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Zweites Blatt. WMMt ßr Wdmff Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Dienst tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen f Nk.53pf. Einzel ie Numniern 10 Pf. ThuM Dffen, Zitbtlllkhil md die MMMkü. Imtsblstt I " ' — "" > -» — Inserate l werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. )nsertionspreis ( 0 Pf. pro dreige spaltene Eorpuszeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt» Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A Berger daselbst. No. 1«S. Dienstag, den 11. Dezember 18S4. Im Banne des Goldes Fall, bewußtlos dalag, ruhte sein Blick lange auf dem blassen Eindruck mache, als sei er einem ähnlichen schon einmal im mundet worden und dem Tode nahe sei, von seinen Kameraden und durch die bei ihm vorgefundenen Briefschaften habe er die Adresse der Eltern erfahren und beeilte sich nun, sie von dem Schicksale und über das Befinden ihres Sohnes zu benachrich tigen. Die in dieser Hiobspost ausgesprochene Befürchtung, Kurt schwebe in höchster Lebensgefahr, erschreckte Erich Steinau gar sehr und sofort stand auch der Entschluß bei ihm fest, trotz der unruhigen Zeiten und der beschwerlichen Reise nach Frank seine Familie anwesend und unterhielten sich lebhaft mit Kurt Stei nau, der von dem was er vernahm, sichtlich hocherfreut war und dieses bewirkte, daß er viel weniger angegriffen aus sah, als wie nach der schweren Verwundung noch hätte der Original-Roman von Gustav Lange. ' eigenthümliche Zuneigung und wenn er zuweilen mit seiner (Schlaf,) Unberechtigter Nachdruck verboten. Gattin und seiner Tochter, ein junges Mädchen von aus ¬ größte Gefahr überwunden. Trotzdem der Schloßherr von Beauvais im allgemeinen kein allzugroßer Freund der Deutschen war und gewissermaßen eine angeborene Antipathie gegen dieselben hegte, so fühlte er im Gegentheil zu dem jungen Offizier in seinem Hause eine reich zu reisen, um seinen Sohn womöglich noch am Leben anzutreffen, kostete es, was es wolle. Da die Beschreibung der Lage des Schlosses, in welchem Kurt Aufnahme gefunden, eine ziemlich genaue war, so konnte es garnicht schwer fallen, sehr bald dort einzutreffen, wenn er sich zur sofortigen Abreise rüstete, umsomehr als gerade diese Gegend vollständig von deutschen Truppen besetzt war. Er begab sich hinauf zu seiner Gattin, um ihr so schonend wie möglich die traurige Nachricht von ihrem Sohne mitzu- theilen. Frau Steinau konnte sich gar nicht fassen bei der Mittheilung ihres Gatten, als er ihr aber seinen Entschluß mittheilte, nach Frankreich an das Schmerzenslager des einzigen Sohnes zu eilen, da kämpfte sie eine Weile schwer mit sich. Das Wort Frankreich rief so viele schmerzliche Erinnerungen in ihr wach, daß ihr sonst schwerlich einmal der Gedanke ge kommen sein würde, jemals wieder den Boden dieses Landes zu betreten, doch jetzt siegte die Mutterliebe und zu nicht ge ringem Erstaunen erklärte sie ihrem Gatten, ihn auf der Reise begleiten zu wollen. Erich Steinau hatte im Grunde genommen nichts dagegen einzuwenden, wenn er anfänglich auch einen schwachen Versuch machte, seine Gattin von dem Gedanken, diese Reise mit zu unternehmen, abzubringen; sie bestand indeß kategorisch auf dem einmal kundgegebenen Entschluß und so sah er sich denn schließlich gezwungen, darein zu willigen und sofort die nöthigen Vorbereitungen für die Reise zu treffen. Die Umgebung des Schlosses Beauvais und das unweit desselben gelegene Städtchen gleichen Namens war in den letzten Tagen der Schauplatz schwerer Kämpfe gewesen, doch hatte der Besitzer mit seiner Familie es vorgezogen, im Schlosse zu ver bleiben und wie recht er darin gethan, zeigte sich, denn nicht ein einziges verirrtes Geschoß hatte seinen Weg hierher ge nommen, ja es hatte sogar vom Schlosse aus ohne Gefahr der Verlauf des Gefechts beobachtet werden können. Jetzt war wieder alles ruhig und still; die deutschen Truppen waren zur Verfolgung des fliehenden Feindes aufgebrochen und nur ein geringer Rest war im Orte Beauvais zurückgeblieben, wo auch in aller Eile ein Feldlazoreth eingerichtet worden war. Der Schloßherr hatte sich keinen Augenblick geweigert, als die Husaren mit ihrem schwerverwundeten Lieutenant im Schlosse anlangten und um Ausnahme des Schwerverwundeten baten, demselben die erste Hilfe angedeihen zu lassen, sondern im Gegentheil, in bereitwilligster Weise der Dienerschaft An weisung gegeben, ein Zimmer für den Verwundeten herzurichten. Ais dann der untersuchende Arzt am andern Tage er klärte, daß der junge Offizier infolge der schweren Verletzung in größter Gefahr schwebe, da hatte der Schloßherr sogar unter nommen, diesen gefährlichen Zustand des Sohnes den Eltern zu melden, in der richtigen Voraussetzung, diesen damit einen großen Dienst zu erweisen. Doch die kräftige Natur des Reikroffiziers trüg schließlich den Sieg davon und er blieb am Leben. Das wildrasende Fieber, welches anfangs mächtig in ihm getobt, hatte nachgelassen, und damit war eigentlich die Als er mit dem Lesen des Briefes zu Ende, ging eine nehmender Schönheit, welche beide letztere sich an der Pflege merkliche Veränderung mit ihm vor; es war deutlich zu er- für den Verwundeten betheiligten, in dem Krankenzimmer weilte, kennen, daß eine tiefe Erregung ibn erfaßt und der Inhalt! der Verwundete aber, wie dies in der ersten Zeit meist der kennen, daß eine tiefe Erregung ibn erfaßt und der Inhalt des Briefes rechtfertigte dieselbe vollauf. Der Brief stammte von dem Besitzer des Schlosses, in Antlitz des" Offiziers" welchem die schwere Krankheit merklich welches die Husaren ihren aus den Händen der Leichenräuber chre Spuren aufgedrückt, und äußerte zu seiner Gattin und glücklich erretteten Lieutenant gebracht hatten, der kein anderer Tochter, daß ihn diesks Gesicht anziehe; ein eigenthümlicher war, als Kurt Steinau. Der Schloßherr zeigte in dem s" ' " s " Schreiben an, daß der Lieutenant durch eine Kugel schwer ver- Leben begegnet. Als dann Lieutenant Steinau wieder zum Bewußtsein kam und klar erkennen konnte, was um ihn her vorging, da unterhielt er sich häufig mit ihm. Einige Tage waren seit der Abreise Erich Steinau's und seiner Gattin verflossen. In dem Krankenzimmer des Husaren lieutenants im Schlosse Beauvais war der Schloßherr und Lutherbiloer. «. Luther, -er Familienvater. Nach Wittenberg ins thät'ge Leben, Zog's Luther einst mit Macht zurück. Und frische Kraft zum ernsten Streben Gab ihm sein junges Eheglück. Sein HauS, auf GotteSwort gegründet Und wohl bewährt in Freud und Leid, Hat laut der ganzen Welt verkündet Des Christenhauses Herrlichkeit. Und drinnen seine Käthe waltet; Den Kindern, dem geliebten Herrn Das Leben freundlich sie gestaltet: Drum schafft sie auch so froh und gern. In guten, wie in bösen Stunden Fand Luther jenes Wort bewährt: „Wer ein gottselig Weib gefunden, Dem ist das reichste Gut beschert." Zum frohen Kinde wird er wieder, Wenn er mit seinen Kindern scherzt, Sie lehret goldne Sprüch' und Lieder, Mit ihnen fpielt, sie liebreich herzt; Wenn aber sie gesündigt haben, Der Vater streng Gericht verhängt, Der lieber möcht ein Kind begraben, Ale daß ein böser Sohn ihn kränkt. Den Armen steht das Pfarrhaus offen, Weil keiner ungehört, hier bat, Und Fürsten nicht vergebens hoffen, Auf Luthers Einsicht Trost und Rat. Sein gastlich Haus die Freunde schätzen. Wenn sie in stiller Abendstund' Zum frohen Mahl sich um ihn setzen Und alles hängt an seinem Mund. Wie schön erzählt er. Alle Dinge Er auf das Höchste nur bezieht; Nichts ist zu arm ihm, zu geringe, Wo er nicht Gottes Absicht sieht; Sein Philipp aber, in den Kämpfen Zum treuen Helfer ihm geschickt, Möcht oft den Feuergeist wohl dämpfen, Auf den er doch bewundernd blickt. Oft hat ihn Gottes Hand geschlagen; Anfechtung schafft ihm bittren Schmerz Und als sein Töchterlein getragen Zur letzten Ruh, da bebt sein Herz. Gebeugt liegt er vor Gott im Staube, Der froh getragen Bann und Acht, Doch selig triumphiert sein Glaube: „Der Herr hat alles wohlgemacht!" Fall sein können. Es war auch eine sehr große Neuigkeit, welche ihm soeben mitgetheilt worden; es war ein Bote au« dem Orte hier gewesen und hatte die frohe Botschaft gebracht, daß in kürzester Frist die nächsten Verwandten des Lieutenants im Schlosse eintreffen würden und der Schloßherr wollte sie nun hier empfangen. Nicht lange danach rollte eine schwerfällige alte Kalesche, wie sie in Frankreich auf dem Lande noch vielfach gebräuchlich, in den Schloßhof, der ein Herr und eine dicht verschleierte Dame entstiegen, von einem Diener, der hierzu schon Befehl erhalten, empfangen und in das Zimmer geleitet wurden, wo sie ihren einzigen Sohn und seine Pfleger antreffen konnten. Die Begrüßung nach dem Eintritt der Angekommenen war im ersten Augenblick nur eine flüchtige; als die Dame aber jetzt ihren Schleier zurückschlug und Auge in Auge dem Schloß herrn gcgenüberstand, sank sie mit dem Aufschrei: „Larrongel" ohnmächtig in den nächsten Sessel und auch Derjenige, dem offenbar dieser Ruf gegolten, trat entsetzt einen Schritt zurück und starrte geisterbleich auf die Ohnmächtige, welche immer noch kein Lebenszeichen von sich gab, als sei ihm plötzlich ein über natürliches Wesen aus jener Geisterwclt erschienen. Aber auch alle die anderen anwesenden Personen waren gleichfalls auf das höchste erstaunt und befanden sich unter dem Banne dieses peinlichen Vorganges. Erich Steinau war es zuerst, der seine Selbstbeherrschung wieder erlangte. Er trat auf den Schloßherrn zu und sagte höflich aber bestimmt: „Monseigneur, ohne Zweifel vollzog sich hier ein selt sames Zusammentreffen zwischen Ihnen und meiner Gattin und werde ich wohl nicht fehl gehen, wenn ich annehme, daß Sic einander schon einmal in diesem Leben, wenn auch unter anderen Verhältnissen begegnet, wovon ich keine Kenntmß und auch nicht den geringsten Anhaltspunkt zu irgend einer Ver- muthung besitze. Sie werden natürlich nicht zögern, nach dem was hier vorgefallen, mir die nöthige Aufklärung zu geben, obschon hier nicht der geeignete Ort dazu sein dürfte." Die ruhigen Worte Erich Steinau's verfehlten ihre Wir kung auf den Schloßherrn nicht, welcher leise mit dem Kopfe nickte und dann entgegnete: „Sie sind vollkommen im Recht, mein Herr, wenn Sie vollständige Aufklärung verlangen und ich stehe Ihnen zu Diensten, wenn Sie sich in mein Privatkabinet bemühen wollen; doch vorerst dürfte Ihrer Wichtigeres harren, als die Aufdeckung einer alten Geschichte, die ich längst vergessen und begraben wähnte, und die nur durch ein seltsames Zusammentreffen ver schiedener Umstände auf's Neue das Tageslicht erblickt, um den dabei Betheiligten ihre einstige Verirrung oder nennen wir es meinetwegen auch Schuld, vor Augen zu führen; also sobald es Ihnen beliebt, bin ich für Sie zu sprechen." Der Schlvßherr bedeutete seiner Gattin und Tochter, die ebenfalls noch verdutzt dastanden und durch den gepflogenen kurzen Austausch nicht klüger geworden waren, sich mit ihm au« dem Krankenzimmer zu entfernen. Bei den Zurückge bliebenen wurde durch die Freude des Wiedersehens das Vor gefallene einstweilen in den Hintergrund gedrängt, gab es doch )o vieles zu erzählen. Erst nachdem der erste Rausch vorüber war, erinnerte sich Erich Steinau, daß er den Schloßherrn, oder wie sein wirklicher Name war, Graf Larronge versprochen, unter vier Augen sich mit ihm auszusprechen; er ließ sich da her durch einen Diener bei demselben anmelden, welcher gleich darauf wieder zurückkehrte, um ihn zu seinem Herrn zu führen. Es mußte Bedeutsames sein, was die beiden Männer da mit einander zu besprechen hatten, denn sie währte ziemlich lange diese Unterredung. Frau Steinau saß während dieser Zeit wie auf Kohlen; es war ihr, als würde sie mit der Rück kehr ihres Gatten ihr TodeSurtheil empfangen. Endlich erschien derselbe wieder; angstvoll ruhten die Blicke seiner Gattin bei seinem Eintritt auf ihm, aber er war so ganz anders als sie erwartet; nicht Zorn oder Entrüstung prägte sich in seinem Antlitz aus; sondern ein gutmüthiges Lächeln umspielte seine Lippen, als wenn er irgend eine gleichgültige Mittheilung im Kabinet des Grafen empfangen. Bei dieser Wahrnehmung athmete Frau Steinau erleichtert auf. Er zog seine Gattin zu sich in eine Fensternische und drückte sie zärtlich an seine Brust. „Nur einen Vorwurf habe ich Dir zu machen, Bianca, und dieser geht dahin, daß Du so wenig Zutrauen zu mir ge habt und mir nicht schon früher mitgetheilt, was ich soeben