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Wochenblatt für Wilsdruff Beilage zu No. 36. Donnerstag, den 24. März 1898. ^öenktage -es Jahves 18Y8. M "5jährigen Regierungsjubiläum Aönig Alberts von Sachsen. <2- 24. März. von in, ' Infanterie-Regiment Nr. 106 wird Chemnitz nach Möckern verlegt i«ai 25. März. Ives hochverdienten Kriegsministers v. Fabrice. Vaterländisches. Wilsdruff, den 22. Mär,, lliunw. ^kricht der Finanzdeputation L der Zweiten über die eingegangenen Petitionen betr. Er- Eisenbahnen und Errichtung von krvix rc. ist erschienen. U. A. werden theils zur die Mng, theils zur Kenntnißnahme empfohlen: ^s^ution der Stadt Großenhain rc., soweit sie die A einer Eisenbahn zwischen Großenhain und by„dErg betrifft, zur Erwägung; soweit sie den Anschluß IikA" > rg durch eine Eisenbahn an die Dresden-Gör- ?'^e und den Anschluß von Radeburg an dieNord- Königsbrück betrifft, zur Kenntnißnahme; die tj^... um eine Eisenbahn wilsb» uff-Mil- zur Erwägung, soweit "ns A^^cn auf Anschlusz von Lommatzsch ^'"sweiguna über TNochau beziehen, zur tZ'Üj'ahme"; die Petitionen der Gemeinden Planitz, dieselben auf Herstellung einer elektrischen Bahm de» beziehen, zur Erwäguug, soweit sie sich auf ^kis^^llchen Güterverkehr auf den von Arnini'schen in^!' beziehen, zur Kenntnißnahme. Außerdem werden 59 Mal die Zensuren „auf sich beruhen lassen" zu °Ar zur Zeit oder überhaupt), sowie „als erledigt dsi AA ertheilt. — Aus dem Deputationsbericht über ^»be! ^Wägung gekommene Linie Wilsdruff-Miltitz- Die h ^^cwitz sei hier noch Nachstehendes angeführt: Und ff^^etene Linie, welche eine der wohlbebautesten b>'e d?,. Ersten Gegenden des Landes durchschneidet, die, zejch.,,1 Deputationsbericht vom vorigen Landtag in be- Weise sagt, „von den modernen Verkehrsmitteln de^.AS Jahren noch bedenklich weit entfernt lag", ist ^bfobl ^nd von den Stäudekammern wiederholt warm d?ps Morden. Auch die königliche Staatsregierung ^Epfehlungen in anerkennenswerther Weise ent- bie Inangriffnahme der generellen Vorarbeiten tug.^/vHrem Dekret Nr. 26 dem gegenwärtigen Land- Niri, M'ndigt. Auf die Begründung und sonstigen Einzel- du ^.-Projektes einzugehen, kann hier unterlassen werden, bereits in früheren Berichten in ausgiebiger Weise M e u U auch eine sehr spezielle Beschreibung nebst Merlan Petitum Hofmann und Genossen beiliegt. Nicht bW? b" bleibe aber, darauf hinzuweisen, daß diese Bahn, der ausdrücklich abgebenen Erklärung der auch schmalspurig deren Wünsche vollständig bA An wird, (wir Wilsdruffer Petenten wollen hier- Wgtt. ^schlossen bleiben. Anni. d. R.) also solchergestalt ein Verbindungsglied hergestellt zwischen dem ^inn Klietz des Flachlandes, von Strehla an der Elbe Hsk?b mit demjenigen am Fuße des Erzgebirges AnA - r Gegend) und (dafern die kurze Strecke Ditt- s bff'Klingenberg einmal ansgebaut sein wird) bis bas obere Erzgebirge bei Frauenstein. Daß dieser bleickt. A Vortheilhaft für den gesammten Betrieb, sowie Mn b und befruchtend für den Güteraustausch der M'A Landestheile wirken kann, bedarf wohl weiter Mr den Ausbau dieser Linie sind nun Achiedene Wünsche in Form entsprechender Eingaben Mu ^kümmern zugegangen, welche hierbei ihre Be- M tt finden sollen. Zunächst liegt ein Petitum der Lommatzsch, unter Anschluß zahlreicher Nachbar- ^i>j,"?eu, vor, welche dringend bittet, bei Trazirung der i Interessen dieser Stadt zu berücksichtige» und l derselben zu vermeiden. Die Deputation "wkn'ff " Wunsche Ausdruck geben zu müssen, daß die IM« von Lommatzsch nach Möglichkeit gewahrt werden '. Da jedoch hier in der Hauptsache technische Nück- ". Ausschlag geben werden, so ist sie der Meinung, hkssx., diesbezüglichen endgiltigen Feststellungen dem Er- ^ssku bEs königlichen Staatsregierung überlassen bleiben UA. Ein weiteres Petitum, gezeichnet A. Dannehl in zahlreiche Genossen, schließt sich dem vor- »h (A^^öhnten in der Hauptsache an und bezeichnet der Linie eine noch zu wählende, nördlich Mn,Tabeln gelegene Stelle der Chemnitz-Risaer-Linie. .bülen die Gebrüder Am. Ende in Mühlenwerk H KU bei Döbeln, die Linie nicht nach Gadewitz sondern M ab nach Mochau, Steinbach usf. bis zum Halte- Mx^beln zu führen und dort einmünden zu lassen. Mickn- " » vermag die Deputation nur insofern bei- Me nl"' ass es sich um eine mäßige Verdrückung der Ai». ^elcha aus in der Richtuna nach Mochau handeln i^für A Anschluß an Gadewitz aufzugeben. Auch " des hügelreichen Geländes wegen technische ' den Ausschlag geben müssen. Der Stadt- ) pichen Alii und die Bewohner der berührten Ortschaften mA diesbezüglichen Eingabe dem oben Mn Petitum an, Eine weitere Petition des Gemein nützigen Vereins zu Wilsdruff, gezeichnet P. Tzschafchel und Genossen, bittet um Ausführung der Linie in normaler Spurweite, ebenso eine Eingabe der Gemeinde Kaufbach, welche noch eine Weiterführung bis direkt nach Dresden wünscht, sowie eine Trazirung von Miltitz über Lommatzsch nach Ostrau beziehentlich Oschatz. Diese letzteren zwei Petitionen, welche den Rahmen der in Aussicht genommenen Ausführung weit überschreiten, können von der Deputation nicht befürwortet werden. Auch möchte den Petenten zu bedeuten gegeben sein, daß, dafern die königliche Staats- regiernng dazu kommen würde, normalspurig und von Oschatz über Lommatzsch-Miltitz nach Dresden zu bauen, dann der Anschluß wohl an einem geeigneten Punkte der Strecke Dresden Niederwartha gesucht werden dürfte und somit der Stadt Wilsdruff und ihrer Umgebung gar keinen Nutzen von der neuen Bahn erwachsen dürfte. Schließlich sei noch dreier Petitionen gedacht, welche in ihrem Inhalt gleichlautend sich der ersten Hauptpetition von Hofmann und Genossen durchaus anschließen und 1. von A. Uhlemann und Genossen in Niedergrauschwitz, 2. von A. Jordan auf Jeßniß und 3. Barth in Wiederoda nebst zahlreichen Ge meinde- und Gutsbezirken unterzeichnet sind. Die Depu tation schlägt nach reiflicher Erwägung aller einschlagenden Verhältnisse vor, die Kammer wolle beschließen: die Peti tionen nm eine Eisenbahn Wilsdruff-Miltitz-Lenben-Gade- witz der königlichen Stautsregierung zur Erwägung, soweit sich dieselben auf Anschluß von Lommatzsch und Abzweigung über Mochau beziehen, zur Keuntniß zU überweisen; weitere Petitionen hierdurch für erledigt zu erklären. — Kronprinz Albert und der Wachtposten im Stände daus. Als Kronprinz nahm König Albert regelmäßig an den Sitzungen der 1. Kammer theil. Beim Verlassen des Stände dauses ist er eines Tages mit einem Abgeordneten in lebhaftem Gespräch auf dem Flur stehen geblieben und hat sich dabei eine Zigarre angezündet. Die zwei Wachtposten eines Dresdner Regiments sind in größter Verlegenheit, da sie Niemanden hier rauchen lassen dürfen. Endlich faßt sich der Eine ein Herz, ichultert, tritt stramm an den Kronprinz heran und meldet: Königliche Hoheit entschuldigen, aber — hier därs eigentlich nicht gcroocht wär'n !* Der Kronprinz, anfangs betroffen, bricht in ein herzliches Gelächter aus, klopft dem pflichttreuen, uner- ichrockenen Posten auf die Schulter und meint: „Ach richtig, me n Sohn, hast ganz recht, daran habe ich nicht gleich gedacht. Es ist gut, ich danke." — „Wartha brennt." Das war der Schreckensruf, durch den die im tiefen Schlummer liegenden Bewohner des kleinen Dötfchens Wartha bei Guttau, nahe der preußischen Grenze gelegen, Montag früh gegen 3 Uhr geweckt wurden. Es brannte zuerst die unbewohnte, vormals Muder'sche Gartennahrung, dann von der anderen Seite des Dorfes Hontschke« Gut. Im ganzen sind 9 Gebäude niedergebrannt, drei Wohn- und sechs Scheunengebäude. Es muß unbedingt böswillige Brandstiftung angenommen werden, da das Feuer fast zu gleicher Zeit an verschiedenen Stellen ausbrach. Auch der Urheber des vor Weihnachten stattgefundenen SchulbrandeS ist noch nicht ermittelt. Die von dem Unglück Betroffenen sind noch um so mehr zu deklagen, als sie sämmilich arm sind und nichts versichert halten. — Vor 50 Jahren erkletterte der Schornsteinfegergeselle Johann Friedrich Sebastian Abratzky aus Mahlis den König stein, indem er sich in den Spalten des Felsens Hinaufwand, und erschien plötzlich zum größten Erstaunen der Schildwachen auf der Festungsmauer. Arretirt und in Fesseln vor ein Kriegs gericht gestellt, machte er keine andere Aussage, als daß er nur aus Abenteuerdrang seine gefährliche Reise unternommen habe, und wurde am 31. März 1848 mit folgendem Zwangspasse entlassen: „Der hier am 19. ds. Ms. bis heute wegen un befugten Einsteigens in Arrest gewesene Joh. Friedrich Sebastian Abratzky wird nach beendigter Untersuchung über Dresden und Wilsdruff in seine Hümath nach Mahlis verwiesen." — Riesa, 18. März. Lebhaftes Treiben herrschte heute auf unserem Bahnhöfe. Hl" kamen über 160 Fahrzeuge zur Verladung und zum Abtransport nach Dresden mittels Sonder rügen. Der eine dieser Züge verließ den hiesigen Bahnhof Nachmittags 3 Uhr 30 Min., der andere Abends 6 Uhr 20 Min., beide unter militärischer Bedeckung. Die Transporte umfassen die alten Geschütze des hier gornisonirenden Regiments, die nach Austausch mit neuem Material an das Depot nach Dresden abgeliefert werden. — Herrndorf, 18, März. Am Donnerstag früh wurde von Zimmerleuten ein herrenloses Geschirr in den Fluren des hiesigen Gutsbesißers Rietschel vorgefunden. Die Leute brachten Pferd und Wagen im Gasthofe des Erbzerichts Hutha unter. Als Besitzer de« Geschirrs wies sich im Laufe des Tages ein Einwohner Hintergersdorfs aus. Derselbe hatte mit einem Freunde im Gasthofe zu Mohorn Einkehr gehalten. Als er weiter fahren wollte, war das Gespann verschwunden. Das Pferd war, des Wartens müde, durch Mohorn über Grund nach Herrnborf gelaufen. — In der Residenz Dresden häufen sich die Mord- und Raubanfälle. Sonntag Abend in der 10. Stunde ward auf der Wienerstraße nahe bei der Mvzartstraße ein Mädchen von einem Unbekannten ohne jede Veranlassung zweimal mit einem Messer gestochen. Das Mädchen ist von der inneren Stadt her die Wienerstraße entlang über den Wiener Platz nach der linken Seite der Wiener Straße gegangen, als sie plötzlich an« Wiener Platz hinter sich Schritte gehört hat. Sie ist deshalb schneller gegangen, aber auch die Schritte des hinter ihr kom menden Menschen haben sich sofort beschleunigt, Nachdem sie deshalb stehen geblieben ist, um den Mann vorüber zu lasten, hat er ihr ohne Weiteres von vorn die Stiche versetzt. Ge sprochen hat er dabei nicht. Die Veranlassung zur That ist noch nicht geklärt. Wahrscheinlich hat sich der Thäter in der Person des Mädchens geirrt. Er wird beschrieben als etwa 18 bis 20 Jahre alt, übermittel, mit schmächtigem, langen Gesicht, mit braunem eingedrückten Hut und weißer Hallwäsche oder Hellem Schlips. Das Mester ist ein langes, etwa 3 cm breites blankes Mester nach Art der Fleischermesser gewesen. — Ein weiterer, die Gemüther erregender Vorfall spielte sich am Sonnabend Abend in der 7. Stunde auf der Pamstraße ab. Daselbst ward eine 71 Jahre alte Darmhändlerin von zwei noch unbekannten Männern in ihrem Geschäftslokale angefallen und beraubt. Der Vorfall hat sich wie folgtabgespielt: Es ist zunächst ein etwa 35 Jahre alter mittelgroßer breitschulteriger Mann, mit kleinem, struppigem Schnurrbart, bekleidet mit braunem abgetragenem Anzuge und schwarzem, steifem Filzhut, in ihrer Wohnung, mit welcher das Geschäftslokal verbunden ist, erschienen und hat für 50 Pfg. Bratwurstdärme gekauft, mit einem Drei markstück bezahlt und aus einem im Zimmer stehenden Sekretär 2,50 M. zurückerhalten. Nach etwa einer Stunde ist er wieder gekommen, hat jedoch einen falschen schwarzen Schnurrbart ge tragen und abermals ein Quantum Därme verlangt. Während nun die Händlerin auf ein zur Bezahlung gegebenes Fünfmark stück hat herausgeben wollen, ist noch ein zweiter, etwas größerer Mann eingetreten, hat sie zu Boden geworfen und gewürgt. Der erste Unbekannte hat dann eiligst aus dem Sekretär 300 Mark in Drei- Zwei-, und Einmarkstücken, 20 Mark in Fünfzig pfennigstücken und etwa 32 Mark in Nickel- und Kupfergeld entwendet. Beide Männer haben hierauf die Flucht ergriffen. Der falsche Schnurrbart ist zurückgeblieben und liegt zur Ansicht in der hiesigen Kriminalabtheilung aus. Die Thäter scheinen dem Fleischer- oder Scbuhmachergewerbe anzugchören. — Tharand. Um die hiesige Bürgermeisterstille haben sich 34 Bewerber schriftlich gemeldet. Davon sind 7 Referendare, 3 Assessoren, 10 Bürgermeister, 3 Gemeindeoorstände und 11 aus verschiedenen Ständen. Die gewählte Kommission schlug der Stadtvertretung von den Bewerbern 3 juristisch Gebildete und 3 Verwaltungsbeamte vor. Von den 6 Vorgeschlogenen wurden 3 zur engeren Wahl heraus gehoben. Diese Woche soll nun die Wahl des zukünftigen Bürgermeisters zwischen zwei Juristen und einem Verwaltungsbeomten vorgenommen werden. — Scheu vor der Schule hat in Elberfeld ein ^jäh riger Knabe mit dem Tode gebüßt. Als er die Schule ver, säumte und wie schon oft von dem Schulboten zur Schule ge bracht werden sollte, sprang er durch ein Fenster der mütterlichen Wohnung auf die Straße. Er erlitt so schwere Verletzungen, daß er im Laufe des Tages starb. — Der erste Say Hasen ist bereits zahlreich vorhanden und gut entwickelt. Es hat allen Anschein, daß wir in der nächsten Jagd-Saison eine ergiebige Hasenjagd erhalten; auch die Rebhühner sind gut und kräftig durch den milden Winter gekommen und anscheinend wenig durch Raubzeug belästigt worden. Die Insel-Nixe. Roman von E. Heinrichs. (Nachdruck verboten.) Walter Siegfried runzelte die Stirn, obwohl er den Ein wand nicht verwerfen konnte. „Sie wissen, daß mein Vater todt ist, also der jetzige Gatte meiner Mutter einen ganz anderen Namen trägt und die Verwendung des Meinigen ihn nicht kümmert, sofern ich ihn nicht mit Schande bedecke. Was Sie hier nicht wissen, Herr Pfarrer, ist leider die traurige Thatsache, daß ich meinem Stief vater feindlich gegenüberstehc, weil er mich zum Bankgeschäft pressen will, wozu sein leiblicher Sohn sich weit besser eignet." „Nein, das weiß ich allerdings nicht," erwiderte der alte Herr, ihn bekümmert anblickend. „Und Ihre Frau Mutter? Wie stellt die sich dazu?" „Sie steht natürlich auf der Seite ihres Gatten, da ihr geliebtes Söhnchen, mein liebenswürdiger Stiefbruder, Offizier werden will. Es ist die alte Geschichte, die ewig neu bleibt, daß mit dem Stiefvater in der Regel auch die Stiefmutter kommt." „Leider, leider," seufzte der Pfarrer, „zumal, wenn noch Kinder folgen. Das erklärt mir freilich Ihren bereits viermo natlichen Aufenthalt auf unserer öden, einsamen Insel, so fern von jeglichem Genuß der großen Welt." „Ach, schwelgen Sie nur davon, mein ehrwürdiger Freund!" rief Siegfried unmuthig, „das Meer bietet mir ganz andere Genüsse, ich liebe es leidenschaftlich und wäre am liebsten See mann geworden, obwohl es mir auf die Dauer wohl nicht ge nügt haben würde. Nein, ich will Arzt werden, will studiren, und weil ich darauf bestehe, bin ich hierher verbannt worden, bis mein Trotz, wie man daheim sagt, gebrochen ist." „Deshalb also kamen Sie schon in den letzten Märztagen hierher, wo die Luft noch gar zu rauh und anstrengend für die Städter ist. Ja, nun begreife ich's, was Alle, auch mich in Erstaunen setzte. Haben Sie denn das richtige Gymnasium zum Studium der Medizin besucht? Auch Ihr Abiturium gemacht?" „Allerdings, da anfangs meinem Verlangen nichts im Wege war, mein Stiefvater es vielmehr im Interesse seines Sohnes für erwünscht halten mochte, weil das große von meinem Vater erweiterte, seit hundert Jahren bereits unter unserer Firma florrende Bankgeschäft bann ungethM in dessen Hände gelangt?,"