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herrntalent erprobt, seine Erfahrung geschärft und seinen Charakter gestählt. So wohl vorbereitet wurde er ein sicherer, treuer Führer der Sachsen und preußischen Garden rm französischen Feldzuge, und so wurde der König Albert gewürdigt und geschätzt als der ersten Feldherrn einer, ganz besonders vom verewigten Kaiser Wilhelm I. So steht der nun sein 69. Lebensjahr vollendende König Albert als der Stolz Sachsens, als Vertrauen für die Gegenwart und Zuversicht für die Zukunft für das Land und das Reich da, und wir erheben unsere Lippen mit dem Wunsche: Gott erhalte uns König Albert! — — Herr KommerzienrathEschebach in Dresden ließ Sonnabend bei Gelegenheit des Lohnauszahlens aus An laß des verflossenen guten Geschäftsjahres an seine Arbeiter die respektable Summe von 20000 M. auszahlen. — Auf der königl. Bergakademie in Freiberg studirte bis vor Kurzem auch ein krüppelhafter junger Mann aus Südamerika. Aus Gram darüber, daß er bei seinem krüppel haften Zustande seinem zukünftigen Berufe als Bergbeamter nicht werde vorstehen können, vergiftete sich derselbe. Auf telegraphische Anfrage bei seiner Schwester in Südamerika ordnete diese die Ueberführung der Leiche, die einzusegnen sich die dortige Geistlichkeit weigerte, dahin an. Der Leichnam wurde nun von einein bekannten Dresdner Arzte für den Preis von 750 Mark einbalsamirt, worauf die für den Preis von 1000 Mark den Transport bis Bremen ausführende Beerdigungsgesellschaft die Leiche des unglücklichen jungen Mannes bis dahin brachte. — Zittau. Zu dem Morde in Ostritz wird jetzt noch von einem grauenhaften Funde berichtet, der den letzten Zweifel an den kannibalischen Absichten des Mörders zer stört. Am Donnerstag Vormittag entdeckte man auf der Bahnstrecke bei Rusdorf, die der Mörder ein Stück entlang gegangen, zwischen den Schienen eine ganze Anzahl Haut stücke, an welchen theilweise noch Fleisch hing. Diese Stücke, von denen das größte etwa die Größe eines Daumens hatte, zeigten zum Theil auch deutlich die Spuren der Zähne. Die größeren Theile konnten der Leiche noch zugefügt werden. Hiernach steht zweifellos fest, daß der Mörder nach der That unter Mitnahme der schaurigen Last ruhelos umher- gewandert ist, um die Mordstelle einen weiten Bogen be schrieben hat und schließlich gegen Abend in der Nähe von Klosterfreiheit, wo er sich in erster Linie Streichhölzer er bettelte, im Freien oder in einer Höhle genächtet hat. Charakteristisch für die Gedankenthätigkeit des Mörders war eine Episode, die sich bei seiner Ueberführung nach Bautzen aus dem Bahnhofe in Ostritz abspielte. Die Frau des dortigen Bahnhofsrestaurateurs Grasser richtete an den Mörder die Frage, weshalb er das unschuldige Kind in so grausamer Weise hingeschlachtet habe, woraus nur das eine Wort als Antwort erfolgte: „Hunger!" Auch im Ge- fängniß zeigt der Verbrecher keine Spur von Erregung, als er photographirt wurde, benahm er sich völlig theil- nahmlos. Er soll sich übrigens, wie die „Oberlausitzer Rundschau" noch erfährt, schon am Sonntag außer in Rus- dorf auch in Königshain und in Blumberg bettelnd umher getrieben haben. Am Montag früh kurz nach 7 Uhr, also kurz vor der Mordthat, soll er bereits zwei den Poetenweg (derselbe führt von Nusdorf aus dicht an der Mordstelle vorbei) passirende Schulmädchen verfolgt haben, die sich jedoch durch schleunige Flucht retteten. Bald darauf ist ihm dann die kleine Emma Schmidt zum Opfer gefallen. — Nossen. Nachdem schon Anfang dieses Jahres von dem Stadtverordnetenkollegium beschlossen worden war, ein Elektrizitätswerk für Rechnung der Stadt zu er richten, wurde am 15. d. M. in gemeinschaftlicher Sitzung des Rathes und der Stadtverordneten die Ausführung dieses Werkes der Firma Ang. Hopfer u. Eisenstuck in Leipzig übertragen. Das Werk soll für eine Leistung von 2 zu je 65 Kilowattmaschinen sowie zwei Dampfmaschinen, jede von bis 100 Pferdestärken, eingerichtet werden, wovon vorläufig erst ein Maschinensatz zur Aufstellung gelangt, desgleichen eine Accumulatorenbätterie für je 800 Lampen, die gleich zeitig als Reserve dienen soll. Die Anlage muß bis 1. Oktober dieses Jahres betriebsfertig sein, wozu sich auch die ausführende Gesellschaft verpflichtet, und soll mit dem Bau sofort begonnen werden. Das Projekt ist von Dr. Oskar Mai in Frankfurt a. M., welcher bei einer Anzahl sächsischer Städte bereits als Sachverständiger fungirt, und ist der selbe von der Stadt für die Bauleitung gewonnen. — Cos s ebaude. „Weitze Ostern" in zweierlei Bedeutung zeigten die vergangenen Feiertage in den westlichen Höhenorten um Cossebaude. Einestheils leuchteten im schönstem Weiß die dortigen Kirschenplantagen fast ohne Ausnahme, anderntheils jedoch überzogen zeitweise stürmische Schneeschaucr die Felder und Wiesen mit leichter weißer Schneedecke, welche allerdings den warmen Strahlen der Frühlingssonnc nicht minutenlang Stand hielt. Die.Besitzer der Hkhcnausftugsortc wurden immer hin durch diese Ungunst der Witterung bedeutend geschädigt. — Bon Mittwoch ist die ganze Kirschgegend von Gorbitz-Nauß litz bis hinab die Höhenzügc um Obcrwartha-Weistrvpp in ein endloses Blüthenmeer verwandelt. — Die neuesten Durchgangswagen 3. Klasse auf den sächsischen Staatsbahnen zeigen wieder mancherlei Verbesserungen und bieten das Möglichste an Bequemlichkeit für die Reisenden. An der Wand zwischen den Sitzen sind Tische angebracht, die sich durch einen einfachen Handgriff aufklappen oder wieder beseitigen lassen. Auch ein Brett mit erhöhtem Rand, auf dem Flaschen und Gläser einen sicheren Platz finden, ist vorhanden. — Das Kapitel der Leiden und Freuden des Hausbesitzers ist in Re ichenba ch durch einen weiteren .Fall" bereichert worden. Eine die Treppen passirende Frauensperson strauchelte, kam zum Sturz und verletzte sich nicht schwer, erstattete aber trotzdem Anzeige, so daß der Hauswirth nunmehr vor einer Bestrafung steht, «eil der Treppe die Leitstangen, an welcher sich die be treffende Frau möglicherweise hätte anhalten können, gefehlt haben. — Zwickau. Im Nachbarort Niedcrhaßlau spitzt sich das schon seit Jahresfrist bestehende unerquickliche Berhältniß des zumeist aus Sozialdemokraten bestehenden Gemeinderaths zur Regierung immer mehr zu. Bekanntlich hat der Gemeinde- rath wiederholt Sozialdemokraten zu Gemeinderäthen und Gemeindeältesten gewählt, welche nicht bestätigt wurden, weshalb auch bereits seit einem Vierteljahr einamtshauptmannschaftlicher Beamter das Amt des GemeindeyorstandrS verwaltet und wodurch der Gemeinde schon über 800 Mark Unkosten entstanden ind. Trotzdem beharrt der Gemeinderath aus seinem oppositionellen Standpunkte und hat jetzt auch das Gehalt des Standesbeamten beanstandet, sowie die Beanstandung des Etats überhaupt in Erwägung gezogen. Die Auflösung des Gemeinderaths dürfte deshalb zu erwarten stehen. Die Rache -er Nihilistin. Original-Roman von A. Rochefort. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Und Eie thaten alles, was in Ihrer Macht steht, ihr die Trübsal zu erleichtern?" lächelte Helene. „Ja, und ich bedauere cs unternommen zu haben." .Eie bedauern es?" »Ja. Ich wußte nicht, daß sie mich so bitter verachtete, und ihr Temperament so aufbrausend. Hätte sich einer unserer nordischen Eisberge plötzlich in einen feuerspeienden Vulkan verwandelt, so wäre mein Erstaunen kaum größer gewesen. Sie überschüttete mich auch im Tadel und befahl mir, sie zu ver lassen und mich nie wieder in ihre Nähe zu wagen." „Und so gingen Eie?" lachte Helene. „Was blieb mir übrig?" „Nichts. Aber sagen Eie mir, wollen Sie jetzt dem Fürsten Galitzin das Feld räumen?" lachte sie von neuem, ihre kleine, weiße Hand auf seinen Arm legend, und sah ihm mit unbeschreiblichem Hohn ins Gesicht. „Eher würde ich ihn tödten," zischte Puschkin. „Sie wollen also fortfahren, mir zu gehorchen?" „Ja!" rief er verzweifelt. „Dann müssen Sic ihren Freund Braski oder Neumann aus Moskau aufsuchen uud ibm sagen, daß es nothwendig ist, oaS Gerücht zu verbreiten, Fürst Galizin sei in Ungnade ge fallen, er stehe mit den Nihilisten in Verbindung und benutze seine hohe Stellung, die Regierung zu untergraben." „Kann das bewiesen werden?" „Eie dürfen mich nicht mit Fragen quälen, noch versuchen, meine Pläne zu durchschauen. Gehorchen Sie mir in Zukunft nur unverbrüchlich, wie Sie es bisher gethan, und ich verspreche Jhncn, daß die schöne Elisabeth Ihre Frau wird." „Befehlen Sie über mich!" rief er, von seinem Sitz in die Höhe springend, voll Begeisterung Helene fuhr nachdenklich mit der Hand über die Stirn, zog dann ein Papier aus ihrer Tasche und begann eS um und um zu wenden. „Puschkin!" „Gnädiges Fräulein?" .Sie sagen mir, daß Sie den Kammerdiener des Kanzlers Gortschakow kennen." „Sehr gut." .Sie stehen auf vertrautem Fuße mit ihm?" „Wir sind wie Brüder." „Und Sie glauben, er sei im Herzen Nihilist?" „Ich bin dessen gewiß." „Wenn es ihm möglich wäre, diesen Brief in unverfänglicher Art innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden auf dem Schreibtisch seines Gebieters niederzulegen, würde Jhncn und mir ein großer Vortheil sicher sein." Sie überreichte ihm da« versiegelte, an den Kanzler adresstrte Papier, das die Bezeichnung: „Privatim und vertraulich" trug. „Ich werde mich dieses Auftrages sofort entledigen." „Ganz sicher? Gut. Sprechen Sie morgen wieder bei mir vor." Sie erhob sich, Puschkin folgte ihrem Beispiel und ver abschiedete sich. Für eincn Mann, der so erfolgreich gewesen, war Michael Puschkin nicht froh genug gestimmt. Der Empfang, der ihm von Elisabeth von Rulow zu Theil geworden, hatte ihn sehr niedergedrückt und war ihm in hohem Grade unbefriedigend gewesen, dazu kam die Ueberzeugung, daß sowohl er, wie sein Freund Braski nur Werkzeuge in der Hand Helenes waren. „Sie will Braski beseitigt haben, wenn er alles gethan hat, was sic von ihm verlangt. Unnütze Werkzeuge, meint sie, könnten leicht gefährliche Waffen werden. Wer weiß, wie bald sie auch in mir so ein überflüssiges Werkzeug erblickt," murmelte Puschkin, „und dann — ich möchte lieber den leibhaftigen Teufel, als Helene von Radowsky gegen mich haben. Aber sie ist eine Sterbliche, übertrifft sie mich auch in Schlauheit und List, so hat sie mich doch gewarnt, und ich werde die Augen offen halten." Das Gefühl der Furcht ließ sich dennoch nicht aus Puschkin'« Seele verbannen. „Es ist kalt," rief er vor einer Branntwcinschänke stehen bleibend, .und ich habe den ganzen Tag schwer gearbeitet, jetzt bedarf ich einer Stärkung." Er trat ein, setzte stch an einen Tisch in einen dunklen Winkel und verlangte einen Schnaps. Das Getränk wurde gebracht und geleert, Puschkin zündete stch eine Cigarre an und suchte sich zu dem Glauben zu über reden, sein Unbehagen sei ein rein körperlicher gewesen, von dem der Branntwein ihn vollständig befreit habe. Erleichtert richtete er stch auf, als wie ein unerwarteter Glücksfall der Kammer diener des Fürsten Gortschakow erschien. Puschkin begrüßte ihn, winkte ihn zu stch heran und lud ihn ein, stch an seinen Tisch zu setzen. DeS Dieners Vorliebe für eine besonders theure Sorte ungarischen Branntweins kennend, bestellte er eine halbe Flasche und Cigarren, und trinkend und rauchend fühlten stch die Freunde behaglicher als der greife Kanzler in seinem prächtigen Palast. Der Kammerdiener hatte das stolze Bewußtsein, daß ein Widerstrahl von der Größe seine« erlauchten Gebieters auch ihn erhellte, und fein Benehnen zeigte deshalb etwas Würdevolles. Von den Angelegenheiten seines Herrn sprach er, als ob er an denselben hervorragend betheiligt sei, und die Lasten des Staates seine jugendlichen Schultern nicht weniger schwer bedrückten als die des Ministers und seine« kaiserlichen Gebieters. Michael Puschkin ging bereitwillig auf die Eigenheiten seine« Gastes ein und schmeichelte ihm in der liebenswürdigsten Weise, seiner hohen Bedeutung für Staat und Gesellschaft die gebührende Anerkennung zollend. Das Ergcbniß dieses Zusammentreffens war, daß Puschkin'« Wunsch Erhörung fand und der Kammerdiener eö übernahm, den ihm übergebenen Brief am nächsten Morgen auf den Schreibtisch seines Herrn niederzulegen. In bester Laune verließen die Freunde das Haus, und Ruryk, der Leibdiener des Fürsten Galitzin, der von beiden unbemerkt, ganz in ihrer Nähe gesessen hatte, folgte ihnen auf die Straße. 15. Kapitel. General Galitzin erfährt, was geschehen ist. Das Gerücht liebt es, seine Trompete mit einem großen Namen zu füllen und ihn in alle Lande hinauszuschmettern, besonders dann, wenn der Name eines Helden mit dem einer angemessenen Heldin, die ihm in Liebe ergeben ist, in Verbindung gebracht werden kann. Nach dem großen Empfangsabend bei dem Fürsten Gortschakow sprach ganz Petersburg, von den Branntweinschänken an, in welchem die Diener der obliegenden Häuser verkehrten, bis zu den vornehmsten Salons, von dem schönen, tapferen General Galitzin und seiner bevorstehenden Verlobung mit der reizenden Gräfin Alexandrine Rakow. Eine passendere Partie konnte cS nicht geben, das wurde allgemein zugestanden. Auf der eincn Seite waren Ruhm, Vermögen, Familie und eine glänzende Zukunft, auf der anderen Seite Jugend, Schönheit, hohe gesellschaftliche Stellung und der Glanz des Namens Gortschakow. Wo General Galitzin erschien, wünschte man ihm Glück zu dieser Wahl. Da weder eine Verlobung mit Alexandrine stattgefunden hatte, noch möglich war, widersprach er dem Gerücht in seiner feinen, vornehmen Wesse. Aber die Leute hielten diese Versicherung nur für eine sehr verzeihliche Ausweichung. In den Augen des Publikums war die Sache nun einmal abgemacht. Von allen denen, welchen das Gerücht zu Ohren kam, war Graf Kiselew derjenige, der es am entschiedensten leugnete. Er offenbarte dabei ein so lcbhoftcs Gefühl und eine so große Reizboikeit, daß seine Kameraden nicht aufhörten, ihn zu necken, während die minder zarten ihm geradezu sagten, daß der schöne General ihn bei seiner Angebeteten aus dem Sattel gehoben habe. Graf Kiselew empfand alle diese Vorgänge auf das bitterste. Er fühlte sich gekränkt und von der glühendsten Eifersucht ver zehrt, denn er liebte des Kanzlers Nichte so tief, wie seine seichte und boshafte Natur es gestattete. Sein Haß wendete sich voll und ganz dem Manne zu, den alle Welt bewunderte, und er machte es fortan zu seinem eifrigsten Studium, eine verwundbare Stelle bei seinem Nebenbuhler herauszufinden, um ihn bei günstiger, Erfolg versprechender Gelegenheit anzugreifen. General Galitzin war nach einer Unterredung mit dem Fürsten Gortschakow, in welcher cr die Wideraufnahme des Verfahrens gegen den General Rulow dringend befürwortet hatte, soeben in sein Arbeitszimmer zurückgekehrt. Er hatte allen Grund zu glauben, seine Bitte werde Gewährung finden, und er wünschte sich Glück zu der entzückenden Ueberraschung, die er der Gräfin zu bereiten so bald in der Lage sein würde, als sein Kammerdiener Poul ihm den Grafen Kiselew meldete. „Lossen Sie den Herrn Grafen sogleich vor", befahl Galitzin. Er erhob sich aus seinem Sessel, dem Gast entgegeuzugehen. „Es ist keine persönliche Angelegenheit, die den Grafen zu mir führt," murmelte er. „Er war in jüngster Zeit sehr kalt gegen mich." Der Graf trat in sehr steifer, ablehnender Haltung ein. Fürst Galitzin war im Begriff, ihm mit soldatischer Herzlichkeit die Hand zu reichen, als der Graf sich hüstelnd in der Weise eines Bühnenhclden verneigte. „Ich habe Durchlaucht zu melden," sagte cr mit frostiger Höflichkeit, „daß Seine Majestät der Kaiser Sie für morgen um die Mittagsstunde zu sich in da« Berathungszimmer dcS Winterpalastes befiehlt, mit Hichstdemselben und dem Fürsten Gortschakow über Dinge von Wichtigkeit zu derathen." „Den Befehlen meines kaiserlichen Herrn zu gehorchen, ist mir allezeit das höchste Vergnügen," erwiderte Galitzin. Wie ein Soldat machte Graf Kiselew Kehrt, um stch zu entfernen, als der Fürst ihm mit freundlichem Drängen zurückhielt. „Ist es nothwendig, daß Sie mich in solcher Eile verlassen, Herr Graf?" fragte er. „Nicht nothwendig, aber mir angenehm," entgegnete der Graf mit derselben ablehnenden Kälte. „Unter diesen Umständen darf ich keinen Einspruch wagen, obwohl ich vorhatte, Sie zu bitten, mein schlichtes Mahl mit mir zu theilen. Wir würden allein sein, und ich hätte Ihnen mancherlei mitzutheilen." „Ich bedauere sehr, die Ehre dieser Einladung für heute ablehncn zu müssen. Bei einer anderen Gelegenheit wird es mein höchster Stolz sein, der Gast unseres Helden vom Balkan sem zu dürfen," erklärte der Graf, seinen Echleppdegen in die linke Hand nehmend, mit derselben steifen Verbeugung, mit der er eingetrctcn war. Wieder allein, ließ der Fürst sich in seinen Sessel fallen und stimmte ein lautes Gelächter an. „Auf Ehre, Ksselew ist eifersüchtig! Das ist klar, wie die Sonne!" rief er. „Armer, närrischer Gesell! Stehe cch ihm auch nicht im Wege, so wird die schöne Alexandrine ihn doch niemals erhören. Er ist kein vollendeter Höfling, sonst verstände er es besser, seine Gefühle zu verbergen." Noch immer lachend, setzte er stch an den Schreibtisch, einen angefangencn Brief zu beendigen, als die hohe Gestalt Ruryks im Thürrahmcn erschien. In Ruryks Augen blitzte e« eigenthümlich und seine Wangen glühten. „Was giebt's, Ruryk?" fragte der Fürst. „Ich habe mich in das Lager des Feindes eingcschlichen, Durchlaucht, etwa« von seinen Geheimnissen zu erspähen, und ich habe jetzt sehr wichtiges zu berichten," antwortete Ruryk, mit militärischem Gruß drei Schritte näher tretcnd. Der Fürst war daran gewöhnt, seinen Diener über all tägliche Vorkommnisse des Leben« in militärischen Bildern zu hören, aber er mar im höchsten Grade überrascht, als Ruryk ihm in aller Kürze mittheilte, was er von dem Gespräch zwischen Puschkin, den cr nicht konnte, und dem Kammerdiener Gort- schakow's, mit dem er bekannt war, erlauscht hatte. „Eie redeten in abscheulicher Wesse von Ihnen, Durch laucht, und nannten Eie einen Nihilisten," rief Ruryk. Galitzin lachte und befahl Ruryk fortzufahren. „Und der Fremde erzählte dem Kammerdiener, d»ß dir