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„Lieber Bruder! Du wirst Dich wundern, von mir diese Zeilen zu er- halten. Unser alter Vater ist die Veranlassung. Er befindet sich nicht gut, gewisse Ereignisse haben ihm stark zugesetzt und, ivie es scheint, seine Gesundheit untergraben. Ich weiß nicht, ob Dir daran gelegen ist, nach der Leichtigkeit zn urtheileu, mit der Dn Deine Familie, die es so gut mit Dir meint, bei Seite warfst, hiervon Notiz zu nehmen. Jedenfalls hielt ich cs für meine Pflicht, Dich zu benachrichtigen. Auch magst Du aus diesen Zeilen die Andeutung heraiislesen, daß der Moment zur Anbahnung eines Friedens nicht ungeeignet ist. Nicht, daß wir Dein Handeln nachträglich billigen, nicht, daß wir uns mit dieser Ehe nachträglich ein- v ers tauben erklären, aber wir sind geneigt, nns überzeugen zu lassen, daß Du da mals mit Deiner Ehre engagirt warst, daß Dein leider zn weiches Herz sich von einem billigen Mit leid überwältigen ließ — Du erklärtest ja ausdrücklich, daß Dn nur aus Mitleid ..." Emmy war es, als erhielte sie von einer unsichtbaren Hand einen Schlag ins Ge sicht. Der Brief ent glitt ihr. Ihre Brust rang nach Athem, und ihre Hände um tasteten den Hals, als drohte sie zu ersticken. Jetzt meinte sie zn Boden zu schlagen —- wankend stürzte sie auf das Sopha zn — und dort, mit einem gellenden Schrei, löste sich die Erstickungsangst. Sie bebte am ganzen Körper vorErregung. Immer wieder wiegte sie den Kopf unter den Händen — es ist wohl nicht möglich - es ist nicht denk bar! Jetzt ließ sie die Hände sinken — ihre Augen stierten leer in der Stube umher — endlich tra fen sie das Papier am Boden — sie schnellte empor, fuhr auf das Papier hin und raffte es auf — ihre Hände flogen — vor ihren Augen schwirrte es — es gelang ihr nicht, eine Zeile zu verfolgen — ihre Blicke stöberten wie trunken die Buchstaben entlang — endlich! Da hatte sie es wieder, das entsetzliche Wort! „Aus — Mit — leid!" Langsam und laut kamen die Silben über ihre Lippen. Dann bewegten sie sich stumm — immer die schrecklichen drei Silben — wie ein mächtiger Magnet hielt das Wort ihre Augen gebannt — unmöglich, die Blicke davonzureißen! Und sie wiegte das Haupt auf und nieder — jetzt schneller: Ja, ja, ja — das ist's! Es war das Mitleid! Eine ungeheure Helle lohte von dem Worte auf, alles, alles beleuchtend. Nun knitterte sie das Papier in den.fEudai A l «ij konvulsivisch, in einem ZvrnanSbrnch ukn Gott im Himmel, wie konnte sie sich so von lassen! Bedurfte es erst eines Briefes, um lesen zu machen! Deutlich stand es überall t jede Sorge des Dages, das ganze Elend idmA^i Devise: „Aus Mitleid!" Ja, ans MagE f seiner verkümmerten Miene hätte sie cs lcü»N Nein, nein, das ist nicht wahr! Er lickt s, Aber das Mitleid ist stärker gewesen, als die Und in einem gewaltigen Thräncnstrcm A gebeult Bahn. gab wies io die M Balk nacWl' sic dic hingen- cS. SHf l'tl Klingst--,,! leises vonnl^.' das l-l^l Signal gleUH-H' alles l sic aufs Eg n einen lH.z - der ^'ch zn bstsH dahin ''s ! BarbHl^ Sie knitterte das angcfaugeuc Schreiben m eiltc, um zu öffnen. Er war es.' Sie preM' vor einem Unerwarteten, Fremden. „Was ist Dir Emmy'?" „Ach, Du bist cs — ich hatte Dich kannt ..." „Puh, ein Wetter —" prustete er, mit den Seine Kleider waren mit Schneeflocken überlaß bringe eine tüchtige Kälte mit herein — Du hast"'-,: rief er, da sie zögerte, nach ihrer Gewohnheit >" zu fliegen. „Ach, seine Stimme — seine Angeu — Mcä-" « pmeu s NM diH-ch des üb . zn säiE' -1 nebü d" den, üHzn Eine j» gung und da' l.: I Hieovn Eliovo> in loinoin Dluboiksainrrner. iS. 7.) - MM BÄs