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Eine arme Verwandte. A°man von K. K. v. Jedenroth. (Forlptzung.) (Nachdruck verboten.) hatte selbst dazu Anlaß gegeben, daß ihre Ver- » den Titel gaben, den sie beanspruchte, und deshalb Ml,n um so reizbarer. Baron Stolpen, dem viel daran > leine Gattin als eine vornehm Geborene in die Gesellschaft > Me die Eitelkeit und Schwäche gehabt, den Vatersnamen MEner Machtvollkommenheit zu nobilitiren und auf t K« '^udereggen den Namen von der Eggen stechen zu N- NSumme Geldes daran gewendet, durch einen «i Z^achweis führen zu laßen, daß die von der Eggen in dreißigjährigen Krieges als adelige Familie bekannt >unv nachdem er es durchgesetzt, daß Julie den landes- '"w erhielt, das von dem Heraldiker festgestellte Wappen der tzggen zu führen, hatte er von den niederländischen b. fordert, die Namensveränderung Juliens anzuerkennen, geschehen, im Gegentheil, die auf ihre alte Firma „ ""eggen verspotteten mit Recht eine Eitelkeit, die auch liv ""^Et bekundete, denn Herr v. Stolpen hatte eine h, sfrau gesucht, und Julie dankte ihr Vermögen nicht ih sondern der Arbeit und dein Handelsgeiste ihres MNe stolz darauf sein müssen, daß sie ein Sprosse dieses Mdelshauses war. "düngen waren mit der Zeit größer, Julie aber, seit sie " den Differenzen litt, um so empfindlicher geworden; die freie Verfügung über ihre Kapitalien und gönnte ,i 7 die äußeren Vorzüge, die sie durch den Namen ihres , "i und die für ihre gesellschaftliche Stellung in Deutschland ^ren; nichts war ihr peinlicher, als ein Brief aus Amster- M ""f welchem „geborene Vandereggen" stand. Es ibi ? ein Zweifel daran erweckt, daß sie mit Recht den bk, der auf ihren Visitenkarten prangte. 7 ks denn auch nur der Argwohn, daß in der Hartnäckig- lotter eine Nichtachtung ihrer Person liege, was erregte. Anstatt sich zu sagen, daß die Bitte des »M ganz natürliche sei, daß er sich nicht der Gefahr iil/'-vergeblich wiederzukommen, stieg in ihr der Gedanke nch ein, sie müsse ihm Rede stehen, weil er der Bote . Vn Vormundes sei; er denke, das Boudoir einer Frau kindlich ihm öffnen, wie das Comptoir eines Geschäfts- "ks Vaters. , En Mann eintreten," sagte sie in einem Ton, welcher ver- heihr kochte. Sie nahm auf einem Sessel Platz, welcher Msters derart stand, daß sie, in den weichen Polstern ^hrte welche Grotter eintreten mußte, halb den 5. erschien auf der Schwelle. Er sah die schöne Frau , Ästigen Morgenkleide auf dem Sessel, sie hatte ihn zu aber sie schaute sich nicht nach ihm um, auch dann tu ö°kE laut seinen Namen nannte. «nige Schritte vorwärts, aber man hörte die Tritte auf N Eppich nicht. Schon wollte er sich räuspern, um seine i^uierklich zu machen, da fragte sie, ohne den Kopf nach w schroffem, kurzem Tone: i ZV nian von mir? Tragen Sie Ihre Wünsche vor, aber ich habe mich nur dazu verstanden, Sie vorzu- j, - ein andermal belästigt zu werden." Namie stieg das Blut in's Gesicht, er sah, daß man jZ" sollte.. „Ich komme im Austrag meines Vaters," sagte y. '"Eben seiner klangreichen Stimme, „aber ich glaube es 'hm schuldig zu sein, daß ich seine Vorstellungen nicht "M, der, wie es scheint, seinen Boten nicht einmal der! höflichen Begrüßung würdigt. Ich bin es auch nicht gewöhnt, in dieser Weise empfangen zu werden, und erspare Ihnen daher jede weitere Belästigung." „Bleiben Sie," herrschte Julie, und jetzt wandte sie sich um. Sie erröthete doch, als das Aeußere des Mannes, den sie wie einen Lakaien behandelt, ihr wider Willen imponirte, denn Grotter's Erscheinung war nicht nur ansprechend, sie verrieth auch einen Mann von geistiger Bedeutung. „Wenn Sie darauf verzichten, Ihre Botschaft auszurichten, so bin ich damit zufrieden; ich will keine Verhandlungen, aber Ihr Vorwurf zwingt mich zu einer Rechtfertigung. Ich habe auch nicht die Gewohnheit, die Formen der Höflichkeit zu verletzen, ich bedaure es, wenn ich damit einen Mann beleidigt habe, der vielleicht eine solche Behandlung nicht verdient, aber Ihr Herr Vater hätte einen anderen Boten wählen sollen, er hätte es vorher wissen können, daß ich rück sichtslose Zudringlichkeiten zurückweise." Der Blick Grotter's ruhte auf der schönen Frau mit einem Aus druck, vor dem sie das Auge wider Willen niederschlug, aber sie hatte nicht die Kraft, diesem Blicke schmerzlichen Vorwurfs, der Verwunde rung, des Staunens Trotz zu bieten. „Gnädige Frau," versetzte der junge Mann, und seine Stimme erhielt einen wunderbar weichen, melodischen Ton, „Sie sind sehr er regt. Wenn meine Bitte, vorgelassen zu werden, zu einem Mißver- ständniß Veranlassung gegeben hat, so beklage ich das; zudringlich wollte ich nur insofern fein, wie das der Mann ist, der in guter Ab sicht einen Anderen vor einer Gefahr warnt, die Jener nicht sieht. Mein Vater weiß es und beklagt es tief, daß Sie ihn verkennen, er wäre selbst gekommen, wenn ihn nicht ein Gichtleiden an das Bett fesselte; er sendet mich, weil er glaubt, ein warmes, ehrlich gemeintes Wort werde und müsse, an Ihr Herz dringen. Er sagte mir, die Tochter seines Wohlthäters und Freundes, dem er auf dem Sterbebette gelobt, derselben ein aufrichtiger und wahrer Freund zu sein, halte ihn für ihren Feind. Sie, gnädige Frau, seien von Leuten umgarnt, die einer seits die wahren Verhältnisse nicht kennten, andererseits, um Ihnen zu gefallen oder anderer Zwecke halber, Ihnen Rathschläge gäben, deren Konsequenzen außer Ihrer Berechnung liegen. Ich habe keinen anderen Auftrag als den, Ihnen jede Bürgschaft dafür zu bieten, daß Sie, wenn Sie meinem Vater das erbetene Vertrauen schenken, sehr bald einsehen werden, wie arg Sie, absichtlich oder nicht, von Ihren Rath gebern irregeführt werden." „Herr Grotter," entgegnete Julie, die eigensinnig darauf beharrte, dem fast überzeugenden Eindruck, welchen Robert's Wesen machte, Trotz zu bieten, „ich habe das Recht, mein Vertrauen Denjenigen zu schenken, die nach meiner Ueberzeugung mir ergeben sind und mir ihre Ergebenheit in einer Art bezeigen, die mir gefällt. Man hat es da hin kommen lasten, daß ich die Entscheidung des Gerichts habe anrufen müssen; da werden Betheuerungen der Freundschaft von Seiten der Gegenpartei verdächtig, da ist es eine starke Zumuthung, von mir zu fordern, ich solle meinen Rathgebern nicht vertrauen. Ich will keine Verhandlungen; liefern Sie mir schriftlich die Beweise, daß ich meinen Prozeß verlieren muß, so werde ich, wenn meine Rathgeber dieselben geprüft haben, darnach meine Entschlüsse fasten. Verhandeln Sie mit Herrn Dürr, das ist mein Anwalt, ich habe ihm die Wahrung meiner Interessen übergeben." „Gnädige Frau, der Angriff gegen das Testament Ihres Herrn Vaters — und das ist Ihre Klage — provozirt die Oeffnung des Nachtrages zum Testament und verleiht demselben Rechtskraft. Es ist allein Vertrauenssache, ob Sie sich vor diesem Schritte noch in letzter Stunde warnen lassen wollen oder nicht, da kann Ihr Anwalt nicht rathen, da müssen Sie Ihr Herz fragen, ob es dem besten Freunde Ihres seligen Herrn Vaters vertrauen darf oder nicht." „Die Antwort darauf habe ich Ihnen bereits gegeben," sagte die Baronin, obwohl eine mächtige Stimme in ihr rief, sie dürfe so rasch nicht entscheiden. Es war die trotzige Laune, sich fest zu zeigen, des Eindrucks zu spotten, den Grotter auf sie machte, was sie veranlaßte, eine Entschlossenheit zu heucheln, welche das leise Zittern ihrer Mienen Lügen strafte.