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WchMM für MMf Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonncmentspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 ML 25 Pf. — Einzelne 1 Nummem 10 Pf. ThmM. Nchen,Zikbtnlkhn md die UmMndtn. Imtsölatt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. JnsertionSvreiS 10 Pf. pro drrigespaltene Corpuszeile. für die Kgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Ztadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. No. 37. Dienstag, den 8. Mai 1894. Der in der Bekanntmachung vom 1. Mai dss. Js., betreffend den Darlehns- und Sparkassen-Verein zu Sachsdorf bei Wilsdruff eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht genannte Herr Rittergutsbesitzer Grundinann in Witvberg führt nicht die Vornamen „Karl August Paul" sondern „Carl Otto Paul". König!. Amtsgericht Wilsdruff, den 4. Mai 1894. Nntzholzinafseirtrnktion. Von den nachgenannten Revieren des Lsrstbezirk- Grillenbura, als: dem Spechtshausener-, Naundorfer-, Grillenburger-, Höckendorfer- und Löß nitzer Revier sollen in dem Gewerbehaus (d. früheren Debus'schen Restauration) zFveibcvg Sonnabend, den IS. Mai dss. Js., von Bormittags 11 Uhr ab circa 5600 Jeßmeter weicher Auhhölzer zum Theil in bereits aufbereitetem, zum Theil in noch anstehendem Zustande meist als Stammholz unter den in der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Näheres über die zu verkaufenden Holzposten pp. besagen die bei der unterzeichneten Oberforstmeisterei und dem Königlichen Forstrentamte Tharandt in Empfang zu nehmenden speziellen Auktionsbekanntmachungen, sowie die von den Herren Forstrevierverwaltern zu beziehenden speziellen Auktionsverzeichnisse. Königliche Oberforstmeisterei Grillenburg, am 1. Mai Aarl Tittmann, Oberforstmeister. Holzversteigerung. Von den auf dem Tharandter Hsrstrevier in den Schlägen der Abteilungen 2, 19, 22, 25 und 79 aufbereiteten Hölzern sollen Freitag, den 11. Mai s. I., von Bormittags IS Uhr an im Gasthause zur Taune in Tharandt, 15 harte und 2136 weiche Stämme, 107 harte und 272 weiche Klötzer, 100 w. Derbstanzen, 20 Rm. harte und 14O'/2Rm. weiche Brennhölzerund 351 Rm. weiche Stöcke versteigert werden. Näheres enthalten die in Schankstätten und bei den Orlsbehörden der umliegenden Orte aushängenden Plakate. Kömgi. Forstrevicrverwaltunq und Königs. Forstrentamt Tharandt, am 2. Mai 1894. Tagesgeschichte. Der Kaiser wird die nächste Zeit ganz besonders mili tärischen Besichtigungen und Heerschauen widmen. Den Kaiser- manöoern im Herbst wird in militärischen Kreisen diesmal eine ganz besondere Bedeutung beigelegt, da eine ganze Reihe neuer Einführungen geprobt werden soll. Es wird sich dabei auch zum Theil um das erleichterte Gepäck für die Infanterie und um die Uniformen handeln. Mit nicht geringem Interesse sicht man den großen Festungsmanövern entgegen, die gleichfalls unter Theilnahme des Kaisers erfolgen sollen. Die Finanzverwaltung der Stadt Berlin hat in der Sitzung der Stadtverordneten vom 2. ein schweres Mißtrauens votum empfangen, welches von der tiefen Erbitterung der Bür gerschaft gegen diese unfähige und rücksichtslose Verwaltung zeugt. Nahezu einstimmig (mit 76 gegen 6 Stimmen) nahm die Stadtverordnetenversammlung einen Antrag Cassel an, wo nach für die drei nächsten Vierteljahre des laufenden Etalsjahres 5 Prozent des Zuschlags zur Einkommensteuer außer Hebung zu setzen sind. Danach wird die ungeheure Steuererhöhung, die seit I. April eingesührt worden, wenigstens um einen geringen Prozentsatz wieder rückgängig gemacht. ' Das Magistratskollegium unter seinem Kämmerer Maß wehrte sich aufs heftigste gegen diesen Antrag und erklärte, ihm nicht zustimmen zu können. Damit haben wir eine Krists in unserem Stadtregiment, die nach einfachen konstitutionellen Grundsätzen nur durch den Ab schied der für diese Finonzverwaltung verantwortlichen Männer gelöst werden könnte. Sie sind aber in kommunalen nicht so empfindlich wie in politischen Dingen. So mußte es kommen! Man darf auf die weitere Entwickelung dieser Angelegenheit gespannt sein. Selbst der Berliner Bürgerschaft reißt allmählich die Geduld, wenn ihr statt der nach Einführung der staatlichen Steuerreform mit ihrer günstigen Rückwirkung auf die städtischen Finanzen durchaus nothwendigen und erreichbaren Reform und Erleichterung des kommunalen Steuerwesens nur fortwährend neue Steuerklassen aufgepackt werden, Zuschläge auf Staats- steucrn, welche die Fortschrittspartei im Landtag aufs äußerste bekämpft hat, jetzt aber dort, wo sic die Leitung der Gemeindever waltungen in den Händen hat, schonungslos auf die Spitze treibt. Berlin, 4. Mai. Mittwoch Nacht um '^11 Uhr ist in Karlsbad, wohin er sich zur Kur begeben hatte, der Be gründer und Chef des Welthauses Rudolph Hertzog im fast vollendeten 79. Lebensjahre an einem Schlaganfalle gestorben. Als heute Morgen die Angestellten des Hause Rudolph Hertzog ru gewobnter Thätigkeit erschienen, da harrte ihrer die erschüt ternde Kunde von dem Tode des Chefs. Das Kaufhaus blieb geschlossen. Die Laternen davor wurden umflort und die Front schwarz drapirt. Erst am Dienstag, 8. Mai, dem Tage nach der Bestattung, werden sich die Pforten des Rudolph Hertzog- schen Kaufhauses wieder öffnen. Nach bereits bei Lebzeiten getroffenen testamentarischen Bestimmungen wird das Geschäft in bisheriger Weise fortgeführt werden. Das offizielle sozialdemokratische Parteiorgan ist sehr ärger lich darüber, daß Lie bürgerliche Presse die Maierfeier etwas sn behandelt und von ausführlichen Berichten über den Verlauf der veranstalteten Festlichkeiten Abstand genommen hat. Allerdings Hot die Presse diesmal erfreulicherweise darauf verzichtet, für die Herren Bebel, Liebknecht, Singer und Ge nossen Reklame zu machen, und das ist nur lobenswerth, denn das frühere entgegengesetzte Verhalten eines großen Theiles der staatserhaltenen Presse hat den Nimbus, welcher die Götter der Sozialdemokratie in den Augen der Menge umgiebt, mit herbei führen helfen. Dagegen wird man überall den Ausschreitungen dieser Herren gegen die heutige Ordnung entgegentreten müssen, namentlich da, wo mit den Arbeitern ein ganz perfides Spiel getrieben wird. Und dies geschieht anläßlich der Maifeste. Nachdem die sozialdemokratische Parteileitung bei dem ersten dieser Feste einzusehen Gelegenheit bekam, daß eine allgemeine Arbeitsniederlegung und somit eine eigentliche Feier gegenüber dem festen Zusammenhalten der Arbeitgeber unmöglich war, begnügte sie sich damit, jedem einzelnen Arbeiter die Entscheidung darüber zu überlassen, ob er sich imstande fühle die Arbeit niederzulegen oder nicht. Schon dadurch ist mittelbar die Auf forderung zur Begehung der Unbesonnenheit gegeben. Noch mehr aber wird in der gleichen Richtung durch die Behandlung ge wirkt, welche nunmehr das offizielle Parteiorgan denjenigen Ar beitgebern angedeihen läßt, welche die nicht zur Arbeit erschienenen oder sonst wie der sozialdemokratischen Aufforderung nachge kommenen Arbeiter aus der Arbeit entlassen haben. Die Ar beitgeber sollen dabei von einer blinden Wuth beseelt sein, wäh rend die Arbeiter beleidigt werden. Ja, wenn solche Beurtheil- ung der von den Arbeitern begangenen Unbesonnenheiten nicht zur Niederlegung der Arbeit aufreizt, dann wissen wir nicht was es sonst thun sollte. Solange die sozialdemokratische Par teileitung selbst und unmittelbar für Niederlegung der Arbeit am 1. Mai eintrat, trug sie wenigstens den Arbeitern gegen über die Verantwortung für alle die Schäden, die aus dieser Stellungnahme erwuchsen. Jetzt ist sie aller Verantwortung ledig, der Arbeiter aber, der sich zur Arbeitsniederlegung ver leiten läßt, muß sich in seinem selbstgeschaffenen Elend mit der Phrase von der blinden Wuth der Arbeitgeber abspeisen lassen. Dieses Spiel stimmt leider zu dem ganzen Verhalten der so zialdemokratischen Führung, der es darauf ankommen muß, möglichst viele im Staate unzufrieden zu machen. Gegen ein solches Spiel aber g'ebt es nur ein Mittel und das ist das rücksichtslose Vorgehen der Arbeitgeber gegen die Arbeiter, welche am I.Mai die Arbeit versäumen. Solche Arbeiter müssen nicht , blos vorübergehend, sondern dauernd entlassen werden. Auf diesem Standpunkt müßten alle Arbeitgeber stehen. Thun sie es, so ist für die nächsten Jahre nicht mehr zu befürchten, daß sozialdemokratische Aufreizungen am 1. Mai Arbeiter und Ar beiterfamilien in Noth und Elend bringen werden. Vaterländisches. Wilsdruff. Zu der vom Gewerbeverein geplanten Reise nach Olbernhau hatten sich leider nur 7 Personen zusammengefunden. Bietet die Fahrt nach Flöha und von da durch das reizende Flöhathal an Naturschönheiten so viel Schönes, so Großartiges bietet das herrlich gelegene, freund liche Olbernhau in der Industrie. Das Hauptinteresse der Betheiligten galt zumeist den Elektromotoren und besuchte man zu erst die Kistenbauerei des Herrn Fischer; der selbe betreibt vorläufig bis zur Fertigstellung seiner neuen, im Bau begriffenen Werkstelle mit einem 5pf. Elektromotor eine Hobelmaschine und 2 Kreissägen — kaum gesehen, hatte man sich von der Leistungsfähigkeit überzeugt und sagte man „Das Ding geht." Der Wunsch einen solchen Motor zu haben, wurde noch reger, als man den 2pf. in einem Glaskasten stehenden Motor des Tischlermeister Endler eine 500 mm breite Hobelmaschine spielend treiben sah, sodaß die höchste Leistungs fähigkeit erzielt wurde. Geradezu erstaunte man beim Kunst möbelfabrikant Weinhold, wo ein 12pf. Motor, ebenfalls unter Glaskasten stehend, alle zur Möbelfabrikation gehörigen Hilfs- maschinen, als Hobel-, Abricht- und Fraismaschine, Kreis- und Bandsäge und Drehbänke, ohne denselben vollständig auszu nutzen,' gleichzeitig sämmtlich in Bewegung setzte, um damit für 40 Gehilfen sämmtliche Hölzer vorzuarbeiten. Hier hatte man auch Gelegenheit, wirklich kunstvolle, peinlich sauber gear beitete Möbel zu bewundern. Nachdem man noch den 8pf. Motor des Herrn Baumeister Fischer besehen hatte, besuchte man die mittelst 15pf. Dampfmaschine betriebene Fabrik des Herrn Göhlert. Im Hofraum sah man schöne astreine bis zu 70 cm starke Buchenklötzer aufgestapelt, die zunächst in Längen von 1—2 Meter getheilt, auf großer Kreissäge geviertheilt und dann auf kleineren Kreissägen in verschienen Stärken quadratisch geschnitten werden. Hierauf wandern selbige dann je nach ihrer Beschaffenheit eine Zeit lang in den Dampfraum, werden dann derartig zu Stößen aufgesetzt, sodaß die Luft gut durch kann und kommen solange in den Trockenraum bis sic voll ständig ausgetrocknet sind. Von hier aus kommen die Hölzer in den Maschinensaal, werden daselbst mittelst verschiedener Spezialmaschinen geschnitten, gehobelt, gefräst, geschliffen, sodann im Polirsaal polirt, beschlagen, Schlösser eingepaßt, jedes ein zeln justirt, eingepackt, um nun als Sparkästen in die weite Welt, meist nach England zu wandern. Hier werden wöchent lich ca. 100 Groß Sparkästen verschiedener Güte, Form und Größe fertig. In der Fcderkastenfabrik von Herren Göhlert und Langer sah man das Aehnliche, nur das hier wöchentlich