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MmM für MW 96 en Dienstag, den 8. Februar 1898. 'Beilage zu No. 17. um und sah ihn Sic hatten eine kleine, versteckte Laube erreicht; Heller warf wird ich Ihnen zu sagen stören »der unser Rest und bald Als dann der Sieg gesichert, die Trauung vollzogen war, da kannte Mays Freude und Triumph keine Grenzen mehr. Leider konnte er seiner fröhlichen Stimmung bei dem Hochzeits frühstück keinen rechten Ausdruck geben, do dieselbe von den übrigen Gästen, wie gesagt, nicht getheilt wurde. Nichts desto weniger aß und trank er mit bestem Appetit von all den schönen Dingen, die er für dies.s langersehnte Fest besorgt hatte, und! hierin folgte wenigstens Herr Aßmann seinem guten Beispiele. Auch er hatte ja zu dem großen Erfolge nicht wenig beigetragen, darum durfte er sich auch das Siegesmal gut schmecken lassen. Nachdem Aßmann sich mit seiner Frau verabschiedet hatte und Alma auf ihr Zimmer gegangen war, blieb May noch allein Doch er nahm keine Notitz davon. Sein ganzes Bestreben wor darauf gerichtet, das Mädchen so schnell wie möglich zu seiner Gattin zu machen, sie mit Ketten an sich zu fesseln, die durch keine Macht der Welt mehr zerrissen werden konnten. Darum konnte er auf ihren augenblicklichen Gemüths- oder Gesundheitszustand keine Rücksicht nehmen. Nur keine Ver zögerung in der Erfüllung seines Wunsche«! An ihrer Liebe lag ihm in jenem Augenblicke wenige. Wenn die verhängnißvollen, ewig bindenden Worte vor dem Altäre gesprochen waren, dann mußte sie mit der Vergangen- brechen, den verhaßten Nebenbuhler vergessen und mit ihm für alle Zukunft zusammenleben. Als sein Weib, als seine be ständige Begleiterin auf dem Lebenswege würde sie schon lernen, ihn so zu lieben, wie ehedem den Mann, den er jetzt von ihrer Seite verdrängt hatte. — Das waren die Gedanken, mit denen er vor den Attar trat. die Erinnerung an ihren ersten Geliebten noch in ihr lebte, Herz und Sinne ganz allein erfüllte und daß der Anblick ihres Gatten nie ihre Pulse höher schlagen lasten und ihr Herz mit Sonnenstrahlen erfüllen könnte. So lag sie in ihren Thränen zerflossen, mit dem verhaßten Brautstaate bekleidet, verzweifelt auf ihrem Bette; ihr schönes Gesicht war aschfahl, das reiche Haar fiel aufgelöst über ihre Schultern, und ihre unruhig bewegte Brust ocrrieth die Qualen ihres Herzens. Herrn May waren die Sorgen und das auffällige Be tragen seiner Frau nicht unbemerkt geblieben; schon bei seinem Eintritt in die Sakristei wurde er ihre ungewöhnliche Bläste und ihr cigenthümliches Benehmen gewahr. G.dankenvoll blickte er dem Rauche seiner Z'garre nach und grübelte über den großen Plan, der schon lange in ihm gereift Hier in der Einsamkeit ihres Zimmers quälte sie ihr armes, schon gequältes Herz nur noch mehr mit bitteren Gedanken und Selbstanschuldigungen. Warum hatte sie ihre Freiheit aufge geben? Was war ihr dieser Mann, dem sie sich mit Leib und Seele verschrieben hatte? Warum hatte ste es gethan? Liebte sie doch den toten' und treulosen Mann tausend Mal mehr als den lebenden, der jetzt ihr Gatte war? Wie ein willenloses, unselbstständiges Kind hatte sie sich zu dieser Ehe verleiten lassen, in der sie niemals etwas Anderes als einen dauernden Vorwurf gegen sich selbst und eine ewige Schande erblicken konnte. Durch diese Heirath hatte sie sich Fesseln auferlegt, die schlimmer waren als Sklaverei, und sie hatte den Mann betrogen, dem sie Liebe, Treue, Ehre und Ge horsam für das ganze Leben geschworen hatte. Diese Schreckgespenster ihrer fieberhaft erregten Phantasie füllten ihr Herz mit furchtbarster Verzweiflung. Vor ihrem geistigen Auge zogen die langen Jahre eines kummervollen, freude- und liebrlosen Lebens dahin, die nirgends durch einen Hellen Strahl von Liebe, Hoffnung und Frieden erleuchtet wurden. Zu schnell — und doch zu spät — hatte sie erkannt, daß noch immer nicht sehen. Unten aber saß der junge Ehegatte in der zufriedendsten Stimmung, die durch den reichlichen Ge nuß des perlenden Weines nur noch immer gesteigert wurde. zurück, rauchte behaglich eine gute Havanna, trank ein Glas sich jn einen Gartenfestes und May folgte etwas langsamer und Champagner nach dem anderen und dachte befriedigt über den bedächtiger seinem Beispiele. glücklich errungenen Sieg nach. Was sagen Sie da von Alma Plößberg?" fragte der ihrem gepreßlen^Herzen durch andauerndes Weinen Luft machte. Die"ganze Schwere ihres furchtbaren, nicht wieder gut zu machenden Fehlers wirkte jetzt auf sie ein. Zwischen ihr und ihren Gatten drängte sich jetzt wie ein unheimlicher Geist die Gestalt Albert Ebels. Er mahnte sie daran, daß sie ihm ewige Liebe und Treue geschworen hatte, daß sie gelobt hatte, nie einem anderen Manneffzu gehören. Und jetzt war sie dos an getraute Weib seines Todfeindes! »Womit kann ich Ihnen dienen?" fragte Heller und fügte dann schnell hinzu: »Ach, ich habe ja vergessen, Ihnen zu gratuliren. Empfangen Eie meine herzlichsten Glückwünsche zu Ihrer Vermählung. Lasten Sie uns eintreten und dort ihr Anliegen besprechen: dabei können wir dann gleich eia GlaS Dann gingen sie Beide in den Hintergarten. Eine kurze Zeit lang sprach Keiner ein Wort. Heller vcrhchlte sich nicht, daß das Damoklesschwert, das so lange drohend über seinem Haupte geschwebt hatte, jetzt herniederfallen würde. Der Betrug war endlich ans Tageslicht gekommen, das so sorgfältig gewahrte Geheimniß verrathen. Der Mann an seiner Seite wußte olles — sein Auftreten ließ keinen Zweifel darüber — und als Almas Gatte würde er nichts unterlosten, um den Ansprüchen seiner Frau Geltung zu ver schaffen. vonIWallstadt. Das Haus selbst lag etwa 50 bis 60 Schritte von der Straße entfernt inmitten eines blühenden und grünenden Gartens. Vorn waren breite Rasenflächen mit schön gepflegten Blumenbeeten, dichten Gruppen von Ziersträuchern und einzelnen hohen, alten Bäumen. Hinter dem Hause dehnte sich dann noch ein großer Obst- und Gemüsegarten aus. Seine geschäftlichen Beziehungen zu Herrn Heller hatten May schon oftmals hierher geführt. Darum kannte er denn auch Weg und Steg sehr genau und schritt durch den Vor garten dierekt zu einer Seitenthür des Hauses, wo er seinen Prinzipal zu finden hoffte. Er hatte sich nicht getäuscht. Heller saß hier in seinem Gartenzimmer bei geöffneten Thüren und erfreute sich nach vollbrachter Tagesarbeit der schönen Abendluft. Er war mit einem bequemen Schlafrock und Pantoffeln bekleidet und rauchte gemüthlich eine Zigarre. „Guten Abend, Herr Heller," sagte May, indem er in das Zimmer trat. »Ein herrlicher Abend, nicht wahr?" Trotz dieser gleichgültigen Worte hatte seine Stimme einen eigentümlichen gepreßten Klang und sein Gesicht wurde um eine Schattirung blasser. »Ab, Herr May, Sie sind es? Guten Abend", ant ¬ wiederkommen wolle. Niemand, der der Entwickelung dieser Geschichte gefolgt ist, im Zweifel darüber sein, wohin er sich begab. Herrn Hellers Haus war eine der schönsten Besitzungen „Was sagen Sie da von Alma Plößberg?" fragte der Am Nachmittage schickte er ein Dienstmädchen zu seiner I Fabrikbesitzer endlich. „Was habe ich mit ihr zu thun? Was Frau, da er sie zu sprechen wünschte; doch diese ließ sich ent- kann mich und sie gleichzeitig betreffen?" wartete Heller und erhob sich. »Ja, es ist prachtvolles Wetter. Ich wollte eben auch gerade einen kleinen Gang durch den Garten machen, um mein Abendbrot bei einer Zigarre zu verdauen. Ist Ihnen eine gefällig? Ich kann sie empfehlen, von mir selbst importirt." »Ich möchte Sie gern ein paar Minuten sprechen, Herr Heller," sagte May, als er die angeboteoe Zigarre nahm. Seine Stimme zitterte merklich, und sein ganzes Benehmen oerrieth eine auffällige Bewegung, die Herrn Heller nicht ent gehen konnte. Jetzt, da es sich um die Ausführung des lange ersonnenen Planes handelte ließ ihn seine Sicherheit doch etwas im Stich. »Es handelt sich also um wichtige Dinge?" fragte er mit ernstem Ausdruck. »Sehr wichtige Dinge", antwortete May lakonisch. „Was, oder wen betreffend?" „Sie und Alma Plößberg — meine Frau!" Heller fuhr leicht zusammen, und die Zigarre entfiel seinen zitternden Fingern. Er bückte sich, um sie aufzuhebcn, zertrat sie jedoch dabei unter seinem Pantoffel. „Kommen Sie in den Garten", sagte er dann. »Ich weiß wirklich nicht, was Eie meinen." Walter antwortete nicht sogleich. Er zündete sich möglichst umständlich seine Zigarre an, um dadurch seine eigene Aufregung zu verbergen und die Herrschaft über sich selbst wiederzuerlangen. würde. Vielleicht war ja auch der Schlag, der nun fallen mußte, nicht so schwer, wie er oftmals befürchtet hotte. »Sie wissen es ja, Herr Heller — Sie wissen es ja ebenso gut wie ich", antwortete May mit erzwungenem Lachen. „ES giebt nur eine Sache, die Sie und meine Frau gleichzeitig betrifft.« »Lassen Sie mich Ihnen zunächst sagen, Herr Heller," begann Walter mit fester und entschlossen» Stimme," daß meine Frau heute Morgen unwissentlich eine falsche Angabe machte, als sie ihren Namen mit „Alma Plößberg" unterschrieb. Wie Sie wissen, heißt sie nicht so — sondern Heller!" Er machte eine Pause, um dem Anderen Gelegenheit zur Antwcrt zu bieten; doch dieser schwieg. Heller wußte nun, daß May über alles oricntirt war, und wartete daher ruhig zu welchen Zwecken er die Kenntnisse des Geheimnisses per, werthen wollte. »Wenn Sie es wünschen, kann ich mich ja- gpch noch deutlicher ausdrücken", fuhr Walter fort. „Meine brav sst ltei^Eage Jahres 18Y8. 5jährigen Regierungsjubiläum ALnig Alberts Inzwischen war es Abend geworden, die Gaslaternen in den Straßen wurden angezündet, hier und da leuchtete ein Stern am blauen Himmelszelte auf, und Gruppen von er- holungsuchenden Spaziergängern eilten in den Park, um die schöne Abendluft zu genießen. Walter May legte nach einem Blicke auf seine Uhr den seiner Zigarre in den Aschbecher, leerte das letzte Glas sagte dem Dienstmädchen, daß er etwas ausgehen, jedoch schuldigen und bat, noch ungestört in ihrem Zimmer bleiben zu Jetzt, wo es galt, der Gefahr ins Auge zu sehen, wuchs dürfen, da sie starke Kopfschmerzen habe. Das gefangene Vögel- Hellers Muth und Selbstvertrauen. Er sagte sich, daß er chen war erst halb gezähmt — nun er war ja jetzt in der thöricht sei, wenn er irgend welche Zeichen von Schwäche zeigen glücklichen Lage, ruhig warten zu können. ' - "" " ----- - Langsam strichen die Stunden dahin, und Alma ließ sich grübelte über den großen Plan, der schon lang- in ihm gereift „Drücken Sie sich deutlicher aus. Ich weiß nicht, wo war und jetzt zur Ausführung kommen sollte. Dieser Tag sie hinaus wollen", rief Heller. „Was haben Sie mir zu sagen ? mußte ein doppelter Triumph für ihn werden. Was wollen Sic von mir?" auf das Wohl der jungen Frau trinken!" „Ich danke," antwortete May. „Was habe, geschieht besser hier, wo uns Niemand Gespräch belauschen kann." Der Fabrikbesitzer wandte sich betroffen mit erstaunten und prüfenden Blicken an. -oly^ungstechiM anzuerkennenden Einigungsämtern, so e gleichzeitig zm Folge haben, das Arbeitgeber und ehmer durch sie veranlaßt werden, vor dem Forum nparteiischen Schiedsgerichts ihre Forderungen klar l, ki. — Es wird verhindert werden, daß infolge un- Zter Arbeitseinstellungen großes Unheil auf beiden "^erzeugt und genährt wird, denn der Sinke ist ein Unglücksfall für die Industriellen, sondern t noch in viel höherem Blaße für dessen Arbeiter- Hierfür sprechen die aufgewendeten Summen für stuterstützungen, und die Berechnung des Lohuver- unsO''er Arbeitnehmer eine zu berede, durch nichts zu sende Sprache! Auch ist ja offenkundig, daß ein fTheil der Arbeiter nur gezwungen sich an der wg betheiligt und keinesfalls mit ihren Führern anden sind, die ohne zwingende Veranlassung sie 'e Familie wochenlang Entbehrungen aussetzen, der läufig genug auch noch völlige Stellenlosigkeit folgt, esem Gesichtspunkte aus ist die „Jndustria" seitens ündungskomitees auch als eine Institution zur Ver- estw^von Strikes im Interesse der Arbeitgeber sowoh Arbeitnehmer aufgefaßt worden. Voin rein ver- ^^gstechuischem Standpunkte aus ist der Erweis zu —^eu, daß sie die Versicherung gegen Arbeitsein- W^ieu und deren Folgen überhaupt in sich schließt, sch unterscheidet sie sich sogar wesentlich zu ihrem ilc von allen anderen Versicherungen gegen elementare eu; hierin liegt ihr ethisches Moment, hierin soll Apolitische Wirkung sich äußern. Ist man darüber )aß eine Arbeitseinstellung als der normale Zustand Z AZ nnpfes Wischen zwei nach der Lage der Sache ver- chMi'kn Parteien ein Unglück für beide und eine herHllung der Gesammtheit ist, so folgt daraus mit , HD- eudigkeit, daß die „Jndustria" nicht ein Appell an zethEMWtt Kapital zur rücksichtslosen Niederwerfung chwachcren Gegners genannt werden darf. Man , „ i uelmehr anerkennen müssen, daß diese Gesellschaft esdei'^ den Grundsätzen der Vernunft folgt, die auch gr die wirthschaftlich Schwächeren maßgebend sein cn. Die „Jndustria" will den sozialen Frieden durch Mittel erreichen, durch welche wir uns seit einem WMjahrhundert des politischen Friedens erfreuen, nämlich ^egenrüstung gegen die unberechtigten Bestrebungen mEbeitnebmer. um, wenn ein anderer nicht zu erzielen, wenigstens den bewaffneten Frieden herbeizuführen. von Sachsen. 11 8. Februar. —Uebersuhrung der irdischen Hülle der verewigten l Familiengruft in der katholischen ' 7 e König Albert begleitet den Sarg. 08 9. ?Eluß des zweitägigen Wohlthätigkeitsbazars . de- von der Königin Carola begründeten ^/hemi. Reinertrag 65 000 Mark, Versicherung gegen durch Arbeitseinstellung entstandene ... -Verluste. ie durch Arbeitseinstellungen (Strikes) entstehenden e Md sowohl für die Arbeitgeber, wie auch für die ehmer meistens so groß, daß im Allgemeinen jeder ? wff dem Gebiete des Strikes eindämmend und schützend zu wirken, gern gesehen werden muß. 'gs^er Firma „Industrielle" ist nun jüngst eine Ver- Aktiengesellschaft gegen Verluste bei Arbeits- ^Mündet worden, über welche von be- kfall'' n-^eite der Sozialen Praxis folgendes geschrieben tw" Veröffentlichungen der „Jndustria" er- ' iß Ne berufen sein soll, ein starkes Bollwerk gegen Ansprüche der Arbeiter und der unklugen ssvniM der Arbeiterführer zu bilden, daß sie in erste —.strebt sein soll, Arbeitseinstellungen zu verhindern > dieses nicht erreichbar, die Wirkung derselben ab sowie deren Ausdehnung zu begrenzen. Da Mr ^"tMdigung aus der Kasse der Versicherungs- ein Einlgungsverfahreu vorausgehen muß, sei MM. Gewerbegericht oder anderen staatlich und Mim Mngstechnisck aumerkonnondon Kiniaunasämtern. so e Wego der Vorsehung. rzlickO Roman von Are! Albrecht. ieio'" (Nachdruck verboten) (Fortsetzung.) bas Hochzeitsfrühstück war nicht gerade eine sehr feierliche Dam ^<>Uung. Die Braut war noch weit davon entfernt, sich il eb c> völlig wohl zu fühlen; Frau Aßmann war sehr ernst und laute sam, da ihr nun doch schwerwiegende Bedenken darüber be dei ttn, ob sie recht gehandelt habe, Alma zu dieser Parthic Pen. ES wollte ihr am Ende doch so scheinen, als wenn Mck des geliebten Kindes nur ein sehr zweifelhaftes wäre. nctt-Slcich nach dem ziemlich langweilig und eintönig oer- Frühstück empfahlen sich denn auch Herr und Frau während Alma, Ermüdung und Unwohlsein vorschützend, ihr Zimmer begab, wo sie sich einschloß und ungestört