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Zweites Blatt WchMt für Wilsdruff No. 34 Sonnabend, den LS März 18S8 88 sein ltt. waS 21. März. 1867. Kronprinz Albert wird Chef des Jäger-Ba- taillons Nr. 12. sich aus der Eigenart unseres nationalen Werdeprozesses ergeben und nur aus ihm heraus erklärlich und verständlich sind. Diese Schwierigkeiten aber in der O^ffentlichkeN besonders zu betonen, liegt durchaus kein Grund vor, um so weniger, als der etwas kompliz rte Mechanismus der deutschen Reichsversassung mit einer Präzision arbeitet, der man sein vielverzweigteö Räderwerk durchaus nicht anmerkt. Das deutsche Volk hat seinen eigenen nationalen Begriff von seinem Kaisertum und darauf kommt es in erster Linie an. Frisch, aufstrebend und begeistert folgt es dem jungkrältigen Träger der Kaiserkrone auf dessen wcit- ausgeßeckten Pfaden und so dürfen wir hoffen, daß dem deut schen Volke und seinem Kaiserthum die Zukunft gehören werde, in dem Sinne der starken monarchischen Pflichtauffassung, in der Kaiser Wilhelm I, der unvergeßliche, die Krone des neuen Reiches sich auf das ehrwürdige ruhmgekrönte Haupt setzte. ,Hm hm." .Bitte, bitte!" »Ja wenn Du lieber, süßer Heinz sagen wolltest!" „Ach Alles was Du willst süßer Heinz, nur sage ja!" „Topp cs gilt — ich sage ja — wenn Du Alles thust, ich verlange!" „Aber — Heinz!" „Keine Ausflüchte. Ja, oder nein. Für was ist was! und scharfsinnigsten Juristen der Gegenwart, der mit einer un« erschöpflichen Fülle von überraschend originellen Gedanken und bedeutsamen Anregungen eine solche Eleganz der Diktion ver bindet, baß die Hörer seiner geistlprühenden, temperamentvollen Vorlesungen und Vorträge regelmäßig zu ungetheilter Verwun derung hingerissen werden. Man fühlt eben aus der Eigenart Prof. Binding's mit unzweifelhafter Sicherheit heraus, daß man eine wahrhafte geistige Größe vor sich hat. Gegen das wahr haft Große aber giebt es nach einem treffende Worte keine andere Waffe als die der rückhaltlosen Anerkennung. Der Redner ging von historischer Grundlage aus, indem er das alte Reich als ein nicht nationales, sondern römisches und heiliges erklärte, das eine kosmopolitische römisch-katholische Politik verfolgt habe. Dieses falsch konstruirte Gebäude riß der Geistessturm der Re formation in Trümmer und aus der Reformation erwuchs die nationale Grundlage des neuen evangelischen Kaiserthums, dem Gott eine unzerstörbare Zukunft, jenem alten Reiche aber keine Auferstehung zeigen wolle. Das neue deutsche Kaiserthum ist von Bismarck begründet worden, mittelst eines Rückgriffs auf die zuerst von Pfizer aufgebrachte Idee, die deutsche Kaiserge walt aus der Gesammtheit der bei den deutschen Fürsten ver- eigten Souveränität herauszuschälen. Im Verfolg dieses Ge dankens entstand die preußischen Prästdralmacht bei dem nord deutschen Bunde. Aus der preußischen Präfidalmacht wurde dann im Jahre 1871 das deutsche Kaiserthum. Die staats rechtliche Konstruktion des neuen deutschen Kaiserthums unter liegt der juristischen Bedenklichkeit, daß es als reines Annex der preußischen Staatsgewalt erscheint, daß daher zum Beispiel auch die Frage der Regentschaft im Reiche lediglich durch preu ßisches Landesrecht entschieden wird. Auch folgt daraus, daß der Kaiser für die Kosten seiner kaiserlichen Amtsführung keine Ziviliste aus Reichsmitteln erhält, sondern hierfür ausschließlich auf die ihm als König von Preußen zufließenden Mittel an gewiesen ist. Bezüglich der juristischen Charakterisirung der kaiserlichen Würde ist davon auszugehen, daß die Souveränität im Reiche getheilt ist zwischen drei Faktoren: der Gesammtheit oer deutschen Fürsten, dem Bundesrath und dem Kaiser. Der eigentliche Souverän im Reiche, die Gesammtheit der deutschen Bundesfürsten ist ein Kollektivsouverän und als solcher hand lungsunfähig. Sein Organ ist der Bundesrath, der aber nur beschließt, nicht ausführt. Dem Bundesrath gegenüber hat nun der Kaiser eine dreifache Stellung: entweder er übt Vollmachten aus auf Grund der Reichsgesetzgebung außer aller Konkurrenz mit dem Bundesrath bez. dem Kollektiv-Souverän (z. B. bei ver aus seiner eigendsten Jniative erfolgenden Ernennung des Ruchskanzlers), oder handelt in Konkurrenz mit dem Kollektiv- Souverän (z. B. bei der Einberufung und Schließung des Bundestalhs), oder endlich ist er lediglich Exekutivbeamter des Kollektiv-Souveräns. Das ist vor allen Dingen der Fall in oer Gesetzgebung im Reiche. D-r Kaiser ist hier kein Gesetz geber. Die Sanktion der ReichSgefetze liegt vielmehr beim Bundesrath. Dem bundesrälhlichen SonktionSwillen muß sich oer Kaiser fügen, auch wenn sein eigener Wille direkt entgegeit- steht. Em kaiserliches Veto giebt es nicht, doch wird dem Kaiser ein solches nach der Meinung des Redners auf die Dauer kaum zu versagen sein. Des Weiteren handelt der Kauer selbststä big auß r Konkurrenz mit dem Kollektiv-Sou verän gegenüber den Reichslanden, wo er berechtigt, nicht ver pflichtet ist, die kaiserlichen Regierungörechte einem Statthalter zu übertragen. Endlich steht er den kolonialen Territorien ur- iprünglich als absoluter Monarch gegenüber, hat jedoch freiwillig eine reichsgesetzliche Beschränkung eine« ThelleS seiner Rechte eintreten lasten. Zum Schlüsse verbreitete sich der Redner noch über die juristische Wirkung des Kaisertitels. Diese ist gering. Sie ruht nur in dem formellen Recht, den Titel zu führen, bedeutet aber keinen materiellen Machtzuwachö. Dagegen ist der Kaisertitel von hervorragender nationalgeschichtlicherBedeutung. Mit der Loslösung des Kaiserthums in seinem persönlichen Zauber vor der dem Volke nicht verständlichen preußischen Prä- stdialmacht hatte die Nation Das gefunden, waS sie suchte, eine allgemein faßliche greifbare Form der endgiltigen Wiederver einigung aller deutschen Stämme zu einem neuen Reiche mit ausschließlich national-germanischem Charakter. Darin liegt der höhere Werth, der tiefere Sinn des Kaisertitels und Kaiseramtes, wie cs nach der Reichs Verfassung sich darstellt. Es ist nicht zu leugnen, daß der Feststellung des Begriffs des modernen deut schen Kaiserthums gewisse Schwierigkeiten entgegenstehen, die lmij^ ß- ll^ Also ' „Ja doch!" „Vor Allem also Vorschuß. — — Du weißt ja ein Student ist immer aufs Pumpen angewiesen; selbst wenn er einen reichen Vater Hot. Ich verspreche Dir auch prompte Rückzahlung. A>so gieb mir einen Kuß, Kousine!" Was nützte Sephi die Entrüstung? Sie mußte dem sencu. ). Mb Die Demaskirung. Humoreske von S. Halm. (Nachdruck verboten.) ThmM, Mn, Siebenlehn und die Umgezenden —— Prinz Carneval schwang in den Ballsälen und Tanzsalons Narrenzepter. Von der höheren Tochter bis herab zur kleinen Modistin, Alles rüstete sich zum Fastnachtdienstag. — )ps Zuweilen giebt es aber auch hartherzige Väter, die sich hartnäckig der Einsicht verschließen, daß zu den Vergnügungen, die das Töchterchen mitmachen muß, auch unumgänglich ein Kostüm- oder Maskenball gehört. So erging es auch dem Oberlehrer des städtischen Gymnasiums, Herrn Ewald Pietschke. Dem biederen Lehrkundigen kam die Zumuthung seiner Gattin und Tochter, mit ihnen auf das diesjährige Maskenfest des Verein« FidelitaS zu gehest, geradezu himmelschreiend vor. Rundh-raus sprach Herr Pietschke sein Nein und schmollend zogen sich die Frauen von dem Barbaren zurück. Die Frau Oberlehrerin spielte leider wirkungslos die gekränkte Unschuld; Fräulein Sephi, wie Josepha der österreichischen Mutter zu Ehren genannt wurde, zerfloß volle 3 Tage lang fast in Thränen. „Jesses Ewald wie Du dös Elend nur mitanschaun wagst!" grollte die Mutter; doch selbst dieser Appell an die Menschlich keit des Gatten war vergebens. — „'S druckt mir das Herz ab! Aber wart Du our »alter Brummbär, wanv's die Sephi erst oamal a oalte Nocken ist, dann sollst von mir hören, wer daran schuld ist, daß dös arme Hascherl sitzen g'blieben ist!" — Mit dieser fürchterlichen Droh ung überließ die erboste Gattin den „Tyrannen" sich selbst. — Fräulein SephiS Thränenausbrüche währten aber zur Ver wunderung der Mutter nur wie schon gesagt drei Tage. In dem hübschen Köpfchen der jungen Dame hatte nämlich ein be stimmter Plan Gestaltung gewonnen. — Als am Abend des dritten Tages Vetter Heinz im Hause des Oheims erschien, nahm ihn das allerliebste Bäßchen sofort bei Seite. „Heinz! " „Was willst Du denn schon wieder Sepperl?" Das Fräulein seufzte elegisch und that einen Madonnen« augenaukschlag. „Ach Heinz!" „I der Tausend so red doch Mädel! Bist doch sonst nicht wie auf den Mund geschlagen!" „Ich möchte Dich um etwas bitten, Heinz." Der Student zwirbelte sein Bärtchen. „Hm — hm!" „Aber Du mußt gleich ja sagen, bitte, lieber, guter Heinz!" W ImlsbluU ! sür die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, s sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Zum Sonntage Laetare. Marci 14, 37: Simon, schläfst Du? . schliefen, die drei Getreuen, die der heilige Mär- mr m dm heißesten Kampf seines Lebens mitgenommen -u schliefen, obwohl der Freund ihrer Seelen sich Tode rüstete. Sie schliefen, während Judas wachte d,e schwärzeste That vorbereitete, die auf dieser vom lute der Gerechten triefenden Erde jemals geschehen ist. Eagend, warnend tönt die Stimme Jesu an des Felsen-Apostels: Simon, schläfst Du? Wäh- T w Du doch bei Deinem Heiland wachen solltest! Während >u doch für Dich selber beten solltest! — Sie haben ge- Mfen, bis das Satanswerk zur Reife gediehen war und '7 Klirren der Waffen, der Fackelschein den Anbruch der Muren Tragödie ankündigten, deren Andenken Himmel "° Erde nicht vergessen können. k Binion, schläfst Du? Ich meine die Stimme des ^rrn wieder zu hören in dieser Passionszeit, wo in Ar- j 'Vs inimer noch und schon seit Jahren Jesus Christus s,. Men geringsten Brüdern leidet. Und es giebt „Chri- .V' die Stirn und das Herz haben, öffentlich zu s^Un, das gehe die Christenheit nichts an! Es ist 0"Wjch, und es wird nicht ungestraft bleiben. Simon, Achlafen hatte, verleugnete in selbiger Nacht seinen . "N einer Dienstmagd gegenüber dreimal. Was wird sj?, diesen „Christen" werden, wenn die Anfechtung über iMi Jck> habe nicht viel Vertrauen zu ihrer Stand- "Mit, ihrer Glaubenstreue, trotz aller ihrer hohen Worte. ^"7 -l^stchuon, schläfst Du? Mancher Christ steht schon in ^,,?miig und merkt es gar nickt. Viele in unseren Ge- ' die einst in Christus ihren Herrn und Meister Mu haben, mehr noch, ihren Erlöser und Versöhner hgJ's schlafen sicher und unbesorgt wie die Preußen bei Der Feind schläft nicht; er rüstet zum nächt- ^ii, fleberfalle. Er kennt unsere schwächste Stelle: Er Ih,z lehr genau, an welchem Punkte er einbrechen und ^"Meisen wird. Dich bei Deiner mühsam zurückge- Sinnlichkeit, Dich bei Deiner kaum gezügelten Äonsluft, Dich bei Deiner schwer verhaltenen Ehrsucht »vu^^lkeit u. s. w. Du hättest die größte Wachsamkeit 5im sEest auf das fleißigste dem Gebete Dich widmen. M dessen, schläfst und träumst Du von Woche zu Woche senkst Du, daß der Feind die Gelegenheit unbenutzt >ft,Ä^lrd? Dann kennst Du ihn schlecht. „Er sucht, < er verschlinge" — hat später Petrus, aus schreck- Erfahrung sprechend, gesagt. manches in unserem Leben möchten wir unae- ^»MEn, obMch xs uns längst vergeben ist! Ob dl>s Stunde geheilt ward, die Narbe brennt. Soll M neue, vielleicht unheilbare Wunden schlagen? ^Mflder Du schläfst, wache und bete! rechtliche Stellung * Aaisers im neuen deutschen . Reiche. im Vereinshauft zu Dresden gehaltenen Vor- Hutung beleuchtete der Lehrer des Staats- und ber Universität Leipzig, Herr Professor Dr. 2 »Die rechtliche Stellung des Kaisers "'uen deutschen Reiche." v"r Prof. Binding ist unstreitig einer der geistvollsten l V» < 20. März. , 1895. fi des Fürsten von Lippe-Detmold. Die Ent- Wdung der Streitfrage bez. der Thronfolge wird König MD Liberi übertragen. Gedenktage des Jahres 1898« Zum 25jährigen Regierungsjubiläum Nönig Alberts I«!' vsn Sachsen. u 19. März. SiA 1863. * Der Prinzessin Mathilde, Tochter des z Prinzen Georg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlaa von Martin Berner rn WasvruN. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst.