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darmerie zog sich etwa 100 Schritt von dem Amsgebäude zurück. Zehn Excedenten wurden verhaftet. Eine aus dem Bürgermeister, dem Führer der Deutsch-Nationalen Kriegelstein sowie zwei anderen Deutsch-Nationalen be stehende Deputation sprach beim Amtsleiter vor, um die Zurückziehung der Gendarmerie und die Freilassung der Verhafteten zu verlangen, wogegen die Deputation das Abziehen der Volksmenge zusicherte. Hierauf wurde nicht eingegangen. Der Bürgermeister, erklärte, nicht mehr in Action treten zu wollen und auch der städtischen Wache nicht zu gestatten, mitzuwirken. Um 12 Uhr Nachts erschien neuerlich eine Deputation mit dem Bürgermeister an der Spitze beim Amtsleiter mit dem gleichen Begehren. In zwischen fällt ein Schuß gegen die Gendarmerie und ein Gendarmerie-Wachtmeister sinkt von einem Steinwurf ge troffen zu Boden. Hierauf macht die Gendarmerie von ihrer Waffe Gebrauch. Zwei Todte und ein schwer Verwundeter blieben auf dem Platze liegen. Unterdessen wurden auch aus einem anderen Hause Schüsse auf die Gendarmerie abgegeben. Es wurden insgesammt sechs Personen verwundet, von welch letzteren im Laufe der Nacht zwei starben. In der Nacht wurde noch ein Ba taillon Infanterie von dem Manöverterrain sowie weitere Verstärkung der Gendarmerie nach Graslitz entsendet. Von heute früh wird gemeldet, daß nach dem Einschreiten der Gendarmerie Ruhe eingetreten ist, die Erregung jedoch fortdauert. Die Menge sammelt sich wieder an und der Amtsleiter wird auf dem Wege ins Amtsgebäude insultirt und mit Steinen beworfen. Frankreich. Malter Labori nimmt wieder an den Verhandlungen theil; dadurch gewinnt der Dreyfus prozeß offenbar an Interesse; ob es aber auch diesem ge wandten Vertheidiger gelingen wird, einen Eindruck auf die Mitglieder des Kriegsgerichts hervorzurufen, das ist noch allem Vorhergegangenen mehr als zweifelhaft. Er freulich aber ist es, daß dieser uneigennützige Mann so schnell wieder hergestellt wurde und dem bübischen Atten tate nicht zum Opfer gefallen ist. Hoffentlich wird er recht bald wieder vollständig hergestellt. Hoffentlich wird aber seitens der Renner Polizei fortan auch für seine Sicherheit besser gesorgt, als es bis dahin der Fall gewesen ist. Denn die Attentate auf den berühmten Anwalt werden fortgesetzt. Stoch bevor er im Kriegsgerichtssaal erschien, waren ihm zwei Büchsen von verdächtigem Inhalt zugegangen. Das Commando der Artillerie ließ dieselben nach dem Pulver magazine bringen, um sie auf ihren Inhalt zu untersuchen. Bei seiner Ankunft im Gerichtssaal wurden Labori herzliche Ovationen dargebracht. Die Generale Billot und Mercier sprechen sehr höflich mit ihm. Neben dem Vertheidiger Demange nimmt Labori Platz. Um 6 Uhr 35 Minuten wird die Sitzung eröffnet. Als Dreyfus den Saal be tritt und Labori erblickt, schüttelt er ihm bewegt die Hand. Darauf erhob sich der Präsident des Kriegsgerichts, Oberst Jouaust, um unter dem tiefen Schweigen der Zuhörer die uuqualificirbare That zu verurtheilen, der Labori beinahe zum Opfer gefallen wäre. Er betont, daß das Attentat bei den Mitgliedern des Kriegsgerichts tiefste Entrüstung hervorgerufen. Wir freuen uns, so schließt Jouaust, daß keine nachtheiligen Folgen entstanden sind, und daß Sie heute Ihre Aufgabe wieder aufnehmen können. Labori dankt herzlich dem Vorsitzenden, den Mitgliedern des Kriegs gerichts und Allen, die ihm ihre Theilnahme bekundet, spricht die Hoffnung aus, daß der Prozeß der Wahrheit zum Siege verhelfen werde und setzt sich, augenscheinlich ermattet, nieder. Als erster Zeuge wurde darauf General Grenier vernommen, der Esterhazys Intelligenz und Wissen rühmt, jedoch hervorhebt, daß derselbe oft unüberlegt han delte und hohe Summen im Spiel verlor, auch durch Lieb schaften und übermäßigen Aufwand große Erbschaften durchbrachte. Zeuge glaubt, Esterhazy habe ihm einmal gesagt, er halte Dreyfus für unschuldig. Der nächste Zeuge, Major Rollin, spricht sich zunächst ungünstig über einen Agenten Lajout jaus. Dabei kommt es zu einem Zwischen fall, indem Labori nach einander eine Reihe von Fragen an den General Mercier stellt, wie er zu dem gefälschten Briefe des Oberst Schneider gekommen sei. Labori fragt: Wie sind Sie in den Besitz dieses Schreibens gekommen? Unter welchem Rechtstitel sind Sie Besitzer desselben ge wesen, als Sie nicht mehr Kriegsminister waren? Wann haben Sie es vorgelegt und mit welchem Recht ist das Geheimactenstück in Ihrem Besitz gewesen? Auf alle diese Fragen verweigert Mercier die Antwort oder schweigt ganz. Labori erklärt darauf: Sie haben geschworen, die ganze Wahrheit zu sagen; ich habe ein Recht, Sie zu fragen und werde aus Ihrem Schweigen meine Folgerungen ziehen. Major Rollin behauptete weiter, daß die bei der Haussuchung 1894 in Dreyfus' Wohnung aufgefundenen Studienhefte verdächtige Aufzeichnungen enthalten hätten. Dreyfus sagt darauf einfach, daß das nicht einmal vom 1894er Kriegsgericht behauptet worden sei. Der Zeuge Bertin, früher Dreyfus' Bureauchef, erklärte, er habe dem Angeklagten s. Z. vollständig vertraut und ihm Einsicht in alle Geheimfächer des Bureaus gewährt. Die Aussagen der beiden Zeugen Oberst Beudron und des Hauptmanns Maitre sind belanglos. — Einige Pariser Blätter besprechen die abermalige Verurtheilung des Hauptmanns Dreyfus wie eine beschlossene Thatsache und kündigen für den Tag des Urtheilspruchs den Ausbruch einer Revolution an. Paris, 21. August. Die heutigen Blätter betonen, daß die gestrigen Unruhen ein recht bedenkliches Anzeichen für die in einigen Schichten der Bevölkerung herrschende Stimmung seien. Die nationalistischen und opportunistischen Blätter machen für diese Unruhen die Regierung verant wortlich, welche durch die ungerechtfertigte Verhaftung von Däroulsde und Genossen alle patriotisch gesinnten Fran zosen herausforderte. Die republikanischen Blätter erklären, Donnerstag, Ve« 24. August 18SS S7. Jahrg LI ^litifche Rundschau, ^chlvendigkeit für die Zukunft. Daß . H ist, welche durch die Ablehnung der großen ^ Preußischen Abgeordnetenhause geschaffen von den Befürwortern, wie von den ^"albaues im gleichen Maße empfunden. Äußerungen von Schadenfreude, die An- Mden, sind sehr bald wieder verstummt, ^ worden ist, daß diese preußische Krisis auf Mwstken muß, daß man sie im Auslande M sehr hämischen Kritiken macht. Gerade "flttnationalen Machtstellung, deren sich das streut, sind Vorkommnisse, wie das letzte, ^laoe unerfreulich. Es fällt daraus ein sGlanz des deutschen Namens. Nicht 2 Kanalvorlage abgelehnt worden ist, dem Bestehen des deutschen Reiches M W wie in den deutschen Landesvertretungen U. Gesetzentwürfe abgelehnt, wie angenommen, auf vie begleitenden Umstände au, unter W, lMng xrfoigtx Diese waren so einziger Isj "Ml Mes auf sich beruhen bleiben kann, MM di-s nicht geschehen, ohne gewisse Zu- MM^Es ist aus dem, was geschehen, zu Fehler, wie die vorgekommenen im na- Interesse vermieden werden. Die preu- UMumg hat in dieser Sache das große Fürsten Bismarck vermieden, viel- U,?. Acht lassen zu können vermeint, weil die MM eigeMcheRegierungspartei sonst bil^ MM Dingen unbedingte Klarheit zu geben. UMM so viel, wie dem Kaiser und seiner Ml" nach den letzten Auslassungen gelegen, M" sofort, unbekümmert nm Parteien und M. "Mi Nachdruck ausgesprochen werden. M,-M Menwärtige preußische zweite Kammer r "de mit Schrecken", als nun ein „Schrecken ^!Mst. Am 19. d. M. fanden in Gras- usMnen vor dem Amtsgebäude der Be- ^Mt statt, wobei sämmtliche Fensterscheiben Mesammt 200, durch Steinwürfe zer- ' Folge.dieses Vorfalles wurde am M Gendarmerie um 15 Mann verstärkt, in Graslitz neuerdings Ansammlungen >>e «j ne versuchte die Menge zu zerstreuen. Steinwurf auf die Gendarmerie von ^Mden Gasthause aus abgegeben. Sechs »Lx Mftet; später wurden von der Gen- vos Gasthaus zu räumen, was Die aus etwa 400—500 Personen Du- MA mit Bierkrügen, Ziegelsteinen und II M Dachluken und Fenstern. DieGen- Z Gemäßheit von Art. II. 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni Gesetzblatt S. 245 flgd. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tages- Winarklortes Meißen im Monate Juli ds. Js. festgesetzte und um "mt erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen Amlshanptmannschaft im Monate August ds. Js. an Militärpferde zur > gelangende Marschfourage beträgt 7 M. 93,8 Pf. für 50 Kilo Hafer 3 „ 49,6 „ „ 50 „ Heu 2 „ 34,1 „ „ 50 „ Stroh. ° am 19. August 1899. asnigliche Amtshauptmannfchaft. .. von Schroeter. dem Viehbestände des Gehöftes Cat.-Nr. 6 von Unkersdorf ist die Maul- und Klauenseuche "gliche Amtshauptmannschaft Meißen, l am 21. August 1899. < von Schroeter. Tr. chlM fiir WÄM Tharandt, Massen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt Ngl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, ? mit Landberg, Huhndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- "g, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Moborn, Seeliastadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildbcrq. ^chentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionsprets 10 Psg. pro viergespaltene Corpuszeile. j Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Auf Folium 65 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amts gerichts ist heute die Firma: Bernhard Hofmann in Wilsdruff und als deren Inhaber Herr Richard Robert Bernhard Hofmann daselbst eingetragen worden. Ronigliches Amtsgericht Wilsdruff, am 22. August 1899. vr. Gangloff. Freitag, den 25. August d. I., Nachmittags Uhr öffentl.Äadtgemeinderathssitzung. Die Tagesordnung hängt im Rathhause aus. Wilsdruff, den 23. August 1899. Der Bürgermeister.