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WMü für Mckch Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Nlk. 30 Pf., durch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern f O Pf. Wmdt, DD, Meckhn md die UmWrndeil. Imtsölstt Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags s2 Uhr angenommen. )nsertionspreis s O pf. pro dreige- spaltens Eorpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Druck uuL Verlag von Marlin Berger in Zinna ü A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich sür dn Redaküou H. A. Berger daselbst No. 114. Sonnabend, den 22. Dezember 1894. Generalversammlung des Krankenkassenverbandes in; Amtsgerichtsbezirke Wilsdruff. Zu der am Freitag, den 28. Dezember dieses Jahres, Nachmittags 3 UhrM im Saale des Hotels zun« »veitzen Zldler hier abgebalien werdenden Generalversammlung des Krankenkassenverbandes im Amtsgerichtsbezirke Wilsdruff werden die Herren Ausschuß- Mitglieder ergebenst eingeladen. Tagesordnung: 1 ., Mittheilung über den Stand der Verbandskassen, 2 ., Dergleichen über die Erledigung der Erinnerungen gegen die 1893er Rechnungen und Richtigsprechung derselben, 3 ., Allgemeine Verbandsangelegenheiten. Wilsdruff, am 20. Dezember 1894. Der Borstand des Krankeukassenverbandes im Amtsgerichtsbezirke Wilsdruff. * Dicker, Brgmstr., Vorsitzender. sie vor dem Aergsten behütet. Noch sind 263 Arbeiter hat das, Einlagen von mindestens 50 Mark. Mit der Ge- der gezahlten Gelder wollte er an der Börse speku- einen betreffenden Gewinnantheil an seine Kunden Es ist ihm gelungen, ungefähr 140 Personen mit von insgesammt 25,000 Mark zu erhalten. Mit langte er sammtheit luen und abführen. Emlagen cö wird dies vielmehr erst mit dem Beginne deS am 8. Januar anhebenden nachweihnachtlichen SessionSabscbnittes geschehen. Trotzdem dauern in einem Theile der Tagespresse die Betracht ungen über die muthmaßlichen parlamentarischen Aussichten der Vorlage fort, wobei speziell die Frage der Stellungnahme des Centrums zu dem Gesetzentwurf wider die Unisturzbestrebungen erörtert wirb. Aus einem Artikel des in Münstererseteinenden CentrumsblatteS „Der Westfale", der sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt, ist nun mehrfach der Schluß gezogen worden, daß das Centrum der „Umsturz-Vorlage" im Allgemeinen wohl wollend gegenüberstehe. Speziell hatte man hierbei auf die Mittheilung des genannten Blattes Bezug genommen, wonach die preußischen Bischöfe gelegentlich ihrer letzten Conferenr in Tagesgeschichte. Berlin, 20. Dezember. Der König und Prinz Georg von Sachsen sind um 1'^ Uhr Nachmittags eingetroffen; sie wurden vom Kaiser am Bahnhof erwartet und begaben sich in das hiesige Schloß zur Frühstückstafel. Nachmittag 5 Uhr begaben sich der Kaiser, der König von Sachsen, Prinz Georg und der Herzog von Sachsen-Altenburg zur Jagd nach Wuster hausen. — Der BundeSrath überwies in seiner heutigen Sitzung die Vorlage betreffend die anderweite Ordnung der Finanzen des Reiches, sowie die Vorlage betreffend den Entwurf eines Tabaksteuergesetzes den zuständigen Ausschüssen und beschloß, bem Reichstagsbeschlusse betreffend die Beilegung eines Ent wurfes eines Heimstältengesetzes zur Zeit keine Folge zu geben. Der Reichstag ist in seine Weihnachts-Ferien gegangen, wird. Bisher hat den Sozialdemokraten kein größerer Saal zur Verfügung gestanden. Das scheint jetzt anders zu werden. In der Koppenstraße ist ein großer Saal, der angeblich fünf tausend Personen fassen soll, erbaut und den Sozialdemokraten eingeräumt worden. Helfen wird ihnen das auch nicht viel. Verschwunden ist seit dem 14. d. M. aus Berlin der „Bankier" August Alexander unter Hinterlassung zahlreicher „Leidtragenden". Alexander, der englischer Unterthan ist, war im September d. I. aus London nach Berlin gekommen und bat in der Kaiser Wilhelmstraße 4 ein Geschäft eingerichtet und in der Weise betrieben, oaß er durch Zeitungsinserate Kunden suchte. In den von ihm versandten Prospekten ver- verzeihlicher würde es daher sein, wenn Mitglieder andererParteien sich künftig noch weiterer Versäumnisse ihrer Mandatspflichten schuldig machen würden. Nur wenn die Glieder der staatser hallenden Gruppen ihre Pflicht vollkommen erfüllen, wird es ihnen möglich sein, dem sozialdemokratischen Terrorismus zu begegnen. Aber auch die Regierung wird aus den Vorgängen dieses zwölftägigen Sessionsabschnittes eine heilsame Lehre ziehen können. Angesichts der Thronrede und der sogenannten Umsturzvorlage mit ihrer Begründung, in welcher wohl von dem Anarchismus, aber nicht von der Sozialdemokratie die Rede ist, hatte man die Empfindung, daß die eigentlich ins Ge wicht fallende sozialrevolutionäre Partei noch immer allzusehr mit Sammeihandschuhen angefaßt würde. Diese Empfindung wurde freilich beseitigt durch den Versuch eines strafrechtlichen Vorgehens gegen den Abgeordneten Liebknecht wegen der staats feindlichen Demonstration am 6. Dezember, und insofern hat dieses Vorgehen immerkin sein Gutes gehabt. Dadurch, daß die Sache im Plenum des Reichstags mittels der mit großer Mehrheit angenommenen nationalliberalen Resolution in die Bahn der Verstärkung der Disziplinargewalt des Reichstags ge leitet wurde, ist eine Wendung eingetreten, welche zum ersten Male durch das Zusammengehen der alten Kartellparteien mit dem Centrum eine Majorität in die Erscheinung treten ließ, die man vielleicht, ohne sich eines unberechtigten OprimismuS schuldig zu machen, als vorbildlich für die weitere Bekämpfung der Umsturzbcstrebungen betrachten darf. Es ist ein entschiedener Gewinn dieses kurzen parlamentarischen Beisammenseins, daß in den genannten Parteien ziemlich allgemein die Nothwendig keit einer zeitweilichen Beiseitestellung der alten Streitpunkte zur Anerkennung gelangt ist, um das, was ihnen allen gemeinsam ist, gegen die Revolution sicherzustellen. Wie die Verhältnisse moralische Erfolg der Regierung zu betrachten sei. Der „Hann. Korr." bezeichnet dies als thatsächlich nicht richtig. Es haben zwischen dem Präsidenten v. Levetzow und den Partei führern Verhandlungen über eine Verschärfung der Geschäfts ordnung stattgesunden, ehe irgend etwas von der Absicht des Staatsanwaltes, gegen Liebknecht vorzugehen, bekannt war. Der Versuch einer behördlichen Einmischung konnte schließlich nur dazu beitragen, eine Einigung in dem angeregten Sinne zu erschweren. Auch in dieser Beziehung war das Vorgehen ein taktischer Fehler. Wenn die Sozialdemokraten die erste sich bietende Gelegen Fulda eine Eingabe an den damaligen Reichskanzler Grasen Caprivi betreffs einer schärferen Bekämpfung der Umsturzbe- strebungen haben gelangen lassen. Eines der führenden Or gane der CenlrumSpresse, die „Köln. Volköztg." macht indessen zu letzterem Punkte die einschränkende Bemerkung, daß in der erwähnten Eingabe von der jetzigen „Umsturz-Vorlage" natür lich keine Rede sei. Jm Ucbrigen läßt die „K. V." durchblicken, raß das Centrum die Vorlage einer sachlichen und gründlichen Prüfung zu unterziehen gedenkt und jedenfalls dem vorliegen den Regierungsentwurfe nicht allenthalben zustimmen wird. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt zu der die „Umsturz- Vorlage begründenden Reichstagsrede des Staatssekretärs Nieder- ding, dieselbe habe den bündigen Beweis erbracht, daß der Hintergrund der Aktion der verbündeten Regierungen gegen die mit dem Staatswohl unverträglichen verbrecherischen Aus schreitungen ein sehr ernster sei! Wohin das offiziöse Blatt mit dieser offenbaren Drohung zielt, dürfte ziemlich klar sein, eS wird dem Reichstage die Möglichkeit einer Reichslagsauf- lösung angedeutet, falls er den Plänen der verbündeten Re gierungen zur Bekämpfung der Umsturzbestrebungen nicht zu stimmen sollte. Nun, vorläufig gilt auch hier das Sprichwort, daß nichts so heiß gegessen wird, als es gekocht wird, die Re gierung wird schon mit sich reden lassen, wenn der Reichstag 'n den Einzelheiten des Gesetzes gegen den „Umsturz" Schwierig keiten machen sollte. Denn cS ist nichts weniger als sicher, daß diesem Gelde Hal er an der Londoner Börse in amerikanischen Eisenbahnaktien spekulirt und zwar im Anfänge angeblich mit günstigem Erfolge. Seine Kunden haben nämlich in den Monaten Oktober und November bei einer Einlage von 100 M. 9—10 Mark Gewinnantheil ausgezahlt erhalten. Nachdem er nun am 14. d. M. einen Kassenbestand in Höhe von 2300 an sich genommen und sein Guthaben bei der Darmstädter Bank im Beilage von 14,000 Mark abgehoben hatte, ist er unsichtbar geworden. Entlassung der verhaftet gewesener Oberfeuerwerkerschüler. Dem „Generalanz." wird aus Magdeburg gemeldet, daß gestern 120 Mann von den verhafteten Oberfeuerwerkerschülcrn zu ihren Regimentern entlassen worden sind; heute sollen weitere 15 Mann entlassen werden. Die über die Feuerwerker ver- hängten Strafen dürften bei den betreffenden Regimentern ver- mit über 300 Kindern zu unterstützen." So das Flugblatt, wie gewöhnlich, in vielen Tausenden Exemplaren verbreitet Alles auf die eine Karte einer Parlamentsauflösung zu setzen.! Berlin. Der „Bierkrieg" wird mit frischen Kräften Es ist vielfach die Meinung verbreitet, daß der Entschluß, i fortgesetzt. Wie der „Tägl. Rundschau" berichtet wird, haben de Disziplinarbefugnisse des Reichstagspräsidenten die sogenannten Ring-Brauereienbeschlossen, zur weiteren Unter zu stäiken, erst eine Folge des staateauwalllichen Antrages auf Stützung den kleineren, weniger kapitalkräftigen Brauereien einen Strafverfolgung des Abgeordneten Liebknecht gewesen, die An-§ Kredit'bis zu einer Million Mark zu eröffnen. Die zum nähme des nationalliberalen Antrages also lediglich als ein Verein gehörigen Brauereien leisten für diesen Betrag gemein ¬ sam Bürgschaft, während eine Beschlußfassung über die Höhe der den einzelnen Brauereien zu gewährenden Kreditsumme Vor behalten bleibt. Zu diesem Zweck ist mit der Dresdner Bank ein Vertrag auf die Dauer von drei Jahren vereinbart worden. — Natürlich machen auch die Sozialdemokraten erneute An strengungen, den sehr erlahmenden Eifer der Genossen wieder anzufachen. So lassen sie jetzt Flugblätter vertheilen, in denen es heißt: „Arbeiter! Genossen! Das Weihnachtsfest, das Fest der Liebe, des Friedens, wie es von unserer lHourgeoiste heuch lerisch genannt wird, steht vor der Thür. Für Euch, als auch für die Opfer des 16. Mai giebt cs keinen Frieden. Der Brauerring will den Krieg . . . Arbeiter! Parteigenossen! Bis jetzt ist die Absicht des Brauerringes nicht in Erfüllung gegangen! Die Opfer jenes Willküraktes vom 16. Mai find nicht im Elend untergegangen. Die Solidarität der Arbeiter heil wabrnahmen, um die Verhandlung über die Umsturzvor lage unmöglich zu machen, so haben sie zwar nur von einem ihnen zustehenden Rechte Gebrauch gemacht, aber die anderen ohne daß eS vorher zu einer erstmaligen wirklichen Erörterung' Parteien werden cs sich doch merken müssen, daß die Sozial- der „Umsturz-Vorlage" seitens des Parlamentes gekommen wäre,! dsmKraten fortan von den Rechten der Minderheit einen terro- ' - - - " __ ,rnttschen Gebrauch zu machen entschlossen sind. Um so un- Der ungarische Ministerpräsident Dr. Wekrrle ist in Be gleitung des Handelsministers v. Lukas zu einem mehrtägigen Aufenthalte in Wien eingetroffen. Die offiziöse „Budapester Korrespondenz" bestreitet indessen entschieden, daß die an diese Reise vielfach geknüpften Vermuthungen in Betreff einerbevor stehenden neuen ungarischen Cabinetsordre irgendwie zuträfen. Vielmehr erklärte das Pester Regierungsblatt, die beiden un garischen Minister seien nach Wien gereist, um mit dem Finanz minister Dr. v. Plener und dem Handelsminister Graf Wurm- brandt über die Frage der Verstaatlichung der Südbahn zu konferiren. Es ist indessen sehr wahrscheinlich, daß Herr We- kerle seinen jüngsten Aufenthalt in der österreichischen Haupt stadt nicht nur dieser für Oestreich und Ungarn gemeinsamen wirthschafts- und.finanzpolitischen Angelegenheit widmen, sondern in Deutschland liegen, verlohnt es sicherlich zum mindesten den Versuch, zu sehen, wie weit man auf diesem Wege kommen kann. Das meiste wird indeß dabei von dem Verhalten der - büßt werden. Regierung abhängen. Noch beim Beginn des Reichstages ist bier und da behauptet worden, daß die Regierung der ganzen ! Umsturzfrage wenig Bedeutung beilege. Heute wird ein solcher i Verdacht schwerlich noch aufkommen. Es wird aber nothwendig etwaige Neuwahlen mit einem Male eine zuverlässige Mehrheit, - . . . „ im Reichstage zu Gunsten der Regierungsanschauunqen in dieser ' daß die Regierung mit aller Energie den festen Entschluß Frage ergeben würden, auch wird der Reichskanzler Fürst Hohen-! ^kündet, unter keinen Umstanden dem revolutionären Treiben lohe als'gewiegter Staatsmann und Politiker selber wohl gut Zweiter ruhig zusehen zu wollen. Alsdann besteht die Aussicht, genug wissen, was es bedeutet, in solchen ung-wissen Fällen; daß auch das Parlament seine Schuldigkeit thun wird. Alles auf die eine Karte einer Parlamentsauflösung zu setzen.