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VchMM ßl WlskW Tharandt, Nossen, Siebenteln nnd die Mmgegenden scheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstag! Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis sr kbkMS. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No 7 Dienstag, oen 17. Januar rrE S7. Jährst Politische Rundschau lullen. .,50 >,50 zs und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk. 55Pf. pätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. ickts ist heute die Firma W. Wichs Vo. in Niederwartha und als deren Haber Herr Steinbruchsbesitzer Heinrich Friedrich Wilhelm Wix in Nieder- so ließen die Preußen die Rathsmitglieder in das Gefäng- niß werfen, und wer auch nur ein Wort gegen solche schändliche Erpressungen sagte, wurde augenblicklich festge nommen. Ja es wurden sogar die Briefe erbrochen, weil die Preußen Widersetzlichkeiten darin vermutheten. Welche Mittel man anwandte, um Geld sich zu verschaffen, ersieht man daraus, daß fast unausgesetzt Stadtrathsmitglieder auf dem Rathhaus, Kaufleute auf der Börse, Bürger in Kirchen, Familien in Häusern mit Arrest belegt waren. — Scherzend frug ein Schneider seinen Barbier: „Sind denn die Rathsherrn in ihrem Arrest gut barbiert?" Von diesen Worten hörte der Platzkommandant, und der Schneider mußte drei Stunden mit schweren Steinen behangen auf einem hölzernen Esel reiten, an welcher Qual der Unglück liche starb. Dies alles aber geschah mit Wissen Friedrich des Großen, welcher unzweifelhaft die Absicht hegte, Sachsen auf das Schwerste zu schädigen, ist doch von ihm ein Brief aufgefangen worden, in welchem er an den Kommandanten schrieb: „Ihr müßt mir nur keinen schonen!" Aehnlich trieben es die Preußen auf dem Jagdschloß Hubertusburg. Allerdings muß zu ihrer Entschuldigung gesagt werden, daß sich die sächsischen Truppen in Charlotten burg auch nicht besser aufgeführt hatten, und die Plünder ung des sächsischen Jagdschlosses war also eine Vergeltung. Alles was die feindlichen Soldaten mitnehmen konnten, wanderte aus dem Schloß über die Grenze, aber diese Plünderung genügte den Preußen nicht. Sie zerrissen die kostbaren Tapeten, zerschlugen die Möbel und demolierten die Fußböden. Das Schloß selbst schenkte Friedrich der Große an einen hohen Offizier, und da dieser nicht wußte, was er mit dem ruinenhaften Gebäude anfangen sollte, verkaufte er dasselbe zu einem Spottpreis an einen Berliner .Juden, und dieser ließ das kupferne Dach abnehmen und schlug in Berlin schlechte Kupfermünzen daraus, mit denen er unser Sachsen überschwemmte. Als Kuriosum sei er wähnt, daß die Gräfin Kosel mit diesen Pfennigen eine Stube ihrer Wohnung auf Stolpen tapezieren ließ. Im Hubertusburger Schloß, welches jetzt eine bekannte Straf- und Irrenanstalt ist, wurde 1763 der Frieden ge schlossen, welcher dem für unser Land so verhängnißvollen siebenjährigen Krieg eine Ende bereitete. Lroucs riuz Karl, hatte versprochen, zu den Sachsen zu stoßen, wr er erschien nicht, sonst wäre die Schlacht für unsere wldaten wohl nicht verloren worden. Die Preußen hatten Meißen besetzt und kamen nun -ch Wilsdruff marschiert, um nach Besiegung der Sachsen Dresden zu nehmen. Sie warfen sich auf die befestigten Zositiouen bei Keffelsdorf, aber die Sachsen vertheidigten )re Stellung mit hartnäckiger Tapferkeit, und so wüthete er Kampf von dem frühen Morgen bis Mittag 2 Uhr. lber trotz aller Anstrengung vermochten die Preußen ihr Ziel nicht zu erreichen, denn das Terrain war so steil und urch die Kälte so glatt, daß die Soldaten nur mit qegen- ntiger Unterstützung hinaufklettern konnten, aber bald, on den Kartätschenkugeln der Sachsen getroffen, herab- mrzten. Nach wiederholtem erfolglosen Angriff wichen die tzreußen endlich zurück, und nun begingen die Sachsen md Oesterreicher, anstatt in ihrer festen Stellung zu bleiben, >en verhängnißvollen Fehler, verließen die Höhe und ver- olgten die Preußen. Kaum hatte Leopold von Dessau nesen strategischen Mißgriff bemerkt, als er auch feine I5000 Mann starken Preußen umkehren ließ, und auf reiem Felde die ungleich schwächeren Sachsen mit leichter Nühe besiegte. Er nahm mehrere Tansend Mann, da runter 148 Offiziere, gefangen und eroberte 48 Kanonen. Nach der Schlacht sah der Kampfplatz schauerlich aus; das Blut der Gefallenen drang nicht in die gefrorene Erde, sondern riefette gleich Bachen den Berg hinab, und auf dem harten Boden lagen alle die unglücklichen Opfer der Schlacht, lheils verwundet, theüs todt. Kesselsdorf selbst litt trotz der Brandsteckung nur wemg, um so mehr wurde freilich der Wohlstand der Bewohner durch die Plünder- Dev anseblicheAntevgang-erGrde an, ,5. Nsveniber 18YY beschäftigte am Freitag die deutsche Gesellschaft von Freunden der Photographie in Berlin. Falb hat bekannt lich darauf aufmerksam gemacht, daß am genannten Tage unsere Erde mit einem Kometen, dem 1826 vom Hauvt- ma n Biela in Josephstadt entdeckten und nach ihm be nannten, zusammenstoßen werde, und manch ängstliches Gemüth hat aus dieser kosmischen Katastrophe das zeit liche Ende unserer Erde schließen wollen. Der Redner des Abends, Dozent Jens Lützen, vermochte aber durch Wort und Bild diese Geängstigten erfolgreich zu beruhigen (wenn nicht heutzutage überhaupt noch Jemand von Falb beunruhigen läßt!). Daß ein derartiger Zusammenstoß mit dem Bielaschen Kometen in der Zeit zwischen dem 12. und 14. November stattfiuden wird, ist sicher und dagegen wird sich nichts machen lassen, aber die Folgen dieses Zu sammenstoßes werden nicht die Erde, sondern höchstens den Kometen treffen. Es ist bekannt, daß man die sonst am Himmel erkennbaren Sterne selbst durch den stärksten Schweif eines Kometen noch wahrnehmen kann, wahrend beispielsweise schon eine dünne Rauchwolke ven Anvucr der Sterne hindert. Die Kometen müssen demnach uoer- aus lockere Gebilde sein und dies gilt in erhöhtem Maße von dem Bielaschen Komet, dessen UmlauiJzeit aus etwa lL/» Jahre berechnet und durch wievcrholte Wiederkehr be stätigt wurde. In den letzten Jahrzehnten ist dieser Komet aber nicht mehr wahrnehmbar gewesen und hat sich aller Wahrscheinlichkeit nach immer mehr und mehr aufgelöst, indem er infolge sogenannter Storungen seme Materie längst des von ihm zurückgclegten Weges zerstreut hat. Auf Folium 61 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amts- Wartha uno Herr Kaufmann Adolf Schütze in Kötzschenbrodaeingetragen worden. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, am 12 Januar 1899 Erde nur in gewissen größeren Zeitabschnitten auf solche zerstreute Stoffe und zwar in jedem Jahrhundert dreimal, in den Jahren 1833, 1866 und 1899. Der Komet gleicht in dieser Form etwa einem Mückenschwarm. Durch ihn wird die Erde ohne jede Störung auch diesmal hindurch - gehen können, vom Kometen selbst aber werden größere oder kleinere Theilchen an der Erde haften bleiben und für uns als Sternschnuppen in die Erscheinung treten. Die einzige Folge des „Zusammenstoßes" wird ein prächtiger Sternschnuppenfall sein, wie er auch z ur gleichen Zeit der Jahre 1833 und 1866 beobachtet ist. 1833 hat Humbold mit seinen Assistenten allein in einer einzigen Stunde 25000 Sternschnuppen festgestellt. Jedesmal, wenn eine Sternschnuppe aufleuchtet, vollzieht sich über haupt ein „Zusammenstoß" und derartige Zusammenstöße finden in geringerem Maße täglich statt. Alan nimmt an, daß durchschnittlich pro Tag eine Million Sternschnuppen die Erde kreuzen, an Tagen, wie der 13. November d. I. einer sein wird, steigt diese Zahl in die Hunderte von Millionen, die natürlich bei Weitem nicht alle für das menschliche Auge in Erscheinung treten. Nun ist es ja nicht zn leugnen, daß unter den Körper.:, mit denen die Erde am 13. Nov. zusammenstoßen wirb, auch einzelne größere sich befinden können, die in der Form der Meteore niedcrfallen, und es ist auch nicht in Abrede zu stellen, daß ein derartiger Meteor einen Menschen erschlagen kann. Aber deshalb braucht man vor dem 13. November keine Angst zu haben, denn die Statistik hat gezeigt, daß m jedem Jahrhundert nur einmal ein Mensch durch einen Meteor erschlagen wird — und für dies zur Neige gehende Jahrhundert ist dieser eine Mensch schon erschlagen. Deutsches Reich. Der Kaiser unternahm am Freitag Vormittag seinen ersten Jagdausflug nn neuen Jahre, derselbe galt einem Lappjagen auf Dammwild nn Grunewald bei Berlin. Bei der Ausfahrt zu dieser Jag: stieß dem Kaiser insofern ein eigenartiger Unfall zu, ab die Schimmel seines Jagdbreaks Plötzlich flehen blieben und vom Kutscher nicht mehr von der Stelle gebracht werden konnten. Infolgedessen sah sich ber hohe Herr genothlgt, einen der folgenden Hofwageu zu besteigen und mit ihm die Fahrt nach dem Grunewald fw zusetzen. Der Reichstag hat die Mllitar-Vorlage m erster Lesung berathen. Eingeleitet wurde die Berathung durch eine Rede des Kriegsmnnsters von G Derselbe gab nach kurzer Erwähnung des russischen Friedens-Ma nifestes Auskunft über die Einzelheiten der Vorlage, be sonders über die Orgamsatlolis-Aenderungen bei der Ar tillerie und Kavallerie, und wandte sich alsdann der Frage der zweijährigen Dienstzeit zu. Hier gipfelten seine Aus führungen in der wiederholten Behauptung, daß ein ab- schließenoes Urthell über die zweijährige Dienstzeit noch keineswegs gelallt werden könne Die Vorlage wurde ferner am ersten Berathungs-Tage befürwortet von den Ab geordneten von Stumm und von Levetzow Freiherr^ von Stumm betonte, daß die politische Wel laae erböbte Vorsichtsmaßregeln auch in Deutschland nothw nd g mach j Aus einer Erhöhung der Heeres-Prösenzstä,^ aewäbrt werden- daher Kompensationen (Verden, die Redensarten über aararische Beaehr- mNamen^ Abgeordneter von^Levetzow theilte m"' daß sie in der Kommission J ^ gewiße Einzelheiten verlangen müßten klebrigen sei die Volksvertretung verpflichtet, die Rei Wmug m den Stand zu setzen, daß sie dieVera.'.twortuu, für dusche rhett des Landes tragen könne. Den gcgnerl sichen Standpunkt vertrat am ersten Tage Eugen Nichterl welcher vor allem die gesetzliche Festlegung der zweijähriges Dienstzeit verlangte. Ganz unbegründet sei die vermehrI ung der Kavallerie, denn, wenn die jetzigen 93 Reglmentel nicht genügten, die wenigen tausend Mann mehr thüten eil ' I. Am zweiten Berathungstage kam zunächst irl Amtsblatt ir die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Geschichts- und Kittenbilder. von Gerhard König. Bange Jahre. Naci druck verboten. In die Regierungszeit Kurfürst Friedrich August II., flugs von Polen, fallen die Kriege, die Friedrich der roße mit Oesterreich führte, in welchen unser sächsisches literland oft genug arg mitgenommen wurde. Am 15. Dezember 1745 wurde die Schlacht bei Keffels- m geschlagen. Die sächsische Armee stand, 20000 Mann irk, unter dem österreichischen General Rudowsky, neben >000 Oesterreichern, zwischen Kesselsdorf und Pennrich, >d hatte eine äußerst feste Stellung inne. Die sächsische rmce lehnte sich an das obere Ende des Dorfes, die HI eont nach Wilsdruff zu, und die Elbe im Rücken. Die auptarmee der Oesterreicher stand unterdessen zwischen irna und Dresden und der Befehlshaber derselben, Friedrich der Große erfreute ßch mit Recht als historische Persönlichkeit einer großen Beliebtheit, auch bei uns in Sachsen, und ich bin der letzte, welcher die Verehrung dieses genialen Königs mindern möchte, aber damals konnten die Sachsen mit Recht Klage über ihn erheben, denn er hat unser Vaterland mehr gedrückt, als es selbst im Kriege recht und billig ist. Am 29. Angust 1756 rückte der Herzog von Braunschweig mit seinen Ziethenschen Husaren in Leipzig ein, und das Erste was diese thaten, war nicht uur die Entwaffnung, sondern, auch die rohe Mißhandlung Stadtsoldaten, die Plünderung des Zeughauses und Magazine, und vor allen Dingen die unverschämteste e-nk.. an die Stadt. Jeder einquartierte Bürger Bürgern 2 bis 3 Thaler täglich. AIS etliche sächssiche Soldaten zu Leipzig in die preußische gefleckt werden sollten, und dieselben sich dessen weigerten, 2 i Hochrufe ausbrachten, und schließlich flohen und entkamen, mußten die Leipziger 900000 Thaler Straff dafür zahlen. Derartige Forderungen hörten aber nie aus- und wenn die alte noch nicht gezahlt war, so stellte der preußhche Befehlshaber schon wieder eine neue auf. Als Summen, welche der Ra-H schaffen mußte, hört,^. man nennen 40000 , 400000 und so fort. Konnte, was I Dieses Zerstreuen ist nun aber bei dem Bielaschen Ko- ja unausbleiblich war, das Geld nicht aufgebracht werden, nieten nicht gleichmäßig erfolgt, infolgedessen trifft unsere auch nicht.