sich hauptsächlich in der Längsrichtung des Blattes vergrößern, so daß sie häufig zuletzt lange, braune Streifen bilden. Auf den Flecken fruktifizirt der Pilz, in dem er über die Oberfläche des Blattes heraus olivgrüne bis bräunliche Schläuche, Conidienträger, von charakteristischer Gestalt und Anordnung treibt, die an ihrer Spitze länglich- cylindrische, grünlich-bräunliche, mit 5 bis 6 Querwänden ! versehene, sehr große, nämlich 0,050 bis 0,100 mm lange und 0,014 bis 0,020 mm dicke Conidien oder Sporen, die der Fortpflanzung und Vermehrung des Pilzes dienenden Gebilde, abschnüren. Infolgedessen erscheinen die Flecken (namentlich bei feuchter Lust) grünlich bis schwärzlich be stäubt. Die zarten kleinen Rasen des Pilzes sind schon mit einer leidlich guten Lupe zu erkennen. Durch die ab geschnürten Conidien wird die Krankheit von kranken auf gesunde Pflanzen übertragen und verbreitet sich infolgedessen von gewissen Herden aus, namentlich bei feuchter Witterung, die jede Pilzkrankheit befördert, nach und nach über das ganze Feld. Da die von dem Pilze befallenen Blätter frühzeitig ausbleichen und absterben, so gelangen viele von ihm heimgesuchte Gerstenpflanzen gar nicht bis zur Aehren- und Körnerbildung, sondern gehen schon früher ein, was natürlich einen Ausfall bei der Ernte zur Folge hat. Die von Herrn Gutsbesitzer Starke in Grumbach mit eingesandten Roggenähren waren sämmtlich ihrer Grannen beraubt und zeigten auf den Spelzen Weiß fleckigkeit, eine Erscheinung, die unter Umständen den Verdacht aus Raucheinwirkung gerechtfertigt erscheinen lassen kann. Die gleiche Erscheinung an Roggen wurde bei Be gehung des Bezirks durch die Unterzeichneten auch auf verschiedenen anderen Roggenfeldern, B. an dem von Braunsdorf in Tharandt führenden Wege, („am Hintern langen Streifen"), andererseits aber auch an zahlreichen andern Orten außerhalb des in Rede stehenden Ge biets beobachtet, wo die Möglichkeit der Einwirkung von Hüttenrauch auf den Roggen vollkommen ausge schlossen ist. An der genannten Stelle, am „Hintern langen Streifen" am Braunsdorf—Tharandter Wege, befanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft dieses Roggens Bestände verschiedener anderer landwirthschaftlichen Pflanzen (Hafer mit Klee, Weizen, Dopinambur, Nothklee, Wicken mit Erbsen), die gegen Einwirkung von Rauchgasen zum Theil ebenso empfindlich wie Roggen oder, wie z. B. der Rothklee, noch weit empfindlicher find, die aber sammt und sonders keinerlei an Rauchschaden Ach ", bereits abgestorben und ausgebleicht. 1e 20 Süda durch Hochachtungsvoll und ergebt Or. pb> Paul Schmuhl Auf Grund des Gesammtresultats derG erregt Unterzeichneten angestellten ErörterungciiZsistpubl und Untersuchungen gestatten sich dieselbeiMf Sch Kommissar für Erörterung und Würde; Fahnen im oberen Theile waren ganz dm Cikadenstiche an Getreide hervorgerufen H schädigungen, wie Hüttenrauchgase (MW an Getreidefahnen in ganz charakteristische" zurufen pflegen, hatten diese Verletzung^ entfernte Aehnlichkeit. Ein Packet Gräser, in der KollcN Gutsbesitzer Moritz Pfützner in Grumba^ über und über mit dem weißen Mycel,! Pilzes (llr^siplls grammis) bedeckt, so da^ mit Mehl bestäubt erschienen. Die Blätterst in Folge der zerstörenden Thätigkeit de-P rauchschäden zu empfehlen, die von den'WÖ„.„ landwirthschaftlichen Vereins Wilsdruff, Me» l mierath Andrä, zugleich im Namen eine') von Landwirthen dortiger Gegend in do 5. Juli erstattete Anzeige einer Beschädig" kulturen durch die Königlichen Hüttenwerke "" unbegründet und mit den Thatsa^ spruch stehend zu erklären und infolgedE der Annahme einer solchen Schädigung eM wa noch zu erhebenden SchadenersatzaM ständig ungerechtfertigt abzuweisen. Mittel und Wege anzugeben, wic^ durch die Fusicladium-Krankheit drohendes zu begegnen sei, gehört nicht in den Best" achtens. Indessen wollen die ergebens! st" nicht unterlassen, die Hauptkampf verfw' Schädlinge kurz anzugeben, durch die die beziehentlich wenigstens Einschränkung^ erhofft werden kann. Diese sind: 1 ., Sorgfältiges Sammeln des. abgefallenen Laubes der von den P" Bäume und Vernichtung dieses Laube mit gebranntem Kalk). 2 ., Entfernung aller nach dein Herbst auf den Bäumen zurückgebliebene'" und von den Pilzen stets sehr stark bedeckte« Birnen. 3 ., Bespritzen der Bäume kurz vor aufbruch im Frühjahr und einige Woche" Blüthe mit Bordelaiser Brühe nächst der Abhandlung der „Biologischen Abthen" lichen Gesundheitsamts" von Professor Nf 4 . Umpfropsen der Bäume, d. solcher Aepfel und Birnsorten, die sich als befallen von der Krankheit erwiesen habe" die als widerstandsfähig und uuempfäugl" parasitische Krankheit erkannt worden sind. 5 ., Im Uebrigen muß man sich — Ä kennen ist, daß eine streng durchgeführte- unter 1 bis 4 empfohlenen BekämpfungS" im Kleinen, in Obstbaumschulen, in Gärten ' Bäumen ausführen läßt, bei starker Verbre« über ausgedehnte Obstanlagen ganzer Schwierigkeiten und Kosten verursachen »uw hiugeben, daß die Natur, wie in ähnliche- oft beobacktet werden konnte, das Uebel st daß natürliche Umstände eintreten, nw" t Frühjahre, durch welche diese in jüngste" st, gewordenen Pilzkrankheiten wieder cinge"' ein erträgliches Maß reduzirt werden. Freiberg, am 21. August 1899. erinnernde Beschädigungen aufwiese« war nur einerseits ziemlich starker Schnei seits die durch kssuckopsMa-lritolü vem Pilzfleckenkrankheit zu konstatiren. , Mlil' Derartige Beschädigungen und VeDst,. Roggenähren sind, wie daraus für die NMI'M Sicherheit hervorging, gleichfalls nicht en-OhM»xj Hüttenrauch zurückzuführen, sondern B, s Gegeneinanderschlagens der Aehren beiW ab zu erklären und sind gerade Heuer eine hoc verbreitete Erscheinung. Die auf Fahnen des Herrn GuM Helbigsdorfeingefaudten Hafers sichtbar^ begrenzten, bräunlichen Flecken und die 's gase besonders leicht und sicher eine EüE erkennen läßt, ferner Erbsen, Wicken, W Ot verschiedentliche Laubbäume einer eingePH alle W unterzogen. Auch diese UntersuchungtMd be ständig negativ aus. Nirgends k unser charakteristische Beschädigung, die Men. ( ung von Hüttenrauchgasen auf die Masche tation hingedeutet hätte, zu konsteMnnt Zwecks weiterer Beweissicherung undM«^ richtigen Urtheils über die Möglichkeit ZWXX Schädigung der Vegetation in der Grum Gegend durch die Rauchgase der HalsbM von den ergebenft Unterzeichneten gelegeiM st der dortigen Gegend endlich auch eine nicht als beschädigt angezeigter KulturgeiHst^— Klee, der wegen seiner großen Empfindlich-^ ll-