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WenM für Wilsdruff WlM DD, Siebenlehn und dir Umgrgenden. Imtsblull für die Ugl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 68. SommbeNd, VeW 12. Juni 1897. Bekanntmachung, das Baden in der Elbe betr. Die Königliche Amtshauptmannschaft als Elbstromamt findet sich veranlaßt, wiederholt in Erinnerung zn bringen, daß durch Bekanntmachung vom 15. Mai 1888 bei Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder entsprechender Haftstrafe verboten worden ist, in der freien Elbe an nicht besonders abgesteckten Badeplätzen sowie ohne Badehosen zu baden. Die Ortspolizeibehörden der an der Elbe gelegenen Ortschaften haben nicht nur die Aufrechterhaltung dieses Verbotes streng zu überwachen bez. durch die von ihnen mit der bezüglichen Aufsichtsführung zu beauftragende Person überwachen zu lassen, sondern auch an dem ihrer Aufsicht unterstehenden betreffenden freien Elbbadeplatze obiges Verbot mittels Tafelanschlages (Plakat) noch besonders bekannt zu machen. Meißen, am 5. Juni 1897. Königliche Amtshauptmannschaft als Elbstromamt. 122 6. von Schroeter. Es wird beabsichtigt, den in der Nähe der früheren Chausfeegelder-Einnahme bei Birkenhain von der Keffelsdors-Nofsener Straße abzweigenden, durch die Fluren Birkenhain und Wilsdruff führenden und in Niedergrumbach an der Flurgrenze in den dasigen Dorfweg einmündenden sogenannten Butterweg, welcher unter No. 76 des Flurbuches für Birkenhain und unter No. 931 des Flurbuches für wiisdrnff eingetragen ist, als öffentlichen Fahrweg einzuziehen und nur als Wirthschafts- weg und als öffentlichen Fußweg beizubehalten. Gemäß § 14 Abs. 3 des Wegebaugesetzes vom 12. Januar 1870 wird dieses Vorhaben mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß etwaige Widersprüche dagegen binnen 3 Wochen schriftlich hier anzubringen sind. Meißen, am 31. Mai 1897. Königliche Amtshauptmannschaft. 2482 -V von Schroeter. Vertrauensmänner freie Bahn zu schaffen. ordnungen, die von deutscher Seite gefordert werde. Es sei aber nicht anzunehmen, daß dieser Forderung Genüge ge schehen werden. Der Standpunkt der Krone sei, daß die Sprachenverordnungen nicht zurückgezogen werden können. Da gegen soll eine Revision der Sprachenverordnungen als Grund lage der Verhandlungen vorgeschlagen werden. Zu diesem Zwecke werden demnächst die Statthalter von Böhmen und Mähren nach Wien berufen werden. Bei den Tschechen zeige sich für diese Aktion wenig Geneigtheit und Entgegenkommen; m den Kreisen der Regierung hoffe man jedoch, durch Ent schädigungen an die Tschechen, nämlich solche, mit denen die Deutschen einverstanden wären, eine nachgiebigere Stimmung ;u erzielen. In Oesterreich scheinen die gegenwärtigen inneren politischen Kämpfe noch keineswegs ihren Höhepunkt erreicht zu haben. In Brünn fand Pfingsten ein deutscher Parteitag für Mähren statt, auf welchem die schärfste Sprache gegen die Regierung geführt wurde. Außerdem wurde auf dem Parteitage ein soli darisches Vorgehen der deutschen Volkspartei beschlossen. Nach einer Mittheilung des »Fremdenblattes" erhielt das Herrenhaus- Präsidium die amtliche Verständigung, daß der Kaiser die vom Herrenhause beschlossene Adresse mit vollster Befriedigung ent gegengenommen habe. In Wien streiken seit Pfingsten die Pferde bahnangestellten; zu größeren Ruhestörungen hat der Streik bis jetzt noch nicht geführt. Auf ungarischem Boden ist es gerade in den Pfingsttagen zu verschiedenen blutigen Ruhestörungen gekommen, die sich in der Debracziner Gegend ereigneten und sich als eine Folge tumultuöser Versammlungen sozialistischer Feldarbciter darstellten. Auch in Galizien fand eine ernste Ruhe störung statt, in der Ortschaft Schodnica entspann sich ein förm licher Kampf zwischen Juden und Arbeitern, wobei schließlich einige Wohnhäuser der Juden zerstört wurden. Dort wie hier gab es Tobte und Verwundete. Aussig, 8. Juni. Am Pfingstsonntag ist über die be kannte Sommerfrische Salesel und andere Orte des Mittelge birge und Elbethales ein ungemein heftiges Unwetter hereinge brochen. Gegen 3 Uhr Nachmittags begannen die Gewitter zu wüthen, denen alsbald ein Wolkenbruch folgte, der nahezu eine halbe Stunde anhielt. Die Hagelkörner sielen massenhaft und schließlich waren die Eisstücke so groß wie Walnüsse und Tauben eier. Das Schloßenwetter hielt ununterbrochen nahezu eine volle Stunde an und wurde für die Kulturen, Bäume, Felderrc. überaus verhängnißvoll. Das Unwetter hat die Ernte vollständig vernichtet. Die Eisstücke haben eine große Zahl Ziegel auf den Dächern zerschlagen, in keinem Orte des nordböhmischen Ge bietes blieb ein Dach unversehrt. Im Orte Qualen, der von diesem Orte am meisten betroffen wurde, lagen die Eisstücke nach Schluß des Unwetters bis zu einer Höhe von mehr als 2 Meter. Der Wolkenbruch richtete namentlich in der Sommer frische Salesel eine thatsächlich kaum zu schildernde Verheerung an. Die Wasser ergossen sich in ungeheueren Massen vom Plateau des Gebirges über die Berge, durch die Schluchten, wahre Wildbäche bildend, in das Elbethal. Das Wasser riß alles, was es fand, mit sich fort, die stärksten und kräftigsten Bäume wurden entwurzelt, Strauchwerk mit den Wurzeln aus dem Boden gerissen, Mauern eingerissen, Steine in ungewöhn sicher Größe in di? Tiefe geschwemmt, Dir Wassermassen bahnt " um die Hindernisse zu beseitigen, welche die parlamentarische Maschine in ihrer Thätigkeit zu hemmen im stände seien. Hierbei sei in erster Linie an die Anbahnung einer Verständigung zwischen Deutschen und Tschen in Böhmen gedacht. Diese Verständigung hätte mit Rücksicht darauf, daß im Herbste, Ende September oder Anfang Oktober, der Reichsratb wieder zusammentreten soll, zunächst für die Verhandlung der Aus gleichsvorlagen freie Bahn zu schaffen. beider Parteien sollen im Vereine mit der Regierung eine Zum Trinitatisfeste. Offenb. Joh. 1, 4, 5: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die da sind vor seinem Stuhl, und von ^esu Christo, welcher ist der Erstgeborene von den Todten. Mit diesem Worte, in dem Majestät und Huld sich paaren, grüßt der Seher der Offenbarung die kleinasiatischm Christengemeinden. Auch die Offenbarung ist Gottes Wort, das ewig bleiben soll: so ist der Gruß des Johannes ein Gruß au die Christengemeinden auch unserer Tage. Er grüßt sie von dem himmlischen HErrn und Haupte der Gemeinden, er segnet sie mit Gnade und Friede. Wenn ein Menschenherz, das uns teuer ist, uns grüßen läßt, so freuen wir uns hoch. Wie ein Leuchten gehts durch unsere Seele. Wie aber, wenn der Grüßende nun der liebe Gott selber ist, „der da ist und der da war und der da kommt", und wenn der Grüßende der Heiland ist, unser allerbester Freund, und mit ihm die Schar der Heiligen droben, die vor dem Throne der Herrlichkeit ihr Hallelnjah darbringen? Muß es dann nicht wie Sonnen glanz in unsere Seele fallen und wie Harfenklang uns durchs Gemüte ziehen? In die Hast unseres Lebens, in den Lärm unserer Arbeit hinein tönt Glockenklang aus der Welt des seligen Friedens, aus der Ruhe, die vor handen dem Volke Gottes und für uns alle, sofern wir Jesu Jünger sind, zukünftig ist. Welch' eine Freude! wie köstlich, solchen Tönen zu lauscheu! Gottes Grüße, wie sie an uns ergehen unter dem Gebete, dem Abendmahls gange, der Versenkung in die Schrift, unter einer geistes mächtigen Predigt, im Verkehr mit lieben Menschen, auch in der Natur, unter Meeresrauschen und Waldesflüstern — sie segnen uns immerdar. Sie segnen uns mit Gnade. Wir vernehmen mit Wonne, daß alle Schuld des Lebens, vergangene wie zukünftige um Jesu willen uns verziehen ist, daß alle Anklagen, die wir selbst wie andere gegen uns Vorbringen können, von vornherein abgelehnt werden. Am Throne erhebt kein Ankläger, nur ein Vertheidiger Seine Stimme, und Ihm wird unbedingt Erhörung ge schenkt. Und Gottes Grüße segnen mit Frieden. Ein Begnadigter kennt keine Furcht vor dem Könige, der ihn begnadigt hat. Ein Kind, dem vergeben ist, fürchtet den Zorn des Vaters nicht mehr. Tiefe selige Ruhe breitet sich über unser Gemüt: ist Gott für mich, was können mir Menschen thun? Was die größten Geisterder Mensch heit vergeblich ersehnten — „süßer Friede, komm, ach komm in meine Brust" — Das empfängt der schlichteste Christ alle Tage von seinem königlichen HErrn als freies Geschenk. Auch wir werden, wie der große Dichter, „des Treibens müde." Aber wir verzagen nicht, denn Gott stärktunssurneuesTreiben und giebt unsschon hier einen Vor- Lchmack der wundervollen Sabbathstille, die unsererwartet. M Vorwärts denn, von Gottes Grüßen umtönt, Vonden Wen der kirchlichen Feste ins Alltagsleben hinein! W «Was mir mein König saget, W Das thu ich ohne Scheu, Grundlage für die Verständigung schaffen. Natürlich sei eine her wichtigsten Fragen die Zurückziehung der Sprachenver Frag nicht, ob's dem behaget Und diesem passend sei; Ich wandre ruhig meine Bahn, Des heil'gen Königs Unterthan!" Tagesgeschichte. Die Hochfluth der P reß b e trachtun'gen über den Tausch-Prozeß und seinen Ausgang verläuft sich nur all- mälich, noch immer stößt man in den Tagesorganen der ver schiedensten politischen Richtungen auf mehr oder weniger ein gehende Erörterungen dieser nun wieder abgeschloffenen Prozeß affaire. Viel Neues läßt sich indessen diesem nun schon seit dem Vorabend des Pfingstfestes so lebhaft besprochenen Thema nicht mehr abpressen, und so werden nun wohl die mancherlei Tausch-Artikel doch endlich zu ihrem Abschluß gelangen, was jedenfalls das Beste wäre. Abzuwarten bleibt jedoch, ob und inwieweit die Ergebnisse des Prozesses Tausch-Lützow die von ollen Seiten verlangte gründliche Reform der Politischen Polizei nach sich ziehen werden. Allerdings wird versichert, der Kaiser selbst hab- in Hinblick auf den Tausch-Prozeß seinem entschiedenen Wunsche nach durchgreifender Umgestaltung der genannten In stitution Ausdruck verliehen, aber es walten in dieser Frage so eigen- thümliche Schwierigkeiten vor, das sie sich vielleicht selbst trotz der allerhöchsten Willensäußerung nicht gleich mit einem Schlage beseitigen lassen dürften. Auch die Angelegenheit des dem Staatssekretär des Aus wärtigen Freiherrn v. Marschall gewährten dreimonatigen Ur laubs wird in einem Theile der Tagespresse noch immer breit getreten, da man auf gewissen Seiten diesen langen Urlaub mit aller Gewalt auffällig finden will und ihn mit dem angeblichen .Abfall" des Staatssekretärs v. Marschall in Sachen des Tausch- Prozesses in Verbindung zu bringen sucht. Einstweilen wird man sich an der Thatsache genügen lassen müssen, daß Herr v. Marschall wirklich recht leidend ist, er ist von einer heftigen Affektion der Leber und der Nieren befallen worden, und ein solches komplicirtes Leiden kann natürlich nicht im Handumdrehen wieder beseitigt werden. Wenn sein Urlaub abgelaufen sein wird, nachher wird es sich ja zeigen, ob die privilegirten Minister- krisenschnüffler mit ihrer Behauptung, die lange Erholungsreise des Staatsekretärs v. Marschall bedeute lediglich die Einleitung zu seinem endgiltigen Rücktritte, Recht gehabt haben. Zur inneren Lage in Oesterreich erfährt das „N. W. Tagebl.", der Kaiser habe sich in den jüngsten Tagen zu Politikern, welcher der deutsch-freisinnigen Partei ongehörcn, dahin geäußert, daß seinen Absichten gemäß die Regierung! in den Sommerferien alles werde aufwenden müssen,