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WchnM ßr Msdmff Erscheint I «öchentlich zweimal u.zwarDienstagS j und Freitags. — Abonnementspreis Vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne / Nummern 10 Pf. HmM, Mt«, Sikbtnlkhn Md die UlNMnden. -r Imlsblalt — Inserate werden Msutags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. Amtshauxtmannschast Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, No. 5. sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Dienstag, Sen 16. Januar 18S4, Bekanntmachung. Die in den 88 2 und 3 des Straßenregulativs für hiesige Stadt enthaltenen Bestimmungen, daß zur Winterszeit jeder Hausbesitzer 1 ., seiner Hausfront entlang den Schnee zu beseitigen und bei eintretender Glätte Sand und Asche zu streuen, sowie 2 ., bei eintretendem Thauwetter binnen 24 Stunden, vom Beginn desselben an, den vor seinem Hause befindlichen Vorplatz, sowie das an dasselbe angrenzende Gassen gerinne von Schnee und Eis zu reinigen und letzteres von der Gasse hinwegzuschaffen hat, werden andurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß Uebertretungen oder Vernachlässigungen der gedachten Vorschriften nach § 5 des obgedachten Regulativs in Verbindung mit 8 366 Punkt 10 des Reichsstrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden. Wilsdruff, am 15. Januar 1894. Der Bürgermeister. Ficker. Versteigerung. Die zur Adolf Spiller'schen Rsnknrsmasse gehörigen Lslonialwaaren, Gemüse, Gewürze aller Art, Delikatessen, Tabak, Ligarren, Liqueure etc., ferner einen gröheren Posten wein in Flaschen, sowie eine esmplette Ladeneinrichtung, fast neu, sollen auf Meistgebot im Geschäftslokale vresdnerstratze No. YH " Freitag, den 19. Januar nnd am folgenden Tage von Bormittags 2 9 Uhr öffentlich versteigert werden. Wilsdruff, am 16. Januar 1894. Paul Schmidt, Konkursverwalter. Tagesgeschichte. Die parlamentarische Arbeit hat nun im Reiche wie in ver schiedenen Einzelstaaten wieder begonnen, mit dem am heutigen Dienstag erfolgenden Zusammentritt des preußischen Landtages wird dann der parlamentarische Chorus ein vollständiger sein. Mehr wie je werden jedoch die Verhandlungen der deutschen Volksvertretung diesmal den Arbeiten in den deutschen Einzel parlamenten an Interesse und Wichtigkeit vorangehen, sind eö doll, lochbcdeutsame Fragen, die in der jetzt eröffneten eigent lichen winterlichen Thätig'keit des Reichstages ihrer Entscheidung harren. Vor Allem gilt dies von den schwebenden Steuer-und Finanzpcoblemen, von deren Lösung die Gestaltung der ganzen weiteren inneren Reichspolitik wesentlich abhängt. Höchst wahr scheinlich wird dann der Reichstag berufen, auch der Angelegen heit des deutsch-russischen Handelsvertrages näher zu treten und von der Stellungnahme des Reichstages zu genanntem Vertrag, der ja im Großen und Ganzen endlich fertig gestellt sein soll, dürste vielleicht das Schicksal der Volksvertretung selbst abhängen. Auch nach anderen Richtungen hin, so z. B. beim Militär-, Marine- und Colonialeiat u. s. w., wird das Reichsparlameitt mancherlei nicht unwichtige Emscheidungen zu treffen haben, und diese gesammte Situation rechtfertigt die Spannung, niit der man allseitig dem weiteren Verlaufe der gegenwärtigen Reichs- tagssession entgegenblickt. Der Reichstag hat nach eingehenden Berathungen auf grund eines Antrages der konservativen Fraktion beschlossen, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, baldmöglichst einen Ge setzentwurf vorzulegen, durch welchen das Gesetz betreffend die Jnvaliditäts- und Altersversicherung, dahin abgeändert wird, daß eine Vereinfachung desselben, insbesondere durch Beseitigung der Mißstände, wdlchc eine nothwendige Folge des Markensystems sind, herbeigeführt werden. Es ist von konservativer Seite nie mals geleugnet worden, daß die Jnvaliditäts- und Altersver sicherung verbesserungsbedürftig sei. Wie Herr Freiherr von Manteuffel in der Mittwochsitzung des Reichstages hervorhob, bat er selbst schon bei der Berathung des Gesetzes im Mai 1889 die Notbwendigkeit, die bessernde Hand an das Gesetz zu legen, wenn dasselbe erst eine Reihe von Jahren in Kraft sein werde, entschieden betont. Daß dieser neue Zweig der Arbeiter versicherung Anlaß zu Klagen geben werde, ja geben müsse, war also von vorherein auch denen klar, die aus vollster Ueberzcugunz dafür gestimmt hatten. Mit den Wortführern der Sozialdemo kratie rechnete der genannte konservative Abgeordnete scharf ab. Herr Singer hat wieder einmal die Arbeiterversichcrung als ein Verdienst seiner Partei in Anspruch genommen, in demselben Athen, aber erklärt, diese Gesetze seien nur „angeblich" für die Arbeiter gemacht. Mit Recht fragte Herr v. Manteuffel, für wen denn alsdann die Versicherungsgesetze seien, wenn nicht für die Arbeiter. Für die Arbeitgeber, denen ganz erhebliche Opfer dadurch auferlegt worden sind, doch sicherlich nicht. „Die Sozialdemokraten", so führte der konservative Führer treffend aus, „sind immer stolz auf die guten Früchte, an denen man ihre Arbeit erkennen könne. Dabei stimmen sie stets gegen alle Gesetze, die zum Besten der Arbeiter gemacht sind und nachher prahlen sie im Lande damit, daß die Ar beiterschaft, wenn etwas Gutes geschehen sei, dies lediglich der Thätigkeit der Sozialdemokraten zu verdanken habe." Diese niederschmetternde Charakteristik wird wohl endlich auch einmal von dem bisherigen sozialdemokratischen Anhänge begriffen werden. In parlamentarischen Kreisen werden dem T abaksteuer- ge setz nur noch sehr trübe Aussichten eröffnet. Günstigenfalls rechnet man nur noch mit der Aufrechterhaltung einiger wenig belangreicher Trümmer. Ein ansehnlicher Theil des Reichstages will nicht emmal eine Kommissionsberathung zulassen, indessen überwiegt doch die auch im Seniorenconvent durchgedrungene Steigung, eine Kommissionsberathung zwar zu beschließen, aber keine eigene Kommission einzusetzen, sondern die Vorlage der bereits bestehenden und heute ihre Arbeiten beginnenden Stempel- steuerkommissivn zu überweisen. Es ist die Rede davon, als dann die Berathung der Tabaksteuer voranzustellen, um mög lichst bald eine Entscheidung herbeizuführen. Da es mit der Weinsteuer auch nicht viel besser aussieht und ebensowenig mit einem beträchtlichen Bestandtbeil der Stempelsteuer, so wird man sich schon darauf gefaßt machen müssen, daß durch die Mehreinnahmen nicht einmal die neuen Heereskosten gedeckt werden. Die Regierungen der Einzelstaaten werden gut thun, bald Vorsorge für die Deckung ihrer durch die steigenden Matri- kularbeiträge entstehenden Fehlbeträge zu treffen. Die Sozialdemokraten lieben es, bei jeder Gelegenheit ihre Zuhörer oder Leser glauben zu machen, daß die Gesetze, die den Arbeitern Vortheile bringen, lediglich aus Furcht vor der Sozialdemokratie angeregt und zu stände gebracht seien. Wir haben schon früher darauf hingewiesen, daß die gesetzlichen Be stimmungen, welche, wie die über Gewerbefreiheit und Frei zügigkeit, den Arbeitern die meisten Vortheile gebracht haben, entstanden sind, ehe man überhaupt an eine Sozialdemokratie im heutigen Sinne dachte. In der Reichstagssitzung vom Mittwoch hat nun aber der Reichstagsabgeordnete Frhr. v. Stumm sich das Verdienst erworben, darauf hinzuweisen, daß auch die Arbeiterversicherungsgesetze viel früher angeregt worden sind, als die Führer der Sozialdemokratie sich einbilden konnten, daß aus Furcht vor ihnen Gesetze gemacht würden. Herr v. Stumm wies nach, daß die Unfallversicherung vom Centrum, die Jnvaliditäts- und Altersversicherung von ihm selbst zuerst in Antrag gebracht seien und daß dies zu einer Zeit geschehen sei, als sich um die Fahne des Herrn Bebel eine Handvoll Anhänger geschaart hatte, die so klein war, daß sie auch bei übertriebenstem Selbstgefühl nicht hätte annehmen können, Staat und Gesellschaft wären von Furcht vor ihr ergriffen. Es ist ja bekannt, daß die sozialdemokratischen Abgeordneten gegen alle Arbeiterversicherungsgesetze gestimmt haben. Der eigentliche Grund dieses Verhaltens liegt darin, daß sie nur unzufriedene Arbeiter brauchen können. Oeffentlich allerdings geben sie als Ursache für ihre Abstimmung an, sie erachteten die den Ar beitern mit den Versicherungsgesetzen gemachten Zugeständnisse als nicht genügend. Und wenn einmal ein Arbeiter darauf aufmerksam macht, daß man doch Vortheile für die Arbeiter überhaupt nicht ausschlagen sollte, so brüsten die Herren sich damit, daß sie trotzdem das eigentliche Verdienst an dem Zu standekommen der Arbeiterversicherungsgesetzgebung haben, weil die letztere nur aus Furcht vor der Sozialdemokratie in die Wege geleitet sei. In der Reichstagssitzung vom Mittwoch hätten die Herren diese ihre Behauptung zu beweisen Gelegenheit gehabt. Sie haben auch versucht, von der Gelegenheit Gebrauch zu machen. Es ist ihnen aber völlig mißlungen. Durch die Verhandlungen dieser Sitzung ist außer Zweifel gestellt, daß die Arbeiterversicherungsgesetzgebung nicht aus Furcht vor der Sozialdemokratie angeregt worden sein. Wenn die sozialdemo kratischen Führer twtzdem auch in Zukunft mit ihrer alten Behauptung auf Stimmenfang ausgehen sollten, so wird man nunmehr hoffentlich überall wissen, was man davon zu halten hat. Gegen Krankheit sind jetzt 7'/? Millionen, gegen Inva lidität 11 Millionen und gegen Unfall 18 Millionen Deutsche versichert; die Novelle zum Unfallversicherungsgesetz, wonach auch alle selbständigen Handwerker gegen Unfall versichert werden sollen, dürfte sich die Zahl der gegen Unfall versicherten Personen auf zwanzig Millionen steigern. Der geschäftsführende Ausschuß des Centralkomitees zur Er richtung eines Nationaldenkmals für den Fürsten Bis marck trat Freitag Vormitt ag im Reichstagsgebäude unter Vor sitz des Landesdirektors v. Leoezow zu einer Sitzung zusammen. Es wurde der Kassenbericht vorgelegt, welcher ergiebt, daß am 31. Dezember 1893 1256 700 M. in dreiproz. Deutscher Reichsanleihe und 8503 M. baar zur Verfügung standen. Der Ausschuß trat sodann der Platzfrage näher, ohne jedoch eine Entscheidung zu treffen, es wurde vielmehr aus der Mitte des Ausschusses ein Subkomitee ernannt, mit dem Auftrage, die Frage eingehend zu studiren und einer für den Monat April in Aussicht genommenen Sitzung des Centtalkomitees bestimmte Vorschläge zu machen. Wien. Der deutsche Botschafter Prinz Reuß hat sein Abschiedsgesuch eingereicht; wenn dasselbe auch noch nicht ge nehmigt ist, so wird die Genehmigung doch nicht bezweifelt. Die Morgenblätter widmen bereits dem von hier scheidenden Botschafter äußerst sympathische Abschiedsworte. Das Bedauern, mit dem man den Prinzen Wien verlassen sieht, sei ein all gemeines. Palermo, 13. Januar. Durch einen heute veröffent lichten Erlaß wird die Einfuhr aller Feuerwaffen nach Sizilien untersagt. Die Einwohner werden aufgefordert, alle Waffen bei den Polizeibehörden zu hinterlegen. Die bisher ausgegebenen Waffenpässe werden für ungültig erklärt, doch können dieselben eventuell unter Berücksichtigung der betreffenden Persönlichkeiten uud Verhältnisse erneuert werden. Uebertretungen des Waffen verbotes werden mit Gesängniß von 6 Monaten bis 2 Jahren bestraft. Denjenigen Personen, welche Waffen bei der Polizei behörde hinterlegen, werden dieselben seinerzeit kostenlos zurück gestellt werden. Die Pariser Geschworenen, welche am Mittwoch zur Aburtheilung des anarchistischen Bombenwerfers Vaillant ver sammelt waren, haben unleugbar eine mannhafte That voll bracht, als sic den Angeklagten in allen Punkten für schuldig erklärten. Denn es hat auf Seiten der Gesinnungsgenossen Vaillants nicht an furchtbaren Drohungen an die Adresse der Geschworenen gefehlt, falls sie es wagen sollten, das „Schuldig" auszusprechen. Aber die Mitglieder der Jury ließen sich nicht verblüffen; vollzählig waren sie am entscheidenden Tage zur Stelle, mit einziger Ausnahme des — Herrn von Rothschild, und nach kaum halbstündiger Berathung bejahten sie sämmtliche Schuldfragen, infolgedessen Vaillant vom Gerichtshöfe zum Tode verurtheilt wurde. Die Pariser Geschworenen haben also Muth bewiesen, als sie ihre Pflicht erfüllten, indem sie das verur- theilende Verdikt über den jüngsten anarchistischen Bombenheld fällten, und diese Haltung verdient alle Anerkennung. Vaillant aber ist nur sein Recht geschehen, wenn ihn das Todesurthei! traf; denn er hätte erwiesenermaßen mit seiner in der De- putirtenkammer geschleuderten Bombe eine ganze Anzahl Menschen getödtct, wäre sie am Boden explodirt und nicht schon in der Luft. Die voll hohler Phrasen sich gebende Vertbeidigungs- rede Vaillants vermochte keinen günstigeren Eindruck für ihn hervorzurufen und der Generalprokurator hatte sicherlich n'cht Unrecht, wenn er meinte, Vaillant habe sein Attentat lediglich in der Sucht begangen, von sich reden zu machen. In seiner äußerlichen Haltung zeigte sich der Attentäter gefaßt, u. A. dankte er den Geschworenen für ihren Wahrspruch, mit der Bemerkung, daß er den Tod einer lebenslänglichen Zuchthaus strafe vorziehe. Für die Prozeßdauer waren ganz außeror dentliche Vorkehrungen getroffen worden, trotzdem fand sich im Zuhörerraum eine Bombe vor; glücklicherweise soll sie mit Sand gefüllt gewesen sein, also eine freundliche anarchistische Warnung! vaterländisches. Wilsdruff. Die Kaiserliche Ober-Postdirektion giebt uns bekannt, daß die Personenpost von Nossen nach Wilsdruff vom 16. Januar ab um 6 Uhr 45 Minuten früh aus Nossen abgefertigt wird. — Im hiesigen „Gemeinnützigen Verein", welcher sein Vereinölokal »n „Hotel zum goldnen Löwen" hat, findet am kommenden Donnerstag Vortrag statt. Als Vortragender wird