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Beilage zu No. 138. Donnerstag, 4. Gedenktage des Jahves 48Y8. '' dem Leben König Alberts und Sachsens Geschichte von 1828-1898. k. 24. November. "> Vermählung der Prinzessin Anna, Schwester König Alberts, mit dem Erbgroßherzog von Toskana. 25. November. König Albert verleiht dem Offizierkorps der reiten- > den Artillerie sein in Oel gemaltes Bildniß. . DieHäuser. emver, st Die Straßen von Damaskus sind eng und schmutzig. lsser wr, ilsdruff Imtt- ich, > hell.) te. keine- raße bi. Die Aaiserfahrt nach dem heiligen Lande. Sv. Damaskus. II s besteht aus einer obern und einer untern Klappe, Miere wird auf einen Boden von 3 Fuß Breite und Höhe, der von Lehm und Holz gefertigt sich vor Maden befindet, aufgeklappt, daun legt der Kaufmann I Teppich darüber und setzt sich, seine Nargileh rau- ? und Käufer erwartend, denen er die Waaren auf ^Teppich ausbreitet. Die obere Klappe schlägt nach Muf und wird dort befestigt. So dehnen sich die Ba- Mudlos nebeneinander aus und zwar so, daß ein Hand- Mine oder mehrere Straßen einnimmt; hierdurch wird Mausenden die Auswahl ermöglicht, welche in den M Boutiquen der einzelnen Kaufleute natürlich sehr ME ist. Außer diesen Boutiquen giebt es aber noch " ^genannten Khans, das sind große Höfe mit Mar- L.gepflastert und mit einer Kuppel überwölbt, in denen -.Mbrunnen rauschen und um die sich in mehreren Werken im maurischen Stile erbaute Lagerräume und ' der größeren Kaufleute reihen. In einem dieser Ms, wo wir Einkäufe machten, sollen 2000 Kameele sbenso viele Menschen Raum haben. Mo trist und ärmlich nun die Umgebung der Bonti- Mnd Khans und die Straßen von Damaskus aus- so reich und glänzend ist das Innere der Häuser . Möse. Man tritt durch eine schmale Thür in der uff in einen engen und winkligen Gang, der in den u des Hauses führt. Hier beginnt plötzlich die Pracht. -Kleist viereckige größere oder kleinere Hof ist mit h-Matten von Basalt, Lava, Kalkstein oder Marmor ' Palmen, Orangen und Olivenbäume geben ihm Mn, schöne Cypressen zieren ihn. In der Mitte ist ^Wßes Marmorbecken, welches durch eiueu fortwährend L er gebenden Krahn gefüllt gehalten wird. In den Wn Häusern befinden sich auch Springbrunnen niit V Ehikanen. Der Hauptsalon der sogenannte Livan, 's ebener Erde, meist unmittelbar vom Hofe zugäng- h-Mitunter auch durch einige Stufen über demselben es ist ein quadratischer Salon, an den sich nach Seiten drei große Nischen anschließen. Der Salon M Marmorplatten häufig in reichem und buntem Mo- MMastert, in der Mitte befindet sich ein Marmor- V mit fließendem Wasser. Die drei Nischen werden h < drei schöne, mit bunten Arabesken gezierte Spitzbogen Salon getrennt, außerdem ist ihr Fußboden um MMölf Zoll erhöht und mit türkischen oder persischen MMn belegt. An den Wänden der Nischen laufen s Divans, mit den prächtigsten in Gold gestickten h. Mosten bezogen. Die Decke über den vordem Salon Mr hoch, etwa 18 bis 25 Fuß und ruhen die die- Mgendcn Wände auf den Spitzbogen. Die Decken MWen Nischen sind weniger, etwa 10 bis 15 Fuß M mmmtliche Decken sind in Holz geschnitzt, die Balken ^ Munter auch Kasseten sind reich bemalt und ver- M ebenso sind die Wände der Nischen entweder mit Mrmosaik oder mit Holzgetäsel bekleidet, welches letz- AMsh geschnitzt, bemalt und vergoldet ist. In den .1h "ausern find diese Ornamente von dem schönen ara- >1 Mtil, in den neuern nieist mit europäischem Barock« ^-Wuscht. In dem Holzgetäfel befinden sich viele 4 Kränke, in dem Marmorgetäfel zahlreiche Nischen. .Regel geht das eine oder andere ein wenig über 4 Matz der Spitzbogen, wo es in einem Gesims endet, Endflächen darüber sind meist gemalt oder einfach «°" L' ec ?! sehr schlecht gepflasterte Trottoirs führen an den Mn entlang und mitten zwischen denselben eine unge- Me Rinne, in der das Regenwasser abläuft oder stag- ! ' ^ Nichts Trostloseres kann man sich denken als solche j!Mn. Die Häuser haben durchweg Lehmwände, eine ' IMe Thür und keine Fenster nach der Straße, hie und 8«I»llIre 'M ein roh aus Pappelholz gezimmerter Erker an den »I- ß, Lehmwäuden hervor, doch ist er ohne Fenster. Ma! find auch die oberen Stockwerke der Häuser in „-kl front vorgekragt, wie man dies in alten deut- Urt- , Meidten sieht, das ist die einzige Abwechselung, welche RiMmiiB s Maße zeigt. Nur in, Juden- und Christenviertel ist in ttnlmbaib MMs, dort findet man einzelne Häuser, welche Fenster in RE», f Fenstern versehene Erker nach der Straße hinaus M außerdem sind die Läden natürlich an der Straße ValdschlWMA und sind diejenigen Straßen, in welchen Laden an Dresden. ! fliegt, die Bazare, mit einem Holzdach überdeckt. ,,,, Meder Laden ist nur so. breit, daß er mit einer ein- FelsenkM e4 ctwa 5-6 Fuß breiten Thür geschlossen werden kann. gestrichen. Die Spitzbogen setzen aus Konsolen an, die mit Stalaktiten ornamentirt sind, ebmso hat gewöhnlich die hohe Decke über dem vordem Salon aus den vier Ecken konsolartige Ansätze, lieber dem Getäfel befinden fich in den Wänden zahlreiche Fenster, mitunter auch von buntem Glas. So sind reicher oder ärmer ausgestattet alle Salons der Damaskener. Die übrigen Zimmer haben die schönen Holzdecken, die Holzverkleidung der Wände und die erhöhte Estrade mit diesem gemein. Die Estrade ist in diesen meist so groß, daß nur ein schmaler Gang längs der Thüre verbleibt, wo die Dienerschaft ihre Pan toffeln stehen läßt, wenn sie der Herrschaft etwas bringt. Damaskus. III Die Umgebung. Vor unserer Abreise von Damaskus machten wir einen Ausflug zu Esel auf einen Berg des Antilibanon unter Führung eines Türken, um die Aussicht auf die Umgegend von Damaskus zu genießen. Unser Führer brachte uns nicht direkt auf die Straße nach der Vorstadt Salahyjeh, sondern durch winklige Gassen und auf Um wegen an einem großen Hofpital „Tekyeh" vorbei, mit einer stattlichen Moschee von Selim I., 1576 erbaut und an dem Barada, der sein breites Wiesenthal zum Theil überschwemmt hatte und wo wir daher mit unsern kleinen Eseln durch Wasser reiten mußten. Wir ritten nun durch die lange, am Fuße des Gebirges am Barada sich hin ziehende Vorstadt Salahyjeh quer hindurch den Berg hinauf bis zu einem Wely, indem wir über den türkischen Kirch hof ritten, der nirgends eingefriedigt, mit nichts bepflanzt war. Die schlecht gemauerten Grabhügel waren in keiner Weise gepflegt, und so würde denn eine geringe Pietät der Muhammedaner gegen ihre Verstorbenen beweisen, sähe man nicht so viele Leute an den Gräbern laut und lange beten. Eine Strecke oberhalb des Wely (Grabdenkmal) machten wir Halt und genossen nun bis zum Untergang der Sonne das Panorama von Damaskus in seiner ganzen Pracht. Wenige Städte in der Welt gewähren in der That einen so zauberisch schönen Anblick wie Damaskus bei Sonnenuntergang, und ich könnte nur Rom mit der Campagna damit vergleichen. Die große Stadt mit ihren Kuppeln und Minarels inmitten weit ausgedehnter Gärten, Bäume und Wiesen, wie ein Blumenbouquet in grünes Moos gefaßt und die ganze frischgrüne Oase bildet einen wundervollen Gegensatz zu den dunkelblauen Tinten der begrenzenden Berge und den röthlichen, warmen Farben der Wüste. In weiter Ferne sieht man in dunkelblauen Farben die Wüsteugebirge sich am Horizont abzeichnen, während vor ihnen der Wasserspiegel einiger kleiner Seeen, in die der Barada sich ergießt, hellblau im röthlich-gelben Wüstensande erglänzt. Von der untergehenden Sonne wurde die Kette des Antilibanon, an der wir standen und die sich links von uns in die Wüste nach Palmyra zu abdacht, in die wärmste, fast rothglühende Beleuchtung gesetzt, während rechts von uns der schneebedeckte Hermon wie reinstes Gold erschien und die von demselben sich in die Wüste abzweigenden Gebirgsstöcke in unserer Nähe roth mit dunkelblauen Schatten, weiterhin aber immer ein farbiger blau und schließlich wie Nebelbilder erschienen. Dabei glänzte zu unsern Füßen die Vorstadt, der Fluß und die Stadt, die Gärten und die Wiesen in allen Farben in der unbeschreiblich klaren Lust, und die Wüste, die sich hinter Damaskus nach Bagdad zu erstreckt, brannte förm lich in rother Gluth. Es war in der That ein Anblick, wie man ihn so schön nur in der römischen Campagna genießen kann. Solche Farbenbilder sieht man nur selten in der Welt. Doch was ist alle Schönheit der Natur gegenüber der Schönheit einer Menschenseele, die in Gott ihren Frie den gefunden bat. Auch hier in Damaskus ist die Got tesspur des Reiches Gottes gewesen, im Hause jenes Ana nias, zu welchem Saulus in seiner Blindheil geschickt wurde mit der Empfehlung; „Siehe, er betet." Und wie damals der Herr in Damaskus einzog und in die Pal menstadt der Wüste das Verlangen hineintrug nach den Lebensbäumen des Paradieses, so wird auch in unsern Tagen sein Reich kommen und sich ausbreiten, auch bis zu der lieblichen Oase, in der heute noch unter dem Banner des falschen Propheten der geistliche Tod, der Glaubens haß und der Fanatismus wohnen. DasGeheimniß in denBergen. Erzählung von Felix Roderich. (Emilie Heinrichs.) Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Dos Gewissen läßt sich wohl momentan beschwichtigen, doch niemals ganz unterdrücken, so wenig wie der freie Geist der Menschheit. Wo die Liebe nicht herrscht, regirt die Furcht, sie schwingt ihre unerbittliche Geißel über Thron und Hütte und zerfleischt die Brust des Königs sowohl wie die des Bettlers, und wenn in dem Materialismus unserer Zeit, wo das Jagen nach Er werb und Genuß die Welt durchrast, das Edle iw M-nschen den 24. November 1898. cynisch ignorirt, ja verspottet wird, so erwacht der Rächer in der Brust des Spötters. Es war Abend geworden, Martin trat leise in das Zimmer seines Herrn und fragte, ob er Licht bringen solle. »Nun freilich, unnütze Frage." Der Alte entfernte sich betrübt und kehrte bald mit zwei hohen Kerzen auf silbernen Leuchtern zurück. .Befehlen der Herr Prinzipal sonst noch etwas?" „Wenn Lund zu Hause ist, soll er kommen." Martin schüttelte draußen den grauen Kopf und seufzte tief. Der Prokurist kam just in die Hausthür. „Der Herr Prinzipal verlangt Sie zu sprechen," sprach der Alte mürrisch. Lund nickte herablassend und ging sogleich zu dem Herrn. „Ich komme soeben nach Hause! sagte er im Eintreten. „Erzählen Sie — was ausgerichtet?" „Ja, Herr Prinzipal!" versetzte Lund, demüthig mit dem Hut in der Hand, ich bin dem jungen Herrn in die Berge gefolgt." „Bei dieser Kälte?" murmelte Jensen. „O, die Berge sind Nebensache, er suchte ein recht be hagliches Stättch-n auf, wo er sich häuslich eingerichtet zu habe» scheint." „Deutlicher!" herrschte Jensen ihm zu. „Es glückte mir, dem jungen Herrn unbemerkt zu folgen, und da sah ich, daß er in das Haus des Schiffers Peter Malmström trat; der Herr Prinzipal kennen denselben?" Jensen nickte ungeduldig, „Ich überlegte eine Zeit lang," fuhr Lund fort, „wie ick mich dem Hause ungesehen nähern könnte, um einen Blick ins Innere zu werfen, und mußte zu diesem Zwecke einen bedeu tenden Umweg machen, wodurch ich die Rückseite des Hauses gewann und auf diese Weise unbemerkt heranschleichen konnte. Der alte Schiffer hat eine sehr hübsche Schwiegertochter. Der Sohn ist auf der See, bleibt ein ganzes Jahr fort; ich fragte mich also: Geht ein junger, gebildeter Herr um eines alten Mannes Willen in dies einsame Häuschen, um dort stunden lang zu bleiben? Es war mir auffällig und ich richtete des halb meine ganze Aufmerksamkeit auf die Wohnstube, wo ich Kindergeschrei vernähm; absonderlich, da ich wußte, daß die junge Frau bisher noch kinderlos gewesen. So gelang eS mir, durch em Eckfenster das sehr niedrig gelegene Stübchen über blicken zu können, und was sah ich, Herr Prinzipal? —" „Kürzer, ohne Vorrede!" schrie dieser zornig. „Nun, ich sah, wie der junge Herr ein ganz kleines Kind zärtlich auf seinen Armen umher trug, dabei sank und tanzte, als sei er toll geworden, und so wunderlich steife Bocksprünge machte, daß ich mich halten mußte, um nicht laut aufzulachen. Der alte Peter schmunzelte vergnügt dazu und die hübsche junge Frau betrachtele ihren Kinderwärter mit zärtlichen Blicken, eS kam mir wunderlich vor." „Gut, gut," sprach Jensen, „will klar darin sehen, verstanden?" „Sehr wohl, Herr Prinzipal, soll ich den jungen Herrn vielleicht fragen?" „Albernheit, wird sich wohl herauslügen; gehe zu Peter Malmström!" „Der wirft mich hinaus." „Thät ich auch," brummte Jensen, „abwarten bis die junge Frau allein ist:" „Und diese fragen, — ja, ja, die kann nicht schweigen!" Der Prinzipal schaute ihn mit einem so sonderbaren Blicke an, daß er sich etwas verwirrt nach der Thür zurkckzog und nach weiteren Befehlen fragte. „Erwarte morgen Aufklärung; können gehen." Als er die Thür hinter sich geschlossen, schritt Jensen wieder auf und nieder. „Wenn der Bube solche Streiche macht," mur melte er finster, „dann kein Erbarmen mit ihm; will nicht neuen Schimpf auf mein Haus laden." Achtes Kapitel. Der Prokurist war in solchen Dingen, die listig angestellt werden mußten, kein Neuling. So erhielt denn auch der Schiffer Peter Malmström am nächsten Tage einen Brief mit der Aufforderung, um 4 Uhr Nachmittag« sich im Komptoir des Herrn Jakob Jensen einzufindcn. Lund begab sich hinaus in die Berge; er sah den Schiffer das Haus verlassen und nach der Stadt zu gehen und wartete noch zehn Minuten, bevor er sich hervor wagte und selber hineintrot. Er hatte wohl alle Ursache zur Vorsicht, da Peter Malm ström ihm schon einmal ohne alle Umstände die Thür gewiesen hatte, als er sich's hatte einfallen lassen, der jungen, hübschen Schwiegertochter auf ziemlich dreiste Art den Hof zu machen. Die junge Frau erstaunte auch deshalb nicht wenig, als sie den Prokuristen so plötzlich zu sich eintretrn sah; sie fühlte sich beängstigt und blickte sich unwillkürlich nach einem Hilfs mittel um. „Fürchten Sie nichts, liebe Frau Malmström!" begann Lund mit harmloser Freundlichkeit, „ich wollte nur fragen, ob Schwiegervater den Brief erhalten?" „Jawohl, Vater ist schon unterwegs, sind Sie ihm nicht begegnet?" „Nein, ich mußte einen anderen Weg nehmen, der mich indessen hier vorbeiführte, und will durchaus nicht länger stören, sondern mich auf der Stelle wieder entfernen. Eie sind mir doch nicht mehr böse, Frau Malmström?"