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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-18941218015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-1894121801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-1894121801
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1894
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Monat
1894-12
- Tag 1894-12-18
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Monat
1894-12
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Jahr
1894
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breitet, daß Ee. Majestät der Kaiser dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe zum Ersatz des Verlustes, welchen derselbe durch seine Berufung nach Berlin in seinen amtlichen Bezügen er litten hat, eine Entschädigung im Betrage von 100,000 Mark aus dem Allerhöchsten Dispositionsfonds zugewiesen habe. Diese Nachricht ist nur insoweit richtig, als Se. Majestät diese Ab sicht kundgegeben haben. Der Reichskanzler hat aber Se. Maj. gebeten, von diesem Allerhöchsten Gnadenbeweise Abstand zu nehmen." In Stavenhagen fanden vier Kinder den Erstickungstod bei einem durch Spielen mit Zündhölzern entstandenen Feuer. Italien. Das Erdbeben in Süditalien hat sich, wie schon gemeldet, in heftiger Weise wiederholt, In Reggio di Calabria stürzten mehrere Häuser ein, neues Entsetzen hat die schwergeprüfte Bevölkerung jener Unglücksgegenden ergriffen, ein unaufhörlich strömender Regen vermehrt die Leiden der armen Obdachlosen und vergrößert das Unglück, dessen Ende immer noch nicht abzusehen ist. Nach den bisherigen Ermitte lungen beträgt die Zahl der Opfer an Menschenleben, die die Erdbeben in Sizilien und Calabrien gefordert haben, 86. Der durch die Erderschütterungen angerichtete Sachschaden wird auf mehr denn 30 Millionen Lire geschätzt. Bisher sind folgende Städte und Dörfer ganz oder theilweise zerstört worden: Bag- nara, Palmi, Sant' Eufemia, San Procopio, Sinopoli, Se minars, Melinucci, Plati, Santa Cristina und Cosoleto, außer dem noch 10 bis 15 kleinere Dörfer. Ueber 2000 Häuser sind unbewohnbar oder vernichtet, 40,000 Personen obdachlos, über 500 Personen verwundet. Schwer beschädigt wurden ferner die Städte Scilla, Oppido, Tresilico, Reggio di Cala bria, Catona, Gallico, Villa San Giovanni, Vallepodio, Gio- tosa-Jonica, Messina und Milazzo. Regierung und Bürger, das ganze Italien unterstützen um die Wette die Bedrängten, ihr Unglück aber ist zu groß, die Noth ist unbegrenzt. Die von dem früheren Premierminister Giolitti eingrleitete Aktion mit den vielgenannten Aktenstücken in Betreff der römischen Bank stellt sich jetzt als eine gegen Crispi ge richtete Jntrigue heraus. Crispi sollte in den Skandal des Prozesses der römischen Bank verwickelt und hierdurch der öffent lichen Meinung Italiens gegenüber schwer kompromittirt werden. Aber dieser Plan ist Giolitti völlig mißglückt, seine der Depu- tirtenkammer übergebenen Aktenstücke enhalten nicht das ge ringste Belastende für Crispi. Wohl befinden sich darunter Briefe der Gemahlin Crispi's, aber dieselben betreffen ganz unwichtige Dinge; übrigens hat die Gemahlin Crispi's bereits Klage gegen Giolitti wegen Unterschlagung und Diebstahls dieser Briefe erhoben. Die römische Presse brandmarkt denn auch einmüthig das Verhalten Giolitti's, derselbe kann schon heute als ein politisch todter Mann bezeichnet werden. In Spanien hat die Zollfragc schon wieder zu einer Krisis in dem erst im Oktober umgebildeten Ministerium Sa- gasta geführt. Der Finanzminister reichte nämlich seine Ent lassung ein, weil die Deputirtenkammer trotz seines Wider spruches einen Antrag der Schutzzöllner auf Erhöhung der Goldzölle in Erwägung ziehen will. Das Kabinet trat sofort zu einer entscheidenden Berathung zusammen. Ein Schneesturm, der in der Nacht zum 2. November im russischen Gouvernement Orel wüthete, hat, wie erst jetzt bekannt wird, mehr als 100 Menschen das Leben gekostet. Mehr als 100 Familienväter und Arbeiter, die in dieser Nacht unterwegs vom Sturm überrascht wurden, fanden im Schnee ihren Tod. Vaterländisches. — Kesselsdorf. Der hiesige landwirthschaftliche Verein hielt am 15. Dezember im Gasthof zurj,Krone hier seine letzte diesjährige Versammlung ab, welche Nachmittags 5 Uhr von dem Vorsitzenden Gutsbesitzer Striegler eröffnet wurde. Der anwesende Herr Heikaus aus Dresden erhielt zunächst das Wort zu einem Bortrag über „Zweck und Ziele des landwirthschaft- lichen Genossenschaftswesens". Der Vortragende entledigte sich seiner Aufgabe sehr gut und führte an der Hand von Beispielen und rechnerischer Nachweise den Beweis, wie segenbringend für die Landwirthschaft das Genossenschaftswesen nach dem Reif- eisen'schen System ist und sein kann. Auch die Befürchtung, welche in der Geschäftswelt so häufig zu Tage tritt, daß durch derartige Darlehnskassen — Konsum- und Molkereivereine — das Geschäft des Mittelstandes lahm gelegt werbe, fand durch den Redner treffende Widerlegung, da es mit in dem System der Genossenschaft liege, geschäftliche Verbindung auch mit dem kleineren Kaufmann zu unterhalten. Nur sei es erforderlich, daß derselbe mit guter, reeller Waare diene und der finanziellen Kraft der Genossenschaft entsprechende Preise dafür fordere. Der hochinteressante Vortrag fand den ungetheiltesten Beifall des Auditoriums. Nach Erledigung sonstiger Vereinsangelegen heiten wurde zur Neuwahl des Direktoriums geschritten und die bisherigen Herren wiedergewählt, nämlich Gutsbesitzer Strieg ler Vorsitzender, Privatus Hencker Stellvertreter, Postagent Kohl Schriftführer, Kaufmann Heinzmann Stellvertreter, Gutsbesitzer Kaden Kasstrer. Schluß der Versammlung '^9 Uhr. — Meißen, Anfang Dezember. Der im Bezirk der Amtshanptmannschaft Meißen achthundert Mitglieder zählende Thierschutz-Verein, welcher auch einen Zweigverein für Wilsdruff und Umgegend gegründet hat, hat in einer seiner letzten Vorstands- und Ausschußsitzungen beschlossen, über seine Thätigkeit öfter als bisher der Oeffentlichkeit und seinen An hängern Rechenschaft abzulegen und dem Wilsdruffer Verein die Eitzungsprotokollc auszugsweise mitzutheilen. Der Beginn der rauhen Jahreszeit hat den Verein, wie alljährlich, eine regere Thätigkeit entfalten lassen, gilt es doch, den kleinen Sängern draußen in der freien Natur den Winter erträglich zu machen und ihnen den Lohn abzutragen für ihre treue Mit arbeit bei Vertilgung von Kerbthieren in unsern Gärten, Feldern und Wäldern und für so manchen Ohrenschmaus, den sie uns bereitet haben, noch vielmehr aber den unachtsamen Menschen an seine Pflichten gegenüber seinen Hausthieren zu erinnern und an die Erfüllung derselben zu mahnen. In der letzten Sitzung wurde denn in erster Linie der Bericht der Füttc- rungsinspektoren über die von ihnen vorgenommene Prüfung der vom Verein allerorten aufgestellten, Mitgliedern übrigens sammt Futter kostenlos zur Verfügung stehenden Futterhäuschen gehört, sodann beschlossen, Winters über durch von Zeit zu Zeit wiederkehrende Zeitungsinserate auf die „darbenden Vögel" aufmerksam zu machen, neue weitere Annoncen einrücken zu lasten, mittelst derer gebeten wird, die Hundehütten und Ställe gegen den Frost zu verwahren, die Hunde- und andere Fuhr- — Leipzig, 13. December. Eine in Leipzig und darüber die vielfach roher Weise verfolgten Kröten rc. liche Thiere, so von hinzuweisen, daß gemäß polizeilicher Verordnung für jeden Zug hund eine Lagerdecke mitzuführen ist und daß der Thierschutz ¬ werke nicht zu überladen, das eiserne Gebiß der Pferde vor I dadurch eine größere Arbeiterschaar die Rückkehr in ihr Arbeits- dem Anlegen in heißem Wasser anzuwärmen rc., endlich darauf» verhältniß mitten im Winter unausführbar gemacht wird. hinaus populär gewordene Persönkeit, Friedrich Wilhelm Stan- nebein ist vorgestern im Alter von 79 Jahren verschieden. Seines Zeichens Windmüller, hat der Genannte sich schon früh zeitig mit meteorologischen Beobachtungen beschäftigt und seine daraus gewonnenen Erfahrungen im Sinne der Wetterprophe- zeihungen mit mehr oder weniger günstigem Erfolg zu verwerthen gesucht. Namentlich seine Studien über die „Wolkenschichten" und die sich daraus ergebenden Schlüffe auf Witterungseinflüsse machten ihn in Schrift und Wort — Stannebein hielt in den siebziger Jahren längere Zeit Vorträge —, zum Vertheidiger einer natürlich in den engsten Grenzen gezogenen Lehre, die das Ergebniß feiner Naturbetrachtungen zu einem festen Grundsatz erhob. Daß er dabei mit der wissenschaftlichen Begründung viel fach in Conflikt gerieth, mag nur berührt sein; jedenfalls wußte sich Stannebein, jener kleine Mann mit dem scharfgeschnittenen Gesicht und den allzufreu-idlichen Zügen, dem ein scharfer Blick für die Vorgänge in der Atmosphäre nicht abzustreiten war, zu einer beliebten Persönlichkeit zu machen, iwenn auch der Kreis seiner Gläubigen sich vielfach in einen solchen von Abtrünnigen verwandelte. Der Verstorbene war 1816 in Dölsdors geboren. — Ein Ulan von der 5. Schwadron des Oschatzer Ulanen-Regiments, welcher bisher als Ordonnanz im Offizierscasino war und als braver und tüchtiger Soldat galt, hat sich am Dienstag Abend in einem Anfälle von Schwer- muth das Leben genommen. Aus dem Erzgebirge, 13. Dezember. Nicht ohne volkswirthschaftlichen Nutzen entfalten die sogenannten Spar vereine im Erzgebirge ihre von Jahr zu Jahr sich mehrende Thätigkeit. Namentlich für die minderbemittelten Bewohner einer ganzen Reihe von Ortschaften stiften sie großen Segen; denn gerade zur Weihnachtszeit, wo das Geld am knappsten und die Ausgaben am größten sind, gewähren sie im Laufe des Jahres angesammelten Sparbeträge zurück. — Der Sparverein zu Neu- städel, mit seinen 785 Mitgliedern der größte in der Umgegend, hatte im laufenden Jahre inögesammt 28 446 M , gegen 22253 Mark im Vorjahre, zu verwalten; der Sparverein zu Ober- fchlema zahlte dies Jahr 13309 Mk., 1883 Mark mehr als 1893, zurück; der Sparverein zu Nieder^chlema, >m März d. I. erst gegründet, hatte bei 150 Mitgliedern 4121 M. Sparein lagen, und der auch noch nicht lange bestehende Sparverein zu Bocken konnte 7100 M. zurückgewähren. In anderen Orten der Umgegend, wie in Schneeberg, Aue rc., bestehen auch noch derartige Vereine. Verein solche Decken unentgeltlich an Mittellose verabfolgt. — Auch in diesem Vereinsjahre, und zwar in nächster Zeit, soll seitens des Vereins eine Prämiirung von solchen Viehwärtern stattfinden, welche sich der ihnen anvertrauten Thiere mit Liebe angenommen haben, es ergeht deshalb an Viehbesttzer die Auf forderung, ungesäumt Kutscher, Knechte und Mägde, welche längere Jahre hintereinander ihren Dienst in solch anerkennens- werther Weise versehen haben, dem Vereinsvorsitzenden anzu melden. — Leider mußten im November mehrere Anzeigen von erfolgten Thierquälereien nach sorgfältiger Prüfung der Behörde übergeben werden. — Um die Schuljugend auf besonders nütz- Das wahre Glück. Weihnachtscrzählung von w. Hsgarth. (Nachdruck verboten.) „So Väterchen, nun denke ich, Du bist versorgt, bis ich meinen Einkäufen zurückkehre; lange wird es nicht dauern, aber die Kinder sollen ein anständiges Abendbrot bekommen, wenn sie morgen Abend bei unö sind. Schade, daß Felix heute Dienst hat: ja, das liebe Weihnachtsfest giebt den Postbeamten gerade zu thun. Luise wirb viel herbenken, aber steift gut auf gehoben, ihre Herrin, die Gräfin, behandelt sie nicht als Unter gebene. ES ist ein braves Mädchen, hat treulich an ihre alten Eltern gedacht und uns mit allem nur Möglichen versorgt." So sagte Frau Werner zu ihrem Mann. Dieser saß im bequemen Lehnstuhl, auf Kissen gestürzt, in warme Decken ge hüllt. Man sah recht gut, daß hier nicht die Pflicht allein, sondern auch die L'ebe sorgte. L-eit acht Jahren hatte er, im Anfang der Sechziger stehend, aus Gesundheitsrücksichten sein Lehramt aufgeben müssen. Es war schwer, bei der kleinen Pen sion den Kindern eine gute Ausbildung zu geben, damit sie sich auf eigne Füße stellen konnten. Seit die Kinder aber sich ihr Brot verdienten, unterstützten sie getreulich die alten Eltern. Diese, anspruchslos in ihren Bedürfnissen, fühlten sich daher vollauf befriedigt in ihrer Lage. „Ja, unser Mariechen, unsre Jüngste, kann zum ersten Male am Weihnachtsfest nicht bei uns sein," entgegnete der Vater, nachdem ec seine Pfeife in Brand gesteckt, „so lange sie in ver schiedenen Häusern Unterricht gab, war es anders. Ich glaube, sie muß sich gehörig fügen bei der Frau Commerzienrath Kron berg. Nun, cs hilft nichts, sie lernt dabei, man weiß ja nicht, was ihr das Leben noch aufgeben wird." Die Mutter nickte zustimmend mit dem Kopfe, hüllte sich warm ein und ging fort. Ein kalter Wind fegte daher, er wirbelte große Schneeflocken durcheinander; frühzeitig begann ^es zu dämmern, zum Jubel der Kinder; ihnen schien der kurze Wintertag noch zu lang; sie er sehnten die Dunkelheit herbei, damit das Christkind die Weih nachtskerzen anzünde. Trotz des rauhen Wetters fehlte es nicht an Leben auf der Straße. Die Einen eilten im raschesten Schritt, um noch fehlende Geschenke für die Weihnachtsbe- scheerung zu kaufen, die Andern sorgten für die in der Küche nöthigen Anschaffungen. Dazwischen drängten sich Burschen aus den Geschäften, uni große Packete an die Empfänger abzuliefern. Die Aussicht am heutigen Abend bei pünktlicher Abgabe noch ein reichliches Trinkgeld zu erlangen, beflügelte ihren Schritt. Eine große Anzahl von Passanten ließ sich von den glänzend erleuchteten Schaufenstern anlocken; sie standen bewundernd vor all' der Pracht, ohne daran zu denken, wie viele Sorgen sich unter ven glänzenden Gegenständen verbargen. Es fehlte in dieser Weihnachtszeit vielfach an Käufern in den Läden. Dabei wurde große Auswahl verlangt, die den Kaufleuten große An schaffungen aufnöthrgten, aber die Kassen nicht füllten. Meist an den Straßenecken halten sich die Kleinhändler aufgestellt; arme Kinder, mit schmalen, blassen Gesichtern, deren dünne, oft zerrissene Begleitung keinen Schutz gegen Sturm und Schnee gewährte. Ihre geringen Waaren lockten wenige Kauf lustige an und ihr Weihnachtsgeschäft ging erst recht schlecht. „Heute steht's bös aus, und zu Hause giebt es obendrein Prügel, wenn ich ohne Geld komme; von Abendbrot ist gar keine Rede," theilte ein elfjähriger Knabe seinem Gefährten mit und warf verlangende Blicke nach dem nahen Bäckerladen. „Weine nicht, Fränzchen," redete ein Mädchen von kaum neun Jahren dem jüngeren Bruder zu. Mit mütterlicher Sorg falt knüpfte sie ihm ihr dünnes Tüchelchen um den Hals. „Wenn alles verkauft ist, gehen wir nach Hause, ich mache Feuer und koche Suppe." „Du verkaufst aber nichts, zu Hause haben wir kein aufmerksam zu machen, in ihr den Dinn für den Thierschutz zu wecken und sie in den Dienst der edlen Bestrebungen der Thierschützer zu stellen, werden 1000 Schriften in Kalender- form durch die Herren Lehrer in den verschiedenen Ortschaften des Bezirks vertheilt werden. Es ist selbstverständlich, daß das gemeinnützige Wirken des Vereins von den Geldmitteln abhängt, die ihm zur Verfügung stehen, nachdem er in seinen VorstandS- und Ausschußmitgliedern wie seinen Ortsvertretern eine größere Anzahl arbeitsfreudiger Kräfte sich gesichert hat, andererseits auch von den staatlichen und städtischen Behörden thunlichst ge fördert wird. Der Verein wendet sich deshalb werbend durch Vorträge und bittend mit einem Aufrufe an alle guten Menschen, ihn durch Beitritt, welcher zu nichts weiter, als zur Zahlung eines Jahresbeitrages von einer Mark verpflichtet, in seinen Arbeiten zu unterstützen und ihm zu ermöglichen, mittelst einer größtmöglichen Propaganda durch den Schutz der wehrlosen Thiere den Kampf gegen die Sittenverrohung unserer Zeit mit Energie und ohne Unterlaß aufzunehmen. — Roßwein, 14. Dezember. Am 14. Juni d. I. wurde die 22 Jahre alte Tochter des Gutsbesitzers Thiele in Haßlau (jetzt verehelichte Frau Bubenick in Gablenz) auf dem Heimwege von Roßwein noch Haßlau abends in der zehnten Stunde von einem Strolch überfallen, durch Stockschläge schwer mißhandelt und schließlich auf eine Wiese geschleppt, wo sie am anderen Tage früh 4 Uhr im Zustande äußerster Erschöpfung! aufgefunden wurde. Als der brutalen That dringend ver-: dächtig wurde der Tischler und Handarbeiter August Götz aus! Zwota verhaftet, obschon er beharrlich leugnete, das Attentat! verübt zu haben. Götz, der schon einmal wegen eines ähnlichen; Verbrechens bestraft worden, ist schon lange der regelmäßigen' Beschäftigung entwöhnt, doch arbeitete er von Zeit zu Zeit an! verschiedenen Orten, so z. B. in der Umgegend von hier als Kirschenpflücker kurz vor dem Verbrechen. Auf dem Thalorte! war ein Stück braunes Tuch gefunden worden, welches dem: Attentäter von dem angegriffenen Mädchen aus dem Zacket j gerissen worden war. Götz' frühere Arbeitgeber erkannten den! Tuchfetzen als zu Götz' Zacket gehörig an und dies führte zunächst auf des Verbrechers Spur, den die jetzige Frau^ Bubenick bei Gegenüberstellung auch sofort als den Attentäter erkannte. Götz wurde gestern Nachmittag vom Schwurgericht, zu Freiberg zu 14 Jahren Zuchthaus verurtheilt. — Ein Kaufmann in Dresden verlor Dienstag Vor- ; mittag seine Brieftasche, in welcher sich ca. 300 Mk. in Papier-- geld, außerdem ein Wechsel, verschiedene Lotterieloose u. a. be-; fanden. Er glaubte schon, daß er sein Eigenthum nicht wieder! sehen werde, als ihm der Zufall glücklicher Weise zur Hilfe! kam. Ein Arbeiter hatte die Brieftasche auf der Ziegelstraße! gefunden und sich den Inhalt sogleich angeeignet. Er hatte ; mit dem Gelde zunächst einen versetzten Anzug eingelöst, dann! war er in verschiedenen Kneipen umhergezogen und hatte gut- gegessen und getrunken. Abends kam er angetrunken in seine! Wohnung, und man staunte dort nicht schlecht, als er mehrere! Fünfmarkscheine vorzeigte. Der Vorgang wurde jedoch der Po-; lizei hinterbracht, diese erörterte die Sache und so lam der Sach- verhalt natürlich schnell zu Tage. Der Arbeiter wurde in Haft genommen. Er hatte von dem gefundenen Gelde bereits gegen! 70 Mark verthan. — Freiberg, 15. Dezember. In unserer Stadt sind 150 Personen, theils sehr schwer, erkrankt. Sowohl Kinder, wie Erwachsene, sind von der Katastrophe betroffen worden. Die Ursache der Erkrankungen ist auf Frühstücksbrötchen zurückzu führen, die aus der Bäckerei von Paul Oehme, Meißnergasse 34, entnommen worden sind. Bäckermeister Oehme und seine Familie liegen selbst krank darnieder. Da die Untersuchung noch in vollem Gange ist, so ist die Veranlassung der Katastrophe noch nicht aufgeklärt. Wie verlautet, habe eine privaterseits vorgenommene chemische Analyse der betreffenden Backwaare das Vorhandensein von Arsenik nachgewiesen. Das Gerücht von einem inzwischen eingetretenen Todesfälle ist zur Zeit noch nicht bestätigt. — Eibau, 14. Dezember. Von einem bedauerlichen Unfall wurde der sechsjährige Sohn des Kretschambesitzers in Walddorf betroffen. Derselbe ließ einen in einen Stall ge sperrten Hund heraus. In dem Augenblick sprang das Thier aber gegen den Knaben und biß ihm die Nase ab und ein Stück aus der Wange heraus. Ein schnell herbeigerufener Arzt nähte zwar die abgerissenen Theile wieder an, doch wird das Kind wohl für immer entstellt bleiben. — Schandau, 15. Dezember. Die Ziehung derSchan- dauer Ausstellungslotterie findet nun bestimmt den 21. und 22. December in Schandau statt; der Loosverkauf ist in den letzten Wochen ein überaus reger gewesen, an den bekannten Haupt verkaufsstellen sind jedoch noch immer Loose zu haben. — Löbtau bei Dresden. Die diesjährigen Gemeinde- rathswahlen haben zu dem hocherfreullchen Resultate geführt, daß zum ersten Male nach vielen Jahren die Sozialdemokraten vollständig unterlegen sind und nicht einen einzigen ihrer Kandidaten durchbrachten. Die Kandidaten des vereinigten Wahlkomitees sind sowohl bei den Ansässigen, als aucb bei den Unansässigen gewählt worden. — Pirna, 14. December. Das erste Opfer des Ver einsbankkrachs. Die durch die Bankkatastrophe schwer in Mit leidenschaft gezogene hiesigen Cigarren-Firma Wartner u. Co. hat sich zur Anmeldung des Concurses veranlaßt gesehen. Gleich nach dem Bankkrach erfolgte die Einstellung des Geschäftsbe triebes der Firma behufs einer genauen Prüfung der Lage; das erhoffte außergerichtliche Arrangement hat sich leider nicht ermög lichen lassen. Es ist dieser Concurs um so bedauerlicher, als
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