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DMU ft MM Maye zu No. 35. Dienstag, den 22. März 1898. Gedenktage -es Wahres 18Y8. »Zum 25jährigen Regierungsjubiläum Hönig Alberts von Sacksen. 22. März. Iwkit Kronprinz Albert wird von Kaiser Wilhelm , Wsten deutschen Kriegsorden, dem eisernen Kreuze sss'^ - Ä« Ä 23. März. . Das sächsische Telegraphcnwesen kommt in Verwaltung. —^^6- Großer Eisgang und Hochfluth auf der Elbe. , Dev Manisch-amerikanische Konflikt. »Nii q,», fich nicht leugnen, daß der schleichende Üon- »M Spanien und Nordamerika anläßlich der cu- * kW, .Dinge allmählich ein inimer ernsteres Aussehen bkW ,'ohl die gegenseitigen offiziellen Beziehungen der rekle"? dem äußeren Anscheine nach fortgesetzt kor- .^der die amerikanischen Ehauvinisten- oder da- r, die den Zeitpunkt nicht erwarten kann, da . Adanaer über die Perle der Antillen wehen ' wiedas Heft im Kongreß zu Washington und 'm Lande mxhx in die Hand bekommen, . dieser bedenklichen Strömung mutz auch die Re- der Präsidenten Kinley schwimmen. Zwar erklärte ^1, schg-, ^tt'ge Marineattache bei der spanischen Gcsaiidt- < - » über ? ^"ihlngton, Sobral, einem Berichterstatter gegen- d^ »iia'i?^ Kinley und die Mitglieder seiner Regier- „ alle ernsthaften Amerikaner keinen Krieg mit 'taid »kMsw»wEen; dann muß jedoch das Häuflein dieser Amerikaner" recht klein sein, sonst könnte das ^chen N. in der amerikanischen Presse imd die kriege- » slelia /Ä^drungen in den Bereinigten Staaten nicht ti^,, ^Men. Während der Kongreß Hals über Kopf 8 !I l»i>i o^ttordentlichen Kredit von 50 Millionen Dollars l UilG jAM der „Nationalvertheidigung- bewilligt hat, I E übkM. MWregieruug zur Bervollständigung ihrer Flotte Auslande Kriegsschiffe ankaufen und wirbt eifrig . zu Berstärkung der Flottenmanuschaft wie dasAl ' Mre^ außerdem werden die Befestigungen H Ä ^ieM", ""Wen Küste Nordamerikas schleunigst für den l °!ix „ all in Stand gesetzt und ans dem Inneren der Union z? U'gendmie entbehrlichen militärischen Besatzungen inzlM -vg," Eantischen Küste dirigirt. Anderseits bleibt auch von ,?^"'üßig; ein spanisches Torpedobootgeschwader I!"" "djx bereits nach den kubanischen Gewässern ab- anderes wird nachfolgen, und in mehreren HM '^>Akn^ find Flotillen bewaffneter Dampfer zu- " dik g, Wgen, uni beim Kriegsausbruch als Kaper auf Handelsmarine „losgelassen" zu werden, augenblicklich die Dinge zwischen Nord- ktltlv Avvo Manien, und man muß sagen, daß sie ernst dag» "v, fehlt eigentlich nur noch der Funken, der Zilken, Pulverfaß zur Explosion bringt. Und dieser ,1/ ?den Tag fallen. Die Veröffentlichung des ' Berichts, der von der llnionsregicrung eingesetzten Untersuchung der llrsachcn der Explosion, Ä 15 Hergang des amerikanischen Panzerschiffes zu Havannah herbeiführle, gilt als "livim bevorstehend. Schon jetzt aber verlautet immer s vg,, - daß der Bericht die verhänguißvolle Explosion szt < 5"^n herrührend bezeichne, ohne allerdings das ns d bkiLt Manien als mitschuldig hierbei erscheinen zu lassen, die^ eiter, daß alsdann Präsident Max Kinley eine E Entschädigung von Spanien für die zerstörte die U ihr,» beUangcn wolle, welche Forderung die Krisis v^krun dünnst bringen würde. Denn die spanische i Äidx M 'ann schon angesichts der Erregung in ihrem daran denken, eine solche das spanische i. M tief beleidigende Forderung zuzugesteheu, der offizielle spanische Bericht über den Unter- x lvch.. ."A mne" die Katastrophe einer im Schiffe selbst N d' °en Ursache also keinem äußeren Anlaß zuschreibt. ,»iovz?. Mrückweisung des signalisirten Ansinnens der Mr» oj^ung seitens Spaniens wäre jedoch der Krieg M ' Augstens könnte dann jene nicht mehr gut nach- amerikanischerseits seit Wochen eine so her- »l "id v; ir^^ung gegenüber Spanien bekundet worden ^ffknna, hätte nun das seltsame Schauspiel eines Mischen dem gewaltigen transatlantischen s H siidem Lande der Kastanien vor sich. bei diesem Kampfe der Unterliegende A Sin,-' >» .^«nte schon freilich jetzt nicht zweifelhaft Al,,' .M'a^ ist Spanien an Hilfsquellen und Hilfs- L?Nen Menschenmaterial und nicht zum Akox» w,finanzieller Beziehung so außerordentlich An An kriegerischer Zusammenstoß zwischen An fast niit Naturnothwendigkeit zum Unter- di- führen müßte, das ja außerdem schon ^'dvw-,, Revoluüonskriege auf Kuba und den Ist-,, bedenklich erschöpft ist. Indessen, einstweilen ' "och M'ner nicht zu befürchten, daß der spanisch- klell-n > unvermeidlich sei, es darf wohl als l un letzten Moment europäische Mächte ^n Vernnttelungsvorschlägen hervortreten werden, und denselben gelingt es vielleicht, den Ausbruch des droh enden mörderischen Ringens zwischen zwei angesehenen Kulturstaaten doch noch zu verhüten. Die Insel-Nixe. Roman von E. Heinrichs. (Nachdruck verboten) Der Morgen dämmerte herauf, still und gcbeimnißvoll ruhte das Meer. Droben spannte sich der durchsichtig blaue H'mmels-Aether wie eine unabsehbare Kuppel darüber hin und in der dunklen Tiefe war schweigen. Nach und nach rötheten sich Himmel und Meer von dem Wiedcrglanr des Tazesgestirns, das seine Thore öffnete, um die Schatten der Nacht zu zerstreuen. Da bbtzte es wie Edelgestein über die Wellen hm, die schauernd sich kräuselten im Erwachen zum goldenen Lichte. Schauerlich schön ist das Meer, wenn es, vom Sturm gepeitscht, sich zornig empört, aber schöner ist es in der Nähe eines sommerlichen Frühmorgens, wenn die Finsterniß flieht und der Sonnenstrahl ihm seine blitzenden Garben auf das wellige Antlitz schüttet. An dem Ufer des Meeres schritt auf einem erhöhten schmalen Pfade um diese frühe Stunde ein junger Mann von achtzehn Jahren in sehr feiner städtischer Kleidung langsam vahin. Er hatte ein offenes Buch in der Rechten, doch weilten seine Augen auf dem Meere und der Anblick, den er so oft schon genossen, wirkte immer aufs Neue wieder mit dem alten Zauber auf das junge Gemüth. Er blieb stehen und gab sich demselben traumverloren hin. Immer tiefer und flammender iärbte sich das Roth im Osten, wie in Blut getaucht schimmerte dos Meer, und nun zog sie herauf die Königin des Lichts, be grüßt von dem leisen Rauschen, da« wie eine Hymne aus der Meerestiefc drang. In der Seele des jungen Mannes aber klang es wie ein Lobgesang des Ewigen. Plötzlich schreckte er auf, ein Klageton war durch die tiefe Still- zu ihm gedrungen. Aufmerksam lauschend vernahm er eS plötzlich wieder, nein, er täuschte sich nicht, es war das Weinen eines KindeS, das seitwärts vom Ufer beraufkam. Rasch weiter schreitend, k'etterte er den schrägen Abhang hinab und zwar an einer Stelle, wo das Meer zurückgetreter. war und ein trockener Kießweg sich entlang zog. Mit einem lauten Ausruf der Ueberraschung blickte der junge Mann, als er diesen Weg erreicht hatte, auf einen zierlichen Korb, au« dem das Weinen jetzt hell und stark erklang. Der Korb war auf den Kies gezogen und mit einer starken Kette an einem Pflock be festigt, dec zu diesem Zweck an einer festen Stelle des Walles eingeschlagen worden war. Ohne Säumen entfernte er das jchleierartige Verdeck von dem wiegenförmigen Korbe und sah in seinen weißen Kissen gebettet ein reizendes Kind mit blonden Löckchen, dessen große, mit Thränen gefüllte Augen sich jetzt er staunt auf das fremde Gesicht hefteten das sich mit liebevollem Erbarmen zu ihm niederbeugte. „O, Du armer, verlassener kleiner Engel!" sagte der Mann, tief erschüttert die thränenfeuchten Wangen des Kindes streichelnd, „welche grausame Hand hat Dich vom Mutterherzen losgerissen und hier dem Zufall prelsgegeben?" Dos Weinen war verstummt, die dunklen Augen lachten ihn unter Thränen an, was ihn noch tiefer rührte und be wegte. Was aber sollte er nun damit beginnen? Diese Hrage machte ihn um so bestürzter, als er selber ein Fremdling auf dem kleinen Eiland war. das ihm seit einigen Monaten zum Aufenthaltsort biente, und das nur von Fischern bewohnt wurde. Walter Siegfried, so hieß der junge Mann, stand emen Augenblick rathlo« vor dem kleinen, hilflosen Wesen, dann schaute er über das im Sonnenglanze silbern schimmernde Meer und hinauf zum blauen Himmelsdom. Da blitzte es entschlossen in den freundlichen braunen Augen auf und er neigte sich zärt lich zu dem Kinde herab. „Gott hat D>ch in meinen Schutz gegeben, so will ich seinen Willen erfüllen und Dein Vater sein!" sprach er feierlich. Er wollte das Kind auf seine Arme nehmen und heim- iragen, als sein Blick auf einen unverschlossenen Brief fiel. Er zog einen Bogen aus dem Umschlag und las: „Wer Du auch sein mögest, der dieses verlassene Kind findet, nimm es um Gottes Barmherzigkeit willen an Dein Herz und laß es, ob Du auch an irdischen Gütern arm bist, nicht Mangel leiden an dem Einen, was noth thut, an der Liebe, diesem Sonnenschein der Kindheit. Die Kleine ist achtzehn Monate alt und auf den Namen „Eva" getauft. Füge ihm Deines Vaters Namen hinzu und laste fie noch einmal taufen. Auf ihrer Geburt haftet kein Makel, ihr Vater ist todt und ihre Mutter, die diese Handlung begehen muß, um ihres Kindes Leben zu retten, wird die Trennung nicht lange überleben. Laste meinem Kinde das Diamantkreuz als einziges Andenken ihrer unglücklichen Mutter, und gieb für die kleine beizefügte Summe der Waise eine einfache Erziehung, es ist alles, was ich geben kann. Eine Unglückliche." „Großer Gott!" sprach der junge Mann, den Brief zu- sammenfoltend und in den Umschlag schiebend, „welches schreck liche Geheimniß mag sich hinter diesen Zeilen bergen. Arme Mutter! Armes Kind! Ja, ich will Dich an mein Herz nehmen, Du sollst der gute Engel meine« Lebens werden, Gott hat mir ein feste« Z-el gezeigt, indem er mir die Sorge um ein hilfloses Wesen auf die Schulter gelegt und mir da mit einen Lebenszweck gegeben hat, der eine« ernsten Streben« werth ist." Das Kind war ganz still geworden und hatte ihn un verwandt angeblickt. Plötzlich streckte es die Händchen nach ihm aus und sagte deutlich: „Papa!" Ein seltsames Gefühl durchrieselte ihn, Freude und Rüh rung. Dann horchte er auf ralchc feste Schritte, die sich droben näherten. „Dietrich!" rief er, „bist Du es?" „Ja, wo sind Sie denn, Herr Siegfried?" tönte die Ant wort von oben zurück. „Hier unten am Strande, komm rasch zu mir, mein Junge!" Im nächsten Augenblicke stand ein zwölfjähriger derber Fischerknabe neben ihm, der mit erstaunten, weitgeöffneten Augen auf das Kind schaute. „Was ist denn das?" stotterte er endlich, „wie kommt dies feine Kind hierher?" „ES wird wohl ein Nixlein sein, wovon ich Dir erzählt habe, Dietrich!" erwiderte Walter Siegfried, die Kette von dem Korbe lösend, „ich habe es hier am Strand: gefunden und es hat mich schon Papa genannt, folglich muß ich eS behalten. Aber nun faß mal hübsch manierlich an, daß wir das Nixlein nach Hause schaffen zu Frau Anke. Was sie wohl kür Augen machen wird?" „So groß wie ein Suppennapf," meinte Dietrich, „o, mein Himmel, sind denn die Nixen so fein, Herr Siegfried?" Der junge Mann lachte und versprach ihn eine spätere Antwort. Sie trugen den Korb mit dem lachenden Kinde fein säuberlich den Strand entlang, bis sie auf einem sanft ansteigenden Pfade den oberen Weg wieder erreichten, wo ihnen ein junger Fischer mit Hellem Flachshaar, ein sehniger, kräftiger, echter Inselbewohner, entgegenkam. „Helf mir Gott, Herr Siegfried," rief der Fischer über rascht die Hände zusammenschlagend, „wo haben Sie sich diesen Fisch gefangen?" „Na ja, es ist ein Nixenkind", sprach Dietrich trium- phirend, „dast es immer nicht glauben wollen, Peter!" „Nee, da« glaub ich auch mein Lebtag nicht", lachte der Peter Thomsen, bei dem der junge Siegfried wohnte. „Bist und bleibst ein Dummbart, Junge!" Siegfried erklärte ihm mit kurzen Worten die Thatsache und versprach ihm daheim eine nähere Auseinandersetzung des wunderbaren Fundes. „Was wollen Sie denn damit anfangen, Herr?" fragte der Fischer kopfschüttelnd. „Behalten und aufziehen lösten, lieber Thomsen! —Bitte kommt mit zurück, Eure Frau wird schon Rath wissen." „Ja, Anke wird Augen machen, — na, lasten Sie man los, Herr Siegfried, den leichten Korb kann ich ja allein tragen." Das Kind schien sich vor den vielen Gesichtern zu fürchten, es verzog das Mündchen zum Weinen, da nahm Siegfried sei« Händchen in seine Hand, die beiden Fischer faßten die Wiege an, und fort ging eS dem nahen Häuschen zu, das am Anfang des kleinen Dorfes lag. Die Kleme lachte und jauchzte so laut, daß Peter Thom sens Frau vor die Thüre trat, um zu sehen, was es gäbe. Sie war eine hübsche, kräftige, fiachShaorige Frau, deren ge bräuntes Gesicht einen kummervollen Zug hatte, welcher von dem Verlust ihres einzigen Kindes, eines dreijährigen Knaben, herrührte, der im vorigen Jahre in die See gefallen und er trunken war. Der zwölfjährige Diedrich war ihres Mannes Stiefbruder, die Eltern waren gestorben, als er sieben Jahre alt war, weshalb der damals 24jährige Peter, der sich gerade verheirathet hatte, ihn zu sich nahm und brüderlich für ihn sorgte. Anke Thomsen blieb beim Anblick des Kindes wie ver zaubert stehen. „Mein Himmel," stieß sie endlich hervor, „das ist ja ein kleiner Engel. Wem gehört er denn und wie kommt ihr dazu?" „Ich habe das Kind am Strande gefunden, Frau Anke," sprach Siegfried, „es gehört von Rechtswegen mir. Wollt Ihr gegen ein gutes Kostgeld vorerst Mutterstelle daran vertreten?" „Ach, du lieber Gott, wie gern," lachte und weinte die Frau in einem Athem. „Geld mag ich ja gar nicht dafür nehmen, sondern dem lieben Gott dankbar sein, daß er mir diesen Trost geschickt hat. Nicht wahr, Peter?" „Ist mir ganz recht, Anke, wenn Du nur mal wieder vergnügt bist," erwiederte der Fischer, „und dos Kostgeld lasten Sie man sein, Herr Siegfried, ich verdiene genug, um für den Wurm auch mit zu sorgen." „Nun, darüber r-den wir später," bemerkte Walther Sieg fried etwas ungeduldig, „nur rasch mit dem Kinde unter Dach und Fach, sonst versammelt sich hier am Ende noch das ganze Dorf." ,O, die Neuigkeit wird bald genug herum sein," weinte Diedrich, den Korb mit in die Stube tragend, „hier kann man nicht einen Fisch braten, den nicht alle gleich riechen, und dies hier ist ein ganz besonderer Fisch." „Ja, dem Herrn Pfarrer wüsten wir's gleich sagen," stimmte Peter bei, „was ist es denn, ein Junge oder ein Mädchen? — Und ob's getauft ist, wissen wir auch nicht. Diedrich, Du kannst man gleich hingehen —" „Nein, das mache ich selber ab," unterbrach ihn Siegsried, „es iS ein Mädchen, die Kleine heißt Eva, doch soll fie noch einmal getauft werden und meinen Namen dazu haben, also Eva Siegfried heißen." „Wie dem ersten Menschen, dem Adam seine Frau," kies