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WlhmM für Wkuff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne f Nummern 10 Pf. ThmM, Mm, Mesch» md die NmMkde«. Amtsblatt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. JnsertionspreiS 10 Pf. pro dreigespaltene CorpuSzeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 63. Dienstag, den 7. August 18S4. Bekanntmachung. Die mittels Bekanntmachung vom 28. vor. Mts. aus Anlaß des vom 14. bis 20. dss. Mts. bei Grumbach stattfindenden Gefechtsschießens des Königlichen Schützen-Regi mentes No. 108 verfügte Sperrung der fiskalischen Straßenstrecke Limbach-Wilsdruff wir- nicht stattfin-en, da anher gelangter Mlttheilung zufolge der gedachte Straßen- tract außerhalb des Gefahrbereiches liegt. Meißen, den 4. August 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. I. V. Meusel, Bezirksassessor. Bekanntmachung. Laut anher erstatteter Anzeige sind folgende, bei hiesiger städtischen Sparkasse ausgestellte Einlagebücher als: Nr. 24868, 2«464, 26894, 31736, 31734, 34333 «nd 33669 den Inhabern abhanden gekommen. Unter Hinweis auf § 18 des für die städtische. Sparkasse hierselbst geltenden Regulativs wird der etwaige Inhaber dieser Einlagebücher hiermit aufgefordert, seinen Anspruch an dieselben, wenn er solchen zu haben vermeint, bei Verlust desselben, binnen drei Monaten vom Tage dieser Bekanntmachung ab gerechnet, bei uns anzuzeigen. Wilsdruff, am 27. Juli 1894. Der Stadt rath. In Stellvertretung: Funke. Der griechische Ztaatsbankeroü. Die Berständigungsoerhandlungen zwischen der griechischen Regierung und den Vertretern der Staatsgläubiger Griechenlands sind bekanntlich an der fast böswillig zu nennenden und gewiß nichts weniger denn entgegenkommenden Haltung des Minister präsidenten Trikupis, vorerst gescheitert. Ueber den unerhörten Rechtsbruch, dessen sich Griechenland gegenüber seinen Gläubigern schuldig gemacht hat, herrscht fast allseitig nur Eine Stimme, und ebenso findet die an brutale Rücksichtslosigkeit grenzende Stellungnahme des Herrn Trikupis bei den erwähnten Unter handlungen allgemeine Verurteilung. Eine der schärfsten, aber auch treffendsten Kritiken, welche das Verhalten Griechenlands und seiner leitenden Persönlichkeiten in dieser Finanzaffaire er fahren hat, stellt wohl ein der griechischen Finanzkatastrophe ge widmeter Artikel des bekannten Londoner Fachblattes „Economist" dar. In demselben wird nachgewiesen, daß die Lage der grie chischen Slaatsfinanzen gar nicht eine so schlimme sei, um eine so schrankenlose Auflösung (Repudiation) der Zinsverbindlichkeilen Griechenlands zu rechtfertigen, wie solche die jüngsten Vorschläge Trikupis bedeuteten. Dann führt „Economist" weiter aus, daß nach voller Befriedigung der mit einem Vorzugsrecht aus gestatteten alten Anleihe und Tilgung der schwebenden Geld schulden ein Betrag von 448,000 Pfund erübrige, welcher ge nüge, um den Gläubigern eine 40 proz. Einlösung der Coupons zu sichern. Statt dessen biete Griechenland kaum 30 Prozent. Die Ersparniß werde nach sicheren Berechnungen hinreichen, um die gesammte griechische Staatsschuld, deren Titres ja durch die Repudiation sehr entwerthet seien, in 50 Jahren durch börsen mäßigen Rückkauf vollständig zu tilgen. Es sei der Gipfelpunkt der Scham- und Ehrlosigkeit, die Schuld gleichsam durch die Gläubiger selbst zahlen zu lassen, dadurch, daß die Zinsen 70 Proz. gekürzt werden. Zu verwundern sei, daß Trikupis nicht noch einen Schritt weiter gehe, die Zinsenzahlung vollständig einstelle und die ganzen Staatseinnahmen zur Tilgung der Staatsschuld durch börsenmäßigen Rückkauf verwende. Dann würde der Kurs der griechischen Rente auf Null sinken und die Rückzahlung würde sich in wunderbar billiger und einfacher Weise vollziehen. Die griechische Finanzleitung hat diesen grimmen Hohn gewiß vollverdient, aber sie wird sich durch eine so abfällige Kritik ihres Verhaltens schwerlich zu einer Aenderung ihres Benehmens bestimmen lassen, dazu gehören offenbar drastischere Mittel. Es ist nun in den letzten Tagen viel davon die Rede gewesen, daß speziell Deutschland beabsichtige, in der schwebenden Frage ener gisch gegen Griechenland vorzugehen, und dasselbe durch die eventuelle Abberufung des deutschen Gesandten in Athen, so weit Aufhebung des mit Griechenland abgeschlossenen Handels vertrages zu bestimmen, seinen Verbindlichkeiten gegen die deut schen Bondholdcrs nachzukommen. Inzwischen sind aber diese Gerüchte von meheren Seiten übereinstimmend als mindestens verfrüht hingestellt worden, und in der That scheint die deutsche Regierung noch keineswegs gesonnen zu sein, zu den ihr zuge- scdriebenen energischen Entschließungen gegen Griechenland zu greifen, sondern sich zunächst mit den anderen in der griechischen Finanzcalamität interessirten Mächten — vor Allem mit Frank reich und England — ins Einvernehmen zu setzen. Es ist allerdings anzunehmen, daß ein von Deutschland, Frankreich und England gemeinsam ausgeübter diplomatischer Druck in Athen die Wirkung haben würde, die griechische Regierung zursvollen Erfüllungen ihrer finanziellen Verbindlichkeiten gegenüber dem Auslande zu veranlassen. Aber fraglich bleibt es, ob eine solche gemeinsame Action zu Stande kommt. Schon gegen Portugal war ja seinerzeit ein gemeinschaftliches Vorgehen der bei dem portugiesischen Staatsbankerott interessirter Staaten geplant, aber die Rivalitäten und ungleichen Interessen derselben verhinderten schließlich die Ausführung des Planes. So kann es am Ende auch in der griechischen Finanzaffaire kommen, dann jedoch kann man wohl von der deutschen Reichsregierung erwarten, daß sie nicht länger zögern wird, den deutschen Staatsgläubigern Grie chenlands zur Befriedigung ihrer garantirten Forderungen zu verhelfen. Eine weitere Rücksichtnahme verdient der freche grie chische Gernegroß deutscherseits gewiß nicht, und der Mittel, ihm dem Standpunkt gehörige klar zu machen, giebt es auch genug. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelmhat, nachdem er zuvor seiner auf Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel weilenden Familie einen Besuch abge stattet, am Sonntag die angekündizte Reise nach England an Bord der „Hohenzollern" angetreten. Der diesjährige Aufent- enthalt des deutschen Herrschers auf englischem Boden trägt keinerlei politischen Charakter, er gilt vielmehr neben dem Be suche des englischen Hofes hauptsächlich der Theilnahme des Kaisers an den August-Regatten des königlichen Iachtgeschwaders, außerdem wird der hohe Gast eine Parade über die im Lager von Alderschot vereinigten Truppen abnehmen. Soweit bekannt, gedenkt der Kaiser zehn Tage in England zuzubringen. Berlin, 3. August. Ueber dieReise des Kaisers nach England schreiben die „B. P. N.": Der Aufenthalt Kaiser Wilhelms in England dürfte auf etwa zehn Tage bemessen sein. Als dienstthuende Offiziere werden sich bei dem Kaiser der Generalmajor von Marshal, Commandeur des 1. Royal- Dragoons, des Kaisers britisches Regiment, und Oberst Bigge melden. Der Kaiser trifft nebst Gefolge am Nachmittag des 6. August an Bord der „Hohenzollern" nnd begleitet von der „Prinzeß Wilhelm" in Solent ein, wo er vom Prinzen Wales und dem deutschen Botschafter empfangen wird. Von dortbe- giebt der Kaiser sich unverzüglich nach Osborne zum Besuch bei der Königin Viktoria, wo ihm zu Ehren ein Prunkmahl stattfindet. Während der Dauer der Regatten wird Kaiser Wilhelm entweder an Bord seiner eigenen Jacht „Meteor" dem Sport obliegen oder an Bord der Jacht des Prinzen von Wales, der „Britannia". Dinerpartien finden bei der Königin Viktoria, beim Prinzen von Wales und bei dem Club der Royal Jacht Squadron statt. Kaiser Wilhelm seinerseits wird ein großes Essen an Bord der „Hohenzollern", wahrscheinlich am 13. August, veranstalten. Ein zweitägiger Besuch des Lagers von Aldershot ist geplant, wo der Herzog von Connaught die Honneurs machen und dem Kaiser die Lagertruppen vor-1 führen wird. Demnächst wird sich der Kaiser in Osborne von der Königin Viktoria verabschieden und die Rückreise nach Deutschland antreten. Berlin, 4. August. Der hiesige japanische Geschäfts träger hat im Auftrage seiner Regierung dem Auswärtigen Amte amtlich notifizirt, daß Japan an China den Krieg er klärt habe. Wir haben schon öfter darauf hingewiesen, daß die So zialdemokraten jahraus jahrein lebhaft agitiren und selbst während der Hochsommerzeit sich keine Ruhe gönnen. Die permanente Agitation wird durch die unbedingte Abhängigkeit der sozialde mokratischen Abgeordneten von der Parteikasse erleichtert. Die „Volksvertreter" jener Art sind dadurch zu steter Verfügung der Parteileitung und die besten Agitatoren schon um ihrer selbst willen. Zu dem werden ja jenen Herren ihre „Aus lagen" von den geduldigen „Genoffen" reichlich erstattet. Wie nun das gesammte Agitationspersonal der Sozialdemokratie trotz dexen Feindschaft gegen das „Drillsystem" militärisch or- ganisirt ist, so haben auch die einzelnen Abgeordnetenagitatoren ihr bestimmtes Kommando und ihre Marschroute, wonach sie sich zu richten babcn. Für den Monat August lautet der Ver- theilungsplan lolzendermaßen: Kühn für Schleswig-Holstein, Herbert für Schlesien, Metzger für Harz und Thüringen, Schuh macher für das linke Rheinufer, Meister für Baden und Pfalz, Seifert für die Lausitz, Schulz für Ost- und Westpreußen, Wurm für die Provinz Sachsen, Reißhaus für die meiningischen Wahlkreise, Schönlanck für Württemberg und Förster für Hainburg. Die „Autoritäten" helfen in besonders wichtigen Fällen aus und Hunderttausende von Flugblättern unterstützen diese systematische Agitation. Der Fortgang der Feindseligkeiten zwischen Japan und China hat es der deutschen Regierung angezeigt erscheinen lassen, das zur Zeit an der Westküste Südamerikas stationirte Kreuzergeschwader, aus den Schiffen „Alexandrine", „Arcona" und „Marie" bestehend, nach dem ostasiatischen Kriegsschau plätze zu beordern. Da in den ostasiatischen Gewässern bereits zwei deutsche Kanonenboote anwesend sind, so würde nach An kunft des Kreuzergeschwaders an seinem neuen Bestimmungs orte die deutsche Flottenmacht an den Küsten Chinas insgesammt fünf Schiffe stark sein. Diese stattliche Macht dürfte wohl genügen, die allerdings nicht unerheblichen Interessen Deutsch lands im östlichen Asien gegenüber allen Eventualitäten des japanisch-chinesischen Krieges kräftig zu wahren. In der letzten Versammlung der Berliner Saalbe sitzer wurde ein Telegramm eines Vertrauensmannes aus Börsenkreisen verlesen, in dem mitgetheilt wurde, daß der Pri vatdozent Dr. Arons der sozialdemokratischen Parteileitung zur Fortführung des Boykotts gegen die Brauereien 300000 M. zur Verfügung gestellt habe. Dr. Arons ist der „Nat.-Ztg." zufolge ein eifriger Sozialdemokrat und hat schon seit längerer Zeit die Sozialdemokratie mit Geldmitteln unterstützt. In der letzten Zeit ist Dr. Arons auch in Volksversammlungen als Redner" aufgetreten, konnte jedoch keine Lorbeeren ernten, da ihm die rhetorische Gabe vollständig versagt ist. Weimar, 2. August. In der Revisionsinstanz wurde heute in dem Prozeß, betreffend den hiesigen Spar- und Vor- schußverein, der ehemalige Direktor Gerlach zu 5'/, Jahren Gefängniß und 6000 M. Geldstrafe, der Cassirer Hofmann zu 4^2 Jahren Gefängniß und 3500 M. Geldstrafe, der Vorsitzende des Aufsichtsrathes Niesen zu 5 Jahren Gefängniß und 5100 M. Geldstrafe, das Mitglied des Aufsichtsrathes Bär zu 4 Jahren Gefängniß und 3000 M. Geldstrafe ver- urtheilt. Wien, 2. August. Ein heute erschienener Armeebefehl des Kaisers gedenkt des jähen unerwarteten Hinscheidens des Erzherzogs Wilhelm mitten aus seiner schaffensfreudigen Thätigkeit. Tief erschüttert beklagt der Kaiser und die Armee, vor Allem aber die Artillerie, an deren Spitze der Verblichene 30 Jahre hindurch gestanden hat, den schmerzlichen Verlust de»