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> Beilage zu Nr. 79. Sonnabend, den 8. Juli 1899 n n « ' ^Ldnn daun der Frredefurst gekommen ist, ds", ?dgen im Sarge, umspielt die Züge der Entschla- süßes Lächeln. Selige Träumer! Wären wir Li'M so weit! ^tM lst wahrhaft und glücklich, der auf keine Erlösung m Ge- ichü sind-«^' in verboten. ., Tis« irbcit^-^ -oh» cha»»" ver- mZ den» lad 1-Si' stnitil» dem den Ge- Psalm 126,1: Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Anderen in Verbindung. Was der Diener versehen, traf Herrn und seine Gattin und jene mit dem Schleier des heimnißvollen verhüllte Zeit. Gisela saß mit Hochrothen Wangen und gespanntem sichtsausdruck da und lauschte. Trotz des eifrigen Redens vergaß Frau Asta aber keines wegs ihre wirthlichcn Pflichten. Sie füllte nun zum zweiten Male Giselas Tafle, indessen zu, -! Mr"-- i as sk ilckLiV "m st, " wu^eruv VW r:wve IN rrqt yleu, djf^uianden; dann ober, wenn dies wider Erwarten tzl sich an deren Stelle gegnerische neue Hemmnisse Schmach. Und diese zu bekämpfen — auch -rlck« Ht i» Die Dienerschaft kam noch rechtzeitig genug, um das Feuer Kürze zu löschen. Der Brief war natürlich zu Asche verbrannt. L -it sero> flau« zwisch-" Lsdüi Atschi^ , t Zeit; hj» und dort die gleichen Waffen. Und die« erlahmte sie bereits — erwog dieWaffen- 'ehr auf dem zielbewußten Wege, weil — nun, Indem sie ihre bereits dem Baron gegenüber ausgesprochenen Mutbmaßvngen äußerte und den Namen des ungetreuen Dieners ins Gespräch zog, wußte sie mit großer Geschicklichkeit Gisela« Gedanken zu concentriren und in die Unterhaltung zu verstricken. Was gab es nicht Alles von jenem zu erzählen, und gleichzeitig von Ulrichs und Marias Ehe, denn Eines stand mit n "U ?!' eg-'! smd. L j riBsta niW, > n°§ !" ü sei"k", Alich gefch-ü' was war dann der Gewinn: ein krankes Herz, das nicht mehr gesunden konnte! Und dafür dies Spiel um Gut und Blut, dies Spiel um Gewissen und Ehre. Die Binde siel ihr von den Augen, und der Abgrund, an dessen Rande sie dahinwandelte, that sich auf. Bisher hatte ihre Parole »vorwärts* geheißen — jetzt: »auf der Hut sein.* Klug, daß sie eben zeitig genug zur Einsicht kam. Sollte sie sich bei den beständig wechselnden Verhältnissen auf der Höhe halten, so mußte sie jeden Augenblick bereit sein, bei dieser temperamentvollen, ganz aus Impulsen zusammenge setzten Gisela o. Belendorf mit neuen Chancen zu rechnen. Wie unbeschreiblich unsympathisch war ihr, der Frau von Verstand, bei der Alles Reflexion und Berechnung war, dieses Midchen. Gleichviel, sie bedurfte Giselas, sie hatte sie so nöthig wie ein Gestrauchelter den hülfbereitc i Arm, ohne den er sich nicht mehr aufzulichten vermag. — Sie war um jeden Preis der Verschwiegenheit dieses Mädchens benöthigt und auch des Brieses. Aus dem „Wisch* durfte kein Document werden. Die Gefährlichkeit der jetzt überschauten Lage erkennend — denn der Baron hatte sie bei seinem Fortgehen eindringlich ge beten, in dieser Sache „aus Freundschaft für ihn* vertraulich mit dem Herrn Justizrath zu reden —, drängte diese Frau, die nicht nur gegen Andere, auch gegen sich selbst hart sein konnte, jetzt zu thatkräftigem Handeln. Mit kalter Energie unterdrückte sie momentan das nagende Weh der hoffnungslosen Liebe in sich und wandte sich ihrem treuesten Bundesgenoffen zu, dem ihr so verhängnißvoll ge wordenen regen, phantasievollen, nie rastenden Geist. Es galt jetzt vorsichtiger sein als zuvor, es galt Deckung und langsamen Rückzug. So wandte sie denn vorerst ihre ganze Aufmerksamkeit Gisela zu, um ihrer feinen Art gemäß jener gegenüber im eigenen Heim heute die liebenswürdigste Wirthin zu spielen. Gisela mußte ablegen und im Sopha Platz nehmen, und zauberschnell, durch die geschickten Hände des kleinen Zimmer mädchens hergerichtet, stand gleich darauf ein „Tischchen deck Dich* vor ihr: feines Porzellan, ein silbernes Körbchen mit Backwerk und eine summende Theemaschine. Und wie unbefangen, wie liebenswürdig wußte Asta zu plaudern. Dennoch traf sie nicht das Richtige in Ton und Wort. Gisela brannte mit allen Fibern danach, etwas von Ulrich, von seinem Verhalten und seinen Zukunftsplänen zu hören, während Asta dem entgegen nur von kleinen, harmlosen, humoristischen Begebenheiten in der Anstalt erzählte. „Ich möchte Sie zerstreuen, erheitern,* erklärte sie, Gisela ermunternd zunickend; „gelingt mir das denn gar nicht? Sie werden immer einsilbiger und ernster.* „Wie kann es anders sein," antwortete Gisela gepreßt. „Verzeihen Sie den Egoismus meines Schmerzes. Ich war bisher so wenig leidvertraut, daß mich das Ungewohnte fast erdrückt, und unbekannt sind mir nach der Richtung hin die Rücksichten, welche die Welt fordert.* „Rücksichten auf mich, die ich Sie so ganz verstehe, mein theures Fräulein, kein Wort davon. Ich meine es ja so gut mit Ihnen. Sprechen wir denn von nichts Anderem als von dem, was Ihre junge Seele so tief erschüttert. Wie ists — haben Sie den Anstifter allen Unheils, den Brief mitgebracht?* Die Frage klang sehr gleichgültig. Sic bot ihrem Gaste dabei eine Tasse Thee an. Gisela bejahte, zog jetzt das Couvert aus der Tasche und überreichte es Asta, deren Wangen nun den letzten schwachen Hauch von Farbe verloren. „Ich bin doch gespannt," sagte sie leichthin. „Ist es ein deutscher Brief?* „Ja, und nicht allzu gewandt verfaßt.* „Sie entschuldigen, Kind,* rief Asta mitleidigen Tones, „das kann ja Absicht sein.* Dabei entfaltete sie das etwas zerdrückte Papier. Ein aufmerksamer Beobachter hätte bemerken können, daß ihre Blicke ohne Aufmerksamkeit nur flüchtig über die Zeilen weghuschten, daß sie vielmehr angestrengt auf das horchte, was Gisela sprach. Sie erschrak. Hörte sie recht? Sie sollte den Brief nicht behalten, mindestens nicht länger als bis zum nächsten Tage? Danach würde derselbe in die Hände des Herrn v. d. Lüde gelangen? O, das paßte nicht in ihren Kram hinein, das lag gänzlich außer aller Berechnung. Den Brief, den mutzte sie behalten — längere Zeit behalten, um ihn dann unverdächtig — verlieren zu können. Von heute auf morgen ging das nicht—besonders schon deshalb nicht, weil ihr Vorsicht anempfohlen war. Wie lebhaft sich plötzlich der Herr Onkel, vom Standpunkt des Juristen aus, für die Sache interessirtc. In der That — sehr auffällig! Während ihre Augen starr auf dem Papier hafteten, jagten diese Gedanken durch ihren Kopf. Gisela wähnte sie ganz vertieft in den Inhalt des Briefes: Dieser lautete: „Gnädigste! Mir ist zwar nicht die Ehre Ihrer Bekanntschaft geworden, jedoch nehme ich einen gewissen Antheil an der Gestaltung Ihres zukünftigen Geschickes, nachdem mir durch die Zeitung Ihre Ver lobung mit dem Herrn Baron v. d. Lüde bekannt geworden ist. Kaum denkbar erscheint es mir, daß Sie den genannten Herrn genügend kennen gelernt, seinen Charakter studirt, seine Ver gangenheit erforscht haben, sonst wäre es zweifellos nicht zu einem 'M Ä »ttdrotz die Wortkargheit. Indessen — etwas mehr Stt Vertrauen blieb sich jetzt gleich. Sie wußte es , 1 'n Beider Herzen aussah — sie liebten sich noch. , Wahrung hatte zu tausend Malen gelehrt, daß der Mßer Feind eine dauernde räumliche Trennung ist. 8 Zufalls, diesem schnell geschloffenen Herzens- ungeschickt — sehr ungeschickt. Wie es möglich war, wie es geschehen konnte, wußte si- selbst nicht — Thatsache aber blieb es, daß der kleine silberne Wasserkessel mit der brennenden Spiritusmaschine umful und sich über den Tisch plötzlich ein bläulich-rothes Flammenmeer ergoß. Beide Damen waren erschreckt aufgesprungen. Asta riß Gisela vom Tische fort. „Um Gotteswillen zurück — zurück, meine Theure,* rief sie angstvoll, „ein Fünkchen auf Ihr zartes Tüllgewand, und Sie sind eine Feuersäule." Und Giselas Hand umklammernd, zog sie dieselbe vollends in den Hintergrund des Zimmers, drückte dort auf die elektrische Schelle und griff nun erst zu einer schweren Decks, um dieselbe über den Tisch zu werfen und hierdurcb die Flammen zu ersticken. Noch ehe dies geschah, ertönte plötzlich ein Schreckensruf von ihren Lippen: „Himmel, der Brief; wo ist der Brief?" Und wie gelähmt sanken ihre Arme zur Seite nieder. und s 's 's E^ren Blick getrübt haben. Aber dieser > I: d ^macht. Sie war sich bewußt geworden, sie glaubte bestimmt rechnen zu dürfen: dirss d>e gleich wie bei Maria zur-Ehe führte, M bei dem für sie schwer zu erwärmenden ihr» Hauung gewesen war. Ging sie aus allen Mriguen also doch noch als Siegerin hervor, Gisela kehrte in großer Erregung heim. Kannte sie seit ihrer Verlobung überhaupt noch Frieden in der Brust? Das war ein Ringen mit schmerzenden Erinnerungen. Mühsam nieder gezwungen, stürzten sie jetzt wieder nach dem Begegnen mit Ulrich gleich einer Horde Feinde von Neuem über sie her. Der kräftige, gesunde Wille in ihr vermochte immer nur auf kurze Zeit, nicht auf die Dauer Sieger darüber zu bleiben. Asta hatte Recht wenn sie zum Reisen rieth. Das bewegte, heitere Leben im Elternhause, die vielseitigen Berührungen mit der Außenwelt und eine nach jeder Richtung hin großartige Umgebung hatten sie für das Stillleben einer kleinen Stadt mit ihren Nichtigkeiten und kleinlichen Interessen verdorben. Eine kurze Besuchszeit bei dem Onkel, den sie liebte, war und blieb eine Freude, aber jetzt mit dem zehrenden Weh im Innern, das zu zeigen ihr Stolz nicht erlaubte, ließ sichs in der Idylle nicht leben. In der Zerrissenheit dieser Empfindungen, zu denen sich das drückende Bewußtsein gesellte, den ihrer Sorgfalt anver trauten Brief nicht wieder zurückgeben zu können, betrat sie den Garten des Onkels. Der Raih stand mit einer mit Vogelfutter gefüllten Schale in der Hand auf dem freien Platz zwischen dem Haus und den schattigen Hängeweiden, umflattert von seinen Tauben und den zutraulich gewordenen Gartenvögeln, während sich das schönste Abendsonncngold in Busch und Baum hineinspann. „Ich erscheine wieder als Störenfriedin, lieber Onkel," be merkte Gisela traurig, nachdem sie ihn begrüßt und sich unweit von ihm niedergelassen, dabei aber, trotz behutsamer Annäherung, alle Vögel auf und davon flattern gemacht hatte. „O nein," antwortete der Rath freundlich, „wenn Du dort ruhig sitzen bleibst, so werden gleich alle zurückkehren. Nun, habe ich nicht Recht?" Und er sah in lächelnder Befriedigung auf die thatsächlich jetzt von allen Seiten wieder herbeifliegenden Thierc. Das hielt ihn indessen nicht ab, ebenso interessirt und auf merksam seine Nichte zu betrachten. Gisela legte sogleich ihre Beichte ab und war sehr erstaunt über des Onkels Gelassenheit und Ruhe. „Hm, hm — ich ahnte so etwas, aber zu spät — begreife mich selbst nicht. Ein Jurist pflegt doch sonst kein Document aus d'en Händen zu geben. Hätte mir alten Graukopf solchen t dem zielbcwutzten Wege, wen — Ä oben auf der Höhe des Lebens so v»- —«M' ^ikeit L § Ehlich in ein Nichts zusammengeschrumpft "Giin ^"guinik, Leidenschaft mußten ihr, der Klugen, ra. «'M MINI. V Herzensbunde gekommen. Ich möchte Sie aus mitfühlender Brust warnen. Seien Sie auf Ihrer Hut, auf daß Sie nicht ein ebenso trauriges Schicksal treffe, wie das der ersten Gattin dieses Herrn, der armen Gräfin Maria, deren jetzt für immer geschloffene Augen sich vielleicht sonst noch lange der schönen Erde erfreut hätten. Ein Ihnen wohlgesinnter Rathgeber.* Der Brief zeigte eine große energische, stchtbarlich verstellte Männcrhandschrift. Gisela betrachtete mit ängstlicher Spannung Asias Gesicht. Diese mochte das empfinden und stellte jede Muskel unter die Herrschaft ihres Willens. Ein sinnender, geheimnißvoller Ausdruck trat hervor. „Schade," sagte sic, „daß ich den Brief so schnell wieder her geben muß, statt darüber nachgrübeln zu können, auch über die Handschrift — indessen — ich kann das Papier wohl nochmals wieder bekommen." So sprechend legte sie dasselbe neben sich auf den Tisch und schaute zu Gisela hinüber, nunmehr mit einem festen, freien Blick. Sie mochte mit irgend welchen Ideen gerungen und nun zu einem Entschluß gekommen sein. Ein Hochzeitstag. Roman von H. Palmä-Paysen. Nachdruck (Fortsetzung.) die gesetzliche Bestätigung gegeben — wie der Sieg erfochten. Bis an die Stufen des H sich ihre Berechnungen selbstverständlich nicht ver- hieaH es so kommen mußte! Dadurch gerieth nun der -chnZL Mzm Machwerks ins Wanken. Erreichte sie es auch, Ner, 'M - " laue ZV v lang, heißer Sehnsucht voll, ein armer Verbannter Mausend Jahren. Und noch immer singen die Mn dies Lied im höheren Ehor ihm nach, die ver- ' und vereinsamten Gestalten und die Lastträger und Mn Leibes sind — sofern sie nämlich noch den EW-.Uen treuen Gott, im Herzen behalten haben. Sie als Gefangene Zions, als Leute in den m-r Fremde. Sie warten alle auf ein Vaterland, I n' wundersüße Märe geht. Sie harren alle mit ioll-n. Wvtrauen des göttlichen Erlösers, der sie in jene „n in bringen wird. Dann, wenn Er sie an die Hand GM sicher ans Ziel geleiten wird, daun, beim Ein- ? ? Vaterland, werden sie sein wie die Träumenden. A st Traum wird Leben sein. Mo singen können, sind glücklich im Unglücke. Die Gegenwart wird bestrahlt von der lichten Zukunft, m-r o- erscheint erträglich, da sie wissen, daß es eine . Leides giebt, an der das Leid in Lust verkehrt - i Schmerzen, was Graus! Wir geh'n ja Christus, der ist mein Leben, Sterben ist "vinn. Wenn daun der Friedefürst gekommen ist, MG « Z-L sd hat, sei es, weil er keinen Gott mehr hat, sei st unversöhnt mit Gott durch das Leben wandert. Mrd ja an ein Ziel gelangen, auch er wird dann Min Träumender. Aber wer möchte sich böse .wünschen? Wer eine entsetzliche Wirklichkeit? für immer, unversöhnt für eine Ewigkeit — . Traum, furchtbares Leben! Kehre um, der du nni» Wege bist, und suche deinen Gott! Mu Gedanken des Sehers der Offenbarung lebend, , Awe Maler uns Bilder aus dem ewigen Leben t- sie befriedigen den Beschauer nicht, Mein Vaterland muß schöner sein! Große vermöge alter Beziehungen wieder an sich zu fesseln, doch die Umstände — wiederum das Gesetz — in Nildo. M Ankreis zurück; ein Jahr noch, ein ganzes langes si^ gar viel noch ereignen konnte beim Wieder- Und hier wie dort die leidcn- öbciiaiM^ beherrschten, nur künstlich niedergehaltenen idaiEs^ der Liebe! Würde diese nicht dennoch über alle Triumph gelangen? ' der großen Erbitterung des beleidigten Mannes Entschlüsse, eine Versöhnung, ein Hinneigen ' .i^^urtheilung kaum denkbar, es sei denn, daß in empfindliche Seele, in der die ausgestreute MU,,«' "Ens üppig wuchernd die Liebe in Acht hielt, . Mn Vaterland muß schöner sein! Große Dichter, i Mn, haben uns vom Paradiese gesungen — wir 7 Sang und freuen uns seiner, doch wir fühlen: ; Ms nicht so recht, die Sänger! Ein wenig lüftet Mrt selber die Schleier über der oberen Welt — iyi dankbar und unser Geist forscht, und doch sehen leriDuR/UH einen Spiegel in einem dunklen Wort. Ge- r°""v,Z Mdfangeneu Zions! Wartet, bis der HErr euch ' v. Und für manchen Leser mag seine Erscheinung M s ^l> Sonntage nach Srrnitatis ME