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Wochenblatt für Wilsdruff Tharandt, Men, Menlehu md die Umsegenden Imtsölall 1 No. 1V Freitag, den 2. Februar 1894 Meißen, am. 31. Januar 1894. Volksver lustc und Börsengewinne. In den Materialien der Börsen-EnquSte-Commisston befinden sich einige Arbeiten des Assessors Eschenbach über die Emissionen aller Art, mit denen in den letzten „großen" Decennien das deutsche Volk durch das segensreiche Institut der Börse beglückt worden ist. Wir wollen für heute aus dem außeroroentlich reichhaltigen Stoff folgendes Material zusammenstellen, das gewiß in weitesten Kreisen unserer sparenden Bevölkemng und Angesichts der Steuervorlagen und der wirthschaftlichen Noth vielleicht auch für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis ' vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne / Nummern 10 Pf. Häuptern noch rechtzeitig abzuwenden. So hat am 22. d. M. eine Plenarsitzung der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin stattgefunden, in welcher diese Angelegenheit besprochen wurde. Das Kollegium erblickte in jener Bestimmung des Entwurfes einen Eingriff in die Selbstverwaltung der Börse, welcher zu großen Unzuträglichkeiten führen müßte, und es konnte insbesondere den geplanten landwirthschaftlichen Organi sationen nicht die Befähigung zu jener Mitwirkung an kauf männischen Einrichtungen zuerkennen. Das Kollegium beschloß deshalb, beim Handelsminister wegen Aufhebung dieser Be stimmungen des Entwurfes vorstellig zu werden. Die Ueber- hebung, mit welcher hier die Aeltesten der Berliner Kaufmann schaft auf die Landwirthe herabsehen, verdient die schärfste Zu rückweisung. Ein selbstthätiger Landwirth ist doch mindestens so geeignet, in Fragen der Preisnotirungen des Getreides mit zusprechen wie irgend ein Börsenmakler, der vielleicht nicht ein mal ein Roggenfeld von einem Weizenfeld zu unterscheiden ver mag. Daß die Herren von der Mitwirkung der Landwirthe „Unzuträglichkeiten" befürchten, glauben wir ihnen gern. Es fragt sich" nur, was unter diesen „Unzuträglichkeiten" zu ver stehen ist. Wird mit Hilfe der Landwirthschaftskammern dem Kipper- und Wipperspiel, daß längst Selbstzweck geworden ist und bei dem es lediglich auf die erzielte Differenz ankommt, ein Ende bereitet und den Jobbern der auf Kosten der land wirthschaftlichen Produzenten mühelos erzielte Gewinn be schnitten, so mag das vom Standpunkte der Börsenspekulanten „unzuträglich" sein, wir und mit uns das gesammte arbeitende Volk würden hierin einen heilsamen Fortschritt erblicken, der nur zu einer Gesundung unserer wirthschaftlichen Berhältnisse führen kann. Darum erwarten wir, daß der Herr Handels minister den Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft eine deut liche Antwort nicht schuldig bleiben wird. Die Zeiten, wo die Börse als das Kräutlein „Rührmichnichtan" betrachtet wurde, dürfen nicht wieder kommen. An die Abgeordneten des preußischen Landtages richten wir darum die Bitte, den Absatz des 8 2 deS Gesetzentwurfs dahin abzuändern, daß den 'Landwirthschafts kammern nicht bloß eine Mitwirkung bei der Verwaltung der Produktenbörsen übertragen werden kann, sondern muß. Das Vorgehen der Berliner Kaufmannschaft giebt einen deutlichen Fingerzeig, wo der Hebel angesetzt werden muß, sollen die Zu stände an den Produktenbörsen bessere werden. In ihrem Uebereifer haben sich die Börsmherren nur selbst geschadet; eS wäre sehr verkehrt, wollte man sich den von ihnen gegebenen Wink entgehen lassen. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. JnsertionSpreiS 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Königliche Amtshauptmannschaft v. Kirchbach. Tagesgeschichte. Der „Reichsanz." veröffentlich folgendes Dankschreiben: Bei dem Eintritt m ein neues Lebensjahr war es mir durch Gottes Gnade vergönnt, zugleich auf eine 25jährige Zugehörig keit zur Armee zmückzublicken. Waren es ernste Gedanken, welche mir in Erinnerung an den weihevollen Tag meines Ein- trittes in die Armee die hehren Gestalten meines mir leider zu früh entrissenen Vaters und meines unvergeßlichen Herrn Groß vaters besonders lebendig vor Augen stellten, so wurde ich doch hoch beglückt durch die mannigfachen Beweise großer Liebe seitens des deutschen Volkes, welches mit seinen erlauchten Fürsten darin wetteiferte, mich an meinem Doppelfeste zu ehren und zu er freuen. Zahlreicher noch als sonst sind die schriftlichen und tele graphischen Glückwünsche, welche mir von nah und fern zuge gangen waren. Eine innige Befriedigung gewährte mir, aus denselben wahrzunehmen, wie die mir von ollen patriotisch füh lenden Herzen an meinem Feste entgegengebrachte freudige Theil- nahme durch den mir gewordenen Besuch des um Kaiser und Reich so hoch verdienten Staatsmannes noch eine besondere Steigerung erfahren hat. Indem ich Allen, welche mir bei dieser Gelegenheit so liebevolle Aufmerksamkeit erwiesen haben, auf diesem Wege meinen tiefgefühltesten Dank auöjpreche, gebe ich gern meiner freudigen Zuversicht in die schließlich segensreiche Weckerentwickelung unseres theuren Vaterlandes Ausdruck. Ich ersuche Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Berlin, 31. Januar 1894. Wilhelm. In Berliner Hvfkreisen glaubt man, daß der Kaiser dem Fürsten Bismarck zu dessen bevorstehenden Geburtstage (1. April) in Friedrichsruh einen Gegenbesuch abstatten werde. Wie weit diese Ansicht auf Vermuthung oder auf einer be stimmten Aeußerung de' Kaisers beruht, läßt sich nicht fest-, stellen. Sie hat jedenfalls die Wahrscheinlichkeit für sich. Weiter verlautet, daß sich der Kaiser in hohem Maße befriedigt von dem Verlauf des „Bismarcktages" gezeigt und wiederholt seiner Freude über sein Wiedersehen mit dem früheren Reichskanzler seiner Umgebung gegenüber Ausdruck gegeben habe. Diese Be friedigung, die von weiten Kreisen der deutschen Nation durch aus gethM wird, ist mit besonderer Lebhaftigkeit in Süddeutsch land hervorgetreten. Alle vorliegende Berichte stimmen darin überein, daß gerade dort der Geburtstag des jetzigen Kaisers noch nie nick solcher Herzlichkeit, mit einer so aufrichtigen Begeisterung gefeiert worden sei, wie der letzte. Es kann keinem Zweifel unterliegen,, daß mit der vollzogenen Aussöhnung des Kaisers mit dem Fürsten Bismarck eine der Hauptquellen der vorhandenen "Mißstimmung verstopft worden sei. Auch dem Auslande gegen über, wo man mit Verwunderung oder Schadenfreude die wach sende Entfremdung zwischen dem Mitbegründer des Deutschen Reiches und dem jetzigen Kaiser beobachtet hat, wird die erfolgte Aussöbnung eine tiefgehende Wirkung auöüben und das Ansehen Deutschlands ganz bedeutend beben. So wird sich der vermuth- lich aus rein menschlichen und Persönlichen Beweggründen unter nommene Schritt des Kaisers unter allen Umständen auch als eine politisch bedeutsame und segensreiche That erweisen, ob nun sonstige weitere Folgen daran knüpfen mögen oder nicht. Aus Friedrichsruh wird dem „Hamb. Korr." unterm 28. Januar berichtet: „Kaisers Geburtstag wurde hier gestern durch ein Diner beim Fürsten Bismarck gefeiert, an dem 18 Personen theilnahmen, darunter einige Gäste aus Hamburg, einige Nachbarn und die ersten Beamten in Friedrichsruh. Der Fürst war in freudigster Siunmung und brachte in begeisterter Rede den Toast auf den Kaiser aus. Von dem Empfang, der ihm in Berlin zutheil geworden, ist der Fürst ganz ent zückt. Ueberall hält man es schon für feststehend, daß der Kaiser dem Fürsten hier in allernächster Zeit einen Besuch ab statten wird; über den Tag, an welchem dieser Besuch erfolgen dürfte, ist jedoch Sicheres nicht bekannt, und deshalb sind auch die Gerüchte, daß der Besuch am 15. Februar stattfinden soll, mit Vorsicht aufzunehmen. Graf Herbert Bismarck ist schon eine Stunde nach Ankunft des Fürsten in Friedrichsruh nach Berlin zurückgereist, weil er sich an der Gratulationscour beim Kaiser betheiligen sollte." Die „Korrespondenz des Bundes der Landwirthe" schreibt: Daß die Zustände an unsern Börsen faul sein müssen, beweist die übergroße Nervosität, welche die Herren Börsenspekulanten befällt, sobald irgendwie Gefahr droht, daß das Börsentreiben nicht mehr wie bisher nur den „Eingeweihten" bekannt bleibt, sondern der Kritik einer größeren Oeffentlichkeit unterstellt wird. Ein Krähe hackt der andern kein Auge aus, und so lange die Börsenjobber ganz unter sich bleiben, können sie ihr lichtscheues volksausbeutendeö „Gewerbe" ganz ungestört ausüben. Hat schon die geplante Börsensteuer, die leider sie Börsen viel zu sanft anfaßt, in den Kreisen der Börsenherren große Verstimmung hervorgerusen, so scheint der Gesetzentwurf der Landwirthschafts kammern die Getreidespekulanten ganz aus dem Häuschen bringen zu wollen. Der § 2 Absatz 4 dieses Entwurfes bestimmt nämlich: Den Landwirthschaftskammern kann eine Mitwirkung bei der Verwaltung der Produktenbörsen und bei den Preis notirungen bei diesen, sowie bei Märkten übertragen werden." In der Begründung zu diesem Paragraphen heißt es weiter: „Bei der Wichtigkeit einer angemessenen Einrichtung und Ge schäftsführung der Produktenbörsen und Märkte für den ge schäftlichen Erfolg der Landwirthschaft muß den Landwirthschafts kammern, als der Vertretung der Gesammtinteressen der Land- wirthschaft, die Möglichkeit eröffnet werden, bei der Verwaltung dieser Institutionen, insbesondere bei den Preisnotirungen mit zuwirken." Eine der Forderungen des Bundes der Landwirthe ist es bekanntlich, daß gesetzgeberische Maßregeln herbelgeführt werden, durch welche eine durchgreifende Einschränkung des will kürlichen Spieles der Börse mit den Preisen von Nahrungs mitteln ermöglicht wird. Eine scharfe staatliche Beaufsichtigung dürfte am meisten geeignet sein, in den jetzigen Mißständen an den Produktenbörsen Wandel zu schaffen. Darum begrüßen Bekanntmachung, die Abgabe von Edelreisern verschiedener Obstbaumsorten zur Baumveredelung bLtr. Von der Königlichen Straßen- und Wasserbau-Inspektion Meißen II kann eine größere Anzahl Edelreiser vorzüglicher Aepfel-, Birnen-, Kirschen- und Pflaumensorten, deren Verzeichniß bei der Königlichen Amtshauptmannschaft und bei der genannten Königlichen Bauinspektion einzusehen ist, für billige Preise, unter Umständen sogar unentgeltlich zur Baumver edelung abgegeben werden. Interessenten, ins Besondere auch den Vorstehern wegebaupflichtiger Gemeinden und Gutsbezirke ist hiernach anheimzugeben, solche von der Königlichen Straßen- und Wasserbau-Inspektion Meißen II zu beziehen. Meißen, am 31. Januar 1894. Auktion. Dienstag, als den b. Februar 18Y4, vsn Vormittags 10 Uhr ab kommen in dem Pfützner'schen Mühlengrundstück in Grund bei Mohorn eine Partie Mühlen- und Backgeräthe, mehrere Deck- und andere Betten, Möbels, 1 Herrenpelz, 2 Jagdgewehre, 1 Decimalwaage, 2 Feilbänke und andere Gegenstände zur Versteigerung. Tharandt, am 27. Januar 1894. Der Gerichtsvollzieher bei dem König!. Amtsgericht das. Amts-Gerichts-Wachtmeister Krscter. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Art. II § 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt S. 245 flgd. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Meißen im Monate Dezember vor. Js. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Ouartierwirthen innerhalb der Amts hauptmannschaft im Monate Januar dies. Js. an Militärpferde zur Verabreichung gelangte Marschfourage beträgt 9 M. 22,, Pf. für 50 Kilo Hafer, wir die Bestimmung, daß den Landwirthschaftkammern ein Ein fluß auf die Produktenbörse gewährt werden kann, mit großer Genuzthuung, vor allem, weil wir in diesem Zugeständniß ani die vom Bunde der Landwirthe aufgestellte Forderung den ersten Schritt zur Verwirklichung des Gedankens einer scharfen Be-! aufstchtigung der Produktenbörse durch die Organe des Staates zu erblicken geneigt sind. Auch die Börsenkreise glauben eine ..... ... , , ähnliche Entwickelung dieser Frage befürchten zu müssen, und! unserer Regierungskreise mit recht gemischten Empfindungen darum schlagen sie schon jetzt, wo der Entwurf noch keine s begrüßt werden wird. Nach den betreffenden Materialien sind Gesetzeskraft hat, Lärm, um das drohende Unheil von ihren nämlich allein von Staaten die heute ganz oder halb bankerott 6 M. 30 Pf. „ 50 Kilo Heu, 3 M. 67„ Pf. „ 50 Kilo Stroh. Königliche Amtshauptmannschaft v. Kirchbach.