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Wochenblatt für Wilsdruff TharM Men, Menlehn mb die Umgegenden Imlsblull 1894 No. 43 Die Bibliothek Verwaltung Mittel zur Unterhaltung der Bibliothek. Bezeichnung wurde der Nachsuchenden. der zu unterstützenden Bibliothek. gegründet. benutzt. kanntlich neben Schuldentilgung und Aenderung in der Ver- sinde zu betrachten wäre. Wir führen diese Fälle an, einer Lande zu gewinnen, so ist doch die Gefahr, daß solches jetzt bei umfaßt Bände. Bisher bewilligte Staatsbeihilfe. Ligenthuuts- Verhältuiffe Ausführungsverordnung des preußischen Handelsministers aber nicht zur Anwendung gebracht werden dürfen. Für eine gründ liche Revision dieser Verordnung dürfte die Zeit nachgerade ge kommen sein. Gegen das Gesetz selbst richten sich im wesent lichen nur an einem Punkte Beschwerden, hier aber auch in zunehmendem Maße: wir meinen das vollständige 'Verbot des Offenhaltens der Läden an den Sonntagnachmittagen und Sonn tagabenden. Die Regierungsvorlage bezweckte bekanntlich nur das Verbot der Beschäftigung von Gehülfen und Lehrlingen; die Vorschrift, welche die gänzliche Schließung der Geschäfte leiten ließen. So ungefähr die neue Art der Taktik der Sozial demokraten ; sie hoffen, damit bessere Erfolge zu erzielen als mit während der Zeit, in welcher Gehülfen und Lehrlinge nicht be schäftigt werden dürfen, anordnet, ist erst durch den Reichstag in das Gesetz gebracht, ganz außerhalb des Rahmens eines Arbeiterschutzgesetzes. Aus den Kreisen der kleinen und kleinsten Kaufleute, welche nebst ihren Familienangehörigen selbst mit zu verkaufen pflegen, hört man nun immer lebhafter die Klage über ungerechte Härte, und namentlich in den kleinen Landstädten be schwert man sich, daß das Gebot des Ladenschließens lediglich dem Haustrhandel zugute kvmme. Dieser Beschwerde wird man sich nicht verschließen dürfen, am wenigsten Diejenigen, welche den Schutz des seßhaften Kaufmanns und des Mittelstandes überhaupt immer so laut im Munde haben. In den nächsten Wochen werden die Sozialdemokraten eine Landagitation im großartigsten Stil entfalten; auf allen Kreis konferenzen und Parteitagen bildete das „Hinaus auf die Dörfer" den Hauptgegenstand. Im Allgemeinen soll jetzt die rothe Fahne bei Seite gestellt werden, oder, wie Herr von Vollmar auf einer Konferenz der oberbayerischen und Tiroler Sozialdemokraten sich ausdrückte, ein „liebevolles Studium der bäuerlichen Ver hältnisse" sei bei der Landagitation dringend nothwendig. Man wird dabei mit allen möglichen Dingen kommen, die, wie ge sagt, mit dem sozialdemokratischen Programm nicht das Geringste zu thun haben. Wenn man sich an den Landarbeiter wendet, dann wird man ihm vorreden, daß einzig und allein die Sozial demokratie die lange und schwere Arbeitszeit abschaffen könne. Der Religionsfrage möge man, so lautet die Losung, soweit cs möglich sei, aus dem Wege gehen, werde sie aber trotzdem berührt, so möge man betonen, daß die Sozialdemokraten viel bessere Christenmenschen wären, als diejenigen, die zwar viel von Religiosität redeten, aber in ihrem Handeln gemeinere Charaktere wären, und sich nur von Selbstsucht und Egoismus für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Bis zu einer „geheimen Bierpolizei", wie sie spöttisch schon genannt wird, haben es die geistigen Leiter des Brauereiboykotts bereits gebracht. Die „Genossen" sind nämlich in vielen Fällen zweifelhaft, ob sie nicht das verhöhnte Bier der boykottirten Brauereien auf Umwegen zu trinken bekommen. Sie haben daher von den arbeitslosen Böttchern und Brauereiarbeitern ver langt, eine sogenannte Bierkontrole zu organisiren, die die Auf gabe hat, den Bierwagen nachzugehen, die Wirthe, die von d»N boykottirten Brauereien Bier beziehen, sorgfältig zu notiren und hübsch unter der Hand den Genossen zu denunzircn. So will man den Arbeitslosen selbst auch wieder Gelegenheit geben, auch ihrerseits zur Durchführung des Boykotts das ihrige zu thun. In einem Punkte ist man schon sehr unzufrieden mit ihnen. In einer Versammlung von Brauern und Brauereiarbeitern, die gestern in den Konkordiasälen abgehalten wurde, las man ihnen den Text, weil sie sich an der Verbreitung des be kannten Flugblattes nicht betheiligt sondern alle Arbeit den Ge nossen überlassen hätten. Uebrigens sieht man auch hieraus wieder, wer und was hinter dem Boykott steckt. Die gestrige Versammlung war nur noch von 600 bis 700 Personen besucht, während die bisherigen Veranstaltungen Tausende von Be suchern zählten. Die leitenden Kreise der Sozialdemokratie halten es denn auch für nothwendig, die Sache wieder einmal etwas aufzufrischen ; zu diesem Zwecke sollen morgen Abend neun Volksversammlungen veranstaltet werden. Äuf welcher Seite die Sympathien aller korrekt Urtheilenden sind, bedarf keiner besonderen Betonung. Ueberall, wo man Gesetz und Recht achtet und gegenüber der immer dreister zu Tage tretenden Ab sicht eines Theiles der Arbeiter, die Arbeitgeber zu terroristren, unerbittlichste Konsequenz allein am Platze findet, erkennt man an, daß ein Sieg der Terroristen von unabsehbaren sozialen und volkswirthschaftlichen Mißständen begleitet sein würde und rechnet darum darauf, daß diesmal die Arbeitgeber den Ver führten gegenüber diejenige Ausdauer bekunden, welche einzig zweckentsprechend ist, um den unberechtigten Uebermuth zu brechen. Nach welcher Seite sich schließlich der Sieg in diesem Kampfe neigen wird, kann nicht zweifelhaft sein, denn solche frivole Be wegungen verlaufen naturgemäß im Sande. Aus dem sonnigen Süden kommen schlimme Nach richten In Italien regnet es fortwährend und aus fast allen Theilen des Landes kommen Meldungen von großen Ueber- schwemmungen. Die Flüsse Po, Dora, Stura und Sanzone sind aus ihren Ufern getreten und haben auf den Feldern un geheure Verheerungen angerichtet. In einzelnen Bezirken ist die ganze Ernte vernichtet. In Mantua und mehreren Gemeinden der Umgegend ist ein heftiges Hagelwetter eingetrcten, das den Fluren großen Schaden zugefügt hat. In Porto Maurikio fand ein heftiger Schneesturm statt; die ganze Thalmulde vonArro- seia ist verschneit. Eine sensationelle Nachricht nach der andern kommt jetzt aus Peters bürg. Zuerst wurde, allerdings nicht vom offiziösen russischen Telegraphen, die Entdeckung einer neuen großen Ver schwörung gegen das Leben des Czaren gemeldet, dann berichte ten private Meldungen von umfassenden Verhaftungen in Pe- Jnserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. JnsertionsvreiS 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonncmentspreis - vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne i Nummern 10 Pf. Bekanntmachung, die Volksbibliotheken betreffend. Gesuche um Unterstützungen zur Gründung, Unterhaltung und Erweiterung von VolksbibliothckenMnd bis zum 31. JuliMeses Jahres^ anher einzureichen.' Diese Gesuche sind tabellarischZeinzurichten, wie dies das nachstehende Schema unter TUsan die HandWebt. Meißen, am 28. Mai 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Airchbach. . Bekanntmachung Mit Genehmigung wr König!. Amtshauptmannschaft wird der Kommunikationsweg Helbigsdsrf-Dresdett-Freibergerstratze infolge Massenschüttung vom 7. bis h. Juni -ss. Is. für den Fährverkehr gesperrt. Der Verkehr wird über Herzogswalbe verwiesen. Herzogswalde, am 1. Juni 1894. H. Lindner, Gemeindevorstand. Bisheriger Beitrag der Gemeinde. Wendung der Ueberschüsse der Staatseisenbahnverwaltung eine fiste Abgrenzung der Beiträge Preußens für die Bedürfnisse des Reichs, in der Weise, daß letzteres nicht nur seine eigenen Ausgaben selbst bestreitet, sondern auch den Einzelstaaten Ueber- weisungen über die Matrikularumlagen hinaus gewährt. Da mit hat der größte deutsche Landtag mit bedeutender Mehrheit beider Häuser dem Grundgedanken des in der verflossenen NeichStagssession gescheiterten Reichsfinanzreformplans in vollem Umfange zugestimmt. Das Gewicht dieser Kundgebung ist nicht zu unterschätzen. Der preußische Landtag hat seine Stimme in dieser Frage zuerst klar und kräftig erhoben. Andere werden sicherlich nachfolgen. Denn es dürfte keinen deutschen Land tag geben, der dauernd die Deckung der Fehlbeträge im Reiche durch die Bundesstaaten für möglich hält. Der Druck auf den widerwilligen Reichstag muß von denjenigen Stellen ausgehen, denen man die neuen Lasten aufladen will. Zur Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. Die „Nat.-lib. Korr." schreibt: Die Vorschriften über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe sind nun fast zwei Jahre in Kraft, aber der aufmerksame Beobachter wird nicht behaupten können, daß die Zufriedenheit mit der Einrichtung im Wachsen sei. Auch Der jenige, welcher den Grundgedanken vollkommen billigt, kann sich der Einsicht nicht verschließen, daß die Ausführung desselben inmitten der mannichfaltigen Interessen des wirklichen Lebens auf Schwierigkeiten stößt, die auf die Dauer kaum zu über winden sein werden. In Berlin haben jüngst zwei interessante Prozesse stattgefunden. In dem einen wurde ein großer Milch händler zur Verantwortung gezogen, weil er zwar die Abtragung von Milch von seinen herumfahrenden Wagen an die Kunden punkt 10 Uhr am Sonntagmorgen einstellen, tue Wagen aber erst nach 10 Uhr nach seinem Gute zurückkehren ließ. Es wurde angenommen, daß die Führer der Wagen als im Handelsze- werbe beschäftigt zwischen 10 und 12 nicht in Thätigkeit sein dürften und der Beklagte demgemäß verurtheilt. In dem andern Falle handelt es sich um einen Konditor, der in den späteren Nachmittagsstunden eine Torte hatte austragen lassen Hier erfolgte Freisprechung, weil nachgewiesen werden konnte, daß der Austräger der Torte bei dem Konditor nicht als Gehülfe in dem Handelsgeschäft der Konditorei, sondern als Hausdiener angestellt war, also unter die Gesindeordnung fiel. Es fragt sich nun, ob der Milchhändler nicht auch eine Form finden Tagesgtl'chichlt. >nung giebt der höheren Verwaltungsbehörde vollkommen aus- Das preußische Herrenhaus hat gestern die Resolutionen reichende Befugmß zu Ausnahmemaßregeln, wie sie für den über die Finanzlage des preußischen Staats nach den Beschlüssen! Handel sowohl mit Milch wie mit Kondltorwaaren durchaus des Abgeordnetenhauses angenommen. Dieselben verlangen be-! angezeigt wären, infolge der engherzigen und schablonenhaften konnte, nach welcher der Milchwagenkutscher ebenfalls als Ge- demokraten; sie hoffen, damit bessere Erfolge zu erzielen als mit finde zu betrachten wäre. Wir führen diese Fälle an, einer- der früheren, bei der sie gleich mit dem sozialdemokratischen Pro- scits, um an einem konkreten Beispiele zu zeigen, zu wie wun-i gramm herausrückten. Broschüren Zeitungen haben die „Ge- derlichen Folgen die Handhabung der fraglichen Gesetzesbestimm- nossen" massenhaft aufgestapelt, und in nächster Zeit dürften ungen führt, andererseits aber, um von neuem darauf hinzu- die Dörfer damit wohl übersäet »erden. Ist es den Sozial weisen, daß dasjenige, was im Publikum Verwirrung und Un- demokraten auch bis jetzt nicht gelungen, viel Boden auf dem Zufriedenheit erregt, meistens nicht das Gesetz selbst, sonderneben L " ' s '7 ' ' '' ' . " - '' die Handhabung desselben ist. Der H 105 s der Gewerbeord- der neuen "Taktik geschieht, viel näher gerückt als früher. Dienstag, de« S. Juni