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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-18941103023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-1894110302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-1894110302
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1894
-
Monat
1894-11
- Tag 1894-11-03
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Monat
1894-11
-
Jahr
1894
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sich mit dieser so außerordentlichen Begabung gegen die häufigen Atheisten und Deisten unserer Zeit." Außer all diesen Beobachtungen und Entdeckungen hatte P. bes. lebhaftes Interesse bei der Londoner Akademie, mit der er auch in fortwährender Verbindung stand, durch seine Be obachtungen an dem interessanten Fixstern Algol erregt. Gleich zeitig mit einem engl. Astronomen und zwar unabhängig von dems., hatte P. i. I. 1783 am Sterne Algol im Sternbild Perseus einen wunderbaren Lichtwechsel entdeckt. Die Londoner Akademie dankte P. in einem ehrenvollen Schreiben für seine sorgfältigen Beobachtungen. Der strebsame Forschersinn brachte unsern P. mit einem der größten Astronomen nicht nur damaliger sondern aller Zeiten, in nähere Beziehung mit Friedr. Wilh. Herschel, der 15. Jahre jünger als P. war. H. trat mit dem ihm geistesverwandten P. in einen Briefwechsel, der bis zu Ps. Tode fortgesetzt wurde. Es konnte nicht fthlen, daß auch P. infolge seiner Ent deckungen in der ganzen gebildeten Welt zum Tagesgespräch geworden war und von vielen Freunden der Wissenschaft und der Natur aufgesucht wurde. Selbst reisende Gelehrte aus anderen Erdtheilen besuchten und beschenkten ihn und bezeugten ihm ihre Bewunderung. Sogar die Kriegsunruhen führten ihm Freunde aus den höchsten Kreisen zu. Wie überhaupt das sächsische Volk kein Interesse an dem Verlauf des 7jährigen Krieges nahm, sondern nur mit stummem Schmerz von beiden kämpfen den Parteien die Drangsale des Krieges zu tragen hatte, so stand auch unser P. ganz parteilos zwischen Oestreich und Preußen und wurde ebensowohl von preußischen wie von öster reichischen hochgebildeten Feldherrn aufgesucht. Vor allein war es Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder Friedrich des Großen, des P. wiederholt mit seinem Besuche beehrte, sich mit ihm in Wissenschaft!. Gespräche vertiefte und ihn mit versch. vollständigen Werken und mit seinem eignen Fernrohre, das er oft in Schlachten benutzt hatte, beschenkte. Von österreichischer Seite war es insbes. der damalige Obrist, spätere General Baron von Montmartin, der während des 7 jährigen Krieges P. oft aufsuchte und sich mit ihm bei Tage wie bei Nacht manche Stunde über die Natur und ihre Wunder unterhielt und ihmfreundschaftlich zugethan wurde. P. soll seinen Freunden oft mit freudestrahlendem Auge erzählt haben, daß er Mont martin unendlich liebe und verehre, weil er so menschenfreund lich und edel sei. Auch von einem Besuche Fr. II. bei P. während des 7 jährigen Krieges wird erzählt: Als Fr. d. Gr. in die Unterstube getreten, habe P. rasch einen Stuhl aus der Oberstubc herunterholen wollen, weil in der Unterstube nur fast Wandbänke vorhanden gewesen. Da habe Friedrch der Große gesagt: „Nein, laß er das! wo ersitzt, da sitze ich auch, ich bins gewohnt hart zu sitzen." Während des bayrischen Erbfolgekrieg befand sich bei der Armee des Prinzen Heinrich dessen Neffe Prinz Leopold von Braunschweig als Generalmajor eines preu ßischen Regiments. Dieser edle, damals erst 26jährige Prinz lernte «ährend seines längeren Aufenthalts in Dresden auch unsern P. kennen. Er kam oft nach Prohlis. Öfter schickte er auch P. durch seinen Läufer eigenhändig geschriebene Ein ladungen zum Konzert oder zur Mittagstafel, und P. wurde die Ehre zu teil, sich bei der Tafel des Prinzen die Mitgäste selbst zu wählen. Was P.'s Stellung zum sächsischen Fürsten hause anbetrifft, so hatte natürlich König Friedrich August II. bei seinem öfteren und 7jährigen ununterbrochenen Verweilen in Polen keine Notitz von unserm P. nehmen können. Um so öfterer verkehrte Palitzsch mit den in Dresden zurückgebliebenen königl. Prinzen. Friedrich August des II. Nachfolger Kurfürst Christian hatte schon als Kurprinz P. kennen und hochschätzen lernen. P. hatte ibm seine Entdeckung des Halleyschen Kometen sofort angezeigt und es wurde P. vom Kurfürsten Christian der Auftrag zu teil, jede Beobachtung ihm mitzuteilen. Nachdem dieser gegenüber seinen unmittelbaren Vorgänger so treffliche Fürst schon nach einer Monatlichen Regierung zum allgemeinen Leidwesen seinerUnterthanen starb, verwaltete für den erst 13 Jahr alten Sohn Friedrich August Prinz Xaver die Regierung. Wenn ihm auch Sachsen manches Gute verdankt, so ist nicht zu leugnen, daß er ein gewisses Standesvorurtei! besaß, das ihn abhielt, mit Leuten von „geringerer Abkunft" zu verkehren, und so blieb er auch unserm Palitzsch fern. (Schluß folgt.) Im Banne des Goldes. Original-Roman von Gustav Lange. Unberechtigter Nachdruck verboten. Erstes Kapitel. Es war im Jahre 1846. In der italienischen Oper zu Paris trat heute die berühmte Sängerin Bianca auf; mit großen auffallenden Lettern hatten die Affichen an den Anschlagsäulen das Auftreten der Sängerin für heute Abend angekündigt und ein zahlreiches glänzendes Publikum hatte sich infolgedessen in dem Zuschaucrraum, dem Parterre und den Logen der Oper eingefunden, um die Leistungen der gottbegnadeten Sängerin Bianca zu bewundern, denn seit einiger Zeit bildete sie das Stadtgespräch in Paris. Man hörte nur Lobsprüche über ihre herrliche Stimme und bezaubernde Schönheit und die Lebemänner der leichtlebigen Seinestadt, die bei jedem Aufleuchten eines neuen Sternes, gleich wie der Falter um das hellstrahlende Licht schwirrt, sich herbeidrängten, buhlten um die Gunst der schönen Sängerin und schmachteten nach einem Blick oder freundlichen Lächeln von ihr. Eine Gestalt aber konnte der Aufmerksamkeit nicht entgehen, die bei den ständigen Opernbesuchern unter dem Namen der „verliebte Valentin" bekannt, und die seit dem Auftreten der Sängerin Bianca bei jeder Vorstellung im Parterre der Opern sich einfand, um abwechselnd bald das Mitleid, bald ein ver ächtliches Lächeln der übrigen Zuschauer zu erregen. Gewiß, dieses mit tiefen Furchen durchzogene Gesicht mit dem langge lockten grauen Barte, mit den unruhig blickenden Augen unter den buschigen Braunen, der kalkartigen Gesichtsfarbe, und der Stirn, auf welcher sich zuweilen irgend ein Triumpf erhabener Natur, der Widerschein eines stolzen Glückes, die Würde einer edleren Empfindung zu markiren schien, mußte auf den ersten Blick auffallen, und nicht weniger auch der fadenscheinige, lange Rock inmitten der theilweise prachtvollen Toiletten. Besonders wurde der Unwille des Publikums rege über die hastigen, drängenden Bewegungen des alten Mannes, wenn er, geschmeidig wie ein Aal, sich zwischen den Zuhörem hindurch wand, um bald hier, bald dort ein Gespräch zu belauschen und Zeuge der Lobsprüche zu sein, welche man der Sängerin Bianca zollte. Aber erst wenn der Vorhang aufrollte und lautlose Stille alles in gespannter Aufmerksamkeit hielt, da schien es, als sei ein unruhiger Geist in den Alten gefahren; immer und immer wieder unterbrach er die Ruhe durch seine helllauten Dazwischen rufe und mehr als einen Stoß erhielt er von den Herren seiner nächsten Umgebung für die fortgesetzten Belästigungen und setzte sich durch seine Interpellationen an das Publikum der Gefahr aus, als Störer der so großen Kunstleistungen entsprechenden Stille in die Couloirs hinaus geworfen zu werden. „Er ist verrückt, der Graukopf," meinte einer der Zuhörer. „Ich glaube eher, er ist verliebt," sagte ein Anderer. „In wem denn?" fragte ein Dritter" „Nun in die schöne Sängerin," entgegnete derjenige, welcher die Meinung ausgesprochen, daß Valentin verliebt sei und ein all gemeines Gelächter der zunächst stehenden folgte dieser Acußerung. Im Zwischenakte aber war es rein aus mit dem alten Manne unbekümmert darum, ob Jemand seiner Rede Aufmerk samkeit schenkte oder nicht, wandte er sich an seine Umgebung und wessen Auge zufällig dem seinigen begegnete, konnte sich nur durch eine energische Abwehr dem Wortschwall entziehen, der über ihn hereinbrach. „Haben Sie sie schon gesehen und recht betrachtet ?" fragte er Jeden. „Haben Sie den Schmuck in ihren Haaren, die echten Steine, die glänzenden Ringe in ihren Ohren gesehen? — Alles ist echt — ich sage Ihnen, die Königin von Portu gal besitzt keine schöneren Steine. Müssen auch echt sein, denn sie kosten baare 10 000 Francs — doch was weiß ich, was sie kosten. O, die kostbaren Perlen, aber sie werden von dem blendenden Weiß ihres Nackens noch überstrahlt, dieser herr liche Nacken." Natürlich wurde nach solchen meist unzusammenhängenden, zum Theil unklaren Reden dem Alten in nicht mißzuverstehender Weise bedeutet, zu schweigen, und wandte man sich mit Ent rüstung von dem alten Schwätzer hinweg. Aber es gab doch einige Opernbesucher, welche an der Meinung festhielten, daß der alte Mann, dessen Geist vielleicht nicht mehr zusammenhän gend war, sich in die schöne Sängerin verliebt habe. Er wußte den Preis des Schmuckes, folglich war er vielleicht ein Ge schenk von ihm und die Sängerin war frivol genug gewesen, ein solches Geschenk von dem verblendeten Manne anzunehmen, woher konnte er denn auch den Preis der Edelsteine wissen? Auch mischte sich in seine Begeisterung für die schöne Sängerin stets ein gewisser Ausdruck des Wohlbehagens, der Zufrieden heit, ein unverkennbarer Stolz; es schien, als ob nur gewisse Rücksichten ihn verhinderten, es laut zu verkünden, in welchen Beziehungen er zu der schönen Sängerin stand. Trotzdem es schon längst ein öffentliches Geheimniß war und halb Paris es wußte, daß die Sängerin Bianca ein Liebesverhältniß mit dem Grafen Larronge unterhielt, war dieser doch ein täglicher Gast bei ihr, fuhr mit ihr öffentlich spazieren und sein Wagen er wartete sie stets nach Schluß der Oper, in welchem die beiden zusammen nach Biancas Wohnung fuhren. Auch dem „verliebten Valentin" mußte dies bekannt sein, war er doch schon öfters dem Wagen des verliebten Pärchens begegnet und hatte dasselbe betrachtet, bis sie seinen Blicken entschwunden waren, obwohl weder die Sängerin noch der Graf die geringste Notiz von dem alten Manne nahmen. * * * Ziemlich am Ende der Rue de Mirabeau, in einem un begreiflichen Gegensätze zu den sonst freundlich und gut erhalten aussehenden Bürgerhäusern, zwischen denen es wie eingeklemmt erschien, stand ein altes baufälliges Haus. Wer ja öfters diese Straße von Paris passierte und an demselben vorüberging, dem mochte oics nicht mehr auffällig erscheinen, wen aber zum ersten Male sein Weg durch Rue de Mirabeau führte, mußte sich doch wohl wundern, wie es möglich, daß zwischen einer Reihe gut erhaltener, zum Theil sogar stattlichen Gebäuden ein solches, welches dem Verfall merklich entgegenging, geduldet wurde, oder der Besitzer demselben nicht selbst ein gefälligeres und wohn licheres Aussehen geben ließ. Hier hauste der „verliebte Valentin", oder wie sein wirk licher Name war, Valentin Blank, allein kein Mensch besuchte ihn da; die älteren Leute seiner Nachbarschaft konnten sich noch erinnern, wie er, man erzählte sich, von jenseits des Rheins, in Deutschland, in Paris mit einer bildhübschen jungen Frau, seiner Gattin, eingewandert und in demselben Hause, welches er noch jetzt bewohnte, ein Geldwechslergeschäft eröffnet. Durch seinen rechtlichen kaufmännischen Sinn und rege Thätigkeit war es ihm gelungen, sein Geschäft mehr und mehr zu erweitern und demselben bald den Ruf eines angesehenen, soliden Bank hauses zu verschaffen; auch erfreute er sich einer großen Beliebt heit nicht allein unter seinen in Paris wohnenden Landsleuten, sondern auch bei den Parisern, mit denen er in geschäftliche Be rührung kam. Trotzdem nun zu seinem Glücke eigentlich nichts fehlte und er mit seiner Gattin in der besten, von keinem Wölk chen getrübten Ehe lebte, Kinder besaßen sie damals noch nicht, so schien es doch, als wenn geheimer Kummer ihn quälte. Der ungewöhnliche, fast schwermuthig zu nennende Ernst, der stets in seinem Wesen sich kund gab, sowie der Umstand, daß er nie irgend welchen geselligen Umgang pflegte, und alle Einladungen zur Geselligkeit, welcher Art dieselbe auch sein mochte, ablehnte, ja nicht einmal ein Theater oder ein Opernhaus hatte er da mals je in Paris besucht, deuteten darauf hin und ließen die verschiedensten Schlüffe zu, die man aus die Zurückgezogenheit und Abgeschlossenheit Blanks zog. Er schien nur für sich und seine junge Gattin zu leben und eintönig flossen für sie die Tage dahin. Die geschästigte Fama wußte in der ersten Zeit über die Blankschen Eheleute gar manches zu berichten und verschiedene Gründe über die Ursachen ihrer Zurückgezogenheit erzählte sich die Nachbarschaft, ohne daß dieselben indeß der Wirklichkeit ent sprachen und nichts weiter als Muthmaßungen darstellten; nur darin waren sie begründet, daß man annahm, schwere Schick- solsschläge übten jenen nachtheiligen Einfluß auf Blank aus und veranlaßten ihn und seine Gattin, allen Freuden und Ge nüssen dieser Welt zu entsagen. Nur die Gewöhnung und der angeborene Schaffenstrieb hatten sie dazu vermocht, täglich ihre Schuldigkeit zu thun, ohne eines Verlangen, ohne jede Lust und Hoffnung. — Valentin Blank war das einzige Kind einer reichen und angesehenen Familie in einem kleinen Städtchen am Rhein. Von Kindheit auf daran gewöhnt, alle seine Wünsche erfüllt zu sehen, und in seinem Thun und Treiben nur wenig einge schränkt, beharrte er häufig eigensinnig auf einem einmal ge faßten Entschluß und wußte stets seinen Willen durchzusetzen, was auch dann noch der Fall, als er bereits das Jünglings alter überschritten und reifliche Ueberlegung ihn zu seinen Hand lungen hätte bestimmen müssen, sodaß es öfters zu kleinen Meinungsverschiedenheiten und Zwistigkeiten zwischen ihm und seinem Vater kam, die indeß nicht von Bedeutung waren, und durch das Dazwischentreten der Mutter stets wieder ausgeglichen wurden und die Eintracht in der Familie erhalten blieb. Ein ernstes Zerwürfniß zwischen Vater und Sohn trat erst später durch einen besonderen Umstand ein. Schon seit längerer Zeit hatte Valentin eine heftige Zu neigung zu der bildhübschen Tochter des Portiers im elterlichen Hause gefaßt und wurde seine Liebe von dem jungen Mädchen in gleicher Weise erwidert. Anfangs nur eine harmlose Jugend liebe, die wohl auch den Eltern der beiden jungen Leute nicht unbekannt geblieben sein konnte, ohne das von einer Seite Ein spruch dagegen gethan wurde, nahm dieselbe mit den Jahren einen ernsteren und tieferen Charakter an und eines Tages er klärte Valentin seinem nicht wenig erstaunten Vater, kein anderes Mädchen als die Portierstochter würde er jemals als Gattin heimführen. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel wirkte diese Eröffnung auf Valentins Vater, und da letzterer sich durchaus nicht mit der Wahl seines Sohne bezüglich seiner zukünftigen Gattin ein verstanden erklärte, so kam es zu einem sehr heftigen Auftritt zwischen Vater und Sohn, und vergebens waren die Bemüh ungen der Mutter, beide mit einander zu versöhnen und den Ausbruch von Feindseligkeiten zu verhüten; die Saat der Zwie tracht war nun einmal gesäet und wucherte üppig empor, ihre verderblichen Früchte tragend, und eines Tages hatte Valentin in größtem Zorne und völliger Feindschaft "das elterliche Haus und die Vaterstadt verlassen. Wie ein Sturmstoß den Ast vom Baume, so hatte das ungerechte Verlangen des Vaters, um schnöden Mammons und unbegründeten Vorurtheils willen seinem Lebensglück zu ent sagen, ihn Hinweggetrieben von der Schwelle des Vaterhauses und Niemand wußte anfangs, wohin er sich begeben. Nur wenige Tage später folgte ihm die Geliebte in die Ferne nach, wie er mit ihr vor seinem Weggange verabredet. Das freie England, welches schon so manchem heimath- losen Flüchtling zum Zufluchtsort gedient, ihm ein gastfreund liches Asyl gewährend, war auch das Ziel Valentins, hatte er doch schon einige Male an den Gestaden der Themse in seines Vaters Auftrage geweilt, und dahin folgte ihm auch die Ge liebte. Nach kurzem Aufenthalt in England segnete hier des Priesters Hand den ehelichen Bund der beiden jungen Leute, was sie in ihrer Heimath vergebens erstrebt. In ungetrübtester Weise und ohne Sorgen um die Zu kunft verlebte das neuvermählte Paar in einem kleinen Land städtchen Englands im Hause eines Predigers die Flitterwochen bis endlich der Ernst des Lebens an sie herantrat. Die Baar- mittel, Valentins Ersparnisse von dem ihm von seinen Eltern reichlich bemessenen Taschengeldern, waren bereits nach einiger Zeit aufgezehrt und sah er sich vor die Alternative gestellt, enr- weder durch seine eigene Thätigkeit den Unterhalt für sich und seine Gattin zu erwerben, oder sich reuevoll an seinen Vater zu wenden und an dessen Großmuth zu appelliren. Er zog das Letztere vor, nur mit dem Unterschiede, nicht ve- und wehmüthig sondern wie ein Mann, der sich wohl auch getraut, ohne fremde Unterstützung den Kampf um das Dasein zu führen, schrieb er an seinen engherzigen Vater und machte ihn mit der vollendeten Thatsache seiner Verheirathung bekannt. Des Weiteren theilte er ihm dann noch mit, daß er durchaus nicht die Absicht habe nach Deutschland zmückzukehren, sondern in einem Lande sich vorläufig ein Heim gründen und abwarten wolle, bis seines Vaters Sinn sich geändert und er die ihm angetraute Gattin als Schwiegertochter anerkennen werde. Am Schluffe des Briefes stellte Valentin es seinem Vater anheim, ob er ihm die Mittel zur Gründung einer Existenz ge währen wolle. Die Antwort auf diesen Brief ließ denn auch nicht lange auf sich warten. Blank senior, welcher wohl eingesehen haben mochte, daß sein einziger Sohn und Erbe durchaus nicht ge willt, unter seinen Willen sich zu beugen und dann auch wohl, weil es nicht mehr zu ändern war, fügte sich grollend in das Unvermeidliche. Er bezeichnete die Verheirathung als einen in der Übereilung und jugendlichem Leichtsinn begangenen Schritt, dessen Folgen vielleicht einstmals auf sie zurückfallen würben. Gleichzeitig lag aber dem Schreiben eine Anweisung über eine bedeutende Summe Geldes bei und wenn in dem Briefe weiter auch nicht direkt ausgesprochen war, er wünsche die Rückkehr des jungen Paares nach Deutschland nicht, so glaubte Valentin aus den Zeilen seines Vaters herauslesen zu können, derselbe würde es lieber sehen wenn er sich mit f-iner Gattin noch einige Zeit im AuSlande aufhalte, bis gewissermaßen Gras über die ganze Geschichte gewachsen, auch war weitere Unterstützung in Aussicht gestellt. Nach kurzer Berathunz mit seiner Gattin entschloß sich Valentin Blank, nach Paris überzusiedeln und dort ein Bank geschäft zu gründen, da er von einem früheren längere» Aufent halte in Paris her mit den dortigen Verhältnissen einigermaßen vertraut. In einem zweiten Brief theilte er diesen Entschluß seinem Vater mit, und in einem noch ausführlicher und ver söhnlicher gehaltenen Antwortschreiben als das erste, erklärte sich dieser damit einverstanden, ihm gleichzeitig alles Gute für die Zukunft wünschend. Es war der letzte Briefwechsel zwischen Valentin und seinen Eltern, der stattfand. Bald nach dem Eintreffen des zweiten Briefes seines Vaters reiste er mit seiner Gattin nach Frank reich, eröffnete in Paris ein Geldwechslergeschäft und theilte seinen Eltern kurz seine zukünftige Adresse mit. Einige Monate waren seit der Ueberstedelung nach Frankreich verflossen, als Valentin Blank eines Tages einen schwarz umränderten und schwarz versiegelten Brief erhielt, der den Postoermerk seines Heimaths- ortes trug. Ein namenloser Schreck erfaßte ihn, und lange hielt er das verhängnißvolle Schreiben uneröffnet in seinerHand, als scheue er sich, den Inhalt desselben kennen zu lernen, es überrieselte ihn mit Eiseskälte. Endlich raffte er seine ganz
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