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„Hm, mein Junge!* meinte der alte Herr, einen leich teren Ton anschlagend, .eine solche Ehe taugt nichts; Du wärst mit der Italienerin nicht glücklich geworden, unsere Na tionen bilden zu krasse Gegensätze. Auch warst Du damals noch so jung.* .Ja, Ihre Mutter aber war eine O-sterreicherin, sie ähnelte ihr an Geist und Körper*, erwiderte Leo, noch immer grübelnd vor sich hinblickend; „wenn ihr Bild in meiner Er innerung auftaucht —* Er hielt plötzlich inne und strich sich hastig über die Stirn. .Seltsam, daß mir diese Aehnlichkeit nicht früher ausge fallen ist,* fuhr er dann halb laut fort, „ich begreife es nicht.* .Welche Aehnlichkeit?' .Ach, es ist nichts, Vater, mich packten nur alte Erinnerungen, ich dachte an Walters Findling, und da fuhr mir ein- Aehn lichkeit dieses Kmdes mit jener Italienerin durch den Sinn. Es ist Unsinn, darüber nachzudenken, man könnte gar leicht den Verstand verlieren und sich in Aehnlichkeiten hineingrübeln, die gar nicht ex.stiren.* „Na ja, das fehlte auch noch,* brummte der alte Arzt, „Herrgott, wie kann ein Mann in Deinem Alter sich solchen Hirngespinsten hingeben! — Zum Henker mit dem unsteten Künstlerleben, Leo, Du mußt heirathen, und seßhaft werden, meinetwegen in München oder in Rom, wenns nicht anders sein kann. Ich habe Dich ja so wie so wenig bei mir und bins gewohnt, mich mit dem einsamen Heerde zu bescheiden.* „Verzeih, Vater, daß mir das Elternhaus fast fremd ge worden ist," erwiderte Leo, seine Hand ergreifend; „doch sollte ich mich wirklich noch über kurz oder lang zu einer Heirath entschließen, dann werde ich bestimmt mein Heim hier aufschlogen, wo meine Wiege gestanden hat." „Topp, Junge, das ist ein vernünftiges Wort, es giebt mir die Hoffnung auf Deine Genesung." Der alte Brinken umarmte den Sohn und meinte dann, daß die Reise nach Indien nur eine phantastische Aufwallung gewesen sei und sein Gehirn in normaler Verfassung sich befinde. „O nein, den Todtenschein meines Freundes muß ich haben, Vater!* sprach Leo sehr fest und bestimmt. „Morgen oder übermorgen reise ich ab. Apropos,* setzte er nach kurzem Nachdenken hinzu, „ich will Dir die Adresse der kranken Eso hier lassen, damit Du mir über ihren Zustand die nöthigen Mitteilungen machen kannst. Es ist möglich, daß ich di indische Reise zu Studien-Zwecken benutze und deshalb länger fortbleibe. Du wirst selbstverständlich über meinen Aufenthalt stets auf dem Laufenden sein, lieber Vater!" „Gut, dann reise in Gottesnamen, mein Sohn," versetzte der Arzt beruhigt, wenn der Gedanke an künstlerische Studien Dich begleitet, dann bist Du gefeit gegen ungesunde Gefühls schwärmereien. Laß' mir die Adresse des Findlings nur hier, vielleicht reise ich selbst mal hinunter, um mir die Kranke anzuschauen." „Damit würdest Du mir einen rechten Gefallen erzeigen, Vater!' rief Leo erfreut. .Am Ende würdest Du ihr Genesung bringen können, und wenn sie als Rekonvalescentin in unser Haus, unter Deine Pflege käme, da hättest Du gleich das lieb reizendste Töchterlein gewonnen." (Forts, folgt.t Vermischtes. * Der Bauer und der Schutzmann. In Gent ist unlängst eine spaßige Geschichte mit einem Bäuerlein und einem bewaffneten Organ der heiligen Hermandad passirt Hält da in der Phönixstraße der guten holländischen Stadt der biedre Sohn vom Lande mit einem Wagen voll Kar toffeln zum Verkauf. Ein Sicherheitsmaun weist ihn barsch hinweg. „Ich kann doch wohl erst verkaufen?" fragt der Bauer. Der Sicherheitsmann droht in strengster Tonart, er werde den Bauer abführen. Dieser, der sich in vollem Rechte glaubte, wendet sich plötzlich nach dem Esel an seinem Wagen um, erfaßt ein Ohr desselben und ruft in breitestem Holländisch hinein: „du sollst hier fortgehen." Der Polizist wüthet: „Nun keinen Augenblick mehr, sonst—!" Der Polizist erstickt vor Wuth, schreit und droht weiter, das Bäuerlein aber schreit getreulich Alles, was aus seinem Munde kommt, in das lange Ohr seines Grauthieres, das sich nicht rührt. So ging es eine Weile fort. Der Polizist tobt, das Bäuerlein schreit in das Eselsohr, und der umstehende Schwarm von Gaffern bricht in ein unbän diges Gelächter aus. Schließlich wurde das Bäuerlein aber doch abgeführt und sieht nnnmehr einer Anklage wegen Beamtenbeleidignng entgegen. * Tapezirte Zimmer vor Ungeziefer zu schützen. In tapezirten Zimmern kommt es häufig vor, daß sich, beson ders wenn die Tapeten etwas schadhaft werden oder los gesprungen sind, Ungeziefer, Wanzen, Ameisen und dergl., hinter der Tapete einnisten. Um diesem Uebelstand vorzu beugen, setzt man dem beim Tapziren verwendeten Kleister gewöhnlich einen Theil Coloquintenpulver zu. Gut ist es auch, noch etwas Alaun hinzuzufügen und zwar auf 3 Kleister 50—60 8 der Mischung zn gleichen Theilen. * Berlin, 31. März. Der in Buchhändler- undlltterarischen Kreisen bekannte hiesige Verlagöbuchhändler Hugo Storm ist mit Hinterlassung einer Viertelmillion Mark Schulden anscheinend nach Amerika entwichen. Verfehlte Verlagsspekulationen hatten Storms gänzliche Verarmung zu Folge. Wie StormS Lage in letzter Zeit war, geht aus folgendem hervor. Um laufende Unkosten bezahlen zu können, mußte der Geschäftsführer unter anderem bei einem benachbarten Restaurateur eine Anleihe von 200 Mark machen. Seinem Buchdrucker, von dem er auch eine halbe Etage als Wohnung übernommen hatte, schuldet Storm allein 27000 Mark. Die Angestellten haben schon längere Zeit kein Gehalt bekommen. * In der Privatwohnung in der Oranienstraße erschienen gestern Nachmittag zwei Gerichtsvollzieher und holten alles ab, was noch vorhanden war. Unter den Gläubigern befindet sich auch ein Studienkollege Storms, der ihm sein Erbteil von 5000 Mk. hin gegeben hat. Durch sein „Kursbuch fürs Reich* war Storm bekannt geworden, und unter einer großen Anzahl von Werken, deren Herausgabe er vorbereitete, soll das Werk „Das geistige Deutschland* einen besonderen finan ziellen Erfolg versprochen haben. * Mißhandlung von Geschworenen. Es ist in Italien, zumal im Süden des Landes, ein wahres Vergnügen, Ge schworener zu sein. Dieser Tage stand in Benevent ein ge- wisser Mrmelli unter der Anklage, den Ingenieur Vico er- Hf«« 5/ I I - lkinitotle ln n Oti H VVrLi ILT I -ILNI I» LT < ti. 2 g Ritter-gut d, 06^ t Reparaturen alter Art iver^l Mer Ml Astb^ Tharandt ucn habe; daMXFW LL«>8SU und empfiehlt alle.'müuW., (Luftmangel)Ieidct, erhält und portofrei die durch D . geschützten Eck's Asthiua-Z^> Probircn. Man schreibe st^'.,W per Postkarte au die Ädlcr-M" in Frankfurt a. M. empfiehlt Lmtl Glathe, Saaterbsen und Sanofi echt virginischen verkauft I_ouis KüsW pachtweise übernommen habe, v»i— Strafen- und Oncklagerstcine zA-H Hugusi KunLLNllapt, tue X j Sekim- Ulli? MW jetzt »roIßT I I LI^ Wilsdruff, BahnlM^ Ks^ime Winks, Irbrirsuixeu «leb, IW -lass mein« W a. Tudedürtd«»- « als beste» nnLLsdo M srjXZX »HerbiHix-tv» M tVikilsrverksuIsr nesucdt. 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Eine Dame von 38 Jahren war im Begriffe, zur Kirche zu gehen, als Sie in der Herrenstraße auf dem anderen Bürger teige ihr gegenüber einen Arbeiter bewußtlos zusammenbrechen iah, der eben die nahe Apotheke verlassen hatte, wo er für seine Krankheit eine Arznei empfangen hatte. Der unvermuthete Anblick des anscheinend Toten erschütterte die Dame so, daß re ebenfalls niederstürzte und alsbald infolge Herzschlags starb. Der Arbeiter wurde nach seiner Wohnung geschafft, wo er sich zwar wieder etwas erholte, aber bald darauf ebenfalls starb. * Passau, 13. April. Wie die „Donau-Zeitung" aus Körslarn meldet, hat eine Schreinersfrau in einem Anfall von Geistesgestörtheit heute früh ihren Mann und drei Kinder mit Beilhieben lebensgefährlich verletzt und das vierte (jüngste) getötet. * Ein moderner Robinson. Australische Zeitungen be richten von den sonderbaren Abenteuern eines Schtffs- kapitäns, der jüngst wieder nach Sydney zurückgekommen ist. Vor einigen Jahren befehligte er ein Schiff mit Verbrechern, die zur Deportation verurtheilt waren. Die Sträflinge meuterten, metzelten die Bemannung nieder und setzten bei der nächsten Insel den Kapitän ans Land. Er spielte in seinen Mußestunden gern Violine, und die Meu terer erlaubten ihm, sein Instrument in die Verbannung mitzunehmen. Bald entdeckten ihn die Wilden, die gegen ihn nichts Gutes im Schilde führten, als er jedoch auf seiner Geige zu spielm anfing, da waren sie zuerst über rascht und bald bezaubert: der neue Orpheus besänftigte diese Wilden. Sie brachten ihm unzählige Schweine und Jamswurzeln nnd warfen sich vor ihm wie vor einem Gott in den Staub. Später heirathete er die Tochter des Häuptlings, und ward dessen Nachfolger, vorigen Herbst aber, als ein Fahrzeug au der Insel anlegte, da mackte er sich in aller Stille aus dem Staub, verließ Frau und Unterthanen und kehrte nach Sydney zurück. V. Hobbs 8 Oittdnoä » fertig rum Kebrsucb! » Olins OeMkr Mr Llensolisn, Ilnnstkiers u. OsüÜAel; sioUerss VsrtilAnnKsmittsl Mr Raiten und NLuse. In ?aekstsn ä 60 RI. nnä 1 Nk. orliLItlloli bei: irilöinvsrlraul Mr^VilsäruM. Teäer LakvselunkrL 8 »DvirL so kort gestillt S. äie Xn- W , «enänng Ser LaliavoNv » von L. V. Lobbe. / Xu bade» in (Unsern t 00 Nk. bei: A Alleinverkauf für Wilsdruff. W WWW L». Isterkolk - .iöslMK- Nur ä< mit dieser^tiqnvtt« iu Flaschcu L 3V 1 Marit Verkaufsstellen in Wilsdruff: il-ö^«u-^poH>vkt. Sämmtliche die»Heist für den . MIX sind auf das zahlreichste eingetroffen und empfehle ich mein großes Lager von llA kockmodernen ÜIviderstM als auch HiLM, LLxss unä Lick Emil Giathe, Wilsdruff, Dresdner Straßes x