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Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdmfs. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Sonnabend, de« 24. Juni 4899 S7 Jahrg UMMWMMI einem so hochwillkommenen Stoff zehren, und man darf sicher sein, daß die „Zuchthausvorlage" und ihr einstweiliges Schicksal in der sozialdemokratischen Presse und in den sozialdemokratischen Versammlungen so lange, wie es nur irgend angeht, zur fortwährenden Durchhechelung gelangen werden, und das kann doch zu den Absichten, mit welchen die Regierung bei Einbringung der Vorlage im Parlament au letzteres herantrat, doch unmöglich passen. Ueberhaupt waltete jedoch schon über den Vorbereitungen zu dieser ge setzgeberischen Aktion eine unglückliche Hand, und es wäre darum sicherlich besser gewesen, die ganze Sache in anderer Weise auzugreifen, vor Allem aber dem Reichstage nicht am Ende einer langen und arbeitsreichen Sitzungsperiode noch mit einer so wichtigen Materie zu kommen. den, und höchstens ist es eben zu bedauern, daß diese Tendenz mit der äußeren Fassung der betreffenden Be stimmungen nicht zusammenpassen will. Aber vorerst muß man sich an die durch den Verlauf der Generaldebatte festgestellte Thatsache halten, daß die „Zuchthausvorlage" gescheitert ist, was für die Umsturz partei keinen kleinen Triumph bedeutet. Die Reichsregierung hätte sich diese unverkennbare parlamentarische Schlappe wohl ersparen können, wenn sie erstens mehr Fühlung mit dem Reichstage wegen seiner Stimmung gegenüber dieser Vorlage genommen und wenn sie zweitens auf eine Er örterung derselben noch unmittelbar vor dem Auseinander gehen der Reichsboten verzichtet hätte. Jetzt kann nun die sozialdemokratische Agitation den Sommer über von scheitern der „Zuchthans- Vovlage". meraldebatte des Reichstages über den Gesetz- i wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen t Mk. 55 Pf 'erste werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. - Juierüonsprets 10 Psg. pro viergespaltene Corpuszeile. den Schutz des gewerblichen ArbeitsveMlt- ^sogenannte „Zuchthausvoclage" —, mit weicher er seine Arbeiten vor seiner inzwischen einge- Miervertagung abschloß, hat gezeigt, daß diese e Vorlage als gescheitert zu betrachten ist, trotz feilen Kommissionsberathung. Lediglich die Dativen Fraktionen haben sich zu Guusten des Gesetzentwurfes erklärt, alle übrigen Parteien Mes verwarfen ihn mit seltener Einmülhigkeit, verheil der Nationalliberalen erachtete wenigstens Oslitifche Rundschau. Die Kieler Kaisertage haben am Donnerstag ihren Anfang genommen. Der Kaiser hatte Abends zuvor Helgoland verlassen und sich zunächst nach Brunsbüttel begeben, wo er an Land ging und die aus Dover (Eng land) eingetroffenen Rennyachten besichtigte. Um 10 Uhr fuhr die „Hohenzollern" mit dem Baiser an Bord durch den Kaiser Wilhelm-Kanal nach Kiel. Hier erfolgte die Ankunft Donnerstag Morgen; die im Hafen liegenden Kriegsschiffe feuerten Salut und die Besatzungen riefen Hurrah! Der Kaiser empfing alsbald die Admirale Thomsen, Köster und Oldekop. Später begrüßte er die Prinzessin Heinrich im kgl. Schlosse, worauf er an Bord seiner Dacht zurückkehrte. Auch die Kaiserin ist am Donners tag in Kiel eingetroffen, nachdem sie vorher in Hamburg Amtsblatt e Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burlhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, 'ülde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu berg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönbera mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach b. Moborn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Sitzung im Reichstag anläßlich der Zuchthaus- Borlage. Unser heutiges Bild zeigt oie Redner für und gegen das Streik-Terrorismus-Gesetz, vulxo „Zuchthausgesetz". Es sind dies: 1. Graf von Posadowsky-Wehner, Staats sekretär des Innern. 2. Reichskanzler Hohenlohe, der diese Gesetzesvorlage verantwortlich vertritt. 3. Der sozial demokratische Abgeordnete Aug. Bebel, der mit großer Lebhaftigkeit gegen die Vorlage opponirte. 4. Der ehe malige Präsident des Reichstages von Levetzow, der sich für Kommissionsberathung aussprach. 5. Der Zentrums führer Dr. Lieber, der sich durch seine Ausführungen gegen den Regierungsentwurf dadurch einen Ordnungsruf zuzog, ckMungen des Entwurfes als geeignet zu einer Mlllmentarischen Behandlung. Zwar ist derselbe pmtrum einstweilen in eine Kommission hinüber- Men, aber die Regierungsvorlage wird aus Merlich wieder anferstehen, bat sich doch das Pach den von seinem parlamentarischen Führer Erklärungen lediglich deshalb für eine Kom- Midlung der „Zuchthaus-Vorlage" ausgesprochen, (der sommerlichen Vertagung des Reichsparla- Mseits einen anderen Gesetzentwurf zum Schutz glichen Arbeitsverhältnisses auszuarbeiten und Regierung zu präsentiren. Ob man regier- bereit sein würde, den eigenen Entwurf fallen ,? M dafür die vom Centrum in Aussicht gestellte c Regelung der genannten Materie zu acceptiren, Hessen noch dahingestellt bleiben, möglich, daß schließlich noch auf ein Kompromißmerk einigt, ' sich einstweilen die parlamentarischen Aussichten Ms keineswegs besonders günstig aus. Ms ist zunächst die „große Aktion" zum besseren ) Arbeitswilligen nutzlos verpufft, und das muß , als einer Erwägung heraus bedauert werden, aber deshalb, weil die bisherigen gesetzlichen Mn zum Schutze von Arbeitswilligen gegenüber Wsmus der Streikagitatoren zur Erfüllung des H" Zweckes noch nicht völlig genügen. In der IMte über die „Zuchthausvorlage' haben dies ß Centrumsführer Dr. Lieber wie der national- Urer Bassermann rückhaltlos anerkannt! wenn ! M Parteiführer die Regierungsvorlage ablehnten, ^rbei die von ihnen geäußerte Anschauung ein, . ?wge das Koalitionsrecht der Arbeiter gefährde, " Frieden in Deutschland ernstlich bedrohe, genügend begründet und höchst mangelhaft aus- Unter den genannten Gesichtspunkten erfuhr Mvorlage theilweise auch seitens der übrigen vH gegen sie erklärten, Zurückweisung; daß M'vokraten durch den Abgeordneten Bebel die Erläge" als ein schreckliches Verbrechen an der ungeheuerliches versuchtes Attentat ^- Mäßigen Rechte und Errungenschaften der M charakterisireu ließen, kann nicht weiter Wun- n'.'MD zur Genüge an die krassesten Ueber- lststr Seiten der sozialdemokratischen Herren gewöhnt. Ob nun wirklich der Gesetzentwurf errungen zum Schutze des gewerblichen Ms jene durchaus absprechende Kritik ver- - .s der Mehrheit des Reickstages bei der er st.Mheen hat, das möchte dem unbefangenen » zweifelhaft erscheinen. Gewiß besitzt ^ias? 'Eine bedenklichen Schwächen, aber seine im m in den grundlegenden Paragraphen "n Allgemeinen schwerlich gemißbilligt wer- weil er deutschen Gerichten Parteilichkeit vorwarf. 6. Der nationalliberale Abgeordnete Bassermann, welcher mit großer Frische gegen die Vorlage sprach und der Regierung das gescheiterte Schulgesetz, dann das Umsturzgesetz und das später von ihr eingebrachte Vereinsgesetz vorhielt, die alle drei das gleiche Schicksal hatten, von der Volksver tretung abgelehnt zu werden. 7. Abgeordneter Lenzmann von der freisinnigen Volkspartei, der unter Ablehnung der Vorlage ausführte, daß es sich hier um ein Ausnahmege setz gegen Arbeiter handle. 8. Der süddeutsche Volks parteiler Hausmann, der ebenfalls gegen die Vorlage sprach. Auf dem Präsidenteustuhl sehen wir den Grafen von Ballestrem. das Hospital des Vaterländischen Frauen-Hilfsvereins be sucht hatte. Auf Einladung des Kaisers wohnt Prinz Ruprecht von Bayern der Kieler Regatta bei. — Die „Kieler Woche" wurde mit einer Wettfahrt des kaiser licken Nachtklubs eröffnet. Es herrschte starker Ostwind bei bedecktem Himmel. Der Reichstag hielt am Mittwoch eine fast sieben stündige Sitzung, in der zunächst das Handelsprovisorium mit England endgiltig angenommen und darauf dieKarolinen- Vorlage in Verbindung mit dem spanischen Handelsab kommen berathen wurde. Staatssekretär v. Bülow empfahl die Annahme der Vorlage, indem er die Inseln als werth- volle und preiswürdige Erwerbung bezeichnete. Abg. Lieber (Ctr.) erklärte die Zustimmung seiner Partei. Das Gleiche thaten Abgg. Hasse (ntl.) und Graf Kanitz (kons.) Namens ihrer Fraktionen. Nach Beendigung der ersten Lesung Mu Genehmigung der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen wird wegen Massenschültungen der Kom.-Weg von Wilsdruff nach Hühndorf auf die Zeit vom 27. UI« NO. I II»I n. «. ^Fuhrwerk gesperrt. Keser Verkehr wird über Kaufbach bez. Sachsdprf verwiesen. Wilsdruff, am 23. Juni 1899. Bursian, Brgmstr. MM fm MW Marandt, Wollen, Siebenleßn und die Mmgegenden.