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Zweites Blatt. MihmM für Ms-ruff ThmM. Mn, Sltbknlkhn und die Umgegkudtu Imtsblstt Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. -- Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst Weihnachten! Zum Weikuachtsfeste! Hildesheim, Lübeck, Hamburg, in Pommern und Dänemark. Bugenhagen am eine sorgfältige Häusl che Erziehung. Wo er seine Schulbil ¬ meisten seine herrschaftliche Allgewalt und offenbart sich sein Hier naht Weihnachten, vollster Reiz, seine berrlichste Schöne. Zunächst hatte Bugenhagen die Nöthe des Schmalkaldischen aber auch das Fest der Geburt des Herrn und Heilands allent- balben auf Erdenrund, wo Christi Bekenner wohnen, begangen werden mag — am innigsten wird es doch in den Gauen vor Allem in deutschen das erhebende Fest am unseres germanischen Nordens und Landen gefeiert. Denn hier entfaltet Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar DienS-' tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels, s Mk. 30 j)f., durch die j)ost bezogen f Mk.55j)f. Einzelne Nummern sO j)f. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags s2 Uhr angenommen. Insertionspreis s 0 Pf. pro dreige spaltene Eorpuszeile. Nun wiederum ist aufgegangen von Bethlehem der hehre Stern: Ihn schaut in seinem Wunderglanze die Christenheit in Nah und Fern Weithin wohl über alle Lande wirft heut er Hellen Gnadenschein, Es dringen seine goldnen Strahlen in jedes Herz verklärend ein. O sei gegrüßt, du Stern der Liebe, die nimmer hört zu spenden auf, O sei gegrüßt, du Stern der Freude, die rein im Herzen steigt herauf, Gepriesen sei, du Stern des Friedens, der seinen lichten Bogen spannt. Zu Christi frohem Jubelfeste von Meer zu Meer, von Land zu Land! ! das auserwählte Werkzeug der Reformation gewesen, durch ; welches dieselbe in geordnete Formen gekommen in Braunschweig, zwar, daß daselbst in nächster Zeit so manche ernste und ge wichtige Fragen und Probleme ihrer Lösung harren, zugleich jedoch zeigt sich die Hoffnung, daß schließlich überall ein er sprießlicher Ausweg gefunden werden wird und in dieser Er wartung wollen wir unser politisches Weihnachten begehen. Von Neuem strahlt der Herr von Bethlehem der glaubens frohen Christenheit in seinem ewig hehren Glanze, wiederum grüßt uns das beseeligendste Fest des ganzen Jahres — Weih nachten! Mit welch freudigen und weihevollen Empfindungen O Weihnachtsfest, so duftumflossen, du schöner Lenz zur Winterszeit, Du Fest der Liebe und der Gnade, du Fest der frohen Kindlichkeit — O laß in deinen Strahlen sonnen fich Reich wie Arm und Jung wie Alt, Und in Palästen wie in Hütten herrsch' deines Zaubers Allgewalt! Wie duftet durch des Hauses Räume des Christbaums holdes Tannengrün, Er zaubert uns zu Wmterzeiten den Frühling in die Stube hin; Wie leuchtet er im Lichterschmucke in die geweihte Nacht hinaus! Es ist, als schwebt auf seinem Schimmer ein Engel still von Haus zu Haus. Und leise steigt in uns'rer Seele empor der Kindheit sel'ger Traum, Der sich in tausend bunten Fäden knüpft an den hehren Weihnachtsbaum — Und unter den geschmückten Zweigen ersteht aufs Neu das Märchenbild, Das einst mit seinem Zauberglanze das Kinderherz so tief erfüllt. Als Sohn des Rathsherrn Gerhard Bugenhagen ist Joh. , 24. Juni 1485 in Wollin geboren; er erhielt und Städten zu Nutz und Frommen." Auch auf Einrichtung öffentlicher Schulen für die Mädchen drang Bugenhagen. So sagt er in der „Braunschweigischen Schulordnung": „Jung- frauen-Schulen sollen gehalten und gebaut werden an Oertern der ganzen Stadt wohlgelegen, darum, daß die Jungfrauen nicht ferne von ihren Eltern gehen sollen." Der Tod Luther's traf Bugenhagen sehr hart. „Was oder wie soll ich reden," sagt er in einer Lcichenpredigt, „so ich vor Weinen nicht wohl kann ein Wort machen?" Die Zeit, da der Heerführer im Streit, der „Vater Luther", wie ihn Bugenhagen so gern nennt, die Zeit, da Dr. Luther voranging, war für Bugenhagen die „goldene" Zeit gewesen, jetzt begann die „eiserne". jenes mächtige Zeugniß abzulegen, daß Freund und Feind - staunten. Während Luthers Abwesenheit von Wittenberg wurde Dr. Pommer, wie Bugenhagen vielfach nach seiner He'math genannt wurde, von Melanchthon in die Arbeit der Refor mation eingeführt. Zwar war er nur, um zu lernen nach ! Wittenberg gekommen, aber bald wurde er einer der gesuchtesten Lehrer der Universität. Er fing an, mit seinen pommerschen Landsleuten auf seiner Stube die Psalmen zu lesen. Die Zahl der Theilnehmer wurde bald so groß, daß für sie alle umflosien vom Zauber der Poesie und Sage, und freundlich umrankt von gar mancherlei sinnigen Bräuchen und Sitten, welche in ihrer Urgestalt schon der Weibnachlöseier unserer altheidnisch-germanischen Vorvordern, dem Julfest, eigen waren. Aus dem Jul- oder Miltwinterfest der alten Germanen ist dann unser christlich deulsches Weihnachten herausgewachsen und darum sind mit demselben so verschiedene Züge verwoben, die schon so einen charakteristischen poesievvllen Reiz verleihen. Aber der lichterstrahlende geschmückte Tannenbaum, der vor Jahrtausenden zur Feier der Wiedergeburt der Sonne er glänzte, er ist uns Christen längst ein weit herrlicheres und schöneres Symbol geworden, er hat sich zum leuchtenden Wahr zeichen der göttlichen Milde und Gnade, der christlichen Liebe und Versöhnung, der allgemeinen Freude und des Friedens gestaltet. Und wenn unsere Kleinen den glänzenden Baum in unschulds vollem Jubel umtanzen und sich der Gaben freuen, die unter seinen Zweigen von liebenden Händen ausgebreitet worden sind, so soll der Weihnachtöbaum in seinem Strahlenschimmer uns Erwachsene an die eigentliche Bedeutung des wundervollen Festes gemahnen, wie sie sich so gewaltig in der verheißungs vollen Engelbotschaft in der ersten geweihten Nacht auf Erden ausgesprochen hat. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!" Wohlan, diese verheißungsvollen Worte, sie sollen zum Weihnachtsfeste allüberall auf Erden, wo man Christi Namen nennt, ertönen, und nicht nur Haus und Familie erfüllen, sondern auch draußen im Völker- und Slaatengetriebc wiederklingen, mahnend und versöhnend. Glücklicher Weise können die Völker Europas auch diesmal das Weihnachtsfest inmitten der Segnungen eines fest- gewählten Friedens begehen, und wenn von Ferne Waffenlärm e> braust, wie in den Gefilden des östlichen Asiens, so vermag er doch auf die Völkcrkarmonie Europas nicht im mindesten verlangte, wenn schwere Geistesnöt'he ihn verzagt machten; ferner , „ . „ , war Bugenhagen ein hervorragender Lehrer der Universität war es insbesondere, der den pommerschen" Rektor vermochte, s Krieges mit durchzumachen, und zwar die schwere Zeit der Wittenberg, ein gesegneter Prediger an der Stadtkirche daselbst seine Psalmenerklärungen öffentlich zu halten. Später erschienen Belagerung von Wittenberg. Wieder drang man in ihn, wie und Generalsuperintendent von Kursachsen. Bugenhagen ist dieselben im Druck mit einer Vorrede von Luther. zur Pestzeit, Wittenberg den Rücken zu kehren, aber er blieb; für die Kgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. düng genossen, kann nicht angegeben werden; die Universität bezog er 1502, und zwar in Greifswald. Dort lag er mit großem Wissensdurst den Studien ob; mit ernstem Fleiße ließ er sich einführen in die lateinischen Schriftsteller, auch Griechisch trieb er. Welchen Erfolg seine sprachlichen Studien gehabt, geht daraus hervor, daß Melanchthon ihn mit dem Ehrennamen „Grammaticus" auszeichkiete. > Zwanzig Jahre alt, wurde Bugenhagen als Rektor nach ! Treptow an der Rega berufen. Unter seiner Leitung gewann die Schule einen solchen Ruf, daß ihr Schülex von fern her zugeführt wurden. Auch noch ein anderer Wirkungskreis tbat sich ihm auf. Der Abt des in der Nähe gelegenen Klosters Beibuck, der seine Mönche nicht in Genußsucht und GeisteS- trägheit versumpfen lassen wollte, hatte eine Schule in seinem Kloster eingerichtet, und da er die wissenschaftliche Bedeutung Bugenhagens erkannt, übertrug er demselben den Unterricht in der Klosterschule. Noch durch eine dritte ehrenvolle Berufung wurde Bugenhagen ausgezeichnet; er erhielt von dem Herzoge BoguslaS X. den Auftrag, eine Geschichte Pommerns zu be arbeiten, zu welchem Zwecke er bevollmächtigt wurde, aus allen Städten, Klöstern und Schlössern des Landes die bezüglichen Uikunden zu sammeln. Zwar seufzte er über die Anstrengung, die es ihm kostete, „die" Labyrinthe und unzählig Anderes zu entwirren," aber er ließ nicht ab von der mühsamen Arbeit und seine „Pommerania", wie er die von ihm verfaßte Ge schichte Pommerns nannte, fand allgemeinste Anerkennung. „Wie gern," sagt Bugenhagen später im Rückblick auf die Zeit, die er in Treptow verlebt, „wie gern wollte ich damals ein Christ sein, aber es war noch eine Zeit des Jrrthums." Einzelne Jrrthümer der Kirche hatte er wohl als solche erkannt, ! wie z. B. die Heiligenverehrung, auch forschte er fleißig in der ! Bibel, die er von Kindheit auf lieb hatte, aber er blieb im i Jrrthum. Erst 1520 ging ihm das rechte Licht auf. Die ! Veranlassung dazu war Luthers Schrift „von der babylonischen ! Gefangenschaft der Kirche", in welcher Roms Lehre von den i 7 Sakramenten angegriffen wird. Bugenhagen verließ nunmehr seinen gesegneten Wirkungs kreis in Treptow, ging nach Wittenberg und trat so in den E Mittelpunkt der Geistesarbeit, die von dreier kuriächsischen Stadt in der Wohnung Bugenhagens nicht Raum genug war. Melanchthon gehörte auch öfters zu den Zuhörern, und der! Als Karlstadt in Wittenberg in die Bilderstürmerei gerieth, war es neben Melanchthon insbesondere Bugenhagen, der diesem Unwesen zu steuern suchte, mit Festigkeit und doch mit Mäßigung suchte er den Frieden und die Eintracht der Gemeinde zu be hüten und zu fördern; und als Luther nach Wittenberg zurück- kehrte, schlang sich bald ein Band inniger Freundschaft und Gemeinschaft um beide Männer, das bis an den Tod des Reformators nicht gelockert worden. Beide Männer hielten aus auf ihrem Posten, wenn sie auch dem Tode täglich in's Angesicht schauen mußten, so bei der furchtbaren Pest, von der Wittenberg heimgesucht wurde. Die Universität war geschloffen, die Lehrer derselben verließen die Stadt, nur Luther und Bugenhagen wichen nicht. Bugenhagen gehörte auch zu dem Kreise von Männern, die Luther um sich sammelte bei Revision der Bibelübersetzung. Mit dem hingehendsten Eifer betheiligte sich derselbe bei diesem großen Werke, und als es vollendet war, feierte er jährlich mit seinen Freunden und seiner Familie „das Fest der Bibelüber setzung". Bugenhagen richtete an all' den Orten, wohin er kam, sein Augenmerk auf die Einrichtung von Schulen. Er ließ sich in seinem Vorhaben nicht aufhalten, „daß etliche, wie er schreibt, schreien und sprechen würden: Neue Ordnung! Neue Ord nung!" Zuerst kam es ihm darauf an, überhaupt Schulen einzurichten; denn als der reformatorische Geist anfing, aus den alten Formen herauszutreten, „ließ man allenthalben in Deutschland, wie Luther schrieb, die Schulen zergehen, es wollte Niemand mehr lassen die Kinder lernen". „Vor allen Dingen ist nöthig," so schreibt Bugenhagen in der braunschweigischen Kirchenordnung, „daß man gute Schulen aufrichte und dazu gelehrte Magisters und andere gelehrte Gesellen verschaffe, mit ehrlicher Besoldung, Gott dem Allmächtigen zu Ehren, der Jugend zum Besten und zu Nutz der ganzen Stadt, darin die arme, unwissende Jugend möge christlich aufgezogen werden, daraus mit der Zeit möchten werden gute Prediger, gute Juristen und gute Schulmeister; ferner gute, gehorsame, fteund- liche, gelehrte, sriedsame, nicht wilde, sondern fröhliche Bürger, die auch fortan ihre Kinder zum Besten mögen halten, und so fortan KindeSkind." In der „Hamburger Schulordnung" dringt Bugenhagen insbesondere darauf, „daß alle besonderen Privat- und Winkel schulen, darin man viele Jahre gehet und doch wenig lernet, abgethan werden, auf daß man desto bequemer eine gute Schule ! anrichte und mit gelehrten Schulgesellen versorge, Gott zu ! Ehren, der Jugend und der löblichen Stadt und anderen Landen beeinträchtigend znrückzuwnken Wenn wir aber den Blick zu- j„g. P h kam zeitig genug in Wittenberg an, daß letzt dem theuere.i deutschen Vaterlande zulenken, so seben nurm,t Luther noch einige Unterredungen haben konnte, ehe der selbe nach Worms abreiste, um dort vor Kaiser und Reich Lutherbiloer. Johannes Vngenhagen. Bugenhagen war ein "treuer und vertrauter Freund Luthers, nach dessen Zuspruch der Reformator No. 114. Sonnabend, den 22. Dezember 1894.