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chMM str Wdmff ^eilaae zu No. 64. Donnerstag, den 2. Ium 1898 WS Sozialdemokratie und die Kg! aus Pflicht- aus nach Detectiv Steuer ¬ mann der „Brunonia" ausgenommen hatte, um sich nach seines Schützlings Befinden zu erkundigen. Diedrich Thomsen hat^e Das verstand Mr Finley unter dem Worte erfüllung." W-n V i rrulienvunern, nm i»r Agnulivioo- L^ii brennend zu erhalten. Mit besonderer Vorliebe «n.W ihr die aufgelanchten Gerüchte über die an- 16 Am nächsten Morgen begab sich der schneidige schon in früher Stunde nach dem Hospital, das den der Adam'schm Anstalt entflohen ist?" Von dem Pförtner, dem alten Samson, eine Flasche Gin der Peüningivnstraße löste ihm auf dem Wege vom Hause der Pforte die Zunge. Apropos, Sir", setzte Bill noch Reichstagswahlen. je diesmalige Wahlbcwegung im Reiche wird nicht rigkeit wiederum im Wahlkampfe anwenden. So zählt die „Deutsche Wacht" in Nr. 136 die konservativen Kandidaten auf und findet, daß der Adel, der Offiziersstand, der Groß grundbesitz und der Beamtenstand, dabei viel zu sehr bevor zugt sind. Daß hierbei Männer in Frage kommen, die sich nm das Vaterland hochverdient gemacht und dabei parla mentarische Fähigkeiten-als langjährige Volksvertreter be kundet haben, wird unterschlagen. Auch wird von den 12 einfachen Landwirthen (Bauern), den sechs Vertretern des Handwerks u. s. w., die die Kanditatenliste enthält, nicht weitergesprochen; der Artikel verfolgt ja. nur deu Zweck, diejenigen zu verdächtigen und des Vertrauens ihrer Mit bürger für unwürdig zu erklären, die durch Strebsamkeit und Befähigung emporgekommen sind, oder durch hervor ragende Leistungen im Staate, in der Gemeinde oder in ihrem Fache einen Titel oder eine Auszeichnung erhalten haben. Kann es ein niedriges Gewerbe als diese Art von Ehrabschneiderei geben? Und wie können diese Leute es wagen, noch von königstreuer Gesinnung zu reden, wenn sie Männer als Vertrauensunwürdig brandmarken und vor ihrer Wahl, wie es geschieht, warnen, die der König vor anderen auszeichnete und wegen ihrer Verdienste ehrte? Daß die anständigen Reformer gegen ein solches Gebaren ihrer Führer und Presse noch nicht eingeschritten sind und öffentlich Protest erhoben haben, ist recht bcklagenswerth. Wir fürchten, daß dies dazu führen muß, sie mit ihren Führern zu identifizieren, die ja längst als Demokraten er kannt worden sind und das loyale Mäntelchen nur umge hangen haben, um — ihre wahre Gesinnung zu verber gen. hastig hinzu, „ich verabredete mit ihm ein Plaud-rstündchen in der Canningstraße, wo er stets am Mittwoch und Freitag Abend um acht Uhr im Drachen anzutreffen ist. Ich bin durch Sie an diesem Vergnügen behindert worden, und muß Ihnen die Verantwortung dafür überlassen." „O ich kenne den alten Samson und will ihn schon be ruhigen. Ich setze voraus, daß es Euch frenen würde, wenn Dr Siegfried noch am Leben wäre und aufgefunden würde." „Das weiß der Himmel," betheuerte Bill, „ich würde gern jede Strafe auf mich nehmen." „Gut, Dr. Jakobsen, — ich weiß nicht, welchen Namen Ihr vorzieht. — Ihr habt mir durch ein volles Geständniß die Wege geebnet, und ich werde für Euch eintreten beim Richter, als wäre ich Euer Anwalt. Ihr könnt heute Nacht ruhig schlafen weil Ihr Euer Gewissen erleichtert und einen Fürsprecher gewonnen habt." „Dank, tausend Dank, und gute Nacht," sprach Bill be wegt und erfreut. Als Finley endlich sein Haus in der Stewatstraße betrat, schlug es von der nahen St. Paulskirche die Mitternachtsstunde. Ec ließ sich, ohne die geringste Ermüdung zu spüren, an seinem Schreibtisch nieder, und warf einige Zeilen an Mr. Zurmühlen, Grosvenor-Hotel, Westend — London — auf einen sehr ge wöhnlichen Briefbogen, um Bill Jackson gerecht zu werden. Nachdem er diesen Brief kouvertirt und mit einer Marke ver sehen hatte, trug er ihn selber rasch dem nächsten Kasten, und notirte sich dann, in seine Wohnung zurückgekehrt, noch die Geschäfte für die nächsten Tage. Haus, brauchte sein Gesicht jedoch nicht unkenntlich zu machen, da die Malayen es schon arg genug zugerichtet hatten. Ich schwöre es, Sir, daß er bereits mausetodt war, wie ich als Arzt wohl beurtheilen konnte, und daß sein Gesicht so zerschnitten und so zerfetzt war, als ich ihn untersuchte. Dazu wäre ich denn doch nicht im Stande gewesen. Ohne Zögern ging ich nun an den Hafen, wo ein Schiff se elfertig nach Singapore lag. Ich fuhr mit demselben ab, um nur aus dem Gesichts kreis des rothen Sterns zu gelangen," „Hattet Ihr keine Nachricht an Kapitän Shanning geschickt?" 'ragte Finley, den deutschen Doktor mit einer gewissen Be wunderung betrachtend. „Ja, ich hatte einen Malayen an ihn mit der Botschaft geschickt, daß sein Schiffsarzt erstochen in der Wirthschaft läge. Was sollte ich weiter thun? — Der Bankier in L. hat das Spiel gewonnen, wie ich gehört und die reiche Erbschaft ein gestrichen. Ich trieb mich ruhelos in allen Welttheilen umher, fand in Amerika Bob Morton, dem ich durch meine ärztliche Kunst das Leben rettete, und wie es uns beiden weiter er gangen, zeigt unsere Heimkehr." Bill Jackson schwieg tiefaufathmend, als fühlte er sich von einer großen Last befreit, während Finley ihn nachdenklich be trachtete und mehrere Mal vor sich hinnickte. „Wäret ihr seit Euerer Ankunft in London schon beim Dr. Adams?" fragte der Beamte nach einer Pause. „Jawohl, er speiste mich vornehm ab mit der Bemerkung, daß Dr. Siegfried in der Anstalt gestorben und nach seiner Vaterstadt zurückgebracht worden sei. Wir trennten uns nicht besonders freundschaftlich, wollte mich überhaupt erst garnicht kennen. — Ist er Ihnen persönlich bekannnt?" „Ich sollts wohl denken." Mr. Finley lachte humoristisch. „Ja," fuhr Bill fort, „er ist leider auch ein Deutscher, ein würdiger Freund und Genosse des Herrn Zurmühlen, dessen einzigen Sohn und Erben ich hier auch gesehen und gesprochen habe. Er begegnete mir auf dem Flur, als ich den Doktor verlaffen hatte. Heute früh erhielt ich dies Briefchen von ihm. Nun haben Sie mich auch um dieses Stelldichein gebracht, Siri" Finley lachte und nahm den Brief dessen Inhalt er rasch überflog. „Also morgen Mittag zwischen zwölf und ein Uhr", sagte er nachdenklich, „ich möchte den Gentleman wohl kennen lernen. Wenn ich ihn nun in Eurem Namen nach Hyrdepak bestelle habt Ihr was dagegen, Bill Jackson? „Nicht das mindeste, Sir," — Bill lachte spöttisch, — „Sie sind außerordentlich rücksichtsvoll gegen mich. Ich darf wohl um einen Gruß an Herrn Zurmühlen jun. bitten?" „Den werde ich nicht vergessen," erwiderte Finley trocken. „Ich denke mir, daß Ihr dem jungen Gentleman ein Licht über Dr. Adams aufstecken wolltet?" „So ist es, Sir, und ich denke, daß Sie das ganz na türlich finden werden." „Gewiß, nur wäre es augenblicklich nicht recht am Platze. Ich werde das für Euch besorgen, da wir diese Gentleman, Zurmühlen und Sohn, nicht vor der Zeit warnen dürfen. Vergesset es nicht, mein weither Bill, daß die Fuchsfamilie zu sammenhält. Wir wären ja nun wohl fertig, diktirt mir nur die Adresse des jungen Fuchses." Als dies geschehen, wandte sich Finley, bevor er die Zelle verließ, noch einmal an seinen Gefangenen. „Wodurch habt Ihr eigentlich erfahren, daß Dr. Siegfried , d . . ""vr Lvaywewegung un NNM wlro map 1 LIWsten durch das Fehlen einer wirklichen Wahl- t i! Iwktmsirt, und unter dieser Erscheinung haben ^Mcien gewissermaßen zu leideu. Am peinlichsten ! N erwähnten „Uebelstand" vielleicht die Sozial- t L- ^denn sie bedarf stets eines aufregenden AgitationS- die breiten Massen ihrer Anhänger einzu- einem solchen Zugmittel ist es jedoch diesmal ^Mi bestellt. Weder steht eine Militärvorlage noch Us - Lteuervorlage in Aussicht, beides Dinge, init k JI die Sozialdemokratie iu frühere» Wahlzeiten Duseln machte, und die jüngste Flottcufrage, ^beiden Wahlen vom sozialdemokratischen Stand- einigermaßen als Verhctzungsmittel bei stzb"Mnassen hätte benutzen lassen, ist in Folge der f des Nottenverstärknngsgcsetzes seitens des ver- t Reichstages natürlich gegenstandslos geworden. denn die sozialdemokratische Parteileitung kramps- ^I^Eichand Lückenbüßern, nm ihr Agitutions- Die Insel-Aixe. Roman von E. Heinrichs. (Nachdruck verboten) (Fortsetzung.) „Habt Ihr diese Zeilen aufbewahrt?" fragte Finley, der sich hin und wieder Notizen gemacht hatte. „Merkwürdigerweise ja," erwiderte Bill, eine alte, schmutzige Brieftasche hervorziehend. „Hier ist das Schriftstück. Ich Habs auf allen meinen Kreuz- und Ouerfahrten mir immer noch aufgehoben. Ein Wunder nicht wahr?" „Ja, und mir augenblicklich sehr angenehm," bemerkte Finley es überfliegend. „Sauberer ist es nicht geworden, er füllt aber noch trotz alledem seinen Zweck. Nun, fahrt fort, Mann." „Dr. Siegfried wußte, daß ich einen Brief an Adams geschickt hatte," fuhr Bill 'n seinem Geständniß fort, „und die Antwort paßte natürlich vortrefflich, weil ich noch ein Briefchen von mir, mit dem Zurmühlen'schen in einen Umschlag gepackt, beigefügt hatte. Walther Siegfried fuhr mit mir zu Dr. Adams und blieb dort als Nervenkranker, was auf deutsch Verrückter heißt, in der Heil-Anstalt zurück, während ich mit seinen Pa pieren, seiner Uhr und einigen Kleidungsstücken, die ich mir ausbedungen, als Dr. Walther Siegfried mit der Gelehrten- Expedition abfuhr." „Wer wurde bei Madras ermordet?" fragte Finley, als Bill wieder schwieg und sich mit seinem Taschentuch die Stirn trocknete. „Das war ein junger Engländer, den ich dort kennen ge lernt und der genau meine Gestalt besaß, mir sogar etwas ähn lich sah, übrigens ein verkommener Mensch, der erst am selben Tage angekommen war, und den ich mir sogleich aufs Korn nahm." „Ihr hattet also die Weisung, auf der Rückreise einen Menschen umzubringen, und ihn so unkenntlich zu machen, daß er für Dr. Siegfried gelten konnte? Erzählt mir diese Ge schichte recht genau, mein Werther Bill Jackson!" Dieser sah den Beamten ganz entsetzt an; war dieser all wissend? „Ja," erwiderte er schwer athmend, „diese Weisung hatte mein schrecklicher Verführer mir allerdings mitgeg°ben. Doch blieb meine Hand frei von diesem Verbrechen." „Ihr gebrauchtet andere Hände dazu," sagte Finley scharf, „wie hieß der Engländer?" „Er nannte sich Gcieffield, doch schien es nicht sein wahrer Name zu sein. Mein einziger Gewissenstrost ist, daß er ein Lump im wahrsten Sinne war, abgerissen und unsauber von außen und von innen. Ich schenkte ihm meinen Anzug, in dem mich alle auf unserm Schiffe kannten, das heißt, ich schaffte heimlich den eleganten Reise-Anzug des echten Siegfried, den ich von London mitgenommen, in eine Wirthschaft, wo ich ein Zimmer gemiethet hatte, kleidete mich um und schenkte meinen Hellen Anzug, den ich getragen, vom Hemde an bis auf Kragen, Hut und Stiefel dem Mr. Gcieffield, der sich damit heraus putzte und nun den Gentleman spielte, der er früher mal ge wesen war. Ich ließ Getränke auf mein Zimmer kommen, weil er halbberauscht zum Krakehlen geneigt war. Alles glückte auch hier, der Wirth verwechselte uns und wir begaben uns von hier, nachdem ich alles bezahlt hatte, nach dem Eingeborenen -Viertel." „Hier muß ich aber noch bemerken, daß ich mir vom Kapi tän Shanning eine Summe batte vorschießen lassen, die unge fähr meinem Gehalt gleichkam, angeblich, um einem Freunde, den ich in Madras getroffen, aus der Noth zu helfen. Na, wie gesagt, die Geschichte glückte vollständig, Mr. Grieffield krakehlte mit einigen Malayen, die den Spaß übel nahmen. Sie fielen mit ihren Messern über ihn her und stachen ihn mausetodt, worauf sie flüchteten. Ich aber schleppte ihn hinters . In Regierungen vorgetragen. Daneben muß auch § Kolonialpolitik unter speziellem Hinweis Iwerb von Kiaotschau herhalten, um den iu den » Herren Singer und Bebel wandelnden Theilen Arbeiterschaft und des Kleinbürgerthums zu kne die Volksgroschen verchleudert werden. » U I stjlen die sozialdemokratischen Hetzapostel in der " Wahlversammlungen erneut über die her und suchen deren Bedeutung für das wie es nur .^dürfen indessen die sozialdemokratischen Aus- iibx>. die behauptete Bedrohung des Reichstags- einer besonderer Widerlegung, nachdem berliner Regierungspresse in bündigster Weise ben ffst daß die verbündeten Regierungen PZIIi denken, an dem bestehenden Ncichstagswahl- He a Ebensowenig besitzen die sozialdemokratischen die Kolonialpolitik wegen der angeblichen Arbeiterinteressen und noch weniger iikk «Jalpolitik irgend welche Berechtigung; gerade ist doch schon längst festgestellt, welch' »ü I Wohlthaten gffammte durch die berühmte Ier Wichelm i vom Jahre 1881 eingeleitete hsOI Gesetzgebung in erster Linie für die deutsche W JI Gefolge gehabt. Man darf überzeugt änII unter den politisch klarer blickenden Mit- ihkilEei diele sind, welche mehr und mehr die H «»Masen der Parteileitung und ihrer Kreaturen den I.-Iwiß sich ihre eigenen Gedanken über die ^Sicherungen und Deklamationen der Führer Mn dieselben darum bei den jetzigen Reichs- nkind Dinglich auf die alten verbrauchten, Freund IHM bekannten, sozialistischen Schlagworte sd würde es nicht zum Vesten mit den ^r sozialdemokratischen Partei stehen, mit "Schlagern" und Versicherungen, die niemals - läßt sich auf die Genossen immer schwieriger . ^Ker Eindruck machen. v Emt der Sozialdemokratie wiederum ihr ^ahlnachvichten. werden alle uns zugehenden die bevorstehenden Artikel ausgenommen, sobald sie dem "Ms und Namen und Wohnort des Kling "^"gesandt" in Nr. 62 d. Bl., „Die Zu- Iuer konservativen Fraktion im deutschen M».'ücht uns nachstehendes Eingesandt zur Erwi- Zur Reichstagswahl. Männer zü ver- ue staatlich oder Gesellschaftlich eine hervor- . ist ein alter demagogischer U Mhrer der Reformpartei trotz seiner Nied- unMiaucyicn e^crumic uvcr vir an- , iIn Reichstagswahlrechts ausgeschlachtet lw "schossen" in größtmöglichster Ausschmückuug zur I Deckung vor den reaktionären Plänen der 4 ?InI,Mwsse bei Wahlkämpfen zu Hülfe, die Zer- unter deli bürgerlichen Parteien. 4 I Erscheinung tritt in oer gegenwärtigen s I w besonderem Grade hervor. Von einem ? Zej, Ich der bürgerlichen Parteien gegen den gemein- km», Jutigen staatlichen und gesellschaftlichen I . "ur aus einer kleinen Anzahl von Wahl- hPer werden; in den weitaus meisten Wahlkreisen (Äie'/Ibs in solchen, welche von der Sozial- Ir» bedroht werden, stehen sich die ver- ^äbaIIerhchen Parteien erbittert gegenüber und lO», Ir.Ich Kräften schaden. Es steht zu I bI Sozialdemokratie bei den Stichwahlen M^Museiti^ Erbitterung zwischen den bürger- eI Iwderum am meisten profitiren wird, und ^in Grunde ist die Umsturzpartei aller- UMi berangenahteu Wahlentscheidung mit ihr.Jegenzuschauen, die anderen Verhältnisse solche Siegesstimmung kaum gestatten.