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Chambers, welcher einstweilen noch in Apia zurückgeblieben ist, nächstens ebenfalls abberufen werden. Ostasien. Prinz Heinrich von Preußen ist am 30. Juni zum Besuche des kaiserlich japanischen Hofes in Nokohama eingctroffen. Er wurde bei der Ankunft vom Prinzen Kanin uameus des Mikado empfangen und nahm im kaiserlichen Palais Wohnung. hinzu, daß die Angelegenheit vielleicht im preußischen Ab geordnetenhause zur Sprache gebracht werden würde. Die Haagener Friedenskonferenz hofft, sich am heutigen Montag bereits über die geplante Einrichtung eines internationalen Schiedsgerichts, das den Namen „Ständiger Schiedsgerichtshof" tragen soll, zu verständigen. Frankreich. Die Landung Dreyfus in dem Hafen Haligueu bei Auiberon erfolgte am 1. Juli früh '/.,2 Uhr. Ein Boot des Stationsschiffes „Caudom" holte ihn vom Kreuzer „Sfax" ab, wo Dreyfus vom Polizei- direkwr von RenneS und zwei Sicherheitsinspektoreu in Empfang genommen und mittels Wagens nach dem Bahn hof von Auiberon gebracht wurde. Ein Extrazug führte sodann den wichtigen Staatsgefangenen nach Rennes, wo die Ankunft Sonnabend früh 7 Uhr erfolgte; nirgends ereignete sich ein Zwischenfall. Anderthalb Stunden nach seinem Eintreffen im Militärgeiäugniß zu Rennes durfte Dreyfus daselbst seine Frau empfangen. Das Wiedersehen zwischen den fünf Jahre lang getrennt gewesenen Gatten war äußerst rührend. Die Nachrichten über das Aussehen Dreyfus und sein körperliches Befinden widersprechen sich zunächst. Aus Paris. Die Rückkehr Dreyfus' nach Frankreich sowie sein bisheriger Aufenthalt im Reichsgcfäugniß zu Rennes hoben zu Unruhen keinen Anlaß "gegeben. In Rennes wie in Paris hat sich kein Zwischenfall ereignet. Dreyfus fft zwar sehr gealtert, aber voll Muth und Zu versicht. Er wußte bei der ersten Begegnung mit seiner Frau nichts von all den erschütternden Vorgängen, die sich während der beiden letzten Jahre infolge seiner An gelegenheit zugetragen. Seine Advokaten Lebai und Dewang haben ihn nunmehr über Alles unterrichtet, der Frau Dreyfus war nur genattet worden, über Familien angelegenheiten mit ihrem Maune zu sprechen, und hat ihm überdies einen kurz gefaßten Bericht über die Geschichte des Wiederaufnahme-Verfahrens zur ruhigen Lektüre im Gefüugniß überreicht. Den Advokaten liegt vornehmlich daran, von Dreyfus direkt Anhaltspunkte zu erhalten, um die Verdächtigungen zu zerstören, die bezüglich des Privat lebens des Angeklagten von nationalistischer Seite erhoben worden waren. Es heißt, die öffentlichen Verhandlungen des Kriegsgerichts werden am 31. Juli beginnen und nur wenige Tage dauern. Dreyfus befindet sich im Allgemeinen auch körperlich wohl, nur soll er hin und wieder von Fieberanfällen heimgesncht werden. Der Prozeß Zola, der von dem Geschworcnen- Gerichte zu Versailles am 11. Juli zur Verhandlung an gesetzt worden war, wird wahrscheinlich auf die nächste Session verschoben werden. Wird Dreyfus freigesprochen, dann kann man natürlich auch Zola nicht bestrafen. Aus dieser Rücksicht erfolgte die Verlegung des Prozesses. In Spanien werden die Unruhen und Gewalt- thätigkeiten fortgesetzt. In Bedalona wurden beim Amts antritt eines neuen Bürgermeisters Gewaltthätigkeiten ver übt, die allerdings nur noch lokalen Charakter trugen, aber das Eingreifen von Militär erforderten; letzteres feuerte und tödtete Ruhestörer. In Valencia ging es noch weit schlimmer zu, dort wurden gelegentlich des Tumults von Gemüseverkäuferinucn Barrikaden erbaut. Die Truppen schossen scharf. Türkei. Kurdische Milizen überfielen viele armenische Dörfer, plünderten sie und tödteten zahlreiche Einwohner. Der russische Botschafter in Coustantinopel erhob wegen dieser Vorgänge ernste Vorstellungen beim Sultan. Samoa. Die Entwaffnung der Parteien Mataafa's und Tanu Malietoa's durch die Samoa-Commission ist glatt und rasch verlaufen. Die Krieger beider Parteien wurden von den Kriegsschiffen „Falke" und „Porpoise" von Apia nach ihrer Heimath zurückbefördert. Tanu Malietoa soll nächstens auf einer der Fitschi-Jnseln internirt werden. Uebrigens sind der deutsche Consul Rose und der englische Consul Maxse erst am 16. Juni von Apia abgereist. Wie verlautet, soll der amerikanische Oberrichter Vaterländisches. — An dem am gestrigen Sonntag in Dippoldis walde abgehaltencn 8. Gau-Turnfest des Mittelelbe- Turngaues nahmen etwa 3000 Turner theil. Die Stadt selbst war festlich geschmückt. Bei dem am Abend statt- gefuudenen Fest-Commers nahm auch der Vorsitzende des Wilsdruffer Turnvereins Gelegenheit, den Wunsch anszu sprechen, bei dem nächsten 9. Gauturnfest die lieben Turn brüder hoffentlich in unseren Wilsdruff begrüßen zu können. An dem Schauturnen, welches durch äußerst schönes Wetter begünstigt wnrde, nahmen 1230 Turner theil. Die frohe Feststimmung, welche unter allen Theilnehmern herrschte, wurde leider durch den am Abend einbrechenden Regenguß, begleitet durch ein ziemlich schweres Gewitter, recht ver stimmt, sodaß viele Festtheilnchmer schon mit den Nach mittagszügen den Festort verließen. — Am 13. August unternimmt der Kgl. Sächsische Militärvereiu für Wilsdruff und Umgegend eine Vcreins-Parthie mit Damen unter Benutzung der Bahn linie Wilsdruff-Nossen nach Siebcnlchu-Nossen. — Zu dem nächsten Mittwoch stattfindenden Ausflug der Bürgerschaft Wilsdruffs nach Nossen haben sich bis jetzt 45 Personen gezeichnet. — Der schon mehrmals vorbestrafte Dienstknecht Caspar Stroka, geb. am 4. Januar 1871 in Rathstein i. Schl., jetzt in Diensten bei Herrn Gutsbesitzer Uibrig, hier, wurde gestern von hiesiger Polizei wiederum wegen Schlägerei und Hausfriedensbruch verhaftet und heute dem hiesigen Königl. Amtsgericht zugeführt. — Auf das heute Dienstag Abend '/„8 Uhr in dem um gebauten Schützenhauss aal stattfindende 1. Sommer- Abonnements-Konzert unserer hiesigen Stadtkapelle wollen wir nicht verfehlen, die geehrten Besucher hinzuweisen. — Wegen Körperverletzung, begangen an seinem Dienstherrn wurde vom Königl. Schöffengericht zu Wils druff der bei dem Molkereibes. Herrn Rech st ein er in Diensten gestandene Knecht Meereis zu 10 Wochen Haft verurtheilt. — Ein seltene« Naturschauspiel, einen Sonnenregenbogen beobachteten wir in Wilsdruff Donnerstag vormittag kurz vor 11 Uhr. Der Himmel war ziemlich verschleiert und wolkig. In weitem Kreise zeigte sich di- Sonne von einem ziemlich deut- bchen Regenbogen, dem sogenannten Sonnenhvf, umgeben. Da« Roth war deutlich nach innen gekehrt. Mit der Länge der Zeit — die Erscheinung dauerte etwa 15 Min. — ver schwommen die äußeren Farben mehr und mehr. — Ein Regenwurm im Salat ist, wenn er zum Vorschein kommt, nachdem die Hälfte des so oft empfohlenen Blutbilders bereits mit Appetit verspeist ist, nicht nur et was sehr widerwärtiges, sondern für die Hausfrau eine Fatalität ersten Ranges, zumal wenn Gäste zu Tische sind. Und doch kann da solch ein kleines Malheur zuerst geschehen, weil bei dieser Gelegenheit die geschäftige Haus frau immer mehr in Anspruch gunommen ist, als ge wöhnlich. Es verursacht nur eine kleine Mühe, das Ge müse vor der Bearbeitung von Würmern, Käfern, Schnecken und dergl. zu reinigen. Man wirft es einfach in Salz wasser und läßt es fünf Minuten darin liegen. Dieses kann das Gethier nicht vertragen; es kommt aus seinem Versteck selbst hervor, sucht Rettung, muß aber umkommen. Im klebrigen ist ein etwaiges Einziehen des Salzwassers in das Gemüse dem Geschmacke eher vorthetthaft als nachtheilig. . — U-b-r vorübergehende Beschäftigung lu, Smne des politische Rnndschan. Kaiser gedenkt am heutigen Montag seine ä <! -I Norwegen anzutreten. In den letzten Tagen 4 H T Majestät in Lübeck. Dort wohnte er am Sonu- k ^Bierabend im Jachtklub bei. Sonntag Vor- Monarch an Bord der „Hohenzollern" , f^fiesdienst ab. Später fand die Wettfahrt des Regattavereins und des Lübecker Iacht- bei frischem Südostwind 48 Boote starteten. ,Z!>IKaiser als Dichter eines Oratoriums. Eng- ^»stern wird aus Berlin geschrieben, daß Kaiser großes Dichterwerk geschrieben habe. ' M sich danach um ein kirchliches Oratorium, zu - ^kni - urch das Libretto verfaßt hat und das schon M gerbst in Berlin zur Aufführung gelangen soll, r Kaiser die Musik dazu geschrieben hat, da- , l^Mtet noch nichts. ''' tz, ^nbesuch des Kronprinzen. Der Kronprinz - - ik Sonnabend in St. Johann a. d. Saar ein und Ztz ^ fiskalischen Kohlengruben. Die Rückkehr nach " -Rshöhe bei Kassel erfolgte am Sonntag. HerbertBismarck vom Kaiser in Trave- langen worden? Diese Frage schwebt jetzt auf nachdem offiziös eine Begegnung des Fürsten angekündigt worden war, ohne daß eine '^Nachricht darüber eingctroffen wäre, daß die sj^ Erfiaupt stattgefundcn habe. Neber den Vor- > tzv, finr bisher nur durch unkoutrollirbarc Privat- unterrichtet. Während nach einem Theil dieser i di Zungen Fürst Bismarck nach Friedrichsruh zurück- i' tz "EE, ohne überhaupt mit dem Kaiser eine Untcr- 1 iZchccht zu haben, melden andere, so z. B. der 'lÄi- gesztg." zugegangene Telegramme, Fürst w ^'^narck habe eine Audienz, die lange Zeit dau- - Sonnabend Morgen mit dem Kaiser gehabt. L^ZUpfang, dem man allerseits eine hohe politische VM zusprach, wirklichstattgefunden, so ist es schwer weshalb das offiziöse Telegraphenbureau von MÄsiÄfi keine Notiz genommen hat. vMo .fiuung, daß der Bergarbeiterstreik in West- i em schnelles Ende finden werde, hat sich leider In Terne ist zwar eine starke Abnahme der zu verzeichnen, iudeß hat sich das Streikfieber 'M^Uachbarteu Reviere Bochum und Recklinghausen Militär ist nach Recklinghausen abgcgangen. RV^^eiu christlicher Bergarbeiter warnt vor einem Mn bittet seine Mitglieder, sich nicht an dem Mni^ iungcn Leute zu betheiligen. Der Ausstand Uch und unter Kontraktbuch vom Zaune ge- ' ,, Ar Streikzentrum ist gegenwärtig der Ort Entrüstung herrschte überall über die Re- i zur Nachtzeit. Jeder voluische Junge hat Zie Mg und demonstrirt damit, wo keine Lanze - "le zu sehen ist. Lbx^ungjüdischer Namen. Vor einigen Tagen VÄ ' der am 1. Juli aus seinem Wirkungs- ene Regierungspräsident von Bromberg, Herr einer jüdischen Familie Namens Schmul m dieses Namens in Steinhardt gestattete. ^Mu" bezeichnet diese Maßnahme als . Bei uns in Deutschland halte man etwas den Vätern ererbten Namen; das sei gute ; fi'AiiA Ächt nur beim Adel, soudern auch im NM^Äude. Wie komme daher ein Staatsbc- Einmal der Landesherr — dazu, einem be- MvrjAN' der seinen Namen loswerden möchte, ^Äe^^Eu zu einer deutschen Bürgerfamilie zuver- .L.Rgf s bedeute doch die Namensänderung! der- M-fEÄuu sich in Ungarn oder sonst im Lande HZ H.^NHandler erlauben, aber nicht in einem ^Msstgat. Die „Deutsche Tagesztg.", die den j Ausführungen durchaus zustimmt, fügt noch «MM L U» Warandt, Aossen, Siebenteln und die Aulgegenden. Dienstag, de« 4. Juli 18SS 57. Jahrg wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf lerate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Udr angenommen. -- Juserttonsvrers w Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Amtsblatt die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. f Lokalblatt für Wilsdruff, , Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, ^U>alde mit Landberg, Huhndorf, Kambach, Kesselsdvrf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Reu tberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, RöhrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönbera mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildbera.