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Das Gestäildnih. Nach einem Gemälde von Eduard Hetz. (S. 160) riji^ de" 1 laiic4 vo»'I -cr I zu plaudern wagte. Wenn sie ihm begegnete, verrieth ihm eine Be wegung ihres Kopfes wohl, daß sie ihn erkenne; aber sie schaute so- 158 i» reich sein, wie sie!" seufzte sie mit einem leidenschaftlichen Tone des Neides. In diesem Augenblicke ward es Bernhard erst klar, daß Lia Schlimmeres that, als hergebrachte Formen und Sitten zu verletzen; daß sie mit ihrem herausfordernden Benehmen böses Blut machte unter den Mittellosen. Er beobachtete nun auch, daß die Arbeiter, die von der Fabrik heimgingen, zornige Blicke auf die übermüthige Erscheinung warfen, daß ihre Gesichter noch finsterer wurden, wenn Lia an ihnen vorübersauste. Kein Wunder. Jeder Zug in ihrem Gesicht, jede Bewegung verrieth den Uebermuth des Besitzes. Einmal sah er sie einer alten Bettlerin ein Almosen zuwerfen; die verächtliche Art, wie sie es that, mißfiel ihm. Um der Armen willen fühlte er plötzlich einen Groll heranwachsen gegen das selbst- Mann war Diener scheidenen Ver- hältnijsen. Die Tochter hatte Bernhard, als er einzog, ein paar Male Auskunft ertheilt, und er tauschte seitdem ab und zu im Vorübergehen einige Worte mit ihr. Die Art, wie sie ihr röthliches Haar ordnete und ihren schlichten Anzug trug, ver rieth einige Ge fallsucht. Sie hatte Augen wie eine Madonna, warm, sanft und demüthig; aber der seelenvolle Blick schien wie verirrt in dem Gesicht einer Bacchantin mit niederer Stirne, um die krauses Haar sich lockte. — Sidonie Hol zer pflegte ihn sehr warm anzu lächeln, wenn er ihr zufällig be gegnete, aber sie war schüchtern und befangen, wenn er mit ihr sprach. Einmal nun stand sie eben vor der Thür, als der Amts richter heim- kehrte; und ge rade fuhr der Wagen der jungen Ameri kanerin durch die Straße. Lia's selbstbewußte Augen blitzten unter einem weißen, großen Filzhut mit üppi gen Straußen federn hervor. — Sidonie blickte mit begehrlichem Ausdruck auf das Gefährt. „O, und M -ir. ""il folgt, auf die Bank zuschritt, stand er auf, grüßte er seinen Namen genannt hatte: „Gestatten Sie Sie vor einem Betreten des Weihers zu warnen. 1 weise ganz dünn, nicht dicker als ein halber ,, Ein ungläubiges Lächeln antwortete ihm, ein „Wieso?" sagte sie dann, indem sie sich setzte"" : ihren Fuß hinstreckte. „Wir haben sechs Grad Kälte, " weiter, so viel ich weiß." Sie sprach ein gutes, fließendes Deutsch, nur ! fremden Betonung. „Man hat das Eis in der Nacht aufgehackt. Ich mein Fräulein, es ist gefährlich!" fort zur Seite. Ein kleiner Zwischenfall aber änderte feine Ansichten über die Berechtigung'ihres kecken Auftretens. In dem Hause, in dem er sich ein paar möblirte Zimmer gemiethet hatte, wohnte ini vierten Stock eine Familie Holzer, bestehend aus Mann, Frau und Tochter; der an der Staatskasse; die Leute lebten in recht be- bewußte Mädchen, die triumphireude Vertretern er ging dennoch so oft als möglich mit leme Schwanenweiher, so hochmüthig sie auch feindlich ihr Hund ihn anknurrte. mewW Einmal, als er sich auf die morsche s - W Ufer stand, um seine Schlittschuhe zu kleinen Eisfläche ein paar Stellen auf, die «n grün, viel Heller erschienen, als die übngöN-