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Airchennachrichten aus Wilsdruff. 18. Sonntag nach Trinitatis. Vorm, halb 9 Uhr Gottesdienst. Predigt über Hebr. 10, 38—11,6. 8 Uhr allgemeine Beichte. Nach der Predigt Feier des heiligen Abendmahles. -WsinsT Z Z' »»>,,,«> i>ti, pi°I08 * RLRI.1^ * 4^ i,s Rechnungsformulare, empfiehlt X. Vei'gvn. and ein Zusammenstoß zwischen der Polizei und einer Volks menge statt. Derselbe erfolgte bei der Entlassung des Jour nalisten Almeida aus dem Gefängnisse, in welchem derselbe wegen eines Zeitungsartikels eine Strafe verbüßt hatte. Eine über 2000 zählende Menge hatte Almeida am Thore des Ge fängnisses erwartet und mit einer Musikkapelle an der Spitze denselben nach Hause begleiten wollen. Da aufrührerische Rufe au» der Menge auSgestoßen wurden, war die Polizei eingeschritten und hatte die Ruhestörer mit den Waffen zer streut. Hierbei wurden zwei Personen aus der Menge und ein Polizeisoldat verwundet. 'Nach den neuesten Nachrichten herrscht in Coimbra wieder vollständige Ruhe. Auch nach aus Goa, wo ebenfalls Tumulte stattfanden, 'eingegangenen Nach richten ist dort die Ruhe vollständige wieder hergestellt. Die neuesten Nachrichten aus Lissabon und Oporto stellen die Lage in Portugal als äußerst bedenklich dar. Die Unzufriedenheit mit der Regierung wachse stündlich, während gleichzeitig die republikanischen Blätter die ungeheuerlichsten Vorwürfe gegen den König und seine Vorgänger richten, welche da» Land zu Grunde gerichtet hätten. Thatsächlich ist die Autorität der portugiesischen Regierung bereits erschüttert und es ist sehr zweifelhaft, daß das neue Ministerium unter Martens Ferao der Schwierigkeiten Herr wird. Ein Telegramm aus Chicago meldet, daß in der Nacht zum 29. September in einer der großen Räuchereien Feuer ausbrach, welches 7000 geschlachtete Schweine und eine große Menge gesalzenes Fleisch vernichtete. Die Löschmannschaften konnten sich kaum dem brennenden Gebäude nähern. Der an gerichtete Schaden soll 500000 Dollars betragen. Vaterländisches. Wilsdruff, 1. Oktober. Die schönen Festtage des Kantoren- und Organistenvereins sind vorüber, un sere lieben Gäste haben uns verlassen, das Alltagsleben ist wieder in seine Rechte getreten und läßt uns Muße, zurück zuschauen und das Ganze im Geiste noch einmal zu über blicken. Auf die fachmännischen Vorträge in der Hauptver sammlung können wir nicht näher eingehen, nur müssen wir erwähnen, daß die sorgfältigen und umfassenden Referate der beiden vortragenden Herren allgemeine Zustimmung fanden. In den drei Konzerten wurde uns geradezu Vorzügliches ge boten. Die Leistungen unserer Sängervereine und unseres Stadtmusikchors wurden von dem sachverständigen Au ditorium wiederholt durch reichen Beifall ausgezeichnet, und wir haben alle Ursache, den Mitwirkenden und besonders den drei leitenden Herren Cantor Hientzsch, Schuldirektor Gerhardt und Musikdirektor Jahn zu danken, daß sie die musikalischen Kräfte unserer Stadt in so würdiger Weise zur Entfaltung und Darstellung gebracht haben. In Fräulein Olga Gasteyer und den Herren A. Stenz und E. Höpner lernten wir her vorragende Künstler kennen, und es werden uns so vollendete Kunstleistungen, wie wir in ihnen zu bewundern Gelegenheit fanden, hier so leicht nicht wieder geboten werden. Der stür mische Beifall, der sie zu wiederholtem Hervortreten und trotz des reichen Programms zu Zugaben nöthigte, zeigt, daß wir mit unserer Bewunderung nicht allein standen. Auch die gediegenen Orgelvorträge der Herren Friedmar Töpfer und Max Birn und die herzergreifenden Sologesänge des Herrn E. E. H. Böhme und unserer Frau Kantor Hientzsch dürfen wir nicht unerwähnt lassen. Zu der geselligen Vereinigung hatten sich so viele Theilnehmer eingefunden, daß der große Saal im Hotel Löwe fast überfüllt war. Zuerst begrüßte Herr Bürgermeister Ficker den Kantoren- und Organisten- Verein mit herzlichen Worten, in denen er wünschte, daß es den Mitgliedern desselben nicht nur hier gefallen möge, son dern, daß auch durch ihre vereinten Arbeiten das geistliche und das weltliche Volkslied gepflegt und damit der Sinn für Harmonie wieder in die Kreise getragen werde, in denen sie zu schwinden begönnen. Er schloß mit einem Hoch auf den Verein. In seiner Erwiederung dankte der Herr Professor Wermann für die freundlichen Wünsche und ließ die so über aus gastfreundschaftliche Stadt Wilsdruff hoch leben. Nach dem Gesänge „Gott grüße dich!" rief Herr Kantor Hientzsch im Namen des Festausschusses, Herr Schuldirektor Gerhardt im Namen des hiesigen Lehrerkollegiums der Versammlung ein herzliches Willkommen zu. Hierauf besprach Herr Kantor Schmidt-Oberoderwitz in launiger Weise die Wilsdruffer Gast freundschaft und toastete auf den Vorsitzenden des Vereins, Herrn Professor Wermann, den er mit einem Weisel verglich. Dieser führte das Bild vom Bienenstöcke weiter aus und schloß mit einem Hoch auf die sächsischen Kantoren, die mit Bienenfleiß sammeln und eintragen was noch süßer ist, denn Honig und Honigseim, die deutschen Lieder, und deren Orga nisation in andern deutschen Ländern viel beneidet werde. Herr Kantor Hellriegel-DippoldigSwalde ließ die Jugend leben, welche die Gäste so freundlich empfangen und geführt hat. Und nun folgten Toaste aller Art, die wir unmöglich alle auch nur anführen können. Dazwischen kamen ernste und launige Vorträge, aus denen wir nur die vielen und reichen Gaben des Herrn Böhme hervorheben wollen, der u. A. eine köstliche Improvisation auf den Humor brachte. Letzterer waltete nun in herzerquickender und zwerchfellerschütternder Weise; mochte der Herr Professor der Logik seine unbestreit baren Sätze aussprechen oder das „Aewerlausitzer wilde Klee blatt" seine Witzfunken sprühen lassen, die um so Heller strahl ten, je mehr e» „auf die Kippe vom Montag auf den Dienstag" kam und welche die durch das gute Beispiel unterstützten Mahnungen des Herrn Vorsitzenden zur baldigen Heimkehr ungehört verhallen ließen. Und ob der endliche Aufbruch auch ein Heimgehen bedeutet, oder ob noch Mancher an bekannten scharfen Ecken festgehalten worden ist, das würden am besten die treuen Hauswirthinnen verrathen können, deren gewohnte Ordnung durch Nachtschwärmer gestört wurde. An dem ge meinsamen Mittagsmahle nahmen außer den Vcreinsmitglie- dern auch Vertreter der städtischen Behörde, Mitglieder des Festkomitees und mehrere Bürger der Stadt Theil. Der Herr Bürgermeister Ficker eröffnete die Reihe der Toaste mit einem Hoch auf Se. Majestät den König, Herr Schuldirektor Gerhardt toastete auf die Ehrengäste, Redakteur Berger auf den Kantoren- und Organistenverein u. s. w. Verursacht es bei solchen Gelegenheiten manchmal Mühe, die nöthigen Toaste zusammenzubringen, so trat hier der umgekehrte Fall ein, daß der Vorsitzende die Redeströme wiederholt durch Mah nungen zur Kürze und durch Bitten um Zurücktreten ein dämmen mußte, und so fand nicht nur der Körper, sondern auch der Geist der Theilnehmer reiche Nahrung. Dem Mahle folgte bei prächtigem Wetter ein gemeinsamer Spaziergang nach dem Bahnhofe, dem Schützenhause und dem Lindenschlößchen, und hierauf begaben sich die werthen Gäste mit ihren Wirthen und Wirthinnen zu dem Konzerte, das fast zu reich besucht war. Wie lange der nachfolgende Ball gedauert hat, kann Berichterstatter nicht verrathen, da er nach so vielen geistigen und leiblichen Genüssen mit den frischen Kräften im Klcbcn- bleiben nicht zu konkurriren vermochte. Es ist uns von den Herren Gästen viel und oft versichert worden, daß cs ihnen bei uns Wohlgefallen hat, und wir sind wiederholt ausdrücklich beauftragt worden, der hiesigen Bürgerschaft und ihren Ver tretern auch an dieser Stelle den herzlichsten Dank für die freundliche Aufnahme auszusprechen. Indem wir dies hier mit thun, rufen wir gleichzeitig unsern lieben Gästen ein herzliches Lebewohl in ihre Heimath nach und bitten sie, unsre Stadt und ihre warmherzigen Bewohner in gutem Andenken zu behalten und wünschen, daß die hier gepflogenen Verhand lungen und erhaltenen Eindrücke zum Wohle der Kirche und Schule und des gesammten Volkslebens wirken mögen. Es würde uns von Herzen freuen, wenn wir den Kantoren- und Organistentag über Kurz oder Lang wieder bei uns begrüßen könnten. — Heute richten wir an die Bewohner unserer Stadt wiederum eine herzliche Bitte und zwar für unsern „Frauen- verein", der für die Tage des 10., 11., 12. und 13. d. M. eine Ausstellung mit Verloosung zum Besten seiner Vereins kasse unternommen hat. Soll aber das Ergebniß der Aus stellung für die Kasse ein einigermaßen befriedigendes werden, so bedarf das Unternehmen sehr der Unterstützung des Publi kums ; mögen daher in den nächsten Tagen die frei willigen Gaben, welche zur Ausstellung und Verloosung ge langen sollen, recht reichlich cingehen und die Ent nahme von Loosen eine recht vielseitige sein; ebenso bitten wir, die Ausstellung selbst zahlreich zu besuchen, um auch dadurch das Unternehmen zu unterstützen. Wir sind gewiß, daß unser Appell an das geehrte Publikum kein vergeblicher sein wird. Im Uebrigen verweisen wir auch auf die heute nochmals zum Abdruck gelangte Bekanntmachung und Bitte des Frauen- vereins. — Am 1. Oktober, als dem Geburtstage des Testators, gelangten die Zinsen der Niednerstiftung, welche aus 5000 Gulden österreichischer Silberrente besteht, zur Verthei- lung. Es wurde davon 45 hiesigen Armen eine Unterstützung von je 4 Mark zu Theil. — Nächsten Dienstag hält der Gewerbeverein im Hotel zum Löwen eine öffentliche Versammlung ab und wird Herr Pastor vr. Schön berg-Weistropp über: Die Parteien im Reichstag einen Vortrag halten. Bei der Beliebtheit und Vorzüglichkeit des verehrten Herrn Redners steht eine sehr zahlreiche Betheiligung zu erwarten. — Die Postsckalter sind vom 1. Oktober ab allge mein im ganzen deutschen Reiche erst von 8 Uhr früh geöffnet. — Alte Wetterregeln für Oktober. Heller Oktober viel Wind im Winter. — Ist der Oktober kalt, macht er dem Raupenfraß im nächsten Jahr Halt. — Ist der Weinmonat warm und fein, kommt ein scharfer Winter hinterdrein. — Viel Irrlichter auf dem Moor, deuten auf einen schneereichen Vorwinter. — Sitzen die Blätter der Bäume fest, ein später Winter sich hoffen läßt. — Werden die Blätter bald welk und krumm, so sieh nach Deinem Ofen Dich um.— Oktober und März gleichen sich allerwärts. — Durch Oktobermücken laß Dich nicht berücken. — An Ursula (21.) muß das Kraut herein, sonst schreien Judas und Simeon (28.) drein. — Auf St. Gall (16.) muß die Kuh in den Stall. — Trägt der Hase lang sein Sommerkleid, ist die Kälte noch gar weit. — Meißen. Wie das Gerücht geht, beabsichtigt man im 18. Landtagswahlkreis — Meißen-Land Lommatzsch-Land rc. — den Geheimen Regierungsrath Amtshauptmann von Kirchbach um die Uebernahme der durch den Tod von Carlow itz's erledigten Kandidatur zum Landtage zu ersuchen. — Der Militärverein zu Kappel bei Chemnitz erhielt im Laufe dieses Jahres von dem Präsidium von „Sachsens Militärvereinsbund" die Weisung mehrere als Förderer und Anhänger sozialdemokratischer Bestrebungen bekannte Mitglieder auf Grund der Bundessatzungen aus dem Verein zu entfernen. Diese Anordnung wurde zwar durchgesührt, die bald darauf in andere Hände übergegangene Vereinsleitung machte aber diese Maßregel wieder rückgängig und beschloß den Austritt aus dem Bunde. Dieses Gebühren hatte zur Folge, daß dem genannten Verein die ihm als Bundesmitglied gewährten Rechte als Führung des Königlich sächsischen Wappens in der Ver einsfahne, Erlaubniß zum Tragen der Gewehre rc., entzogen und derselbe als des Protektorates Sr. Majestät des Königs verlustig gegangen erklärt wurde. An Stelle des ausge schnittenen Wappens ist eine Stickerei verschiedener militärischer Embleme in der Fahne angebracht worden. Daß aber ein solcher Verein, welcher der höchsten Ehren verlustig gegangen ist, auch bei den anderen Militärvereinen die Achtung ver loren hat, beweist folgender Fall: Am vorigen Sonntag fand bei dem Militärverein zu Altenhain die Weihe der neube schafften Fahne statt und fand sich außer vielen anderen Mi litärvereinen auch der Militärverein zu Kappel mit seiner Fahne bei diesem Feste ein. In Anbetracht der vorstehend geschilderten Vorkommnisse wurde aber der genannte Verein von zuständiger Seite darüber verständigt, daß feine Anwe senheit bei der Festlichkeit nicht angängig sei, und so mußte sich denn der mehrgenannte Verein entschließen, den Heimweg wieder anzutreten. — Infolge Vergiftung durch ein Gericht Pilze sind In Frankenberg 6 Persouen theils schwer, theils leichter er krankt, und zwar von der aus 8 Gliedern bestehenden Familie des Webers Zeidler Vater, Mutter und eine Tochter; sie be finden sich sämmtlich auf dem Weg der Besserung; 5 Kinder hatten von den Pilzen nicht gegessen. Das Ehepaar Weber, Mann und Frau, sind noch schwer krank. Der Kostgänger bei Webers, namens Lippmann, ist an dem Genuß der Pilze bereits verstorben. — Nossen. In dem Laden eines hiesigen Kaufmanns erschien am 27. September ein Herr, welcher sich für den Reisenden eines mit demselben in Geschäftsbeziehungen stehenden Hauses ausgab. Der nichts Arges ahnende Kaufmann über gab dem Reisenden auch 300 M>, die das betreffende Haus bei ihm gut hatte. Kurze Zeit, nachdem der Reisende den Laden verlassen, erschien der Vertreter eines anderen Geschäfts hauses, durch welchen bekannt wurde, daß man das Geld einem Betrüger eingehändigt haben mußte. Sofort wurde Alles in Bewegung gesetzt, den Betrüger zu verhaften, und wirklich gelang es auch, ihn in Meißen auf dem Bahnhofe im Coups 2. Klaffe zu erwischen. Nachdem der Gauner sich in Nossen gütlich gethan, war er mit Geschirr nach Voigtsberg gefahren; hier hatte er sich sein Geld umwechseln lassen und war dann mit der Bahn wieder nach Nossen zurück gereist. Von hier aus hatte er beabsichtigt, nach Dresden sich zu begeben. Glück licher Weise war er noch rechtzeitig genug in die Hände der Polizei gefallen. Auch das Geld hatte man fast vollzählig noch bei ihm gefunden. — Ein echter Bubenstreich ist am Sonntag in Neu dörfel bei Oelsnitz ausgeführt worden. Dort wurde Kirmes gefeiert und es war auch ein Carouffel aufgestellt. Dieses ist nun, während es unbeachtet war, mit Petroleum bestrichen und angezündet worden, wodurch es vollständig in Asche ge legt wurde. Man vermuthet, daß die Brandstiftung die That einiger übermüthiger junger Burschen gewesen ist, doch scheint man dieselben noch nicht erörtert zu haben. — Von dem Landgerichte Leipzig wurde ein sozial demokratischer Handarbeiter zu 2 Wochen Gefängniß verurtheilt wegen öffentlicher Aufforderung zur Begehung einer strafbaren Handlung. Der Betreffende hatte am Tage der Reichstags wahl in Schönefeld bei Leipzig an eine Schaar älterer Knaben die Aufforderung gerichtet, die studentischen Wahlgehilfen mit Steinen oder Knüppeln zu werfen. Die gerichtliche Abur- theilung des Falles erfolgte deshalb so spät, weil bei den zu ständigen Gerichten eine Meinungsverschiedenheit insofern vor lag, als die Staatsanwaltschaft im Verhalten des Betreffenden groben Unfug erblickte, während das Schöffengericht eine An stiftung zum Landfriedensbruch erkannte. — Ein Maurerlehrling aus Brückgen bei Senftenberg kam auf den wahnwitzigen Gedanken, sich von den Rädern eines auf der Strecke Lübbenau-Kamenz fahrenden Zuges die etwas langen Fingernägel abschneidcn zu lassen. Der junge Bursche legte sich platt auf den Boden und hielt seine Hände derart gegen die Schienen, daß die Nägel darauf zu liegen kamen. Kaum hatte die Lokomotive des Zuges die Stelle passirt, als der übermüthige Bursche auch schon ein fürchter liches Geschrei erhob und in Ohnmacht fiel. Die Lokomotive hatte ihm mit den Fingernägeln auch noch die Fingerspitzen abgefahren. Im Krankenhause kann der junge Uebermuth nun darüber nachdenken, ob cs zur Verschneidung von Finger nägeln nicht doch noch geeignetere Instrumente giebt als die Räder einer Lokomotive. Vermischtes. * Das Städtchen Groß-Umstad t (Odenwald) ist von einem furchtbaren Brande heimgesucht worden. Das Feuer brach am Sonnabend früh 10 Uhr aus und war am Sonntag früh noch nicht völlig gelöscht wegen des großen Wassermangels. Zwanzig Gehöfte mit Stallungen und zahlreichen gefüllten Scheunen sind abgebrannt. Menschen sind nicht verunglückt. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Unglück auf der elektrischen Trambahn. Aus Nom wird unterm 23. September gemeldet: Auf der von Fiesole zu Thale fahrenden elektrischen Trambahn, deren Eröffnung erst kürzlich stattgefunden hat, ereignete sich unweit Florenz ein großes Unglück. Der Zug war mit Leuten überfüllt, welche zu den anläßlich der Anwesenheit König Humberts in Florenz abzuhaltenden Festen reisen wollten. In Dozzi stürzte nun der Wagen aus dem Geleise; 50 Menschen wurden unter den Trümmern begraben, 6 davon blicben auf der Stelle todt, während gegen 40 mehr oder minder schwere Verwundungen davon trugen. Der König unterbrach auf die Hiobsbotschaft hin augenblicklich den gerade statifindenden Empfang und eilte nach den Spitälern, wohin Lie Verunglückten gebracht worden waren. Mit den Kindern dm Tod m den Fluchen gesucht. In der Lahn wurde die Leiche der Wittwe Himmelreich aus Marburg gelandet. Die Frau war mehrere Jahre nach Afrika verheirathet, von wo sie vor einigen Wochen, nachdem ihr Mann daselbst gestorben, mit ihren zwei Kindern von 6 und 12 Jahren nach Marburg zurückkchrte. Vor circa drei Wochen wurde sie von einem dritten Kinde entbunden. Körperliches Leiden und Sorgen für die Zukunft veranlaßten wohl die noch junge und geachtete Frau mit ihrem Säugling und dem 6 Jahre alten kleinen Mädchen den Tod in den Fiuchm zu suchen. Die Kinder sind nock nicht aufgefunden. * Der gute Johann. Ein betrunkener Hausknecht wird von seinem Herrn tüchtig durchgeprügclt. Nachdem der Herr sich entfernt hat, kommt der Kellner hinzu, der Augenzeuge war, und es entspinnt sich folgendes Gespräch. Kellner: „Aber, Johann, so durchprügeln ließe ich mich doch als so alter Kerl nicht; ich würde den Herrn verklagen, ich erbiete mich als Zeuge." Hausknecht: „Ach nee, da darf der Mensch nicht gleich so sein; morgen hat der alles wieder vergessen."