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Amtsblatt !Hr die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu wilsdrusi sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, vcrzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönbera, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- taimeberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesfelsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildbcrg. -nHeini wöchentlich dreimal uuo zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnavenos. — Bezugspreis vierlelMruq I Mr. Ps., ourm oie Paff oezogen iMk.55Ps. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Ro. S». Sonnabend, den 2b. April 18SV. S7. Jahrg. Bekannntmackung, Kt"t«»in«stevniig »iid Fshlrnschan bete. dsi, Pferdcbesitzcr hiesiger Stadt werden hierdurch darauf aufmerksam gemacht, don . AchM Stuteumusterung und Fohlenschau für das Znchtgebiet Keffels- Mai ds. Js., Vormittags 0 Uhr m i 1 Prämiirung in Kesiels- ' nailsuidet. Wilsdruff, den 27. April 1899. Der V N r g e r m e i st e r. — Bursian. Bekanntmachung. Montag, den 1. Mai d. I. Nachmittags 5» Uhr öffentlStadtgemeinderathssitzung. Die Tagesordnung hängt im Rathhaufe aus. Wilsdruff, den 28. April 1899. Der Bürgermeister. Bursian. amu Ksnntage Cantate. Hohes Lied 2,11: Siede, der Winter ist ver gangen, die Blumen sind hervvrgekommen . iin Lande. ,, nNatur ist Gottes Offenbarung. Das Na- P Olv großartiges Gleichnis; des übernatürlichen . wie der Lenz erscheinen dem auf- ^kr immer wieder wie Abbilder und Sinn er ^des und der Anferstehung ans dem Tode, des Süiidenschlafes und der Erweckung der ' Ee Ein Christ, der in diesen Lenztagen mit ' uiH Gemüthe in die schöne grüne Welt scheint ^.fie nur auf einem Sountag-Nachmittags- Sttn Siffert der Gottheit heilige Lettern und läßt heutigen Sonntage mahnen: Singet dem drun Gewiß, man kann Gott, und man kann Z j^b'r, den Fürsten des Lebens, Jesum Christum Mao« Natur anbetcn; darin haben die Kirchenflüch- recht. Aber sie, die das betonen, thuu es nicht: ?>i der nicht kirchenflüchtig ist, entdeckt seiueil Eiland auch außerhalb der Kirche, singt Ihm huldigt Ihm. Die andern bewundern die !Z»d ch der Christ bewundert den Schöpfer. „Er betet daß Gottes Lieb unendlich ist." Was Zjdern lügnerische Ausrede ist, das ist bei dem Ernst und das ist ihm süße Pflicht. R^si^oankcn des Christen wandern auf das weite ..Ist der Lenz draußen nicht auch ein köst- ih?th.j,Miß der beglückenden Thatsache, daß der Winter ^^'^mvelt vergeht und die Blumen hervorkommen Gott läßt es Ostern werden im Riesenreiche Mitte — ein Krieg ist Ihm das Mittel kk I ^ud wieder scheint der letzte Krieg Ihm Zu müssen für die Zwecke Seines Reiches. der Antillen, um die sie setzt gekämpft haben, ttes Fügung zur Pflanzstätte evangelischen »iw^W werden; das können wir sicher sein. Der Ri 'dild^ Antheil an diesem Kampfe, dessen Schrecken , möge, aus höherem Gesichtspunkte als der >Äh '"'.er erwartet für Kuba das Evangelium! .S das Feld des eigenen Lebens rüsten sich M.des Christen. Ja, auch bei dir und mir ff »v l^ter gewesen. In unseren Sünden hielten liKZ ^Winterschlaf. Aber dann kam Christus und ' ZR da sind die Blumen hcrvorgekommen ' - .und klingt es in unsern Herzen; . -Lonnenschein zaubert die Keime, die so s „Eveltfeiertag". ff' "'-'ff .schickt sich an, ein eigenartiges der zehnjährigen Wieber- ''ffchfftijchEn Wcltfeiertages vom 1. Alai. Derselbe Z R' ivclck,^ 100!^ des internationalen Sozialisten- de>- anläßlich der Hundert- ff" u Eanzösischeu Revolution tagte, und ,,,ff">losieu wurde, den jedesmaligen ersten o ttnem gemeiusanien Feiertag der Arbeiter c. -ff EZ aus tiefem Boden hervor. Sorge nnr, ff AkiwV sie tödtet! '':>i« Mhle dem Leser Paul Gerhardt's Lied: Geh' x^ffenbarm^^"d. Ja, auch die Natur aller Länder, wenigstens aller Industriestaaten, zu erklären. Seine Begehung sollte ein sichtbares Band um die „ziel- bewußte", d. h. von der Sozialdemokratie gegängelte, Ar beiterschaft aller Länder schlingen, sich zu einem in jedem Jahre erneuernden Protest des „internationalen Proletariats" gegen llnternehmerthum und Kavitalismus und weiter zu einer gemeinsamen gewaltigen Demonstration der sozial demokratisch gesinnten Bevölkerungsklassen gegen Staat und Gesellschaft von heute gestalten, kurz, aller Welt die Bedeutung der Macht und des Solidaritätsgefühls der Arbeiterschaft kräftig vor Augen führen. Seitdem ist nun die sozialdemokratische Maifeier neunmal begangen worden, aber sie hat sich mehr und mehr nur zu eineni kläglichen Zerrbilde der imponirenden Massenkundgebungen, als welche sich die Urheber des Planes den Wellfeierlag ausgemalt hatten, gestaltet und schließlich den „großen" Gedanken eines allgemeinen Festtages der Sozialdemokraten aller zivilisirter Staaten nur noch in dürftigen Fetzen zurück- gelassen. Der Versuch, den ersten Mai falls derselbe auf einen Wochentag fällt - was natürlich die Regel bildet - von den Arbeitgebern allgemein als einen arbeitsfreien Tag zu erzwingen, hat bei der Jnszenirung der sozial demokratischen Maifeier schon von Anfang an überall mehr oder weniger Fiasko gemacht und hiermit die Grundbedingung vernichtet, unter der allein es möglich gewesen wäre, die Maifeier den von ihren Urhebern gewollten imposanten Charakter zu verleihen. Von der internationalen Verbrü derung der Arbeiter am Weltfeiertag ist dabei gerade aun nicht viel zu hören gewesen, wenn man von den leeren schwülstigen Phrasen in der sozialdemokratischen Presse und in den „Festreden" zum ersten Mai absieht, und so stellt denn heute der berühmte Weltfeiertag im Grunde genommen kaum etwas anderes dar, als eines der zahl reichen gewöhnlichen „Arbeitelfeste", höchstens, daß bei der Maifeier einige hundert oder tausend „Genossen" mehr zusammenkommen, daß ein halb Dutzend prahlerischer Reden mehr vom Stapel gelassen und ein paar Tonnen Bier mehr getrunken werden wie bei sonstigen festlichen sozial demokratischen Veranstaltungen. Man ist denn auch im „rothen Lager" selbst hie und da schon zu der Einsicht gekemmen, daß sich die Sozial demokratie mit der fortgesetzten Begehung des „Weltfeier tages" eigentlich nur blamirt, und daß selbst der von der Maifeier erhoffte agitatorische Gewinn weit hinter den ursprünglich gehegten Erwartungen zurückbleibt. Speziell auf den Parteitagen der deutschen Sozialdemokratie ist daher in den letzten Jahren wiederholt die Forderung ge stellt worden, die Feier des ersten Mai als für die sozial demokratischen Ziele zwecklos wieder aus dem Parteiprogramm zu streichen. Aber diese ketzerische Opposition ist von „oben" jedesmal gehörig abgetrumpft worden, die sozialdemokratische Parteileitung würde ja durch einen Verzicht auf die Mai feier das Fiasko des sozialdemokratischen „Weltgedankens" in dieser Frage offen zugegeben haben,, auch mochte man nun einmal den Festrummel des ersten Mai nicht mehr entbehren. Schlagworte, wie „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch," „Alle Räder stehen still — Wenn dein starker Arm es will" usw. sind eben zum eisernen, wenn freilich bereits bedenklich rostigen Rüstzeug der sozialdemo kratischen Propaganda geworden. Jedoch auch in den leitenden Kreisen der Sozialdemokratie verhehlt man sich nicht, daß die Maifeier erheblich an Zugkraft auf die große Masse der „Genossen" verloren hat, und deshalb soll die jetzt bevorstehende zehnte Wiederkehr des „Weltfeiertages" überall, wo es die Umstände gestatten, besonders geräusch voll und „glanzvoll" gefeiert werden. Aber die Parole ist auch hierbei schon von der Oberleitung speziell der sozial demokratischen Partei Deutschlands ausgegeben worden, die Arbeit am ersten Mai, der diesmal auf einen Montag fällt, nur dort ruhen zu lassen, wo es ohne ernsteren Konflikt mit den Arbeitgebern möglich ist, im Uebrigen jedoch die Feier am vorhergehenden Sonntag ins Werk zu setzen. Das ist freilich ein unfreiwilliges Zugeständniß der sozial demokratischen Führer, daß im praktischen Leben die realen Verhältnisse doch immer noch stärker als die Phantastereien der Schwärmer für den ZukunfMaat sind. Die Anhänger der heutigen Ordnung der Dinge in Staat und Gesellschaft können daher mit aller Gemüthsruhe dem diesjährigen sozialdemokratischen „Weltjubiläum" zuschauen. - Dasselbe wird die schattenhaften Vorstellungen von dem alleinselig machenden Zukunftsstaat der Herren Bebel und Singer um keinen Deut ihrer Wirklichkeit näher bringen. politische Rundschau. Unser Kaiser ist am Donnerstag aus dem Jagd schloß Kaltenbronn nach Karlsruhe zurückgekehrt. Die Jagd war infolge des ungünstigen Wetters nicht allzu ergiebig. Wiederholt ließ der Monarch sich von dem Vertreter des Auswärtigen Amts Grafen Wolff Vortrag halten; ani Donnerstag nahm er im Karlsruher Schloß den Vortrag des Chefs des Militärkabinets v. Hahnke entgegen. Abends wohnte der Kaiser der Festaufführung von Siegfried Wagners Oper „Bärenhäuter" bei. Am heutigen Freitag besucht Se. Majestät Wiesbaden. — Es wird bestätigt, daß Kaner Wilhelm am Pfingstsonntag zur Enthüllung des Erzherzog Albrecht-Denkmals in Wien eintreffen wird. Es sind ver schiedene Hoffestlicbkeiten in Aussicht genommen. - Am Donnerstag empfing Kaiser Franz Joseph den ueuernauuten deutschen Militärattache o. Bülow. Der Reichstag berieth am Donnerstag das Bank- qesetz in zweiter Lesung. Nach der Vorlage sollte das Bankgrundkapital von bisher 120 Millionen auf 150 Millionen erhöht werden. Die Kommission Hal die Er höhung um 60 Millionen beschlossen, die in zwei Raten erfolgen soll. Ein Antrag v. Levetzow verlangt die Er höhung iu nur einmaliger Rate, ein Antrag Arendt (frkv.) fordert die ausschließliche Uebernahme der Summe durch das Reich. Die Antragsteller begründen ihre Anträge, die schließlich abgelcHut werden, während der 8 1 der Vorlage in der Kommissionssassung mit großer Mehrheit ange nommen wird. Bei 8 2 beantragt Abg. Schönlank (soz.) den Dividendenabzug der Antheilschein - Inhaber ans 5"/» im Maximum zu begrenzen. Abg. Graf Kanitz (kons.) beantragt das Dividenden-Maximum auf 6 festzusetzen. Auch 8 2 wird unter Ablehnung der dazu gestellten Ab- änderuugsanträge mit großer Mehrheit in der Kommissions fassung angenommen. Bei Artikel 5, der von dem Privat diskontsatz handelt, liegt außer einem unwesentlichen An träge Heim (Ztr.) ein Antrag v. Levetzow vor, der der Reichsbank überhaupt verbieten will, unter ihrem offiziellen Banksatz zu diskoutircn. Stach längerer Debatte, in welcher auch Staatssekretär v. Posadowsky zu eingehenden Dar legungen gegen den Antrag Levetzow das Wort ergreift, wird der § 5 in der Kommissionssassung angenommen.