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»Jane, mein Engel, was ist geschehen?" rief die Mutter, ihre bleiße zarte Tochter in die Arme schließend. „Wie war solches nur möglich, Miß Helbach? — Schmerzt es sehr? — Ist die Wunde gefährlich? — Der Arzt wird gleich hier fein, mein armes Kind!" »Mylady dürfen sich beruhigen," erwiderte die Erzieherin fest, »die Wunde ist nicht gefährlich, Mastel Cecil kann sich darüber freuen, da cs schlimmer hätte werden können. Er war sehr unartig." »Nehmen Sie Master Cecil mit sich ins Sprechzimmer, Mr. Richardson!" wandte sich der Lord an den Hofmeister, »Sie werden ihn später zu mir führen." „Um Vergebung, Mylord!" erlaubte sich die Erzieherin einzuwenden, »er muß erst Lady Jane uw Verzeihung bitten." Ohne sich um das versteinerte Gesicht Seiner Herrlichkeit, sowie des Hofmeisters zu kümmern, ergriff sie die Hand des Knaben und sagte im ernsten aber liebevollen Tone: „Hat Master Cecil seine Schwester nicht sehr lieb!" Der Kleine nickte hastig. »Und doch thut's ihm nicht leid, daß er ihr so großen Schmerz bereitet hat? Will er dem lieben Gott nicht danken, daß er seine Hand gnädig über die liebe Schwester gehalten hat." In des Knaben Gesicht zuckte es seltsam, dann brach er in Weinen aus, lief auf Jane zu und stammelte, seinen Arm um sie schlingend, eine Bitte um Verzeihung. Starr und nachdenklich blickte Lord Brookhurst auf die rührende Szene und dann zu seiner Gemahlin hinüber, die ihm mit feuchten Blick zunickte. Das ernste Gesicht der Erzieherin war jetzt von einem sonnigen Lächeln erhellt, das es wunderbar verklärte. In diesem Augenblick war keine Aehnlichkeit zwischen ihr und ihrer Herrin vorhanden, wie Mylord sich mit Genugthuuvg sagte, mochte dieses seltsame Mädchen auch schöner sein als seine vielbewunderte Gemahlin, nur nicht eine ihm so verhaßte Aehnlichkeit zwischen ihnen bestehen. Als Erzieherin seiner Kinder war sie jedenfalls ein Juwel, zu dieser Crkenntniß war er bereits durch die kleine Szene ge kommen, obwohl sie ihm durch ihr selbstbewußtes Auftreten durchaus nicht sympathisch war. Ihr fehlte offenbar der richtige Begriff ihrer Stellung im Hause eines englischen Plairs. Es war Seiner Herrlichkeit, der die Vorurthelle seines Standes einer Gouverneß gegenüber nicht zu überwinden ver mochte, deshalb sehr angenehm, als die Ankunft des Arztes ge meldet wurde, der die Wunde am Handgelenk der jungen Lady für ungefährlich erklärte und der Erzieherin seine Bewunderung für den kunstgerechten Verband ousdrückte. »Ich habe darin einen Kursus durchgemacht, es ist bei uns in Deutschland sehr gewöhnlich," wehrte Miß Helbach das Lob freundlich ab. »Ja, ja, ich weiß, meine liebe Miß, aber anzuerkennen ist es trotz alledem." »Gewiß," rief Mylady, der Erzieherin die Hand reichend. „Ich danke Ihnen, Miß Helbach, Sie haben soeben Wunder bewirkt, einen kleinen Löwen mit sanfter Hand gebändigt und Mr. Hopkins, den berühmtesten Arzt Londons zur Anerkennung, ja, zur Verwunderung gezwungen." »Das ist mir nicht schwer geworden, Mylady!" meinte Dr. Hopkins trocken. „An Bewunderung wird es der Miß wohl nicht fehlen." ,O, wir lieben und bewundern sie alle," rief die älteste der beiden Töchter, die blonde Eveline enthusiatisch. „Und ihr Verband thut mir nicht halb so weh, wie der jetzige," setzte Jane offenherzig hinzu, was Mylord mit Stirn runzeln, Mylady mit einem leisen Lächeln, Mr. Hopkins aber mit lautem Lachen aufnahm, während Miß Helbach ein völlig unbewegtes Gesicht zeigte. Letzterer blieb mit ihren beiden jungen Zöglingen bald wieder allein, um mit ihnen französisch und deutsche Klassiker zu lesen. Der Arzt hatte, nachdem er ein unvermeidliches, harmloses Rezept noch geschrieben, das Haus oder vielmehr den Palast wieder verlassen und Mylord seine Gemahlin nach ihren Zimmern geleitet, wo Sir Edward Ashton noch immer geduldig wartete, und sich sehr erfreut über das Resultat des ärztlichen Besuches zc'gtk. Auf ihre Einladung blieb er bei Mylady, während der Lord sich in seine Gemächer zurückzoz. „Nun, wollen wir noch ein wenig plaudern, Edward!" sagte sie, sich am Kamin niederlassend, „setzen Sie sich zu mir lieber Kousin," — Lady Brookhurst nannte ihn so mit Vor liebe, — „und lassen Sie sich eine hübsch- Szene von mir schildern." Sir Ashton gehorchte, sie erwartungsvoll anblickend. My lady schaute lächelnd in die Flammen und erzählte, was sich soeben im Zimmer ihrer Töchter zugetragen hatte, wobei sie die kleine Szene zwischen. Miß Helbach und dem Knaben so rübrend wiedergab, daß der junge Mann sich selber davon ergriffen fühlte. Als sie aber Mr. Hopkins letzte Aeußerung hervorhob, mußte er lächeln und die Wahrheit derselben zugeben. „Ach, was will eines Künstlers Bewunderung hier be deuten," bemerkte Mylady achselzuckend, „aber aus des skeptischen Arztes Munde klingt die Aeußerung zentnerschwer. Was in aller Welt soll ich mit einer solchen Erzieherin beginnen, Ed ward, die mir zum Ueberfluß auch noch ähneln soll? Hany verlangte ihre sofortige Entlassung." Sir Edward sah sie überrascht an. »Ich kann's ihm nicht verdenken, Mylady!" erwiderte er anscheinend ruhig; obwohl er noch immer sehr erregt war. Sie fuhr aus ihrer bequemen Stellung auf und rief empört: „Das sagen Sie, Edward, Sie, auf dessen Bitte und Empfehl ung hin ich das junge Mädchen engagirt habe? Mylord hat wenigstens für seine Forderung einen Grund, — die fatale Aehnlichkeit, — bei Ihnen aber kann es nur Gefühllosigkeit sein, die ich Ihnen denn doch nicht zugetraut hätte, Sir Ed ward Ashton!" Dieser zuckte die Achseln, bückte sich und warf einen Scheit Holz aus's Feuer. Dann hob er den Kopf und sah Mylady fest in die zornig blitzenden Augen. „Wenn es nun im Gegentheil ein Ueberfluß von Gefühl wäre, der meine Bemerkung diktirt hätte, Mylady?" versetzte er mit vibrirender Stimme, „wenn es eine Herzenssache für mich wäre, sie so rasch als möglich aus der abhängigen Stell ung erlöst zu sehen, würde Ihr Urtheil dann auch so hart lauten?" Sie sah ihn verwundert an. „Ich verstehe Sie nicht, Kousin. — Haben Sie vielleicht eine bessere Stellung für Miß Helbach in Aussicht?" „Freilich, Mylady, als meine Gattin," erwiderte Sir Ed ward ruhig. Lady Brookhurst erhob sich erschreckt, Ashton stand eben falls auf. „Das kann Ihr Ernst nicht sein, Edward!" sprach sie erregt. „Weshalb nicht, Mylady?" „Mein Gott ihr Rang, Ihre Stellung in der Welt, — was würde Lord Brookhurst dazu sagen?" Sir Edward zuckte die Schultern. „Ich bin unabhängig, reich, lebe nur meiner Kunst und bin entschlossen, um leere Vorurtheile halber mein Glück nicht zu opfern." Mylady ließ sich wieder in ihren Sessel nieder. „Setzen Sie sich, Edward," sprach sie jetzt ruhiger, „ich begreife Ihre Wahl vollkommen, in mir haben Sie keine Wider sacherin zu fürchten. Mein Himmel, die Königin selber hat ihren Töchtern freie Heczenswahl gestattet, weshalb sollte ein Mann wie Sie nicht glücklich werden dürfen? — Theilt Miß Helbach Ihre Neigung?" „Sie ahnt sie vielleicht nicht einmal, erwiderte Ashton etwas befangen, „wird aber hoffentlich meine ehrliche Werbung annehmen." Mylady konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Sie sind sehr zuversichtlich, Kousin!" bemerkte sie etwas spöttisch. „Miß Helbach ist ein deutsches Mädchen, sie stammt sogar aus Norddeutschland, wenn ich nicht irre und scheint sehr Solz zu sein." „Sie mögen Recht haben, obwohl sie auf ihre Abstammung nicht besonders stolz sein kann. Ein Fischerkind von irgend einer der Nordseeinfeln darf am Ende mit der Hand eines englischen Baronets zufrieden sein." „Sie wünschen aber doch ihr Herz zu besitzen," sagte Lady Brookhurst erstaunt. „Sicherlich hege ich diesen Wunsch und hoffe auch, daß er erfüllt werde." Sie sah ihn verwundert an. Mit welcher Ruhe der junge Mann das sagte, welches Selbstbewusstsein diese Engländer be saßen. Wenn er sich in Miß Helbach nur nicht täuschte! Fast wünschte sie ihm eine Niederlage bei diesem deutschen Mädchen, das ihr ganz danach aussah, selbst die Hand eines Pairs aus- zuschlageu, wenn nicht das Herz, sondern allein der Stolz dabei in Frage kam. „Erzählen Sie mir etwas von ihr", bat sie dann, „sie ist so verschlossen, so räthselhaft wie eine Sphinx. Ihre Eltern sind also Fischersleute; leben sie noch?" „Daö kann ich Ihnen nicht sagen, Mylady! Mein Freund Blinken, den sie ja bereits kennen, hat mir nur ihre Abstammung mitgetheilt. Ihre Schönheit, die sich schon als Kind auffällig entwickelte, hatte es ihm und einem Freunde bei ihrem Aufent halt auf der Insel so sehr angethan, daß sein Freund sie als zehnjähriges Mädchen natürlich mit Einwilligung ihrer Eltern nach einer Penstonsanstalt in Dresden sandte und ihr vor seiner jahrelangen Weltreise testamentlich sein großes Vermögen ver erbte. Blinken und ich fungirten als Zeugen bei diesem Te stamente." »Nun?" drängte Mylady, als der junge Mann schwieg, »fahren Sie fort, Cousin! Wo ist der Freund und Wohl- thäter geblieben?" »Todt, — ermordet, in fremder Erde eingescharrt worden," versetzte Ashton mit gedämpfter Stimme. „Ach, wie traurig und wie schade," sprach sie bedauernd. „Weshalb schade?" fragte der junge Mann heftiger, als sonst seine Art war. „Um ein so junges Leben ists doch wohl, mein lieber Cousin! — Sie war aber nun doch seine Erbin, sollt' ich meinen." „Ja, so glaubten wir auch, ich und Brinken, dazu gehörte aber ein Todtenschein und der war nicht anzuschaffen, obwohl wir beide deshalb die Reise nach Indien, wo der Arme er schlagen wurde, nicht gescheut haben." „O, wie traurig, ich könnte es tragisch nennen", rief Mylady erregt aus. Wer hat das Vermögen denn erhalten? — Und wie lange ist es schon her?" „Es mögen wohl sechs oder sieben Jahre her sein, Miß Helbach war damals ein Kind von zwölf Jahren. Das Ver mögen befindet sich in den Händen eines Mannes, dem mein Freund Brinken nicht viel Gutes zuzutrauen scheint, es ist der Stiefvater des Erschlagenen. Selbstverständlich übernahm nun Brinken die Pflicht desselben und ließ sie auf seine Kosten in jenem Institut zur Gouvernannte ausbilden." „Ein trauriges Loos, für das er die Arme bestimmte. Finden Sie das nicht auch, Edward? — Mich wundert wirk lich, daß Ihr Freund, der für Schönheit begeisterte Künstler, sie nicht geheirathet hat." Ashton sah nachdenklich in die Kaminflammen und nickte dann einige Male vor sich hin. „Ich glaube wohl, daß er den Wunsch gehegt, aber sich für zu alt gehalten hat. Unsinn, er ist eben in die Vierzig hinein, ein stattlicher Mann und berühmter Künstler, und — ihm allein hätte ich sie allenfalls noch gegönnt, wenn auch nicht ohne Neid und Schmerz." „Vielleicht hat er um sie geworben und einen Korb er halten," meinte Mylady, „ich traue es ihr schon zu." „Möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich," erwiderte Ashton, der etwas unruhiger geworden war, weil ihm dieser Gedanke nicht gefiel. „Nun, das kümmert uns ja auch nicht, da wir es nur mit ihrem Heirathsplan zu thun haben, Cousin! Fürs erste bin ich aber nicht entschlossen, Miß Helbach zu entlassen, weil sie ein Juwel für meine Kinder ist." „Und wenn ich noch heute um sie würbe, würden Sie meine Braut alsdann nicht sofort entlassen, Mylady?" Sir Edward hatte sich hoch aufgerichtet und sah die Dame fest an. „Das käme ganz auf die Ansicht meines Gemahls an," bemerkte sie kühl. „Die mir hinreichend bekannt ist," gab der junge Mann gleichmüthig zurück, „doch hoffte ich dabei auf Ihre Interven tion, Mylady. Sic sind vorurtheilsfrei, erkennen meine Wahl als berechtigt an, weshalb würden Sie diesebe nicht befürworten?" „Weil die Gemahlin eines englischen Pair« sich nicht als Fürsprecherin einer Mesallianze erniedrigen dach möglich, Sir Edward!" „Ja, ja, Sie haben Recht, Mylady' ml lächelnd, „die Vorurtheile dec hohen G-sMch gleich, hüben und drüben. Im Nothfall Midi durch einen Gesinde-Paragraphen zwingen, Ws entlassen." (FeUsP lecker Lalinsekmerri I »I nirä 8 otort seeUM ck. äie Xu- > . nenäuve äür » von V. Lodde. D Kaden in Oiaeern L bO?t. oei. W t"»»l HLl«tL8«r», Alleinverkauf für WÜ > Gla MMKlk LU. IskskM 'Mat! 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