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WochmM für WMs Thamdt, Uchen, Menlehn md die Umgegenden. Imtsblust für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstagS und Freitags. — Abonnementspreis > vierteljährlich 1 Mk., durch die Post ' bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne j Nummern 10 Pf. . Inserate werden Montags und Donnerstag» bis Mittags 12 Uhr angenommen. JnsertionSvreiS 10 Pf. pro dreigespaltene CorpuSzeile. Druck und Verlag von Martin L'ergcr in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. «». Freitag, de« 27. Juli 1894. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Art. II. § 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt S. 245 flzd. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Meißen im Monate Juni dies. Js. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen innerhalb der Amts hauptmannschaft im Monate Juli dies. Js. an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt 7 Mk. 93,8 Pf. für 50 Kilo Hafer, 4 „ 72,5 „ „ 50 Kilo Heu, 2 „ 32 „ „ 50 Kilo Stroh. Meißen, den 24. Juli 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. I. V. Meusel, Bezirksassessor. Bekanntmachung. Vom sZ. bis 15. August dieses Jahres werden auf der Kesselsdorf-Nossener Straße zwischen der Rothschönberger Ziegelei und dem Orte Alttanneberg Massensehüttungen unter Benutzung der Dampfwalze stattfinden. Meißen, am 24. Juli 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. I. V. Meusel, Bezirksassessor. sollen in Munzig ein Sopha, ein Regnlateur, ein Kleiderschrank, eine Kommode mit Glasschrank und ein Tisch versteigert werden. Bieterversammlung im Gasthof daselbst. Wilsdruff, am 25. Juli 1894. In Vertretung des Gerichtsvollziehers. Vielst. verständiger und unpatriotischer Reichstag verweigert, aufzu indirekten Reichssteuern. In diesem Druck und Zwang wird die Hoffnung beruhen, daß wir, wenn vielleicht auch erst nach Bundesstaaten im Gange. Der auf diese Weise hervorge- 'rufene Steuerdruck wird ungleich schwerer empfunden werden, namentlich in den mittleren Schichten des Bürgerthums, als herauostellt, so dürfte die Absicht der Reichsregierung in erster Linie dem Wunsche entspringen, diesmal eine gründliche Durch- berathung der Steuerreform zu ermöglichen. Bekanntlich ist in der vorigen Session alles, mit Ausnahme der Stem pelsteuer, kurzer Hand, ohne jede ernsthafte Berathung abze- than worden, zum Theil aus Mangel an der ausreichenden Zeit neben den Handelsverträgen, noch mehr aber aus Ab neigung der der Befestigung des Reiches gegnerischen Parteien gegen jede ernsthafte Reform. Das damals zu stände gekommene Stempelsteuergesetz ist natürlich nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. An der Wiedereinbringung wirksamer Steuer vorlagen in der bevo fliehenden Session war von Anfang an nicht zu zweifeln. Inwiefern sie sich von den jüngsten Vor lagen unterscheiden werden, muß einstweilen dahingestellt bleiben. Wir glauben, die Anschauungen der Neichsregierung richtig Autorität und Anarchie. Man hat in Europa guten Grund, die französischen Kammerverhandlungen über das Anarchistengesetz mit Spannung und, wie man jetzt sagen darf, mit Befriedigung zu verfolgen, denn die jetzige französische Regierung vermeidet jedes schwächliche Schwanken und zeigt in der Frage der Bekämpfung der Anar chisten eine lobenswerthe Entschlossenheit, welche bekanntlich die größte Tugend jedes Staatsmannes oder Feldherrn vor drohender Gefahr ist. Der französische Ministerpräsident Dupuy erklärte wiederholt während der Kammerverhandlungen, und der Justiz minister Guerin verstand es, in geschickter Weise diesen Stand punkt zu erläutern und zu bekräftigen, daß die Regierung un bedingt an den Hauptpunkten des Anarchistengesetzes festhalten und keine die Hauptforderung beeinträchtigenden Gegenanträge annehmen werde, und die Mehrheit der Kammer hat es einge sehen, daß die Regierung diesen Standpunkt festhalten muß, wenn sie der anarchistischen Gefahr gegenüber etwas erreichen will, und die meisten Paragraphen des Anarchistengesetzes sind deshalb bereits von der Deputirtenkammer angenommen worden. Ziemlich große Schwierigkeiten verursachte der Artikel V der Gesetzesvorlage, wonach es den Zeitungen verboten sein soll, über die Gerichtsverhandlungen über angeklagte Anarchisten zu berichten, weil bei dieser Gelegenheit die Angeklagten gewöhnlich in demagogischer Weise ihre Theorien entwickelten und durch die Verbreitung und das Mißverständlich dieser Theorien viel Un heil bei schwachen und niedrigen Naturen angerichtet werden könne. Dieser heikele Punkt wurde schließlich noch dadurch an nehmbar gestaltet, daß die Regierung zugestanv, daß die Urtheile nebst der Begründung der Urtheile bei Prozessen gegen die Anarchisten durch die Presse bekannt gegeben werden können. Tagesgeschichle. Kaiser Wilhelm wird auch in diesem Sommer eine kurze Reise nach England machen. Wie nunmehr verlautet, find für den Aufenthalt des Kaisers in Cowes in England 4 Tage (7. bis 10. August) in Aussicht genommen. Die Ab reise des Kaisers erfolgt voraussichtlich von Wilhelmshafen aus am 5. August. Wiederum ist einer der großen Heerführer aus dem deutsch-französischen Kriege aus dem Leben abgerufen worden. Am 23. Juli starb hochbetagt in Wernigerode der General der Infanterie z. D. Graf v. Lose, Ritter des Schwarzem Adler- Ordens und Chef des 1. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 30. General von Lose war der ruhmreiche Führer des 11. Armeecorpö bei Wörth und Sedan. Die „Nationalliberale Korresp." hält an ihrer Behauptung fest, daß es in der Absicht der maßgebenden Kreise liege, den Reichstag zu seiner Wintersesston, diesmal ungewöhnlich früh einzuberufen. Wenn sich diese Behauptung als begründet zu kennen, wenn wir annehmen, daß sie in der bevorstehenden ! Herbst- und Wintersession auf eine klare und bestimmte Ent- scheidung drängt und den Reichstag nicht ohne eine solche wieder entkommen läßt. Sollte wieder keine Verständigung erzielt werden, so wird schwerlich an eine Reichstagsauflösung gedacht ! werden, denn mit Steuervorlagen pflegt man in unserm seiner ! staatlichen Pflichten in den weitesten Schichten so wenig be- wußten Volke keine guten Erfolge zu erzielen. Man wird ! dann voraussichtlich, wenn alle Wege einer wirksamen Abhilfe sich als ungangbar erweisen, vorläufig auf eine gründliche Reichs- ! finanzreform verzichten und den Einzelflaaten überlassen, wie sie die für die Reichsbedürfnisse fehlenden Mittel, die ein un Mehr und mehr wird es wohl auch allen einsichtigen und wahrhaft patriotischen Politikern und Deputirten Frankreichs klar, daß es sich in der Anarchistenfrage um keine Parteifrage und um keinen Ehrgeiz einer herrschsüchtizen Regierung, sondern einzig und allein um die Autorität der republikanischen Re gierung gegenüber den Bestrebungen der anarchistischen Um- stur,Partei und ihrer Helfershelfer und heimlichen Förderer handelt. Die Autorität einer Regierung besteht in Aufrechter haltung der Ordnung, Achtung der Gesetze und dem Ansehen, welches die strenge Pflichterfüllung in dieser Hinsicht bei allen wohlgesinnten Bürgern verschafft, es ist aber sehr schlimm mit der Aufrechterhaltung der Autorität bestellt, wenns in Paris, Lyon u. s. w. jede Woche eine anarchistische Unthat ohne ganz gehörige Ahndung und ohne Anwendung gehöriger Gegenmittel gegen das weitere Umsichgreifen der anarchistischen Seuche statt findet. Es wäre dies für Frankreich um so schlimmer, weil in F.ankreich die sozialistischen und ein Theil der ultraradikalen bringen vermögen. Das wird ohne die äußerste Anspannung Abgeordneten sammt ihrem Anhang heimlich mit den Anarchisten der direkten Steuern in den Einzelstaaten nicht gehen. Es sympathisiren, und durch die anarchistische Wühlerei der sozial- sind auch schon Vorbereitungen^in dieser Richtung in mehreren republikanische Staat in Frankreich vorbereitet werden soll. Da- - - mit würde aber umgekehrt Wasser auf die Mühle der monar chischen Parteien in Frankreich gebracht, denn blamirt sich die , , „ . Republik, so sind die Legitimisten nnd Bonapartisten stets be- eine ergiebigere Ausnutzung der noch starker Ertragssteigerung reit, Frankreich mit oder ohne Bürgerkrieg „zu retten". Einer fähigen und nach kurzer Gewöhnung kaum mehr empfundenen solchen Eventualität muß aber die Pariser Regierung im Iw ' " " " --- tereffe der französischen Republik und der Ruhe Europas vorbeugen manchen schweren Erfahrungen, am Ende doch noch zu einer vernünftigen Ordnung der Reichsfinanzen gelangen. Der Dowepanzer taucht nicht zur Einführung in da» deutsche Heer. Wie nachträglich bekannt wird, hat vor der Ge wehrprüfungskommission zu Spandau eine neue Schießprobe auf den Dowepanzer stattgefunden, welche derselbe nicht ausgehalten hat. Der dem Vorstande der Kommission angehörige Major Brinkmann durchschoß den Panzer mit unserem Jnfanteriegewehr glatt aus ein r Entfernung von 600 Metern. Die Frage, ob der Panzer je in dem deutschen Verwendung finden werde, scheint damit ein für allemal abgcthan, wenn Herr Dowe nicht eine wesentliche Verbesserung daran alsbald vorzunehmen im Stande ist. Der Schaden, den der Wirbelsturm in der Ge gend von Schwaben angerichtet hat, wird amtlich auf ca. 500000 M., privat auf 2 bis 4 Millionen geschätzt; eS scheint weder die eine, noch die andere Lesart zutreffend zu sein. Da» Hereinbrechen der Katastrophe wird von Augenzeugen folgender, maßen geschildert: Es war Sonnabend Nachmittags nach 2 Uhr. Das Firmament war nach Osten blau, nach Westen zeigte es eine schwarzblaue Färbung, die sich bald auch im Osten zeigte. Ueber der Erde lag eine fahle Beleuchtung. Keiner der Bewohner dachte nur an ein einigermaßen schweres Gewitter, da die Wolken sehr hoch gingen. Plötzlich — es war kurz nach 2 72 Uhr, erhob sich ein Sausen und Brausen, daß kein Don nerschlag mehr zu hören war, von Westen kommende Wolken begannen sich zur Erde zu senken, auf ihr zu Hüpfen, um sich dann plötzlich wie ein Quirl zu drehen. Ein brausender Spek takel, der jeder Beschreibung spottet, kaum 5 Minuten anhaltende Verfinsterung, die Leute glaubten, daß Ende der Welt wäre gekommen, retteten sich in die Zimmer zur ebener Erde oder auch in Kellergelasse und erwarteten zagenden Herzens die kommenden Dinge. Kaum nach 10 Minuten langem Toben ist der Auf ruhr zu Ende, es wird hell und ruhig, die Leute wagen sich heraus aus den Häusern, um Zerstörungen zu sehen, die ihnen das Blut in den Adern gerinnen machte. 10 Minuten hatten genügt, um 12 Ortschaften namenloses Elend, 7 davon nahezu die Vernichtung zu bringen. Die schweizer Bundesregierung macht jetzt große Anstrengungen, um die Schweiz von dort sich herumtreibenden Anarchisten zu befreien. Wie aus Bern gemeldet wird, sind, nachdem kürzlich vom Bundesrath ein italienischer und ein fran zösischer Anarchist ausgewiesen worden, nunmehr drei weitere Anarchisten, und zwar ein Franzose und zwei Deutsche ausge wiesen worden. Die beiden Letzteren aus Basel. Der Bundes- rath hat das Inkrafttreten des Anarchistengesetzes auf den 25. Juli d. I. festgesetzt. In Tessin, dem Schmerzenskinde der Schweiz, ist wieder ein so gefährliches klerikales Treiben an der Tages ordnung, daß selbst die konservative „Allgemeine Schweizer zeitung" dagegen zu Felde zieht. Der Klerus wüthet gegen die Evangelischen in Broschüren, welche in Lugano, dem Sitze des Bischofs, erscheinen, in den Zeitungen und auf den Kanzeln. Die Folge davon ist eine gefährliche Erregung, welche sich schon in zwei Mordversuchen gegen den evangelischen Pfarrer von Biasca und die Wittwe Calaner, in deren Haus er wohnte, bethätigte. Nachdem ihm der Gemeinderath rechtswidrig den